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Debbie digitalis
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- 3. Apr. 2009
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Was macht einen guten KL aus der Sicht eines Schülers aus?
- oder Instrumentalunterricht früher und heute
Diese Frage könnte man ja auch mal stellen!
Mir kam sie kürzlich in den Sinn, weil ich heute als Spätanfänger eine meines Erachtens wirklich gute Klin habe. Hingegen hatte ich in meiner Jugend, als ich klassische Gitarre an einer privaten Musikschule lernte, den damaligen Schulleiter als Lehrer, und der war damals für mich überhaupt nicht das richtige!
Worin liegt also der Unterschied zwischen dem Gitarrenlehrer damals und der Klavierlehrerin heute (abgesehen davon, dass ich damals bei Unterrichtsbeginn 12 und heute als Spätanfänger bei Unterrichtsbeginn 44 Jahre alt war!)???
Motiviert war ich mit 12 genauso wie mit 44! Allerdings unterscheidet sich der Gitarrenunterricht extrem von dem Klavierunterricht, den ich heute „genießen“ darf. Zur Erläuterung:
Unterricht in klassischer Gitarre:
Der Gitarrenunterricht damals war äußerst rigide und unflexibel!
Meinen Gitarrenlehrer von früher kenne ich nur in schwarzem Anzug mit weißem Hemd, Fliege und Pomade in den Haaren (gut, das sind Äußerlichkeiten!). Er hat nie selbst etwas vorgespielt, sondern mir immer nur gesagt, was ich gerade falsch mache.
Während ich das aktuelle Stück vorspielte, schritt er immer den parkettbelegten Übungsraum mit laut absatzdonnernden Schritten auf und ab und gab lautstarke Kommentare von sich (dass dies den Schüler eventuell stören könnte, kam ihm wohl niemals in den Sinn).
Zu seinen Angewohnheiten zählte es auch, die Schüler immer fünf Minuten vor Beginn der Stunde zu bestellen (das ist im Prinzip ja auch ok) – so musste ich immer im Übungsraum Platz nehmen, solange die Schülerin vor mir ihre Unterrichtsstunde beendete. Diese letzten fünf Minuten der Unterrichtsstunde dienten allerdings offenbar dazu, sowohl den gehenden als auch den kommenden Schüler zu demoralisieren: Es war immer eine leidenschaftliche Standpauke, die zum Inhalt hatte, was alles noch viel zu schlecht sei und überhaupt noch nicht klappte.
Auch das Unterrichtsmaterial stand damals überhaupt nicht zur Debatte. Was der Lehrer mir vorsetzte, wurde gespielt – ob es mir gefiel, lag oder ob ich damit zu Recht kam, war offenbar völlig egal! Ich sollte mich bemühen, alles hinzubekommen, dann stand mir das Vorspiel-Konzert als Belohnung in Aussicht. Das habe ich dann in den ersten drei Jahren auch brav gemacht: ich durfte beim Konzert vorspielen und am Ende meiner Stunde (die dann merkwürdiger Weise so lag, dass kein Schüler nach mir kam) wurde auch keine demoralisierende Strafpredigt losgelassen.
Als Sahnehäubchen durfte ich auch eine Zeit lang an den „Notendiktat-Übungen“ der Crème de la Crème der damaligen Musikschule (nämlich der Klavierschüler!!) teilnehmen. Die Notendiktate gingen mir für mich selbst erstaunlich gut von der Hand und sie machten mir auch Spaß. Umso weniger die Stücke, die ich im Unterricht erarbeiten sollte. Sie gefielen mir überhaupt nicht, sagten mir nichts und der Lehrer verstand es auch nicht, mir die Stücke näher zu bringen oder mich irgendwie zu motivieren, diese zu spielen.
Zu diesem Zeitpunkt ging meine lange Zeit große Motivation für den Gitarrenunterricht „flöten“. Ich übte nicht mehr regelmäßig für den Unterricht (spielte aber auf eigene Faust jede Menge Gitarre), gehörte dann zu den Schülern, auf deren Unterrichtsstunde ein weiterer Schüler folgte mit der bekannten Demotivationspredigt!... Schließlich wurde ich von der von mir sehr geliebten Notendiktatgruppe der Klavierschüler ausgeschlossen…kurze Zeit später ging ich dann nicht mehr dort (und leider auch nicht anderswo!) zum Gitarrenunterricht. Der Wunsch, richtig gut klassische Gitarre spielen zu können, war damit gescheitert – peng aus!!
Klavierunterricht als Spätanfänger
Dieses Projekt ließ sich natürlich ganz anders an – mit 44 Jahren steht man natürlich in einer ganz anderen Lebenssituation als mit 12! Man weiß was man will, kann unterscheiden zwischen Freizeit und Lebenswichtigem und sucht sich seine Freizeitbetätigungen völlig selbstbestimmt aus, ohne dass einem Eltern in irgendeiner Weise (sei es durch finanzielle Restriktionen, sei es durch kulturelle Unbedarftheit) dazwischenfunken. Man weiß auch wie knapp bemessen und wertvoll Freizeit ist und wird sich hüten, dieselbe spontan zu „verplempern“!.
So kam ich denn mit 44 Jahren zu einer wirklich guten Klavierlehrerin!
Wie soll ich beschreiben, warum sie wirklich meiner Ansicht nach eine hervorragende Klavierlehrerin ist? Zunächst kann ich sagen, dass sie (das hört sich jetzt ziemlich platt und undifferenziert an) alles anders gemacht hat, als mein Gitarrenlehrer in Jugendzeiten.
Sie ging von Anfang an auf mich ein, befasste sich mit meiner Motivation für das Klavierspielen, machte ganz von Anfang an klar, wie komplex (und möglicherweise nie endend) diese Aufgabe ist, erklärte mir, dass sie für jeden Schüler individuell einen eigenes maßgeschneidertes Lehrprogramm erarbeite – und sagte mir von Anfang an, dass sie nur in Ausnahmefällen das Vorgespielte uneingeschränkt loben würde, der „normale“ Kommentar sei eine positive und den Lernfortschritt fördernde Kritik! Damit bin ich bisher super zurecht gekommen. Ich weiss, dass ich auch wenn ich viel geübt habe kein“Super, bravo, klasse“ erwarten kann und will das auch gar nicht hören, wenn es nicht zutrifft.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu meinem früheren Gitarrenlehrer ist. : dieser hatte ein stures, nicht flexibles Unterrichtsmaterial, er wich davon nicht ab, ging nicht auf den Schüler ein! Meine KLin heute hat allerdings offenbar ein Gespür dafür, was mir gefallen könnte. Sie bereitet wirklich jede Stunde einzeln vor (und die von ihr vorgelegten Stücke haben mir bisher (seit 4 Jahren) noch nie nicht gefallen und sie kann auch alle (wahrscheinlich wirklich Anfänger-) Schwierigkeiten, die ich mit dem jeweiligen Stück habe nachvollziehen und mir in technischen Einzelheiten erklären, wie ich das leichter hinbekomme!
Ich wünsche allen Klavierschülern eine solche KLin!!!
LG
Debbie digitalis
t
- oder Instrumentalunterricht früher und heute
Diese Frage könnte man ja auch mal stellen!
Mir kam sie kürzlich in den Sinn, weil ich heute als Spätanfänger eine meines Erachtens wirklich gute Klin habe. Hingegen hatte ich in meiner Jugend, als ich klassische Gitarre an einer privaten Musikschule lernte, den damaligen Schulleiter als Lehrer, und der war damals für mich überhaupt nicht das richtige!
Worin liegt also der Unterschied zwischen dem Gitarrenlehrer damals und der Klavierlehrerin heute (abgesehen davon, dass ich damals bei Unterrichtsbeginn 12 und heute als Spätanfänger bei Unterrichtsbeginn 44 Jahre alt war!)???
Motiviert war ich mit 12 genauso wie mit 44! Allerdings unterscheidet sich der Gitarrenunterricht extrem von dem Klavierunterricht, den ich heute „genießen“ darf. Zur Erläuterung:
Unterricht in klassischer Gitarre:
Der Gitarrenunterricht damals war äußerst rigide und unflexibel!
Meinen Gitarrenlehrer von früher kenne ich nur in schwarzem Anzug mit weißem Hemd, Fliege und Pomade in den Haaren (gut, das sind Äußerlichkeiten!). Er hat nie selbst etwas vorgespielt, sondern mir immer nur gesagt, was ich gerade falsch mache.
Während ich das aktuelle Stück vorspielte, schritt er immer den parkettbelegten Übungsraum mit laut absatzdonnernden Schritten auf und ab und gab lautstarke Kommentare von sich (dass dies den Schüler eventuell stören könnte, kam ihm wohl niemals in den Sinn).
Zu seinen Angewohnheiten zählte es auch, die Schüler immer fünf Minuten vor Beginn der Stunde zu bestellen (das ist im Prinzip ja auch ok) – so musste ich immer im Übungsraum Platz nehmen, solange die Schülerin vor mir ihre Unterrichtsstunde beendete. Diese letzten fünf Minuten der Unterrichtsstunde dienten allerdings offenbar dazu, sowohl den gehenden als auch den kommenden Schüler zu demoralisieren: Es war immer eine leidenschaftliche Standpauke, die zum Inhalt hatte, was alles noch viel zu schlecht sei und überhaupt noch nicht klappte.
Auch das Unterrichtsmaterial stand damals überhaupt nicht zur Debatte. Was der Lehrer mir vorsetzte, wurde gespielt – ob es mir gefiel, lag oder ob ich damit zu Recht kam, war offenbar völlig egal! Ich sollte mich bemühen, alles hinzubekommen, dann stand mir das Vorspiel-Konzert als Belohnung in Aussicht. Das habe ich dann in den ersten drei Jahren auch brav gemacht: ich durfte beim Konzert vorspielen und am Ende meiner Stunde (die dann merkwürdiger Weise so lag, dass kein Schüler nach mir kam) wurde auch keine demoralisierende Strafpredigt losgelassen.
Als Sahnehäubchen durfte ich auch eine Zeit lang an den „Notendiktat-Übungen“ der Crème de la Crème der damaligen Musikschule (nämlich der Klavierschüler!!) teilnehmen. Die Notendiktate gingen mir für mich selbst erstaunlich gut von der Hand und sie machten mir auch Spaß. Umso weniger die Stücke, die ich im Unterricht erarbeiten sollte. Sie gefielen mir überhaupt nicht, sagten mir nichts und der Lehrer verstand es auch nicht, mir die Stücke näher zu bringen oder mich irgendwie zu motivieren, diese zu spielen.
Zu diesem Zeitpunkt ging meine lange Zeit große Motivation für den Gitarrenunterricht „flöten“. Ich übte nicht mehr regelmäßig für den Unterricht (spielte aber auf eigene Faust jede Menge Gitarre), gehörte dann zu den Schülern, auf deren Unterrichtsstunde ein weiterer Schüler folgte mit der bekannten Demotivationspredigt!... Schließlich wurde ich von der von mir sehr geliebten Notendiktatgruppe der Klavierschüler ausgeschlossen…kurze Zeit später ging ich dann nicht mehr dort (und leider auch nicht anderswo!) zum Gitarrenunterricht. Der Wunsch, richtig gut klassische Gitarre spielen zu können, war damit gescheitert – peng aus!!
Klavierunterricht als Spätanfänger
Dieses Projekt ließ sich natürlich ganz anders an – mit 44 Jahren steht man natürlich in einer ganz anderen Lebenssituation als mit 12! Man weiß was man will, kann unterscheiden zwischen Freizeit und Lebenswichtigem und sucht sich seine Freizeitbetätigungen völlig selbstbestimmt aus, ohne dass einem Eltern in irgendeiner Weise (sei es durch finanzielle Restriktionen, sei es durch kulturelle Unbedarftheit) dazwischenfunken. Man weiß auch wie knapp bemessen und wertvoll Freizeit ist und wird sich hüten, dieselbe spontan zu „verplempern“!.
So kam ich denn mit 44 Jahren zu einer wirklich guten Klavierlehrerin!
Wie soll ich beschreiben, warum sie wirklich meiner Ansicht nach eine hervorragende Klavierlehrerin ist? Zunächst kann ich sagen, dass sie (das hört sich jetzt ziemlich platt und undifferenziert an) alles anders gemacht hat, als mein Gitarrenlehrer in Jugendzeiten.
Sie ging von Anfang an auf mich ein, befasste sich mit meiner Motivation für das Klavierspielen, machte ganz von Anfang an klar, wie komplex (und möglicherweise nie endend) diese Aufgabe ist, erklärte mir, dass sie für jeden Schüler individuell einen eigenes maßgeschneidertes Lehrprogramm erarbeite – und sagte mir von Anfang an, dass sie nur in Ausnahmefällen das Vorgespielte uneingeschränkt loben würde, der „normale“ Kommentar sei eine positive und den Lernfortschritt fördernde Kritik! Damit bin ich bisher super zurecht gekommen. Ich weiss, dass ich auch wenn ich viel geübt habe kein“Super, bravo, klasse“ erwarten kann und will das auch gar nicht hören, wenn es nicht zutrifft.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu meinem früheren Gitarrenlehrer ist. : dieser hatte ein stures, nicht flexibles Unterrichtsmaterial, er wich davon nicht ab, ging nicht auf den Schüler ein! Meine KLin heute hat allerdings offenbar ein Gespür dafür, was mir gefallen könnte. Sie bereitet wirklich jede Stunde einzeln vor (und die von ihr vorgelegten Stücke haben mir bisher (seit 4 Jahren) noch nie nicht gefallen und sie kann auch alle (wahrscheinlich wirklich Anfänger-) Schwierigkeiten, die ich mit dem jeweiligen Stück habe nachvollziehen und mir in technischen Einzelheiten erklären, wie ich das leichter hinbekomme!
Ich wünsche allen Klavierschülern eine solche KLin!!!
LG
Debbie digitalis
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