Was erwarten konzertierende Musiker von Ihrem Publikum ??

Ich fände es schön, wenn bei Schülerkonzerten die Eltern nicht pausenlos wie aufgescheuchte Hühner durch den Saal laufen würden, um jeden Beitrag mit mehreren Kameras zu filmen und zu fotografieren. Das ist ungut für die Konzentration der Vortragenden und zerstört die ganze Konzertatmosphäre. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht dabei überhaupt nicht um die Kinder, sondern darum, mit den Aufnahmen später vor der Verwandtschaft zu prahlen. Am liebsten würde ich meine Klassenvorspiele ohne die Eltern machen ...

Liebe Grüße, Marion

Gerade Schülerkonzerte bieten eine super Gelegenheit, den zukünftigen Konzertbesuchern (und nebenbei ihren Eltern ;-)) ein Paar Verhaltensregeln beizubringen. Ich mache das Publikum vor jedem Klassenvorspiel in meiner Begrüßungsrede darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, dass die Auftretenden ihre volle Konzentration haben, um das mit viel Mühe Gelernte optimal darzubieten :-) Ich erwähne sowohl Handys als auch Piepsen beim Fotografieren oder sonstige mögliche Geräuschquellen und auch das Blitzlicht. Außerdem drehe ich mich während des Konzerts schon mal von meinem Platz vorwurfsvoll um, wenn tatsächlich etwas zu heftig geflüstert wird. Ich muss sagen, die Störungen halten sich sehr im Rahmen (trotz vieler kleiner Kinder), was auch immer wieder anerkennend bemerkt wird.
 
@opi Ja, natürlich kann man in diesen Flow geraten. Trotzdem lenken mich Geräusche manchmal (auch nicht immer natürlich) ab. Dass ich nichts mehr höre und wahrnehme, ist nicht so. Ich spiele schließlich mit den Ohren...
 
Na ja, soooo weit bin ich noch lange nicht. Schaff es noch nicht mal mit den Händen...

Mir geht es so mit bestimmter Musik. Und ich liebe diesen Zustand. Das hatte ich auch manchmal beim Rocken bei Balladen. Vielleicht liegts am Alter.....

LG, Opi
 
Ich für meinen Teil genieße Konzerte oder auch Opern am liebsten bei einem gutem Rotwein und natürlich nebst Zigaretten. Gut, das Flascherl Rotwein krieg ich ja noch mit in den Konzertsaal, wenn es mich dann aber nach einer Zigarette gelüstet, gerate ich in einen Konflikt - das laufende Konzert für eine Raucherpause zu verlassen.....wird als unhöflich empfunden, sich im Konzertsaal eine anzuzünden aber auch :dizzy:
LG
Alb

Solange keine Sektkorken knallen ... :-)
 
Hi Anne, hab mir mal Deinen Blog angeschaut und wünsche Dir von Herzen, daß alle Deine Wünsche in Erfüllung gehen.

LG, Opi
 
Den Satz schreib ich mir ab. Das könnte mir das Klavierleben um vieles erleichtern. So in der der Art bin ich eh gestrickt. Das ist nicht Kurios, das ist sehr weise.

LG; Opi
 
Wenn hunderte Menschen stundenlang zusammen in einem Saal eingepfercht sind und dann jemand ernsthaft erwartet, dass Husten, Schnaufen, Niesen und sonstige "Geräusche machen" von allen erfolgreich vermieden wird, muss beim drüber nachdenken akzeptieren, dass so eine Erwartungshaltung nicht erfüllbar ist.
Es ist richtig, dass es reflexartige Handlungen gibt, die man nicht gänzlich ausschließen kann - völlig richtig. Aber @Stilblüte hat auch recht mit der These, dass man Störungen durchaus bis zu einem gewissen Grade minimieren kann. Husten kann man mit gesenktem Kopf ins Taschentuch, ohne mit voller Kraft in den Raum hinein losbellen zu müssen. Man mache sich eben einfach mal klar, dass von den Akteuren auf dem Podium exzellente Leistungen erwartet werden - und diese kommen nun mal am ehesten zustande, wenn die Konzentration möglichst wenig beeinträchtigt wird. Es genügt die Vorstellung, man säße selbst vor einem aufmerksam lauschenden Publikum und übertrage die Vorstellung auf das von einem selbst repräsentierte Berufsbild. Das wäre vergleichbar mit der Tätigkeit in einem handwerklichen Beruf: Eine Kommission mit ganz genau hinschauenden Experten nimmt die Meisterprüfung ab und duldet keinen Pfusch und keine Halbherzigkeiten - da wünscht man sich doch sicher auch, dass man ohne unnötige Ablenkungen und Störungen seine Aufgaben konzentriert erledigen kann. Dazu braucht man kein großes Regelwerk, sondern nur ein wenig Rücksichtnahme.

LG von Rheinkultur
 

Vielleicht sollte das mal präzisiert werden:
Ich vermute, kein Musiker wünscht sich eine imaginäre Panzerglaswand zwischen sich und dem Publikum. Das gibt es manchmal bei Prüfungen und Wettbewerben, wenn von der Jury keine Mine verzogen wird, vielleicht nicht mal Applaus etc., und das ist äußerst unangenehm und nicht wünschenswert! Natürlich möchte man im Kontakt mit dem Publikum sein - ich jedenfalls.
Ich weiß, dass Menschen Geräusche machen, und das dürfen sie auch. Zum Beispiel freue ich mich, wenn an einer lustigen Stelle gelacht wird, und ich nehme auch wahr, dass sich durch besonders intensive Musikerlebnisse unter Umständen die umgangssprachlichen Klöße im Hals bilden oder auch lösen, die ein Räuspern und Husten erzeugen. Auch der drängende Gedanke, der unbedingt anderen mitgeteilt werden muss sei zur rechten Zeit gestattet.
Und gleichzeitig wünsche ich mir, dass das alles im Bewusstsein stattfindet, dass man sich um eine Wahrung meiner Konzentration bemühen und sich zurückhalten kann oder auf den richtigen Moment wartet. Und wenn man Reizhusten hat, geht man halt nicht ins Konzert.
 
Nicht nur der; auch Micha konnte das gut. :-)
Einmal hatte er, als er auf meinem Bechstein abrockte, zu sehr mit dem Kopf genickt und die Asche (schon so lang, dass sie allen physikalischen Gesetzen trotzte) herunter fiel. Er fing sie auf und spielte mit einer Hand weiter, sah mich mit großen Augen kurz an und ich hielt ihm einen Ascher hin. Auf keinen Fall wollte er in dem Moment unterbrechen. :-D
 
Was man erwartet?

Applaus
;-)

Ich schreibe mal aus meiner Warte: Als ich noch konzertierte, war der Applaus ein schöner Lohn, und zu sehen, dass die Menschen etwas "mitgenommen" haben. Aber während dem Konzertieren, wenn es wirklich mucksmäuschenstill war, und ich spürte, da gibt es eine "Verbindung" zwischen mir, meinem Spiel, und den Zuhörern... Das war mindestens genauso gut, wenn nicht gar besser als der Applaus danach. Am besten die kurze Stille nach dem Spielen und vor dem Applaus. Diese Stille kann sehr viel aussagen (zum Beispiel auch leichte Entgeisterung, das war der Fall, als ich mal eine Fuge aus dem "wohltemperierten Klavier" von Bach beim Schulvorspiel ziemlich übel in den Sand gesetzt hatte).
 
- jemand dir irgendwelche Fragen stellen wird ??

- z. B. wo oder wann dein nächste Konzert ist ??
ob du noch andere CD-s dabei hast,
und sie natürlich signieren kannst ??

- einfach um Autogramm bitten ??

- so lange klatschen, dass du 2. & 3. Zugabe spielen muss ??

- Nach dem Konzert deine Spielkünste, Programmzusammensetzung,
usw. bewundern und beweihräuchern ??

Klar, mir gefällt alles von dem, was du geschrieben hast, wenn es nach dem Konzert passiert. Denn es signalisiert Interesse und garantiert Aufmerksamkeit - und wer wäre nicht froh darüber?! Manchmal kenne ich es von Pianisten, dass sie irgendwann die Nase voll davon haben Autogramme zu schreiben und für Fotos zu posieren. Mir macht das nichts aus (kommt ja auch nicht so oft vor...).

In bezug auf die üblichen Störungen aus dem Publikum gibt es für mich noch eine andere Abstufung: die nach Unnötigkeitsgrad. Normale Körpergeräusche (NEIN, rolf, nicht diese Geräusche!!!), d.h. räuspern, leises Husten, herumrutschen etc. machen mir nichts aus, so lange ich das Gefühl habe, dass die Leute sich bemühen es zu minimieren. Dieses respektlose Raushusten besonders an den leisen Stellen ist da schon was ganz anderes. Aber am unnötigsten sind die Dinge, die nicht direkt etwas mit körperlichen Beschwerden zu tun haben, z.B. Handygeklingel, irgendwas im Handy checken, Videos und Fotos machen anstatt zuzuhören usw.

Grüße von
Fips
 
Ergänze: Disziplin!!!

Mein subjektiver Eindruck ist, dass die Leute immer weniger Disziplin aufzubringen imstande sind.
Ich glaube, es hat mehr mit Gedankenlosigkeit zu tun. Die Leute sind in anderen Zusammenhängen schon fähig, sich selbst zu beherrschen. Wie man an solchen Fäden hier sieht, wird man für dieses Thema sensibilisiert, wenn man sich eben damit beschäftigt. Ich denke, es hat auch viel mit der Erziehung zu tun. Mir wurde vermittelt, dass das, was auf der Bühne vor sich geht, wichtig ist und viel Arbeit gemacht hat und ich als Zuhörer unter keinen Umständen stören sollte.

Für Lärm von Kindern habe ich ein gewisses Verständnis, denn meistens wissen die es einfach noch nicht besser. Blöd ist es trotzdem manchmal:
Ende letzten Jahres in der Oper. Eine Mutter war mit ihren zwei Kindern da. Die beiden Kleinen mussten jede Veränderung auf der Bühne kommentieren und immer fragen, was das jetzt bedeutet. Ihre Mutter hat dann immer im Flüsterton erklärt, was da vor sich geht. Da die Kleinen noch nicht richtig lesen können, hat sie dann angefangen ihnen die kompletten Übertitel vorzulesen. Ich habe als Zuhörer, der neben den dreien saß, still gelitten...

lg marcus
 
Es kommt immer auf die Veranstaltung an. Wenn ich ein Konzert habe mit Operette, dann erwarte ich, dass das Publikum Spaß hat. Da darf auch mal mit geklatscht werden, das ist mir egal. Wenn ich eine Sonate spiele, dann hoffe ich, dass zwischen den Sätzen nicht applaudiert wird. Manchmal passiert es trotzdem, es ist dann einfach so. Wenn ich zusammenhängende Stücke spiele, dann erwarte ich, dass nicht applaudiert wird. Aber manchmal ahnt man es vorher, je nach Publikum, dass es dennoch geschieht. Das kommt alles immer darauf an.

Was ich aber erwarte ist:
Handys aus! Zu spät kommende warten bitte draussen oder setzen sich auf den ersten freien Stuhl, bitte keine Bonbons an den Pianissimo-Stellen öffnen! Und Offenheit für die Stücke, die ich spiele, v.a. wenn es auch mal etwas Modernes ist.
 
Für Lärm von Kindern habe ich ein gewisses Verständnis, denn meistens wissen die es einfach noch nicht besser. Blöd ist es trotzdem manchmal:
Ende letzten Jahres in der Oper. Eine Mutter war mit ihren zwei Kindern da. Die beiden Kleinen mussten jede Veränderung auf der Bühne kommentieren und immer fragen, was das jetzt bedeutet. Ihre Mutter hat dann immer im Flüsterton erklärt, was da vor sich geht. Da die Kleinen noch nicht richtig lesen können, hat sie dann angefangen ihnen die kompletten Übertitel vorzulesen. Ich habe als Zuhörer, der neben den dreien saß, still gelitten...
In diesem Zusammenhang muss man auf das Berufsbild des Theaterpädagogen hinweisen, der an vielen Häusern beschäftigt wird - und auf die Existenz von besonderen Vorstellungen und Produktionen für Kinder, die auf diese Situation zugeschnitten sind. Da muss nicht die Mutter angestrengt flüstern, sondern die Kinder sind in das Geschehen mit einbezogen. Für alle beteiligten Personen eine gute Sache. Nur mal so als Denkanstoß (aber als ein sehr wichtiger).

LG von Rheinkultur
 

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