Wie seid ihr zum Jazz spielen gekommen?

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Hallo,

ein paar Fragen an die Jazzspieler: Wie habt ihr angefangen? Was spielt ihr für Stücke? Was muss ich tun, um improvisieren zu können? Wie werde ich so gut wie Chick Corea und Bill Evans? :D

Ich hab bereits The Jazz Piano Book von Mark Levine gekauft, aber das hilft mir auch nicht wirklich weiter. Wie werde ich ein Jazzer? :D

Danke für eure Antworten.
 
Hallo Ubik,

Ich habe mich als Jugendlicher für Rockmusik interessiert, und war ganz besessen von Deep Purple und Co. Mit Zeit war mir das zu wenig abwechslungsreich bzw. kam der Jazzrock auf und das interessierte mich mehr. Es war Chick Corea mit der Formation "Retourn to Forever" und Billy Cobham, Herbie Hancock etc. die nun mein Interesse weckten. Das was zeitgleich unter Jazz verstanden wurde, war Free Jazz und war mir zu abgehoben bzw. ich verstand es nicht. Mir gefiel Boogie und Blues, aber auch Rags. Um zu meiner eigenen Musik zu finden habe ich Pentatonik rauf und runter gerasselt und mir selbst Harmonien und Skalen aus bekannteren Stücken herausgehört. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Das hinhören und versuchen die Harmonien und Skalen ohne Noten am Klavier zu reproduzieren. Von leichter zu schwerer - schön schrittweise. Danach beginnt man auch zu improvisieren.
Bei mir war das zumindest so.

LG
Michael
 
Na gut, Improvisationen raushören könnte ich mit viel Mühe auch. Aber die Harmonien nicht. Ich habe auch viel Jazz gehört, aber gebracht hat es mir nicht viel. Übrigens verehre ich Return To Forever auch genauso wie du :D
 
halo,

ich glaube, es ist hilfreich, wenn du mit blues beginnst. kennst du die bluestonleiter? pentatonik? ich würd mir dann ein playalong erstellen und beginnen dazu zu spielen. allenfalls hast du die möglichkeit, in einer gruppe, mit schlagzeug, bass, allenfalls einem weiteren harmonieinstrument zu üben. einfach ausprobieren. was dir gefällt übernimmst du.

dann ist es sicherlich auch hilfreich, viel jazz zu hören, auch um die ternäre phrasierung zu erlernen.

ich kann dir jazz parnass von manfred schmitz empfehlen, kleine übungen, meistens ternär phrasiert.

jo. allenfalls in jam-sessions vorbeischauen, und mit der zeit einmal mitspielen.

lg

lou
 
hey lou,

ich will ja nicht daran zweifeln, dass das ein fundierter Ratschlag von dir ist; allerdings kann es sicherlich bei der praktischesn Umsetzung haken.

denn man muss erstaml eine Gruppe finden, mit der es sich musizieren lässt!!! dann sollten die Musiker auch selbst was drauf haben.

Den Tipp mit dem Playalong find ich interessant. Ich hab noch nie zu Playalongs gespielt (werd ich wahrscheinlich auch nicht), aber ich denke, man muss doch sehr vorsichtig sein, dass man das Musizieren und die musikalische Entwicklung nicht zu sehr einschränkt (weil das Playalong dann die Rolle eines Metronoms übernimmt, und sich Playalong und Musiker nicht verständigen)
 
Hat in der Ecke der Klavierlehrer jemand mal nach Playalongs gefragt. Die Reihe von Aebersold ist ganz praktisch für den Jazzeinstieg. Die machen richtig Spass und klingen auch noch gut. ;-)

https://www.clavio.de/forum/klavierlehrer-forum/8989-play-alongs.html

Ansonsten kann ich dir Mark Levine empfehlen. Nicht zu vertheoretisiert und sehr praktisch orientiert. Wieso du damit wenig anfangen kannst, weiss ich jetzt nicht direkt?

Er hat zwei Super Bücher. Ein Pianobuch und ein Theoriebuch. Beide eigentlich vollgestopft mit Grundlagen. Vergiss mal alles andere. Wenn du praktisch Fuss fassen willst, dann finde ich Aebersold und Mark Levine die beiden einzigen Quellen von Wissen, die vieles einfach gleich auf den Punkt bringen ohne grosses Blablabla.

Ausgeschriebene Partituren von Oscar Peterson oder Bill Evans machen auch sehr viel Sinn. Da lernt man dann die Feinheiten, die in keinem Leadsheet stehen.

Wenn dich Bebop interessiert, dann gibts das hier, was eigentlich ganz ok ist:
http://www.amazon.de/Bebop-Jazz-Pia...=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1260221753&sr=8-2

Bebop ist sehr universal und bildet fast in allen Jazzrichtungen mehr oder weniger die Grundlage bei der Improvisation.
 
hey lou,

ich will ja nicht daran zweifeln, dass das ein fundierter Ratschlag von dir ist; allerdings kann es sicherlich bei der praktischesn Umsetzung haken.

denn man muss erstaml eine Gruppe finden, mit der es sich musizieren lässt!!! dann sollten die Musiker auch selbst was drauf haben.

Den Tipp mit dem Playalong find ich interessant. Ich hab noch nie zu Playalongs gespielt (werd ich wahrscheinlich auch nicht), aber ich denke, man muss doch sehr vorsichtig sein, dass man das Musizieren und die musikalische Entwicklung nicht zu sehr einschränkt (weil das Playalong dann die Rolle eines Metronoms übernimmt, und sich Playalong und Musiker nicht verständigen)


hallo chris. was schlägst denn du vor chris? was würdest du empfehlen?
 
Kennst du die bluestonleiter? pentatonik?

Ja, kenn ich schon seit Jahren. Nur wirklich jazzen kann man damit nicht.

ich würd mir dann ein playalong erstellen und beginnen dazu zu spielen.

Womit kann ich Playalongs erstellen? Ich habe sämtliche Aebersold CDs auf dem PC. Nur: Ich verstehe einfach die Harmonisation nicht, wie ich zum Beispiel ein Dm7-G7-Cmaj7 interessant gestalte und nicht nur die Standardakkorde dazu greife.

allenfalls hast du die möglichkeit, in einer gruppe, mit schlagzeug, bass, allenfalls einem weiteren harmonieinstrument zu üben. einfach ausprobieren. was dir gefällt übernimmst du.

Ja, die Möglichkeit habe ich. Trotzdem weiß ich nicht wie ich Harmonien erstelle und improvisieren kann.

dann ist es sicherlich auch hilfreich, viel jazz zu hören, auch um die ternäre phrasierung zu erlernen.

Das mache ich. Nur viel gebracht hat es mir auch nicht. Aber: Was ist "ternäre" Phrasierung?
 
Blues und Pentatonik waren in den Siebzigern und späten Sechzigern unter anderem wieder schwer im kommen. ;-)
Die Behauptung auf zu stellen, dass diese Tonleitern nicht zu gebrauchen sind, stimmt jetzt so nicht direkt. Pentatoniken verwendet man viel in Verbindung mit Quartenakkorden.

=> http://www.modaljazz.com/theory4.html

Maiden Voyage von Herbie Hancock ist so ein Klassiker:
 
Das mache ich. Nur viel gebracht hat es mir auch nicht. Aber: Was ist "ternäre" Phrasierung?
Ternär heisst die Schläge sind generell durch drei teilbar. Guck mal nach Triolen. ;-)

Du hast in einer Zähleinheit anstatt zwei Schläge beispielsweise drei.

eins und zwei und drei und vier und
1--------2--------3--------4-------

wären insgesamt in einer Zähleinheit immer zwei Schläge mit der Zähleinheit mit gerechnet. Die Zähleinheit gibt nur ein bestimmtes Metrum vor und wird meistens mit Zahlen ausgesprochen. In diesem Beispiel handelt es sich um eine binäre Zähleinheit.

Ich hab das ternäre ganz früher mal mit Silben (Unterteilung von Lauten) gelernt:
Aus dem Wort: Taketi wurde: ta - ke - ti

ta-ke-ti-ta-ke-ti-ta-ke-ti-ta-ke-ti
1--------2--------3-------4------


Jetzt musste nur noch die Laute zählen. Bei der ternären hast du drei Laute. Bei der binären nur zwei. Jetzt sollte der Unterschied einleuchten.

So die schuldoof Variante für kleine Jungs und Mädels.
Das gute daran, jeder kapiert sie. :D

PS: beim Jazz lässt du jetzt im Swing die zweite Triole immer weg! Dann kriegst du den typischen Swing. ;-)
Gesprochen: ta---ti-ta---ti-ta---ti-ta---ti-ta---ti-ta...
 

Womit kann ich Playalongs erstellen? Ich habe sämtliche Aebersold CDs auf dem PC. Nur: Ich verstehe einfach die Harmonisation nicht, wie ich zum Beispiel ein Dm7-G7-Cmaj7 interessant gestalte und nicht nur die Standardakkorde dazu greife.

kennst du band in a box? find ich ein gutes programm, um playalongs zu erstellen. dort kannst du die akkordsymbole eintippen, die stilistik wählen, drum bass modifizieren....etc, kostet etwa 130euro, vielleicht findest du auch eine billigere version, oder kannst dir eine kopie erstellen von jemandem.
oder dann eben zu aebersold spielen.
du sprichst einen interessanten punkt, die harmonisation an. erzähl dir gerne einmal davon. ist ein sehr grosses gebiet. eine welt für sich.
worauf ich hinaus will: harmonisation, häufig betrifft das die linke hand, ist ein teil. ein weiterer teil ist das improvisieren von melodien, vorerst mit der rechten hand. das kannst du gut zu einem play-along machen, lass einfach mal die harmonisation weg. spiel vielleicht zu einem bluesschema. nimm eine dir bekannte melodie und beginne diese zu variieren. ändere den rhythmus, verändere töne, verändere die dauer der töne, füge weitere töne hinzu, nimm töne weg, spiele die melodie in einer anderen lage, gestalte sie dynamisch anders.

freundliche grüsse
 
ta-ke-ti

gefällt mir. werd ich im unterricht verwenden.
:D Obergrins mal wieder. Super! Für das binäre gabs auch was lustiges. Müsste aber in dem alten Rhythmikbuch nach gucken gehen. Da hats auch Anleitungen zum Klatschen usw.

Am besten kann ich mir das mit einem Drumcomputer vorstellen:

drumcomputer.jpg


Hörprobe: http://kiwi6.com/upload/hotlink?id=gv01f2zv

Ternär hat dann halt drei (Triolen) oder sechs (Sextolen) Unterteilungen zwischen den Zählzeiten. ;-) In diesem Beispiel siehst du normale Sechzehntelnoten zwischen den Zählzeiten. 16 weil es 16 Schläge im ganzen Takt sind. :D
 
du sprichst einen interessanten punkt, die harmonisation an. erzähl dir gerne einmal davon. ist ein sehr grosses gebiet. eine welt für sich.

Ja, genau diese Welt verstehe ich nicht. Melodien höre ich innerlich und kann sie singen und dann auf dem Klavier spielen. Das ist ja nicht das große Problem. Aber wie ich die passenden Akkorde dazu finde, das weiß ich nie so genau. Bei mir hört es schon bei einer II-V-I Verbindung auf. Ich verstehe halt nicht, wie ich z. B. einen Gm7 - C7 (oder von mir aus auch was anderes) interessant harmonisieren kann. Ich kann ja die Töne G B D F und G B C E spielen, aber das klingt langweilig. Versteht ihr, was ich meine?
 
Schau mal in das Kapitel der Voicings in Mark Levines Piano Buch!
Die hinteren Kapitel sind sehr aufschlussreich. Das gibt es gleich mehrere Kapitel über Voicings und wie du eine II-V-I harmonisieren kannst.


- Tensions (9,11,13)
- Alterationen (b9, #9, #11, b13,) über Dominantakkorde
- Tritonussubstitution
- Quartenakkorde
- chromatische Annäherung
...

da gibt es unmengen an Material in diesem Buch. ;-) Liess dich mal von vorne bis hinten durch.
 
Frage an Dich: hast Du schon angefangen? Wenn ja, kann man mal etwas von Dir hören, um sich ein Bild zu machen wo Du stehst? Das wäre auf jeden Fall sinnvoll, denn so können wir Dir viel zielgerichteter Tipps geben.

Zum Anfangen nimmt man meist nur kurze 2- oder 4-taktige Akkordprogressionen, denn das Wichtigste ist das Beibehalten eines durchgehenden Rhythmus. Wenn man zu sehr auf die Harmonien fixiert ist, bleibt der Rhythmus auf der Strecke.
Gerade bei Musikern die von der Klassik kommen ist dies meist das größte Problem - zu begreifen, dass Jazz in erster Linie rhythmisch orientiert ist.

It Don't Mean a Thing (If It Ain't Got That Swing)


Was muss ich tun, um improvisieren zu können?
Üben - und zwar das Richtige und das nicht zu wenig und alles "in time"!


Was muss ich tun, um improvisieren zu können?
Singen! Beim Spazierengehen. Versuche immer über ein vorgegebenes Harmonieschema zu singen - mit Tonnamen (do re mi oder c d e). Versuche dabei immer die Kontrolle zu behalten, d.h. singe nur die Töne, die Du auch bewußt der Tonart zuordnen kannst.
Singe bekannte Volkslieder und stelle Dir im Kopf die Noten dabei vor. Versuche danach etwas zu variieren.
Singe Akkordbrechungen, vorzugsweise die gebräuchlichsten 4-Klänge, aufwärts und abwärts.
Wie werde ich so gut wie Chick Corea und Bill Evans?
Das fragst Du am besten Deine Großmutter.
Ich hab bereits The Jazz Piano Book von Mark Levine gekauft,
Da dieses Buch mehr oder weniger eine theoretische Abhandlung ist und wenig Praxisbezug hat ist es für Dich, was das Spielerische betrifft, im Moment weniger interessant. Nimm das Buch als Morgen-Lektüre und mache Dir Gedanken über das darin Gesagte. Du wirst es später dringend brauchen.
Die Frage könnte doch auch lauten: wie werde ich Musiker? Dazu musst Du ein Bedürfnis haben Dich mit Hilfe Deines Instrumentes mitteilen zu wollen. Dieses Bedürfnis kommt aus dem tiefsten Inneren und hat auch viel mit Hingabe zu tun.


PS
Ich weiß, dass es genau über dieses Thema schon -zig Threads hier im Forum gab. Sie hatten alle eins gemein: sie sind alle im Sande verlaufen. Hoffen wir, dass es dieses Mal etwas anders läuft. ;)
 
Frage an Dich: hast Du schon angefangen? Wenn ja, kann man mal etwas von Dir hören, um sich ein Bild zu machen wo Du stehst? Das wäre auf jeden Fall sinnvoll, denn so können wir Dir viel zielgerichteter Tipps geben.

Das einzige was ich spielen kann, ist von Duke Ellington Satin Doll und Don't Get Around Much Any More und zwar nach Noten (peinlich! :D). Mehr kann ich nicht. Ich kann auch noch eine II-V-I Verbindung spielen und dazu vielleicht ein paar zusammenhangslose Noten trällern, aber dabei endet es schon.
 
Hi Ubik,
bist Du dabei?
Ich frage deswegen, weil bisher alle Fragesteller bei konkreter Anwendung ausgestiegen sind.
Darauf habe ich keinen Bock mehr. :-))
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Bei einer der schönsten Sachen auf dieser Welt. :D

OK.

Zunächst muß Du Dich 100% auf den Rhythmus konzentrieren.
Als Pianist bist Du Teil der Rhythmusgruppe!

Die rhythmischen Schwerpunkte liegen im Jazz bei einem 4/4 Takt auf den Taktschlägen 2 und 4. Damit Du das als Pianist körperlich verinnerlichst, rate ich Dir die 2 und 4 mit dem linken Fuß zu markieren.

Wie Heglandio schon sagte, wird im Jazz fast immer alles ternär gespielt.
Auch wenn die Noten binär notiert sind.
Dieser Effekt betrifft allerdings nur die Achtel und nicht die anderen Notenwerte.

Zum Einstieg nun eine kurze Übung. ->Exercise#1

Harmonischer Ablauf:
C6 = Tonika
A-7 = Tonikaparallele
D-7 = Subdominantparallele
G7 = Dominante

Die Voicings wählte ich so, dass ein Voicing immer für 2 Harmonien gilt. Das funktioniert, da der Bass die entsprechenden Grundtöne darunter legt. Uns hilft es, da wir auf das Notwendigste reduzieren, um das Wichtigste, den Rhythmus, zu üben.
Es geht also zunächst nur um die linke Hand. Um Drive zu erzielen habe ich die Akkorde immer um ein Triolenachtel vorgezogen. Die Harmonie die auf die Eins kommt, wird also schon im vorangehenden Akkord auf die letzte Triolenachtel der Vier gespielt.
Wenn Du nun Fuß und Linke rhythmisch zusammenfasst, sieht das graphisch so aus. Dieses Pattern musst Du unbedingt verinnerlichen. Übe es bis zum Abwinken. :D
Wenn Du firm bist in dieser Figur, melde Dich, dann geht's mit der Rechten weiter.
 

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