Wie werden Akkorde erstellt?

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Popowicz

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2. Juni 2013
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Hallo,

bei der Analyse eines Klavierstückes ist mir eben eine Frage eingefallen: Wie unterscheiden sich Akkorde (Vierklänge), die aus einer Oktave und zwei dazwischenliegenden Noten bestehen? Also zum Beispiel:
Was ist der unterschied zwischen dem Akkord C4 - E4 - G4 - C5 und dem Akkord C4 - E4 - A4 - C5?

Und wie "baut" man eigentlich Akkorde? Wenn ich z.B. ein einfaches Thema habe, z.B. a - d - a - e, und das Thema in einem Stück "weiter ausbauen" will - wie erstelle ich Akkorde aus diesen Noten?

Mit freundlichen Grüßen
Popowicz
 
Was ist der unterschied zwischen dem Akkord C4 - E4 - G4 - C5 und dem Akkord C4 - E4 - A4 - C5?
Das G und das A? Ersteres ergit dann hat C-Dur, Letzteres A-Moll.
Akkorde baut man nicht, man benutzt sie bzw. setzt sie kreativ ein.

Für Dein Beispiel (a-d-a-e) kommen diverse Kombinationen in Frage. Da musst Du schon wissen, was das Thema überhaupt sein soll. Daraus könnte man was trauriges oder was rockiges, einen Walzer....alles Mögliche machen und die entsprechend passenden Harmonien einsetzen.
Tipp: Suche mal im Forum nach "Komponierspiel". Da gabs jeweils 4 zufällige Noten als Vorlage, aus denen was gemacht werden sollte. Es sind völlig unterschiedliche Sachen heraus gekommen. Hören, analysieren, lernen.
 
Hallo,

bei der Analyse eines Klavierstückes ist mir eben eine Frage eingefallen: Wie unterscheiden sich Akkorde (Vierklänge), die aus einer Oktave und zwei dazwischenliegenden Noten bestehen? Also zum Beispiel:
Was ist der unterschied zwischen dem Akkord C4 - E4 - G4 - C5 und dem Akkord C4 - E4 - A4 - C5?

Und wie "baut" man eigentlich Akkorde? Wenn ich z.B. ein einfaches Thema habe, z.B. a - d - a - e, und das Thema in einem Stück "weiter ausbauen" will - wie erstelle ich Akkorde aus diesen Noten?

Mit freundlichen Grüßen
Popowicz

Je nach Epoche oder Genre gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Du kannst normale Dreiklänge in so genannten invertierten Stellungen spielen, wobei diese Stellungen je nach Kontext jedoch als eigener Akkordtyp gesehen werden, so dass ein anderer Ton als Grundton gilt. Akkorde zu systematisieren ist daher nicht so leicht möglich.

In traditioneller Musik werden Akkorde oft so gespielt dass sie einen klar erkennbaren Grundton haben. Dieser wird durch zusätzliche Töne im Sound voller gemacht (Dur-Dreiklang) oder farbiger gemacht (zum Beispiel mit None als Optionston.) Diesen Ansatz würde ich raten um Akkorde als harmonisches Material zu nutzen.

In einem Thema aus A, D, A und E etablierst du A als Tonika, also als Ruhepool. Mit D nutzt du Stufe IV, mit E Stufe V. Damit bleiben noch einige Stufen übrig: ii, iii, vi und vii°, also H-Moll, Cis-Moll, Fis-Moll und ein verminderter Gis-Akkord. Für zusätzliche Farbe kannst du die Sexten, Septimen oder Nonen als Optionston spielen. Die große oder kleine Version dieser Intervalle wählt man oft so, dass der zusätzliche Ton auf die Tonleiter der Tonika fällt.

Den Dreiklang mit Oktave zu spielen, wie in deinen Beispielen, ist unüblich. Eher verdoppelt man den Grundton im Bass. Das reibt weniger.
 
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schön dass du Popowic so eine ausführliche Antwort gibst aths, aber ihm raucht jetzt wohl der Kopf...
 
schön dass du Popowic so eine ausführliche Antwort gibst aths, aber ihm raucht jetzt wohl der Kopf...
Alle Einzelheiten dieser Materie in einen einzigen Beitrag zu packen, bringt etliche Köpfe zum Rauchen - auch den des Schreibers, der damit einige Seiten füllen kann, was natürlich ganz schön Zeit kostet. Eine gute Alternative ist es, bereits verfügbare Angebote zur Einführung in die Harmonielehre zu sichten und durchzuarbeiten, die es im Netz wie Sand am Meer gibt. Wie wäre es z.B. damit?: Einführung in die Harmonielehre

Die Autoren bilden ein bekanntes Pianistenduo, von denen man aus der Praxis für die Praxis lernen kann. Die Inhalte lernen und anwenden muss man natürlich selbst.

Viel Erfolg dabei und frohes Schaffen wünscht
Rheinkultur
 
Der verkürzte Dominantseptnonakkord bringt mich noch ins Grab ... Da kann ich spielen oder lesen was ich will, er ist zu komplex für mein Verständnis.

Auf der anderen Seite ist das das Interessante: Mit nur 12 Noten pro Oktave mühen sich seit Jahrhunderten die Profis ab und bringen immer wieder neue harmonische Konzepte zustande.
 
Der verkürzte Dominantseptnonakkord bringt mich noch ins Grab ... Da kann ich spielen oder lesen was ich will, er ist zu komplex für mein Verständnis.
In der von mir verlinkten Einführung sind die entsprechenden Informationen unter dem Punkt 3c nachzulesen. Der verkürzte Dominantseptnonakkord ist der ideale Akkord, um von einer Tonart in eine andere wechseln zu können.
 
Danke für den Hinweis.

Ich habe dazu einige Fragen:

Dort steht "Die Auflösungsspannung eines Dominantseptakkordes kann durch die Hinzufügung einer zusätzlichen großen oder kleinen None noch gesteigert werden." Das empfinde ich genau andersherum: Die None nimmt dem Dominantseptakkord Schärfe. Die Deutung ist laut Webpage "Die None tendiert abwärts zur Tonika-Quint". Das sehe ich ähnlich, die None würde gerne zur Oktave aufgelöst werden, doch das nimmt meinem Gehör nach Spannung raus und steigert sie nicht?

Anders gesagt, beim Dominantseptakkord klingelt der Tritonus in meinem Ohr, der die 3 und 7 klar leittönig wirken lässt. Mit der 9 kommt das Abwärtsstreben zur Oktave hinzu, was die Tritonsspannung etwas überdeckt. Wird der Dominantseptnon in der Praxis als Steigerung des Dominantseptakkordes genutzt, oder eher um mit der blumigen Farbigkeit der Nonvariante die Schärfe etwas zu mildern?

Die Website schreibt zum verkürzten Dominantseptnon- bzw. verminderten Septakkord "Der Akkord eignet sich daher für vielfältige Modulationen in entfernte Tonarten und ist wohl nicht zuletzt deshalb einer der beliebtesten Dreiklänge der Spätromantik." Ist das ein Schreibfehler? Es sind doch (auch in den Notenneispielen) Vier-, keine Dreiklänge.

Warum wird der verminderte Septakkord als verkürzter Dominantseptnonakkord mit kleiner None interpretiert? Der normale (leitereigene) Dominantseptnonakkord hat doch eine große None.

Die Website erklärt die Wirkung des verminderten Septakkordes mit enharmonischer Verwechselbarkeit der Noten und dass der Akkkord in den Umkehrungen seinen Aufbau nicht ändert. Wenn ich den Akkord notiert sehe, würde ich zwei Tritoni im Akkord sehen und daraus ableiten, dass die Noten leittönig nutzbar sind. Ist diese Deutung zulässig? Oder ist sie zwar technisch richtig, im Kontext aber unbedeutend? Oder sogar falsch?
 
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... könnte sich einer zu den Fragen äußern?
 
Warum wird der verminderte Septakkord als verkürzter Dominantseptnonakkord mit kleiner None interpretiert? Der normale (leitereigene) Dominantseptnonakkord hat doch eine große None.
weil ihm der Grundton fehlt, d.h. er besteht "nur" aus Terz, Quint, Sext und None (über dem fehlenden Grundton)

z.B.:
h-d-f-as --- hier fehlt das g als Grundton
d-f-as-ces --- hier fehlt das b als Grundton
f-as-ces-bbe --- hier fehlt das des als Grundton
gis-h-d-f --- hier fehlt das e als Grundton

daran siehst du auch, dass der Vierklang h(ces)-d(bbe)-f-as(gis) via enharmonischer Umdeutung auf vier verschiedene Grundtöne (g, b, des, e) bezogen werden kann

was die dominantische Wirkung eines Durdreiklangs mit kleiner Septime und großer None betrifft, so erfährt/spürt man das am besten beim hören: z.B. der "Rheingold-Akkord" in Wagners Rheingold, oder ganz exzessiv der Gebrauch von Septnonakkorden in Chopins zweiter Ballade.
 
Dort steht "Die Auflösungsspannung eines Dominantseptakkordes kann durch die Hinzufügung einer zusätzlichen großen oder kleinen None noch gesteigert werden." Das empfinde ich genau andersherum: Die None nimmt dem Dominantseptakkord Schärfe. Die Deutung ist laut Webpage "Die None tendiert abwärts zur Tonika-Quint". Das sehe ich ähnlich, die None würde gerne zur Oktave aufgelöst werden, doch das nimmt meinem Gehör nach Spannung raus und steigert sie nicht?
Die Steigerung besteht im Hinzufügen eines weiteren nach Auflösung strebenden Tones. Eine Dissonanz bleibt auch als auflösungsbedürftiger Spannungswert bestehen, wenn der Tonabstand über den Oktavraum hin ausgedehnt wird. Die None ist gewissermaßen die Summe von (konsonanter) Oktave plus (dissonanter) Sekunde. Die Stimmführungsregeln gelten weiter, gleichgültig, ob weite oder enge Lage gewählt wird.

Die Website erklärt die Wirkung des verminderten Septakkordes mit enharmonischer Verwechselbarkeit der Noten und dass der Akkkord in den Umkehrungen seinen Aufbau nicht ändert. Wenn ich den Akkord notiert sehe, würde ich zwei Tritoni im Akkord sehen und daraus ableiten, dass die Noten leittönig nutzbar sind. Ist diese Deutung zulässig? Oder ist sie zwar technisch richtig, im Kontext aber unbedeutend? Oder sogar falsch?
In enger Lage überlappen sich die beiden Tritoni, die dann als Übereinanderschichtung kleiner Terzen empfunden werden. In weiter Lage können sich zwei Tritoni ergeben, für die im Sinne meiner vorhin niedergeschriebenen Erklärungen dasselbe gilt: Die Auflösungsbedürftigkeit dissonanter Töne bleibt auch dann bestehen, wenn Oktavversetzungen erfolgen.

LG von Rheinkultur
 

weil ihm der Grundton fehlt, d.h. er besteht "nur" aus Terz, Quint, Sext und None (über dem fehlenden Grundton)

z.B.:
h-d-f-as --- hier fehlt das g als Grundton
d-f-as-ces --- hier fehlt das b als Grundton
f-as-ces-bbe --- hier fehlt das des als Grundton
gis-h-d-f --- hier fehlt das e als Grundton

daran siehst du auch, dass der Vierklang h(ces)-d(bbe)-f-as(gis) via enharmonischer Umdeutung auf vier verschiedene Grundtöne (g, b, des, e) bezogen werden kann
Ahhhh, das ergibt Sinn!

edit: Endlich ist mir die Sache klar. Danke.

was die dominantische Wirkung eines Durdreiklangs mit kleiner Septime und großer None betrifft, so erfährt/spürt man das am besten beim hören: z.B. der "Rheingold-Akkord" in Wagners Rheingold, oder ganz exzessiv der Gebrauch von Septnonakkorden in Chopins zweiter Ballade.
Ich habe mir auf Youtube eine Einspielung der Ballade von Zimmermann angehört und hielt einen Akkord für den Dominantseptnon. In der Paritur nachgesehen, es ist zu Beginn des 12. Taktes ein Fünfklang f-c'-g'-b'-e''. Umsortiert hätte man einen C7add11-Akkord. Etwas mit None habe ich nicht gefunden. Wenn ich den 7add9 am Keyboard probiere, wirkt er durchaus dominantisch, aber nicht so scharf wie ein normaler Durdreiklang mit kleiner Septime.





Die Steigerung besteht im Hinzufügen eines weiteren nach Auflösung strebenden Tones. Eine Dissonanz bleibt auch als auflösungsbedürftiger Spannungswert bestehen, wenn der Tonabstand über den Oktavraum hin ausgedehnt wird. Die None ist gewissermaßen die Summe von (konsonanter) Oktave plus (dissonanter) Sekunde. Die Stimmführungsregeln gelten weiter, gleichgültig, ob weite oder enge Lage gewählt wird.
Die Strebewirkung der None zur Oktave höre ich. Ich finde nur, dass dieser Effekt die quengelnde kleine Septime teilweise überdeckt. Mit zusätzlicher große None wirkt der Dominantakkord auf mich blumiger.

edit: Es sei denn, ich schlage die None etwas kräftiger an. Dann zittert praktisch der ganze Akkord. Goil.

In enger Lage überlappen sich die beiden Tritoni, die dann als Übereinanderschichtung kleiner Terzen empfunden werden. In weiter Lage können sich zwei Tritoni ergeben, für die im Sinne meiner vorhin niedergeschriebenen Erklärungen dasselbe gilt: Die Auflösungsbedürftigkeit dissonanter Töne bleibt auch dann bestehen, wenn Oktavversetzungen erfolgen.
Das mit den Terzen muss ich mir noch mal genau ansehen und anhören. Bislang habe ich den Trionus als eigenes Intervall gesehen und nicht als enharmonisch umgedeutete Terzschichtung.
 
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Ahhhh, das ergibt Sinn!

edit: Endlich ist mir die Sache klar. Danke.
gern geschehen :)

genauso ist es bei allen drei verminderten (verkürzten) Septnonakkorden -- ja, es gibt nur drei davon:
c-dis-fis-a
cis-e-g-b
d-f-as-h
sind zusammen alle 12 Halbtöne (3 x 4 = 12)
alles andere sind ja nur Umkehrungen

Ich habe mir auf Youtube eine Einspielung der Ballade von Zimmermann angehört und hielt einen Akkord für den Dominantseptnon. In der Paritur nachgesehen, es ist zu Beginn des 12. Taktes ein Fünfklang f-c'-g'-b'-e''.
f -- c-g-b-e
das ist ganz anders zu deuten: Orgelpunkt f im Bass mit dem D7 Akkord (c-e-g-b = C-Dur7)

hör dir lieber aus dieser Ballade das Notenbeispiel an, dort ist sehr deutlich die dominantische Wirkung des DurAkkords mir kleiner Septime und großer None zu hören (es ist gleich nach der Wiederkehr des ersten Themas, also nach dem ersten Presto con fuoco)
 

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  • Chopin Ballade II Dominantseptonakkorde.jpg
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Spielt er den Dominantnon als Vierklang, indem er einen Ton auslässt? Das Ähnlichste was ich in der Passage sehe, ist ein Ais-ais-c''-e''-g''-c'''. Deutet man das Ais zum B um, hätte man einen C-Dominantseptakkord, was im F-Dur-Kontext Sinn ergäbe. Nur sehe ich keinen Dominantseptnon. Entweder sind nur Vierklänge notiert, oder Akkorde welche einige Töne verdoppeln.
 
Nur sehe ich keinen Dominantseptnon. Entweder sind nur Vierklänge notiert, oder Akkorde welche einige Töne verdoppeln.
meinst du damit das Notenbeispiel in #13???

saperlot, in den Notenbeispiel, das ich angehängt habe, findet sich schon im 2. Takt der Akkord As-Dur 7 9 (mit den Tönen as-c-es-ges-b) der ganz korrekt und legal nach Des-Dur im 3. Takt aufgelöst wird!
 
Da sieht man wieder, wie schlecht ich Noten lesen kann. Ich hatte nur die vertikalen Übereinstimmungen betrachtet, ohne auf die Notenwerte zu gucken.
 

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