Wie findet man einen guten Flügel oder ein gutes Klavier?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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Als ich Christian damals auf seiner Flügelsuche begleiten durfte - und wir auch bei Kawai in Krefeld waren - war mir nicht bewusst, welche Mechaniken in den SK verbaut werden. Mir ist - neben den schönen Klängen - das wunderbar gleichmäßige Spielgefühl der Flügel in sehr positiver Erinnerung. Das gleiche gilt für Christians SK und ich bedaure es, dass ich damals nicht in seinen Flügel geschaut habe, als ich die beiden besuchen durfte.

Dass die Stimmhaltung positiv beeinflusst wird, je wenig Holz im Flügel verbaut wird, kann ich gut nachvollziehen (auch als Physik-Dummi). Für Puristen ist "Plastik" im Flügel aber vermutlich ein Sakrileg.
 
Dass die Stimmhaltung positiv beeinflusst wird, je wenig Holz im Flügel verbaut wird, kann ich gut nachvollziehen (auch als Physik-Dummi).
Das gilt nur für Holz in der akustischen Anlage. Wenn sich der Resonanzboden anders wölbt oder die Stimmwirbel nicht ordentlich im Stimmstock sitzen, wirkt sich das auf den Klang aus. Aber das Material der Tasten und der Mechanikteile ist für die Stimmhaltung irrelevant. Wenn das Holz dort arbeitet, kann das durchaus spürbare Auswirkungen haben, aber nicht auf die Stimmhaltung.
 
Wenn sich der Resonanzboden anders wölbt oder die Stimmwirbel nicht ordentlich im Stimmstock sitzen, wirkt sich das auf den Klang aus.

Warum werden Resonanzboden und Stimmstock nicht auch aus einem anderen Material hergestellt, das sich besser auf die Stimmhaltung auswirkte? Weil nur ein Stimmstock aus Holz den hohen Saitenzugkräfte standhalten kann? Und ein Resonanzboden aus (z.B.) Carbon nicht die gewünschten Auswirkungen hätte?
 
Dann frage ich mich, warum Shigeru Kawai nicht auch den Resonanzboden aus Kohlefaser herstellt.

Den Herstellern von Dampp Chaser, Venta & Co. würden solche Flügelbauteile allerdings nicht gefallen.
 
Warum werden Resonanzboden und Stimmstock nicht auch aus einem anderen Material hergestellt, das sich besser auf die Stimmhaltung auswirkte? Weil nur ein Stimmstock aus Holz den hohen Saitenzugkräfte standhalten kann? Und ein Resonanzboden aus (z.B.) Carbon nicht die gewünschten Auswirkungen hätte?
Da gab es schon Versuche - Micha selig hatte da mal was gepostet, ein Holzfreier Stimmstock mit Gegengewinde.

Hat sich aber alles ned bewährt.

Natürlich experimentiert man noch mit allen möflichen herum, auch Stimmstock aus Aluminium hab ich schon erlebt - Stimmhaltung gleich null.
 

Und selbst wenn sollten die sich gut drucken lassen.
Das ist nicht als Scherz gemeint, sondern kann für Klavierbauer ein interessanter Ansatz sein.
Es gibt zunehmend Hersteller, die geben Konstruktionsdateien genau für diesen Zweck frei.
Meinst Du, dass man ggf. notwendige "Ersatzteile" dann im 3D-Drucker nachdrucken könnte?
Den Gedanken, "was mache ich, wenn an einem Carbonteil was kaputt geht??" hatte ich auch schon.

Auf jeden Fall vielen lieben Dank für Eure Beiträge und die ganze Diskussion. Eigentlich bin ich für Innovation beim Klavierbau offen. Von meinem Yamaha-E-Piano bin ich z.B. immer noch, nach fast 14 (?) Jahren, begeistert (es ist ein Clavinova CVP-307c, damals als Auslaufmodell in einer unbeliebten Holzfarbe zum Supersonderpreis erstanden). Da könnte man auch die Nase rümpfen über das "E-", aber das Teil ist einfach mega gut. Von daher... warum sollte es nicht auch im "analogen" Klavierbau irgendwann eine technisch sinnvolle Innovation geben? Man muss nicht immer beim Alten bleiben.

Andererseits... sagt mir der Werkstoff "ABS Carbon" wenig bis nichts. Dazu muss ich mich noch schlau machen, nur wie und wo?

Der Shigeru Kawai hatte ein sehr angenehmes Spielgefühl, was nicht bedeutet, dass die Tasten sehr "leicht" runtergehen. Aber sie gehen geschmeidig runter, und ich finde sie gut zum Üben geeignet. Der Klang ist samtig, aber auch glockenhell (im Diskant). Im tiefen Bereich machen die Töne für meinen Geschmack bei leisem Spiel ein bisschen zu sehr "klong" statt "kling". Andererseits ist gerade das "klong" z.B. für Rachmaninoff sehr passend. Für Beethoven wäre das "kling" von Bechstein besser geeignet.

Den Anschlag auf einem Shigeru fand ich angenehmer als auf einem normalen Kawai Flügel. Bei den normalen Kawais gehen die Tasten schon recht schwer runter. Zum Üben vermutlich ideal, aber ich will ja auch spielen und nicht nur üben.

Zu denken gibt mir, dass mir ein Klavierbauer gesagt hat, dass er recht viel mit Reparaturen an Kawai-E-Pianos zu tun hat. Ich solle lieber einen Yamaha nehmen, da wären die Erfahrungswerte einfach besser.

Deutsche Hersteller (Bechstein und Co.) scheiden wegen des hohen Preises eigentlich aus. Einen gebrauchten Bechstein habe ich zwar im Auge (gehabt), aber der ist mir vom Ton her zu hell und zu hart. Im Wohnzimmer würde das ziemlich knallen. Auch habe ich eine Skrjabin-Etüde darauf gespielt und fand, dass es furchtbar geklungen hat. Auf dem Shigeru hat die Etüde sehr gut geklungen. Auch Rachmaninoff klang auf dem Shigeru in meinen Ohren sehr gut, ebenso auch Bach (Bach mag ich auf dem E-Piano kaum spielen, weil er dort so einfältig klingt).

Bleibt also Yamaha mit dem Klang, den ich schon vom E-Piano her kenne (wobei auf dem E-Piano natürlich der supermegalange Flügel "erklingt", und kein 1,80 m-Teil), oder eben ein Shigeru Kawai. Was mir auch noch ganz gut gefallen hat, war ein Petrof-Flügel (toller Klang, angenehmer Anschlag, ähnlich wie Shigeru), aber der war nur 1,67 m (?) lang und im Bass klang der, vermutlich wegen der Kürze, wirklich nicht gut, leider.
 
Längst Standard. CF-verstärktes Filament bekommste an jeder Ecke und lässt sich selbst auf den meisten Billigdruckern gut verarbeiten. Als Trägermaterial würde ich sogar zu was Besserem als ABS greifen.
Sind die Fasern dann regellos im ABS verteilt? Am Anfang des GFK-Bootsbaus hat man die Harz-Glasfasermasse in die Form gespritzt. Später hat man dann dann die Glasgwebe in Lastrichtung von Hand in die Form gelegt, was bezogen auf das Gewicht zu einer höheren Festigkeit geführt hat.
 
Ein Problem von ABS scheint die mangelnde UV-Beständigkeit zu sein:

"Schwächen finden sich vor allem in der niedrigen UV-Beständigkeit, die dazu führt, dass ABS schnell vergilbt und unter zu langem UV-Einfluss auch spröde wird." https://www.filamentworld.de/3d-druck-wissen/was-ist-abs/

Wenn der Flügeldeckel offen ist, kommt UV-Licht dran, und dann ...?
 
Mal eine andere Frage: Was ist von "Bechstein Academy" im Vergleich zu "Bechstein Concert" zu halten?
 
Meinst Du, dass man ggf. notwendige "Ersatzteile" dann im 3D-Drucker nachdrucken könnte?
Genau! Mir gefällt auch die Idee, wenn sich ein Klavierbauer z.B. ein kleines, eher seltenes oder spezielles Teil mit Versandkosten und evtl. langen Lieferzeiten eben mal schnell konstruieren und drucken kann, um im Projekt weiterzukommen.
Aber auch für selbst erstellte Arbeitshilfen ist das gut zu gebrauchen. Ich hätte als Klavierbauer auf jeden Fall sowas.

Ein Problem von ABS scheint die mangelnde UV-Beständigkeit zu sein
Genau deswegen habe ich oben geschrieben, dass ich besseres Material verwenden würde, z.B. ASA, Nylon, PC (wenn das noch wirtschaftlich ist). ASA z.B. lässt sich wesentlich besser drucken als ABS und hat dazu bessere Eigenschaften.
Wenn der Flügeldeckel offen ist, kommt UV-Licht dran, und dann ...?
Wobei man dazusagen muss, dass auch das ABS die Eigenschaften des Carbon miterbt (ABS-Carbon sollte letztendlich also auch UV-beständig sein).
Sind die Fasern dann regellos im ABS verteilt?
Ja. Das dürfte bei den originalen Spritzgussteilen aber nicht anders sein. Das von Dir erwähnte Verfahren gibt es ja auch mit Carbonfasermatten (Flugzeuge, Windräder)....
"Menschengerecht aufbereitete" Infos über diverse Kunststoffe findet man zu Hauf im 3D-Druckbereich (Carbonverstärkung kommt sehr weit unten).
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank @Peter für die Erläuterungen.

Wie gesagt, das Spielgefühl auf dem Shigeru ist schon sehr super und präzise, was vermutlich von dieser Carbon-Konstruktion kommt. Oder die ist einfach nur gut eingestellt(?) (Nur) auf einem Bechstein Concert-Flügel war das Spielgefühl bisher vergleichbar gut.
 
Wenn der Flügeldeckel offen ist, kommt UV-Licht dran, und dann ...?
Najaaaaaa...
Wenn der Flügel nicht in der prallen Sonne steht (und das sollte er ja nicht), kommt auch bei offenem Deckel nicht soo viel Licht in die Mechanik. Sonnenbrand würdest du da drin ja auch keinen bekommen.

Ich weiß aber zugegebenermaßen nicht, wie hoch die UV-Dosis ist, die die Carbonteile vertragen.
 
Oder die ist einfach nur gut eingestellt(?)
Ich würde das annehmen.
Yamaha, Steinway, Fazioli, etc. spielen sich doch nicht generell schlechter, ein Vorteil von Kunststoff ist dass er bei klimatischen Veränderungen weniger arbeitet.
Vom Spielgefühl in besonders positiver Erinnerung sind für mich ein Fazioli und ein Yamaha geblieben (Einzelstücke).
Mir ist Holz jedenfalls auch viel sympathischer.
 

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