Wie übt Ihr am schnellsten auswendig?

  • Ersteller des Themas Klimperliese
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Nein, dem ist NICHT so. Ich bin seit 1970 aktiv in der deutschen Jazzszene tätig und kann dies wirklich nicht bestätigen.

In der Jazzszene! Natürlich! Deswegen sprach ich ja erst auch von "Jazzakkorden". In der klassischen Szene verwendet man im deutschsprachigen Raum die Funktionstheorie wie ich sie verstehe und Haydnspaß auch.

Ein Akkordsymbol muss für sich alleinstehend aussagekräftig genug sein. Du wirst beim Improvisieren nicht viel Zeit zum Überlegen haben, glaube mir.

Da gebe ich dir vollkommen Recht, deshalb habe ich ja auch am Ende geschrieben, dass ich beim Improvisieren die Akkorde selbstverständlich lieber in "Jazzbezeichnungen" lese.


Du musst hier ein bisschen Deinen Denkansatz ändern. Die VII Stufe steht als Dominantstellvertreter genauso wie die II Stufe als Subdominantstellvertreter. Im Jazz haben sich diese beiden Stellvertreterakkorde zum Teil verselbstständigt ohne dabei ihre Originalfunktion zu verlieren. Die Subdominante mit Sixt ajoutee heißt jetzt nun mal II-7 und der große verkürzte Dominantseptnonakkord heißt VII-7b5. An den Funktionen ändert sich dabei nichts.

Ist mir klar, aber damit erweitert man ja die Zahl der Akkorde unnötigerweise (auf 7, da 7 Stufen). Das Tolle an der klassischen Funktionstheorie ist ja, dass man nur drei Klänge, Tonika, Subdominante und Dominante plus deren Vertreter (Parallelen und Gegenklänge) benötigt.

Das ist durchaus möglich. Auch wenn es nicht sehr gebräuchlich ist können auch in diesem System natürlich Durchgangstöne gekennzeichnet werden.

Klar, wenn eines der Systeme nicht möglich wäre, wäre es ja erst recht Unsinn. Aber mir geht es ja darum, welches System bei welchen Zwecken den besseren Überblick verleiht.

@Maba: Dein Vorschlag ist vielleicht sogar eine gute Kompromisslösung. Ich habe noch keine praktischen Erfahrungen damit und enthalte mich deswegen mal einer Wertung.
 
Hi Guendola,

schön dass Du Dich einschaltest.
Ich glaube eine Schlichtung ist nicht notwendig. Ich kann Rappy's Gedankengänge voll nachvollziehen und habe absolutes Verständnis dafür.
Von meiner Seite aus spreche ich zunächst als Jazzer, wobei ich die klassische funktionelle Analyse genauso schätze. Von daher würde ich mich hüten auf einem System zu bestehen. Beide haben ihre vor und Nachteile und sind von daher gesehen voll gleichwertig.

Aber da Rappy ja schon erwähnt hat, selbst in Richtung Jazz (Musical) tätig gewesen zu sein, finde ich es angebracht aus meinem Erfahrungsbereich zu berichten.

BTW Das Minuszeichen als Symbol für die Molltriade ist sehr wohl gebräuchlich.
 
In der Jazzszene! Natürlich! Deswegen sprach ich ja erst auch von "Jazzakkorden". In der klassischen Szene verwendet man im deutschsprachigen Raum die Funktionstheorie wie ich sie verstehe und Haydnspaß auch.

Das ist mir schon klar. Aber wir befinden uns hier in einem offenen Forum das gleichwohl für alle Stilrichtungen da ist. Somit habe ich kein Problem etwas "Klassisches" mal etwas anders anzugehen. Das ist doch OK für Dich, oder?
 
Überhaupt kein Problem. Wie gesagt, ich bin mit solchen Akkordbezeichnungen im Jazz absolut einverstanden. Das einzige, wogegen ich mich wehre, sind enharmonische Umdeutungen auf einzelne Töne, die dann übermäßigte bzw. verminderte Intervalle enstehen lassen, die angeblich leichter zu lesen sind. Du hast mir zwar zugestimmt, dass ein H in einem Des7 Akkord nichts zu suchen hat, aber leider finde ich so etwas sehr häufig. Selten findet man einen Cis-Dur-Akkord (Cis-Eis-Gis, womit jeder gute Musiker wohlvertraut ist, denn die Dominante von fis/Fis tritt nicht allzuselten auf, und auf Anhieb am Notenbild erkennen und umsetzen kann) mit einem Eis (und nicht F) in moderner Unterhaltungsliteratur notiert.

Bei klassischer Literatur wie beispielsweise hier Bach halte ich nach wie vor die Bezeichnungen, die Haydnspaß vorgeschlagen hat, für üblich und sinnvoller.
 
In der Funktionstheorie kennzeichnet man die 7 meines Wissens nach zusätzlich, denn es ist doch keineswegs selbstverständlich, dass ein Akkord mit None immer die 7 dabei hat?
Wie gesagt, die Akkordsymbole C9 oder Cma9 beinnhalten automatisch die 7. Im ersten Falle die kleine und im zweiten Fall die große Septime. Frag' hier bitte nicht nach Logik. Das ist internationaler Standard.
Wenn Du eine Triade mit None, aber ohne Septime willst, dann schreibt man Cadd9.

Okay. Dann musst du aber, wenn sich der Vorhalt auflöst, den daraus entstehenden Akkord erneut hinschreiben oder?
Ja
 
In der Jazzszene! Natürlich! Deswegen sprach ich ja erst auch von "Jazzakkorden". In der klassischen Szene verwendet man im deutschsprachigen Raum die Funktionstheorie wie ich sie verstehe und Haydnspaß auch.

Sorry aber das ist jetzt aber völliger Blödsinn.

Ich bin in der klassischen und Jazzszene tätig, und ich habe noch nie (weder im Studium, beim Spielen mit Profis, auch international noch in einem meiner unzähligen Musik-Bücher) sowas wie dein > und < gesehen.

Und du verstehst noch immer nicht, dass wir von 2 verschiedenen Dingen reden:
1. Analyse (da ist die Funktionslehre die genauste)
2. schnell ein Stück intelligent auswendig lernen (da würde ich gern sehen, wenns einer schnelle und besser kann, der nicht die Jazzharmonik benutzt!)

Ich kann dir was verraten: Ich habe an der Theorieprüfung des Musikstudiums Generalbass-Spiel gehabt, ich hatte Analyse eines Bach-Chorals und ich hatte die Analyse des Menuetts eines späten Beethoven-Quartetts. Dieses habe ich komplett mit Jazzharmonik analysiert, um die Akkordfolgen mal aufzuzeigen (und was Beethoven da vorhaltsmässig und alterationsmässig so drauf hat). Da ich beim Choral eh gezeigt hab was Sache ist, war man begeistert. Zensur war super.

Und nochwas: Ich spiele schon sehr lange Klavier. Und ich spiele alle Programme auswendig. Grundsätzlich.
Aber ich habe noch nie T-S8-DD-etc gedacht. Bin ja nicht doof, ich übe doch nicht mehr d länger als nötig.

Ich denke Eb-Ab-F7etc. Natürlich ist das nicht vollständig, braucht es auch nicht. Ich will wissen was ich spiele, dazu reicht ein Link.

Ich lerne so extrem schnell auswendig und vergesse mit der Zeit sehr wenig.

Man kanns gerne machen wie man will. Es gibt einfach bessere und doofere Methoden, um schnell etwas nachhaltig auswendig zu lernen (und dann zu behalten).
 
Also das mit den > und < wundert mich doch sehr. Wie kennzeichnest du denn in der Funktionstheorie z. B. eine tiefalterierte Quinte?

Die Diskussion ist ja außerdem, wie du vielleicht nicht mitbekommen hast, zeitweise in eine Grundsatzdiskussion ausgeartet. Mir ist schon klar, dass es um zwei verschiedene paar Schuhe geht, wie ich auch vorhin geschrieben habe:

Klar, wenn eines der Systeme nicht möglich wäre, wäre es ja erst recht Unsinn. Aber mir geht es ja darum, welches System bei welchen Zwecken den besseren Überblick verleiht.

Funktionsbezeichnungen erklären auch die Zusammenhänge der Akkorde und machen es einem an klassische Kadenzbildung gewöhntem Musiker viel einfacherer, Akkordangaben zu verstehen und auch umzusetzen.
Meine Meinung (für den Zweck des Auswendiglernens ohne Harmoniekenntnisse mag die Jazzharmonik wirklich leichter geeignet sein, das gebe ich zu).

Und ich glaube dir ja, dass du ein spätes Beethovenquartett mit Jazzharmonik analysiert hast, aber du kannst mir nicht erzählen, dass das üblich ist.
 
Verschiedebe welten

ich glaube, dass es nicht schadet, wenn man mehrere Bezeichnungen richtig deuten kann. In den Noten, Lehrwerken findet sich auch alles mögliche

klein d - für d moll
Dm - D- usw.

C7+ - oder C y7 - oder Cmaj7 CM7 und noch mehr - aus dem Zusammenhang weiss man es ja doch.

Für Jazz _Sheet Music z.b. wie im den Real Books grlaube ich, dass die von Fred postulierte Schreibweise schneller, weil eindeutiger geht.

Im klassischen Bereich jedoch möchte ich immer die funktionen inbezug auf etwas dargestellt haben, auch wenn das manchmal schwierig ist. die Musik ist eben manchmal so kompliziert.

Im Jazz haben die Bezeichnungen Sinn, weil in dieser Musik Tonika und dominante usw. eigentlich ohnehin keinen Sinn mehr haben. Es ist beliebig, wo man sich aufhält, man muss nur genau wissen, wo man gerade ist. Die entfernung zu einer grundtonart wird nicht erlebt.

In der Klassik funktionieren diese Zusammenhänge. Die Entfernung von einem tonzentrum wird bewusst aufgebaut oder abgeschritten und die Näherung an diesselbe wir ebenso bewusst erlebt. Eine Modulation hat in der Klassik eine ganz andere Bedeutung. Sie erobert sozusagen ein neues Terrain, welches bestätigt werden sollte.

Im Jazz wird natürlich auch moduliert aber immer nur im Hinblick auf die allernächste Umgebung. Die aussage: we gonna play a tune in "A", heisst eigentlich nur, dass da auch mal irgendwann eine scale in a vorkommt.
 

Für Jazz _Sheet Music z.b. wie im den Real Books grlaube ich, dass die von Fred postulierte Schreibweise schneller, weil eindeutiger geht.

Im klassischen Bereich jedoch möchte ich immer die funktionen inbezug auf etwas dargestellt haben, auch wenn das manchmal schwierig ist. die Musik ist eben manchmal so kompliziert.

Irgendwie komme ich nicht mit. Die Akkorde sind eigentlich so etwas ähnliches wie der Generalbaß in der Orgelmusik. Die Funktionsanalyse ist doch ein ganz anderes Thema.

Im Jazz haben die Bezeichnungen Sinn, weil in dieser Musik Tonika und dominante usw. eigentlich ohnehin keinen Sinn mehr haben. Es ist beliebig, wo man sich aufhält, man muss nur genau wissen, wo man gerade ist. Die entfernung zu einer grundtonart wird nicht erlebt.

Auch hier bin ich nicht deiner Meinung. Es gibt genug tonale Jazz-Standards. Gerade beim Improvisieren ist es wichtig, die Funktion jedes Akkordes zu kennen. Nur so hat man dir passenden Skalen sofort parat. Dafür eignet sich die klassische Funktionstheorie überhaupt nicht.

In der Klassik funktionieren diese Zusammenhänge. Die Entfernung von einem tonzentrum wird bewusst aufgebaut oder abgeschritten und die Näherung an diesselbe wir ebenso bewusst erlebt. Eine Modulation hat in der Klassik eine ganz andere Bedeutung. Sie erobert sozusagen ein neues Terrain, welches bestätigt werden sollte.

Ich sehe nur einen Unterschied zwischen Jazz und Klassik. Die klassische Musik wird nicht imporvisiert. Warum in der Klassik andere Gesetze gelten sollten, sehe ich nicht. Ich höre klassische Musik genauso wie Jazz.

Ich denke, gerade komplexere Akkordfolgen lassen sich mit der klassischen Funktionstheorie schwer beschreiben:

|| Ebmaj7 | Em7 A7 | Abmaj7 | D7 | Gm7 | Dbm7 Gb7 | Fm7 | Bb7 || Ebmaj7

[MP3="http://matbal.ma.funpic.de/mp3/sub(ii-v).mp3"]diemp3datei.mp3[/MP3]

Jeder Akkord steht in eine Beziehung zu Eb-Dur. Nur, weil ich mich gerade mit sub(II-V) beschäftige. ;)

Gruß
 
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@ MaBa,

Deinem Beitrag #72 ist nichts hinzuzufügen, außer dass ich ihn gerne unterschreiben möchte. :) Danke.


@ Rappy,

wie gesagt, > und < wird bei Akkordsymbolen in Leadsheets nicht verwendet. Diese Zeichen kommen aber sehr wohl in der klassischen funktionalen Analyse vor und geben dort über die Qualität eines Intervalles Auskunft.

Möglichkeiten der Alteration bei Akkordsymbolen in Leadsheets gibt es hingegen Folgende:

sus2
sus4, #4
b5, #5
b6, 6
o7, b7, ma7
b9, 9, #9
11, #11
b13, 13
 
@klavigen: genau so habe ich es gemeint, danke.

In der Klassik und im Jazz gelten sehr wohl andere Gesetze. Im Jazz kann jeder Akkord, z. B. auch die Tonika, färbende Dissonanzen besitzen, die dann nicht mehr dazu da sind, eine Spannung herzustellen und folglich auch nicht aufgelöst werden müssen.

In der klassischen Funktionstheorie kann es z. B. niemals eine T7 geben, diese müsste sofort as eine dominantische Funktion erfasst werden.
Also ich spreche hier natürlich von Barock - Spätromantik.

@Fred: Ja, ich meinte ja die funktionale Analyse mit den Zeichen > <. Im Leadsheet gibt es die natürlich nicht.
 
In der Klassik und im Jazz gelten sehr wohl andere Gesetze. .
Das kann man so nicht sagen. Bedenke dass die Wiege der Jazzharmonik in der Spätromantik, bzw. im Impressionismus zu suchen ist. Alles ist funktional analysierbar, Avantguard und Freejazz natürlich ausgeschlossen.

Im Jazz kann jeder Akkord, z. B. auch die Tonika, färbende Dissonanzen besitzen, die dann nicht mehr dazu da sind, eine Spannung herzustellen und folglich auch nicht aufgelöst werden müssen. .

Alle Farbgebungen des Jazz sind schon in der Klassik des 19. Jahrhunderts zu finden, ohne Ausnahme. Und wenn wir schon beim Praeludium1WTK1 sind, auch dort hat sich ein ma7 sowohl auf der Tonika als auch auf der Subdominante eingeschlichen.
Einzig was beim Jazz wirklich neu dazu kam ist die „Bluesfärbung“. Aber auch die ändert an der funktionalen Analyse nichts.



In der klassischen Funktionstheorie kann es z. B. niemals eine T7 geben, diese müsste sofort as eine dominantische Funktion erfasst werden. .

Was meinst Du mit T7? Tension 7? Die 7 ist eigentlich keine Tension.
Ich habe jetzt kein Beispiel parat, da ich in der Klassik nicht so bewandert bin. Aber ich bin mir trotzdem sicher dass es in der Klassik die Wendung bVII7 ->I gibt. Das wäre z.B. ein Dominantseptakkord ohne Dominantfunktion.
Auch die IV Stufe kommt in der Klassik mit ma7 vor und wird dabei natürlich nicht dominantisch betrachtet.
 
Im Impressionismus, da stimme ich zu, aber finde mal bei Brahms oder Dvorak Septakkorde ohne dominantische Funktion (mit kleiner Sept wohlgemerkt).

Ein Septakkord mit kleiner Septime kann keine Tonika oder Subdominante sein, das wollte ich eigentlich sagen. Mit T meinte ich Tonika. Also T7(>) gibt es nicht (mit großer Septime sehr wohl) in der Klassik.

Einen bVII7 dürfte es in der Klassik nicht geben, jedenfalls ist mir keiner bekannt. Welche Funktion sollte denn ein B7 Akkord z. B. in C-Dur haben? In c-Moll wäre das dann ja ein Trugschluss, dann würde man aber den B7 noch auf Es-Dur beziehen und wäre somit die V. Stufe. Oder irre ich da gerade?
 
Warum in der Klassik andere Gesetze gelten sollten, sehe ich nicht. Ich höre klassische Musik genauso wie Jazz.

Ich denke, gerade komplexere Akkordfolgen lassen sich mit der klassischen Funktionstheorie schwer beschreiben:

|| Ebmaj7 | Em7 A7 | Abmaj7 | D7 | Gm7 | Dbm7 Gb7 | Fm7 | Bb7 || Ebmaj7

Zuerstmal will ich sagen, daß ich die Jazz-Akkordfolge bzw. Improvisation (nennt man das wirklich Improvisation?) superschön finde. Bei dem kleinen Streit über Akkord-Notation, der sich hier in diesem Thread entfacht hat, geht es aber wohlgemerkt nicht darum, welche Musik einem besser gefällt oder ob man ein Klassiker oder Jazzer ist, sondern welche Notation der jeweiligen Musik-Art angemessen ist. Die Jazz-Notation ist der Verwendung der Akkorde im Jazz perfekt angemessen. Ich bleibe allerdings dabei, daß sie einem Stück von Bach, Beethoven oder Schumann absolut unangemessen ist. Harmonik entwickelt sich in klassischer Musik aus der Stimmführung heraus. Beim Jazz sind die Akkorde zuerst da und sie werden figurativ ausgeschmückt. Für mich ist da ein fundamentaler Unterschied.

Daß Jazzmusiker klassische Musik anders hören als klassische Musiker glaube ich schon. Ich kann mir jedenfalls die Aussage, der einzige Unterschied zwischen Klassik und Jazz sei, daß letzterer improvisiert wird, nur so erklären.

Da tun sich Abgründe auf... :p

Gruß
Haydnspaß
 
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Im Impressionismus, da stimme ich zu, aber finde mal bei Brahms oder Dvorak Septakkorde ohne dominantische Funktion (mit kleiner Sept wohlgemerkt).

Beispiel Brahms, Hauptthema 2.Satz, 4. Symphonie.
Der Vorhaltston d ist die mixolydische Septime der Tonart E Dur. Im Zusammenhang mit dem Subdominantmollsextakkord (A-6) ergibt es einen D7 Sound. D7 ist die bVII Stufe von E Dur. Ich denke dass es noch weitere Beispiele gibt.


Ein Septakkord mit kleiner Septime kann keine Tonika oder Subdominante sein, das wollte ich eigentlich sagen. Mit T meinte ich Tonika. Also T7(>) gibt es nicht (mit großer Septime sehr wohl) in der Klassik.
Nächstes Beispiel:
Die Dursubdominante kann sowohl mit tiefalterierter Sexte (=Neapolitaner) als auch mit hochalterierter Sexte auftreten. Sie wird dann effektiv wie ein Dominantseptakkord klingen, aber keine Dominantfunktion haben.


Beispiel in C Dur:

Die Subdominante mit hochalterierter Sexte löst sich in den tonikalen C/E Akkord auf.

d#___e
c____c
a____g
f____e

Zu finden bei Schubert, „Des Mädchens Klage“


Einen bVII7 dürfte es in der Klassik nicht geben, jedenfalls ist mir keiner bekannt. Welche Funktion sollte denn ein B7 Akkord z. B. in C-Dur haben? In c-Moll wäre das dann ja ein Trugschluss, dann würde man aber den B7 noch auf Es-Dur beziehen und wäre somit die V. Stufe. Oder irre ich da gerade?

@ Rappy,
wenn wir Akkordsymbole gebrauchen, sollten wir die internationale Schreibweise berücksichtigen, will sagen B7 und Bb7 sind zwei Paar Stiefel.

Also zur Sache. Der Septakkord auf der tiefalterierten VII Stufe (=bVII) hat Subdominantmollfunktion, wird also in Moll-Dur als auch in Moll Tonart gebraucht. Er wird hergeleitet aus dem gleichnamigen Aeolisch und kann als Chordscale entweder Mixolydisch oder MM4 nehmen. Er kommt oft in Subdominantmollkadenzen vor. Z.B.:
|| C C/E | F Bb7 | C ||
Er hat in dieser Position keine Dominantfunktion. Er kann ausgetauscht werden durch Dbma7, D-7b5, F-6, F-7, Ab6 oder Abma7.
Ich bin sicher er kommt in der Klassik vor.
 
Abgründe

@Haydnspaß,

da stimme ich voll zu.

Die von Maba eingespielte Jazz-Sequenz klingt natürlich gut und ist in dieser form in allen möglichen Lehrbüchern des Jazz zu finden. Das ändert aber nichts daran, dass auch in diesem Kurzen Teil durch die ständige zusatzfärbung der Akkorde der bezug aug Es eben wesentlich weniger stark ist, als bei einem klassischen Stück in Es.

Es ist schon wirklich fundamental, welche Hörerwartungen ein- unddieselbe Sequenz bei unterschiedlichen Hörgewohnheiten auslöst.

Ich weiss, wo die wiege des Jazz ist und kenne BAch z.B, so gut, dass ich wohl alle Akkorde schon mal aufgespürt, selbst gespielt oder gehört habe. Desgleichen bei chopin, Schumann, reger und sonstwo. Der Unterschied ist der, dass eben etwas Dominantisches automatisch - ob durch unsere Sozialisation, die Schöpfung oder durch die musikalische Evolution - einen Marker hat, dass hier eine spannung entstanden ist, die nicht schmückendes Beiwerk ist, sondern langfristig oder auch in Bälde aufgelöst werden sollte. Passiert das nicht, entsteht sofort die Frage: Warum wird nicht aufgelöst?
Die Jazzer fühlen da was ganz anderes, eben keinen drang, hie was aufzulösen, sondern statt diesem natürlichen Drang nachzugeben setzen sie liebr noch einen drauf und improvisieren ganze Reihen weiterer Schmuckakkorde! - Auf diese Weise an Reizüberflutung gewohnt, müssen natürlich wieder stärkere Reize her und , die aber auch keine spannung erzeugen, jedenfalls keine zwingende, weil man sich eben an diesen Flow gewöhnt hat. Dies meine ich mit "beliebig". Dass in solchen Strukturen dann ein sauberer Triad als zickig gilt, lässt sich nachvollziehen, weil das Gefühl einer echten tonika nicht mehr erlebt wird.

Die stark alterierten Akkorde sind ja sinnvoll, aber in derartiger Häufung verwendet wie im Jazz empfind ich das inflationär. Der ständige Gebrauch stumpft ab, eben zuviel Süsses, zuviel Zierrat, zuviel Schminke.

und hier möchte ich mal den ersten "Abgrund" festmchen. Und deshalb werden diese Höhrerwelten wohl auch selten zusammenkommen.

Ein "Jazzakkord" bei Schumann ist noch was, das ist immer eine kleine Sensation.

In einem Jazztune ist das die Normalität, weshalb ich hier auch eine Einbahnstrasse konstatieren muss.

Klassisch gebildete Hörer können durchaus auch Jazz hören, aber sie hören ihn meist nicht richtig und deuten ihn deshalb folgerichtig als Unterhaltungsmusik.

Der Jazzman ist nicht mehr in der Lage, Klassik zu hören. er hat die Unschuld verloren. Er sucht ständig nach Reizen, die er gewohnt ist, die es da aber so nicht gibt. Un die kompletten Spannungen, die sich aufbauen, kann er nicht mehr nachvollziehen.

Im Präludium von BAch stellen solche Akkorde einmalige Ziel- oder Höhepunkte dar, die berechtigt und genau richtig plaziert sind. Ob der Jazzhörer die anfangs c-dur Akkorde mit der nötigen Hingabe rezipieren kann, stelle ich in Frage.
 
Beispiel in C Dur:

Die Subdominante mit hochalterierter Sexte löst sich in den tonikalen C/E Akkord auf.

d#___e
c____c
a____g
f____e

Zu finden bei Schubert, „Des Mädchens Klage“

Das ist ein wesentlicher Unterschied zu einem Septakkord. Dieser Akkord klingt nur auf sich allein gestellt genauso wie ein F7, im Zusammenhang hat er jedoch eine ganz andere Klangqualität! Das dis strebt nach oben und ein es würde nach unten streben.



|| C C/E | F Bb7 | C ||
Er hat in dieser Position keine Dominantfunktion. Er kann ausgetauscht werden durch Dbma7, D-7b5, F-6, F-7, Ab6 oder Abma7.
Ich bin sicher er kommt in der Klassik vor.

Hab ich noch nie angetroffen. Man könnte in aber auch als verkürzen Molldominant-Septnonakkord deuten, dann wäre er wieder einzuordnen.

Zu dem Brahmsbeispiel, muss ich mir mal im Zusammenhang angucken. Allerdings ist das Beispiel auch etwas unfair, denn der Satz steht ja in phrygisch.
 

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