Warum macht Klavierspielen Spaß?

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Mezzoforte

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8. Apr. 2009
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Hallo Freunde
Warum macht uns Klavierspielen eigentlich so viel Spaß? Liegt es nur an der Schönheit des Zusammenspiels der Töne? Dann könnte man doch auch einfach in ein Klavierkonzert gehen oder Pianisten auf der CD lauschen. Gefällt es uns einfach nur, unsere Finger über lackiertes Holz gleiten zu lassen? Dies würde auch im Baumarkt gehen. Brauchen wir das Gefühl, dass andere uns für unser Können bewundern? Wobei diese Bewunderung sehr subjektiv ist und auch immer vom pianistischen Wissen und Können des Zuhörers abhängt. Und ich für meinen Teil hab (noch) nicht das Bedürfnis, anderen vorzuspielen. Mir macht es gerade viel Spaß, wenn sonst niemand zu Hause ist.
Also was ist nun das tolle am Klavierspielen? Das Zusammenspiel aller von mir bereits erwähnten Faktoren? Oder vielleicht etwas ganz anders? Etwas unergründliches? Etwas ganz und gar menschliches? Was?

Mfg,
Mezzoforte
 
Hallo Mezzoforte,
interessante Frage! Tja, warum macht Klavierspielen Spaß? Ist eine Frage, die ich so gar nicht beantworten kann. Klaviertöne haben mich immer schon fasziniert, es ist für mich das schönste Instrument, das es gibt, ich wollte es immer schon spielen, denke ich. Hatte aber nie die Gelegenheit, habe Flöte gespielt, und irgendwann auch Gitarre. Aber nie habe ich ein Glücksgefühl gehabt wie beim Klavierspielen, und ich denke das ist die Antwort: Man spürt einfach, welches Instrument das Richtige ist. Wenn ich spiele, dann ist mir völlig egal wer mir zuhört, was derjenige denkt, dann bin ich manchmal richtig in einer anderen "Sphäre"!
Und auch du hast doch bereits die Antwort auf deine Frage gefunden: Du spielst am liebsten wenn niemand zu Hause ist. Du geniesst dein Spiel an den Tasten, ganz für dich, du musst dich niemandem beweisen. Such nicht weiter nach den Gründen, denn entscheidend für dich (und auch mich): es macht dir Spaß, und das ist etwas sehr Menschliches!
Weiterhin viel Erfolg,
lG Emma
 
Danke für deine Antwort. Bei mir war es ähnlich wie bei Dir. Ich habe auch erst einige Jahre Gitarre gespielt. Aber Klavier fand ich immer besser. Einmal bei einem Vorspiel meiner ehemaligen Musikschule, habe ich einen Klavierschüler `Comptine d`un autre ete` spielen gehört. Ich fands großartig (stand mit offenem Mund da-ganz sicher). Und hab mir vorgenommen wirklich mit Klavierspielen anzufangen und mich zu freuen (:)), wenn ich dieses besagte Stück kann. Und jetzt kann ichs. Wunderbar.
Ja, ich fühle mich auch in einer anderen Spähre, wen ich spiele. Und man kann sich mit Klavierspielen so schön traurig und fröhlich spielen, einfach in jede erdenkliche Stimmung versetzen. Das ist wahrscheinlich auch ein Punkt, der es so toll macht. Fällt mir jetzt erst ein.
Ich hab mir einerseits auch gedacht, das es doch schön ist, dass es so viel Spaß macht und man nicht immer nach den Gründen suchen muss (ala `Was ist der Sinn des Lebens? Was die Gründe für Leben?` etc.). Doch andererseits philosophiere ich manchmal sehr gerne über solche Fragen und bin neugierig auf die Ansichten anderer Menschen:rolleyes:
 
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Ohh, für mich ist das ein mannigfaltiger Mix:

- "Simple, verlässliche, ausgereifte Hardware"
- Haptisches Feeling, edle, natürliche (?) Materialien
- Herausforderung & Erfolg (ohne etwas beweisen zu müssn)
- Gestaltung von Musik auf simpler, direkter Basis
- Intime Zweier-Kombination (Mein Klavier & ich)
- L'art pour l'art
- Konzentration & Kontemplation

Jetzt, wo ich das lese, stelle ich fest, dass alles auch 1:1 für mein zweites Hobby, das Fliegenfischen gilt. Da hat dereinst - ich glaube, es war Sir Izaak Walton - gemeint, das Fliegenfischen sei "die einzige Möglichkeit für einen Mann, in Würde mit sich allein zu sein" und folgerichtig sein Buch "A Contemplative Man's Recreation" genannt.

Nun, ich denke, er hat zweierlei vergessen: Das Klavierspiel. Und die Frauen.:D
 
Es gibt sicherlich die unterschiedlichsten Gründe, warum jemand gerne Klavier spielt. Ich habe mal ein paar Punkte zusammengestellt, warum es MIR Spaß macht:

- ich mag den Klang des Instrumentes, selbst dann, wenn er nur von mir erzeugt wird:D

- ich liebe es, die verschiedensten Stücke aus allen Epochen anzuspielen, weil ich einfach neugierig auf Musik bin. Klaviertechnisch bringt dies zwar nicht viel, ich kann es trotzdem nicht lassen

- der Weg ist mir fast wichtiger als das Ziel; ich bastle mir also meine Stücke gerne Schritt für Schritt zusammen (Analyse, Fingersatz, Hände einzeln, dann zusammen, Artikulation, Tempoerhöhung....). Dabei fasziniert der Fortschritt, der erreicht werden kann. Ich beschäftige mich neben dem Klavierspiel auch gerne mit anderen Dingen, die mit Logik,Taktik und ähnlichem zu tun haben.

- ich finde es auch toll, wenn dann eines Tages die Finger fast von alleine über die Tasten laufen und man sich nur noch zuhören muss.

Zuhörer brauche ich (noch) nicht. Am liebsten und am entspanntsten spiele ich, wenn ich alleine bin.
 
hallo,

was für eine grausam heikle Frage...

warum die Mühe, das ewige Lernen, der greuliche "Gang durch die Instanzen" (Studium, Prüfungen, Konzerte geben müssen, sich bewähren usw. usw. usw.)?

...wenn absolute Stille im Auditorium ist, dann weiss ich, warum ich das mache...

mehr fällt mir dazu nicht ein.

ratlos (weil diese Frage wirklich an die persönliche Substanz geht),
Rolf
 
Hallo Zusammen,
also wenn ich die ganzen Beweggründe, welche mir einfallen, auseinander pflücke, dann bleibt nur noch die geistig- seelische Selbstbefriedigung übrig. Die sieht natürlich bei jedem etwas anders aus, ist aber im Großen und Ganzen doch ähnlich. Mir jagen vorwiegend die Klänge und Schwingungen (selbst bei Tonleitern), sowie die altehrwürdige Präsenz meines Ibachs wonnige Schauer über den Rücken. Wie oben schon gesagt: mein Klavier und ich.:kuss:
Die besten Grüße
Markus
 
- ich finde es auch toll, wenn dann eines Tages die Finger fast von alleine über die Tasten laufen und man sich nur noch zuhören muss.

Darauf warte ich bis zum heutigen Tag 8)


Zum Spaß am Klavierspielen habe ich eine eigene Theorie (wer hätte das gedacht :D )

In den ersten Jahren des Klavierspielenlernens liegt der Spaß hauptsächlich im Miterleben der eigenen Fortschritte und in der Vorfreude auf etwas, was man "So wird es sein, wenn ich mal richtig gut spielen kann"-Fantasie nennen könnte.

Später gibts dann eine Phase der Ernüchterung / realistischen Selbsteinschätzung. Das ist ein sehr kritischer Punkt, wo man aufpassen muß, daß der Schüler nicht aus Frust das Handtuch wirft.

Die dritte Phase ist dann die Phase des "ich weiß genau, wie das Stück klingen soll, ich weiß nur noch nicht, wie ich das hinbekomme". Das ist dann die Phase des richtig ernsthaften, selbstkritischen Übens und Experimentierens. Und jede neue "Entdeckung" auf spieltechnischer, musikalischer oder verstandesbezogener Ebene bringt ein tolles Erfolgserlebnis.

Okay, jetzt wirds sicher wieder Protest hageln, aber vielleicht kann der eine oder andere meine Gedanken auch nachvollziehen.
 

Darauf warte ich bis zum heutigen Tag 8)


Zum Spaß am Klavierspielen habe ich eine eigene Theorie (wer hätte das gedacht :D )

In den ersten Jahren des Klavierspielenlernens liegt der Spaß hauptsächlich im Miterleben der eigenen Fortschritte und in der Vorfreude auf etwas, was man "So wird es sein, wenn ich mal richtig gut spielen kann"-Fantasie nennen könnte.

Später gibts dann eine Phase der Ernüchterung / realistischen Selbsteinschätzung. Das ist ein sehr kritischer Punkt, wo man aufpassen muß, daß der Schüler nicht aus Frust das Handtuch wirft.

Die dritte Phase ist dann die Phase des "ich weiß genau, wie das Stück klingen soll, ich weiß nur noch nicht, wie ich das hinbekomme". Das ist dann die Phase des richtig ernsthaften, selbstkritischen Übens und Experimentierens. Und jede neue "Entdeckung" auf spieltechnischer, musikalischer oder verstandesbezogener Ebene bringt ein tolles Erfolgserlebnis.

Okay, jetzt wirds sicher wieder Protest hageln, aber vielleicht kann der eine oder andere meine Gedanken auch nachvollziehen.

Haydnspaß, deine Theorie finde ich nicht übel. Bei mir war es ungefähr so, wie du geschrieben hast. Ich hatte diese "Das-Handtuch-werfen-Phase" und hätte wohl aufgehört mit Klavierspielen, wenn meine Eltern sich nicht so darum bemüht hätten, mich noch einmal zum Klavierunterricht bei einem anderen Lehrer zu motivieren. Dieser Lehrer schaffte es dann, mir neuen Spaß an der Sache zu vermitteln, - in erster Linie dadurch, dass er mit mir improvisiert hat. :)

Heute bin ich aus meiner Sicht in der letzten von dir beschriebenen Phase. Ich habe von vielen Stücken eine gute Vorstellung, wie sie klingen sollten und übe entsprechend kritisch und genau. Meine Vorstellungen wandeln sich während des Übens bei manchen Stücken zwar auch. Aber die Herangehensweise ist ganz anders als früher, - ernsthafter, genauer, konzentrierter...

Es kommt aber auch auf das jeweilige Stück an. Sehr virtuose und effektvolle Stücke übe ich nicht immer bis ins letzte Detail, - auch weil ich technisch damit ständig an meiner Grenze bin. An andere hingegen gehe ich so heran, wie im letzten Absatz beschrieben.

Hinzufügen muss ich in meinem Fall, dass die konzentriertere und genauere Herangehensweise nicht nur meinen musikalischen Horizont erweitert, sondern auch meine technischen Fähigkeiten verbessert hat. Das konzentrierte Üben hat mich da durchaus noch vorangebracht.

Grüße von
Fips
 
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Darauf warte ich bis zum heutigen Tag 8)


Zum Spaß am Klavierspielen habe ich eine eigene Theorie (wer hätte das gedacht :D )

In den ersten Jahren des Klavierspielenlernens liegt der Spaß hauptsächlich im Miterleben der eigenen Fortschritte und in der Vorfreude auf etwas, was man "So wird es sein, wenn ich mal richtig gut spielen kann"-Fantasie nennen könnte.

Später gibts dann eine Phase der Ernüchterung / realistischen Selbsteinschätzung. Das ist ein sehr kritischer Punkt, wo man aufpassen muß, daß der Schüler nicht aus Frust das Handtuch wirft.

Die dritte Phase ist dann die Phase des "ich weiß genau, wie das Stück klingen soll, ich weiß nur noch nicht, wie ich das hinbekomme". Das ist dann die Phase des richtig ernsthaften, selbstkritischen Übens und Experimentierens. Und jede neue "Entdeckung" auf spieltechnischer, musikalischer oder verstandesbezogener Ebene bringt ein tolles Erfolgserlebnis.

Okay, jetzt wirds sicher wieder Protest hageln, aber vielleicht kann der eine oder andere meine Gedanken auch nachvollziehen.

Das ist eine sehr interessante Theorie. Ich kann ihr aber nur im ersten Punkt zustimmen, einfach aus dem simplen Grund, dass ich grad mal ein Jahr spiele...und die Motivation wird mit jedem Tag größer. Aber auch die zweite Phase tritt bei mir manchmal auf. Ich höre tolle Stücke (oder sehe) und dann denk ich mir: So...da hört sich das was ich kann ja direkt mikrig an!! (*betrübt sei*) aber das hört zum Glück meistens wieder ganz schnell auf, wenn ich dann das spiele, was ich kann. Dann stell ich nämlich fest: Für ein Jahr Klavierspielen, find ich mich sehr gut und talentiert (und mein KL auch:D)...aber genug des Eigenlobes.
Ich denke, dass deine Theorie bei jedem Klavieristen, der mehr oder weniger an den Tasten bleibt, irgendwann zur Praxis wird. Jeder wird diese Phasen durchleben oder hat sie grade durchlebt.
Nochmal: Sehr gute Theorie, Haydnspaß. Der Ausdruck noch etwas wissenschaftlicher und ich würde es in mein Musiklexikon aufnehmen (wenn ich Musiklexikonautor/-verleger wäre;))

Mfg,
Mezzoforte
 
Wie meinst du das? Du wirst doch nicht etwa immer noch die Option zum Handtuchwerfen mit dir rumschleppen...? :( :razz:
Dass ich das Handtuch werfe, da müsste schon etwas sehr außergewöhnliches passieren.
z.B. müssten mir alle 10 Finger abfallen. Das ist aber eher unwahrscheinlich :D
Nein, aber im Ernst:
Ich bin mit mir selbst ein bisschen im Identitätskonflikt. Seit ich im letzten Jahr gute Fortschritte gemacht habe, fällt es mir schwer, mich selbst einzuordnen und ich weiß nicht genau, was ich denken soll.
Manchmal schwebe ich und bin überglücklich mit dem, was ich habe, bin und kann, und manchmal denke ich wieder, es ist nichts, was ich da habe.
Trotzdem habe ich natürlich den Ehrgeiz, ständig besser zu werden, mich selbst zu überholen und an den Stücken zu arbeiten.

Da dieser Zustand wohl überhaupt nichts ungewöhnliches ist, weil jeder Mensch das in sich trägt, sage ich, dass deine Stadien nr. 2 und 3 durchaus gleichzeitig auftreten können.
 
Manchmal schwebe ich und bin überglücklich mit dem, was ich habe, bin und kann, und manchmal denke ich wieder, es ist nichts, was ich da habe.
Trotzdem habe ich natürlich den Ehrgeiz, ständig besser zu werden, mich selbst zu überholen und an den Stücken zu arbeiten.

Ja, das ist dann schon Phase 3.

Wenn man weiterübt, trotzdem man weiß, daß man eigentlich nichts weiß - das ist Phase 3 :D
 
hallo,

es gibt auch noch nach 1-3 eine 4. und 5. Phase.

wenn einem Lehrer, Professoren, Juroren (evtl später Kritiker und Zuhörer) sagen, es sei doch prima gewesen, aber man übt an denselben Stücken ständig weiter und verbessert darüber hinaus das eigene Spiel just an diesen: das dürfte Phase 4 sein

Phase 5 allerdings ist der Klavierolymp... da sitzt verstorben längst, doch unvergeßlich Horowitz (und spielt die Polka de V.R.) :)

ok, 5 ist unerreichbar für normale Sterbliche - aber insgesamt macht es trotz aller Mühe in Phase 4 doch Freude.

Gruß, Rolf
 
Ich habe oftmals auch einfach Spaß an der Motorik. Ich glaube, deshalb mag ich Prokofiev auch so :D
 
hallo marcus,

dann aber nichts wie los und kopfüber ohne Rücksicht auf Verluste in ein ca zweieinhalb Minütchen dauerndes Prokovevstück, das gegen Ende zweimal einen der niedlichsten "Mini-Cluster" aller Zeiten enthält:
r.H. d1 & e1
l.H. des1 & es1
und die vier Töne natürlich gleichzeitig
:) :)

das fetzt und macht irrsinnig viel Spaß!!!

Gruß, Rolf
 

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