Macht Klavierspielen einsam?

Also ich denke, es ist wichtig, dass man einen engen Freundeskreis hat, mit dem man dann am Wochenende z. B. abends etwas machen kann. Das schränkt, wie ich finde, die Übezeit in keinsterweise ein. Man hat in der Woche Zeit zu üben und am Wochende morgens und nachmittags, wer dann noch den Abend nicht weg vom Instrument kommt, sollte sich ernsthaft Gedanken machen, ob ihn die Sucht befallen hat... und Üben rund um die Uhr ist nicht unbedingt produktiv.

Wie pianina sagt, muss man natürliche enge Freunde von den 100 Bekannten, die man aus der Schule bzw. vom Arbeitsplatz oder so kennt. Allerdings denke ich, dass es das Selbstwertgefühl schon fördert, wenn man mit diesen 100 einigermaßen klarkommt (d. h. grüßen und Gespräche führen kann). Natürlich muss man nicht zu jedem (bzw. kann man gar nicht) engen Kontakt pflegen.
Aber das bleibt ja letztendlich jedem selbst überlassen.
 
Man kann ohne weiteres einsam sein, auch während man dauernd mit Menschen zusammen ist (bei der Arbeit, in der Freizeit, zuhause). Ich glaube, es kommt mehr darauf an, ob man sich mit diesen Menschen über ein Thema austauschen kann, das einen wirklich berührt (also nicht "nur Smalltalk"). Meine Erfahrung diesbezüglich ist, dass ich mich weniger einsam fühle, seit ich Klavier spiele. Einerseits gibt es dieses Forum ;-) und andererseits habe ich festgestellt, dass Musik immer ein gutes Thema ist, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, und zwar viel angenehmer als durch oberflächlichen Smalltalk. Kurz gesagt, ich verbringe vielleicht mehr Zeit allein am Klavier (oder einem anderen Instrument), fühle mich aber in der Zeit, in der ich mit anderen Menschen zusammen bin, weniger einsam als früher, weil eben die Musik ein so verbindendes Thema ist.
 
Der olle Kästner schrieb zum Unterschied zwischen einsam und allein:
"einsam bist Du sehr alleine,
doch am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit"...

Klavierspiel macht natürlich einsam, solange man so schlecht spielt wie ich! :D

Aber ansonsten sehe ich die Gefahr eher darin, daß es so etwas wie "emotionale Ersatzbefriedigung" bietet und damit die Motivation verringert, etwas gegen diesen suboptimalen Zustand zu tun, evtl. auch mal über seinen Schatten zu springen. Denn "einsamer Wolf" oder "einsames Genie" scheinen mir nur romantisierende Ausflüchte (schlimmstenfalls Umschreibungen asozialer Fehlhaltung).

Zu meinem und meines Schatzes Glück hatten wir damals, als jeder für sich allein irgendwo einsam war, noch kein Klavier, aber Internetanschlüsse!:kuss:

LG Stümperle
 
Der Mensch ist, was er denkt. Was er denkt, strahlt er aus. Was er ausstrahlt, zieht er an.
 
Heisst, dass soziale Menschen dumm sind Guendola?
Oder mientest du auch "soziale Fehlhaltung"? :confused:
 
Mit Intelligenz und asozialer Fehlhaltung könnte man heute glaube ich ziemlich weit kommen. Ich bezweifle aber, daß beides zusammen in einer Person existieren könnte.
äh ja.
asoziale fehlhaltung = soziale haltung.
sicher, mit sozialkompetenz und einem gewissen IQ kann man im leben viel erreichen ;)

stumperle hat es schon ganz gut ausgedrückt.

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das klavierspielen an sich macht mit sicherheit einsam da es kein orchesterinstrument ist (zumindest nicht wenn man zb. rachmaninoffs klavierkonzert oder sonst was spielt).
interessant wirds allerdings wenn man auftritt (möglichst häufig) und/oder einen duettpartner (sei es zum 4händig spielen, oder mit einem streichinsturment). dann kommen die kontakte von alleine (vorausgesetzt man spielt gut :cool:).

aber wenn man ohnehin nicht kontaktfreudig ist und ein schlechtes bild von sich selbst hat, werden auch auftritte oder gemeinsames musizieren nicht viel ausreißen können.
"um geliebt zu werden, muss man erst sich selbst lieben."
dazu gehört in erster linie selbstbewusstsein. hat man keins oder nur schwaches, werden sich die menschen eher von einem abwenden.
und das klavierspielen ist nicht unbedingt die beste methode das selbstbewusstsein zu rekonstruieren :cool: es sei denn man kann sich vor zuspruch und begeisterung über sein geklimper gar nicht mehr retten...

problematisch betrachte ich die laufbahn sogenannter "wunderkinder" : wenn man vom kindesalter an, die pubertät hindurch nur am klavier hockt, wird man sicher einige wettbewerbe gewinnen können, die soziale entwicklung bleibt aber komplett auf der strecke.

ob das geflügele als "emotionale Ersatzbefriedigung" dienen kann (wie stumperle es nennt) sei dahingestellt.
ich persönlich habe oft wesentlich mehr stress mit meinem flügel als mit den mitmenschen :D von einer ernsthaften "emotionalen bindung" zum klimperkasten kann man bei mir zumindest nicht sprechen.

jedenfalls beschert mich das geflügele durchaus ein stückchen einsamkeit. wenn man nach der schule erst sich hausaufgaben und sich gleich im anschluss ans klavieren macht bleibt nunmal nicht viel zeit für anderweitige beschäftigungen (ich spreche von 3-7 stündigen übe-"sessions")...

erst wenn man oben angelangt ist und ständig konzerte (oder unterricht) gibt, ist man die einsamkeit los.
 
erst wenn man oben angelangt ist und ständig konzerte gibt, ist man die einsamkeit los.
Wenn man aus dem Koffer lebt, ist man der einsamste Mensch überhaupt, denn es ist unmöglich, tiefere soziale Kontakte aufzubauen - oder aber man trifft seine Kontakte eben seltener, hat nur per Mail / Telefon / Brief Kontakt. Ich stelle mir das sehr anstrengend vor, wenn man allein reist.
 

problematisch betrachte ich die laufbahn sogenannter "wunderkinder" : wenn man vom kindesalter an, die pubertät hindurch nur am klavier hockt, wird man sicher einige wettbewerbe gewinnen können, die soziale entwicklung bleibt aber komplett auf der strecke.

ganz genau!
endlich sagt es mal einer!

das sind allesamt egomanische Soziopathen, total asozial, arrogant, selbstredend beziehungsunfähig, und die Gefahr, dass sie Amok laufen, wenn sie mal ein paar falsche Tasten drücken, ist immens!!!

..hätten die doch lieber Comptine gelernt (vgl. den gleichnamigen Faden), dann wären sie nicht einsam... und sie hätten viel viel Zeit gehabt, sich sozial verträglich positiv zu entwickeln...
 
Hallo,

ich kann nur sagen, dass ich mich noch nie im Leben am Klavier einsam gefühlt habe - im Gegenteil!!! Klavierspielen hat mich immer zu mir selbst gebracht und tut es auch noch. Man ist vielleicht allein, aber nicht einsam!

Viele Grüße

chiarina
 
ich kann nur sagen, dass ich mich noch nie im Leben am Klavier einsam gefühlt habe - im Gegenteil!!!

siehst Du (oben): da ist sie schon, die egomanische und egozentrische Komponente!

wo bitteschön ist da das Nachbarskind, das schulversagend Hilfe bei den Hausaufgaben bräuchte, wo ist da die Lichterkette gegen abgesoffene BP-Bohrinseln, wo ist da der Schutz der Natur, wo ist da der zwischenmenschliche Austausch, wo ist da der soziale Kontakt???? na???... ja ja, da sitzt sie selbstvergessen am Klavier und merkt es nicht, wenn der berühmte Sack Reis in China umfällt...

:D :D :D
 
Ich meine, das Thema ist komplex-

Was heißt einsam? Alleine sein mit sich und dem Instrument? Alleine spielen?
Sich selbst genügen, wenn man nur am Klavier sitzt? Kontakte reduzieren aufgrund dessen, was das Klavier einem gibt?

Ich sehe schon Unterschiede zwischen Streichern und Pianisten.
Als Streicher spielt man relativ schnell in Gruppen. Es macht auch einfach mehr Spaß, als nur alleine zu spielen. Das wahre Klangerlebnis hat man als Streicher in Gruppen oder mit Begleitung eines "Akkordinstruments" oder wie nennt man das... Oder: Streichinstrumente und deren Spieler sind von Natur aus kommunikativer.:):)

Als Pianist braucht man nicht unbedingt andere Mitspieler, daher könnte schon die Vermutung nahe liegen, dass Menschen, die das Klavier wählen, lieber alleine spielen oder/und alleine sind.:confused:

Ich habe mich in der Anfangszeit sehr einsam gefühlt am Klavier. Nun kann ich endlich zusammen spielen, und das ist ein Segen für mich.
allerdings muss man als Pianist auch recht gut sein, um zusammen spielen zu können auf einem guten Niveau.
 
rolf, das ist für mich jedenfalls zu hoch- könntest Du es für die Kleingeister etwas genauer darlegen, was Du meinst?;);):D

Man kann Dinge schön umschreiben- und dennoch blumig Vieles recht deutlich sagen.:p
 
dann tu sie doch mal kund ;)
 
Dieser Thread ist ja sehr alt ...

auf diese Frage kann jeder nur für sich allein die Antwort finden und geben! Da hier unterschiedliche Entwicklungsläufe durch sich selbst, massgebend die der Eltern und des "Lehrers" stattfinden. Es reicht nicht über andere auszusagen, das was dem einen widerfährt, bei anderen genauso sein kann u./o. muss. Der eine empfindet es so, der andere halt anders.

Was meine Faulenzerheit anbelangt, ich finde Klavierspielen überhaupt nicht einsam.

Liebe Grüße
Faulenzer
 

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