Warum Cembalo?

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Die Frage richtet sich an diejenigen Clavios, die hier als Cembalisten in Erscheinung treten, also z.B. @pianovirus und @Axel und andere.

Mich interessiert, warum ihr (vor allem) Cembalo spielt und nicht Klavier.

Wie war euer Weg zum Cembalo?

Wie hat sich die Hörwahrnehmung bei euch verändert, und was genau macht die Attraktivität des Cembalos für euch aus?

Mir geht es so, dass ich das Cembalo in Kombination mit Orchester in barocken Kompositionen wesentlich reizvoller finde als das Klavier, aber zum Cembalo als Soloinstrument habe ich beim Hören bisher noch keinen Zugang gefunden. Eine Möglichkeit, es zu spielen, habe ich nicht. Ist das eigene Musizieren darauf vielleicht notwendig für einen Zugang?
 
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Ich finde es schön, wie Du in so viele Richtungen offene Neugierde und Interesse zeigst und schreibe gerne ein wenig über meinen (auch von vielen Zufällen geprägten) Weg in diese Richtung, werde aber wohl erst morgen dazu kommen.

Vielleicht möchten ja auch noch ein paar weitere von historischen Tasteninstrumenten begeisterte Forumsmitglieder ihre Perspektive beitragen... :-)
 
Ich habe als Späteinsteigerin (damals 30) vor etwas mehr als fünf Jahren mit der Orgel angefangen, weil ich schon seit Kindesbeinen den Wunsch hatte, dieses Instrument spielen zu lernen und habe mir damit wirklich einen Lebenstraum erfüllt. Ich hab dann vor dem ersten Orgelunterricht noch schnell ein halbes Jahr privaten Klavierunterricht genommen, um zumindest mit ein wenig „Tastenerfahrung“ in die erste Stunde zu kommen.

Über die Orgel bin ich dann auch zum Cembalo gekommen. Seit zwei Jahren habe ich also zum Orgel- auch noch Cembalounterricht und besitze auch ein eigenes Instrument.

Ich liebe vor allen Dingen den zarten Klang, sowie dessen Vielschichtigkeit. Was mich auch sehr reizt, ist der überaus feine Anschlag. Das Instrument reagiert sofort auf jede feinste Bewegung.

Beim Cembalo habe ich auch immer das Gefühl, mit dem Instrument auf Körperebene noch viel verschmolzener zu sein, als mit der Orgel. Und: es ist ein Instrument, das sehr viel Körpergefühl erfordert. Das reizt mich und gefällt mir. Eine schöne, sich gleichmäßig bewegende Klangführung hinzubekommen, ist für mich persönlich eine der größten Herausforderungen. Und: es verlangt technische Perfektion, da man jede kleinste Unsicherheit sofort hört.

Ich mag das Cembalo kammermusikalisch eingsetzt (Bach, Vivaldi usw), aber ich mag es auch solistisch sehr gerne: Bach, Couperin, Rameau, Scarlatti, Frescobaldi, Merulo… da gibt es so viel Schönes zu entdecken.

Am Cembalo mag ich Marco Mencoboni sehr gerne. Auch Jean Rondeau finde ich fantastisch, hab ihn auch live gehört und war fasziniert, welche Klänge dieser Künstler diesem Instrument entlocken kann. Lars Ulrik Mortensen finde ich auch wunderbar. In seine Interpretation der „Aria variata alla maniera italiana“ hab ich mich so ein bisschen verliebt ;-)

Gustav Leonhardt, Francesco Cera nicht zu vergessen oder Catalina Vicens. Ach, die Liste ist lang.

Ich selbst hab bislang noch nicht all zu viel am Cembalo gespielt, arbeite viel mit der Cembaloschule von Baiano, bisschen Couperin, bisschen Rameau, bisschen Bach… ich muss zugeben, dass ich mir (noch) sehr schwer tue, schöne, wohltuende Klänge zu erzeugen. Oft habe ich Stücke aus dem Unterricht auch abgebrochen, weil ich so unzufrieden mit mir war. Vieles klingt bei mir noch „sehr abgehackt“… aber die Liebe zu diesem Instrument ist so groß, dass man die harte Arbeit gerne in Kauf nimmt.

So, jetzt muss ich aber zum Orgel-Onlinekonzert, bin schon spät dran!!… :-)
 
Danke @Demian für diese Frage.

Hatte noch nie die Möglichkeit ein Cembalo oder Spinett anzuspielen. Und wenn ich @devasya so lese, hätte ich wohl leider auch große Mühe, was Gescheites zu produzieren.
Aber:
Bei manchen Stücken (Rameau, Bach und auch bei den alten Engländern) hab ich beim Notenlesen spontan den Klang dazu im Ohr.
 
@devasya Das, was du schreibst, klingt wirklich sehr verlockend. Da. Ich ja auch etwas Gitarre spiele, kann ich nachvollziehen, was du mit der Zartheit meinst. Und vielleicht ist es wirklich ein Weg, das Cembalo als Zupfinstrument zu verstehen, über den Umweg der Tasten.
 
Ich bin auch kein Cembalist, sondern eigentlich nur Organist. Dennoch finde ich historische Tasteninstrumente sehr interessant. Daher hatte ich auch schon die Gelegenheit, auf mehreren Chlavichorden und einem historischen (barocken Cembalo) spielen zu können. Irgendwann möchte ich mich mit dem Cembalo aber noch mehr beschäftigen (mangels Cembalo wird das aber wohl noch etwas dauern).
Der Zugang für viele Cembalisten und (so auch bei mir) liegt in der Orgelmusik. Wenn man sich sehr für barocke Orgelmusik, historische Aufführungspraxis etc. interessiert, beschäftigt man sich irgendwann zwangsläufig mit den Übeinstrumenten der alten Meister. So habe ich bei meiner Gelegenheit, auf einem Cembalo spielen zu können, auch nur Orgelliteratur gespielt. Für Organisten, die sich weiter mit anderen Tasteninstrumenten beschäftigen wollen (weil sie es schön finden oder ihre Orgeltechnik verbessern wollen), kann man im Studium oft Cembalo/Chlavichord statt Klavier als Nebenfach wählen.
 
Hm. Im Falle der Gitarre bist du mit dem Fingernagel (oder der Fingerkuppe) direkt an der Saite und kannst da sehr viel mit der Bewegung des Anreißens gestalten. Beim Cembalo ist das Anreißen der Saite sehr indirekt. Aber damit sicher näher an der Gitarre als am Klavier
Beim Chlavichord kann man mit der Art des Anschlages sehr unterschiedliche Klänge erzeugen. Das ist wirklich eher ein Zupfinstrument.
 

@devasyaDa ich ja auch etwas Gitarre spiele, kann ich nachvollziehen, was du mit der Zartheit meinst. Und vielleicht ist es wirklich ein Weg, das Cembalo als Zupfinstrument zu verstehen, über den Umweg der Tasten.

Im Falle der Gitarre bist du mit dem Fingernagel (oder der Fingerkuppe) direkt an der Saite und kannst da sehr viel mit der Bewegung des Anreißens gestalten. Beim Cembalo ist das Anreißen der Saite sehr indirekt. Aber damit sicher näher an der Gitarre als am Klavier.

Beidem würde ich zustimmen! Und gerade weil durch die "Zwischenschaltung" der Klaviatur der Kontakt mit der Saite nicht mehr so unmittelbar ist wie bei Gitarre, Laute, Harfe usw, ist es um so wichtiger, diesen dennoch immer wieder zu erfühlen – eigentlich immer den Saitenwiderstand am Kiel spüren, bevor man "zupft" (und sei es noch so kurz). Man sieht und hört, wenn ein Spieler die Tasten drückt oder gar schlägt, ohne das zu tun und es klingt dann nicht schön! Wichtig ist auch, dass das "normale" Akkordspiel arpeggiert ist, was auch in unendlich vielen Abstufungen sein kann, von ganz kurz bis weit aufgefächert. Ein gleichzeitiger Anschlag aller Akkordtöne wie am modernen Klavier ist am Cembalo ein Spezialeffekt, den man bewusst einsetzen kann, der aber als "Standard" schnell ermüdend und grob auf den Hörer wirkt.

Beim Chlavichord kann man mit der Art des Anschlages sehr unterschiedliche Klänge erzeugen. Das ist wirklich eher ein Zupfinstrument.

Das Clavichord ist kein Zupfinstrument, denn man bringt die Saite ja zum Klingen, indem man sie mit der Tangente anschlägt. Aber in der Tat kann man den Klang hier sehr vielfältig beeinflussen, auch während des Klingens der Saite, da die Tangente ja die ganze Zeit mit ihr in Kontakt bleibt.
 
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Das Clavichord ist kein Zupfinstrument, den man bringt die Saite ja zum Klingen, indem man mit dem man mit der Saite die Tangente anschlägt.
Das stimmt natürlich. Ich finde auch das Prinzip interessant, dass man mit dem "Steg" anschlägt. Aber ich denke, dass das Chlavichord das Tasteninstrument ist, mit denen man den Klang durch den Anschlag am meisten verändern kann.
 
Mich interessiert, warum ihr (vor allem) Cembalo spielt und nicht Klavier.

[...]

Mir geht es so, dass ich das Cembalo in Kombination mit Orchester in barocken Kompositionen wesentlich reizvoller finde als das Klavier, aber zum Cembalo als Soloinstrument habe ich beim Hören bisher noch keinen Zugang gefunden. Eine Möglichkeit, es zu spielen, habe ich nicht. Ist das eigene Musizieren darauf vielleicht notwendig für einen Zugang?

Gleich zur dieser Frage: Ja, ich glaube, der Zugang wird ungeheuer erleichtert, wenn man selbst einmal ein bisschen spielen konnte und seien es auch nur ein paar Stunden - und/oder gute Cembalisten als "Begleiter" oder Solisten im Konzert erleben kann. Allerdings habe ich neuerdings in irgendeiner Zeitung (ich glaube, es war der Guardian), gelesen, dass das Cembalo angeblich das coole neue "Hipster"-Instrument sein soll. Vielleicht gibt es nun bald einen richtigen Hype, mal sehen... ;-):lol:

Jedenfalls darf man sich nicht von den fürchterlichen Instrumenten und Klangergebnissen der Anfänge des Cembalo-Revivals in die Irre führen lassen. Seit ungefähr den 1960er-Jahren hat sich die konsequente Orientierung an den alten Instrumentenbaumeistern verwirklicht und mit Gustav Leonhardt als einem der Pioniere der historischen Aufführungspraxis fanden diese Instrumente zugleich einen maßstabsetzenden Musiker.



Bei mir hatte sich das musikalische Hauptinteresse über die Jahre (kann man am Repertoire meiner Youtube-Videos ganz gut nachvollziehen) tendenziell von der Romantik über die Klassik hin zu Bach bewegt. Ein Kollege und guter Freund spielt Gambe und hat mich dann immer mal wieder zu Alte Musik-Konzerten mitgenommen, die es hier in Basel so reichlich gibt.

Was mich gleich – und dann immer mehr – begeistert hat, war die Lebendigkeit und Spontaneität der Konzerte, die Lockerheit und Interaktion der Musiker miteinander. Hier vor Ort kommt natürlich noch das große, treue und aufrichtig interessierte Publikum dazu – mehr als einmal sind wir irgendwo auf dem Boden gesessen, weil eine halbe Stunde vor einem Konzert schon alle Sitzplätze weg sind. Und die Musiker sind alle irgendwie gleichzeitig auch Forscher - sie lassen immer neue Instrumente bauen, von denen teilweise nur noch wenige Originale erhalten oder gar nur noch Abbildungen überliefert sind, kennen alle historischen Traktate, sind aber gleichzeitig durch die lückenhafte Überlieferung zu immer mehr kreativer Interpolation gezwungen, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Sie improvisieren, komponieren [1], experimentieren...das alles finde ich wahnsinnig spannend. Die Konzerte sind durch immer wechselnde Besetzungen auch sehr kurzweilig. Und nach einem Konzert kann man sich so immer angeregt unterhalten, Instrumente zeigen lassen usw.

Irgendwann war dann der Entschluss gefasst, ich verkaufte ruckzuck Flügel, Klavier und Digitalpiano und trat eine kleine Rundreise zu Cembalobauern in Europa an. Es ist nämlich so, dass die meisten guten Bauer Wartezeiten von oft zwei oder drei Jahren haben. Aber viele haben doch ein oder mehrere fertige Instrumente, die sie z.B. für Konzerte vermieten. So fand ich dann in einem kleinen Dorf eine Autostunde von Madrid entfernt mein erstes Instrument, eine großes zweimanualiges Cembalo nach Christian Zell (Hamburg, 1728) und fuhr kurz darauf mit einer guten Freundin von Basel aus mit einem geliehenen Transporter dorthin. Wir ließen uns Zeit und allein dieser Roadtrip wird mir für immer in Erinnerung bleiben, mit lustigen Episoden wie der, dass, nachdem wir das Cembalo mithilfe das Erbauers sorgfältig im Auto verpackt hatten, wir alle eine Stunde damit zubrachten, den Autoschlüssel wiederzufinden, den ich vor lauter Begeisterung irgendwo hingeworfen hatte, als ich das (zwischenzeitlich noch dekorierte) Instrument erblickte.

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Seither sind noch ein Cembalo und zwei Clavichorde dazugekommen und nun sind noch mehrere Instrumente in der "Pipeline". Irgendwann passiert es vielen, dass man doch für jede lokale und zeitlich Tradition, die einen interessiert, gerne passende Instrumente hätte....

Das ist zugleich auch ein weiterer Punkt, den ich in der Alten Musik sehr schön finde: Man spielt eigentlich nie ein Instrument, sondern immer mehrere, was sehr abwechslungsreich ist. Und natürlich noch Orgel. Und Singen gehört irgendwie auch ganz selbstverständlich für alle Musiker dazu. Mit einem Vokalensemble, in dem ich singe, haben wir ein schönes Programm mit englischer Renaissancemusik, wo ich dazwischen noch ein bisschen passende Musik auf dem Cembalo spielen kann. Das sind einfach schöne Gelegenheiten, die sich so immer wieder ergeben.

Die "Entdeckungsreise" durch die riesige Literatur vor 1700 und die dazugehörige Kultur ist ein weiterer wesentlicher Aspekt, den ich sehr genieße, auch das Erkunden der Zusammenhänge und des "intertextuellen" kompositorischen Kommunikationsnetzes, das sich von der Gregorianik bis zu Bachs Tod entfaltet.

Auch in der "dienenden" Rolle als Begleitinstrument kann das Cembalo vollendet gespielt als sensibler Begleiter einen Solisten auf wunderbare Weise in die Schwerelosigkeit tragen – was gibt es Schöneres? –


View: https://www.youtube.com/watch?v=DuZWV851oIU

[1] Hier eine Neukomposition, mit den besten Musikern, die man sich dafür wünschen kann...


View: https://www.youtube.com/watch?v=M3McY3zbdzs
 
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Also bei mir ist es so:

Erstmal weiß ich gar nicht, wie herum man so ein Cembalo hält.

Zweitens ist "mein" Cembalo, das jahrelang im Besitz der Stadtbibliothek Hannover war, meines Erachtens VERKAUFT worden, ich sah es ( oder ein gleich aussehendes ??? k.A. / Wittmeyer ) beim Klavierhaus Döll in Hannover im Verkaufsfenster, obgleich es einige Jahre, bevor ich es antestete ( im Übungsraum der Stadtbibliothek ) , nämlich etwa 1974, :005::005::005: , von Hr, Forrester, Hagenstraße, gestimmt worden war.

@Wiedereinaussteiger , das fand ich ungefähr so wie VERRAT. Ich konnte kotzen und war seitdem nie mehr da. ( Uff - FAST niemals ).

Nun, ich musste es damals verteidigen, mein knuffiges LIEBLINGSINSTRUMENT, hier auf Clavio, weil Nappel behaupteten, es wäre scheiße gestimmt: Vielleicht hatten sie recht, aber ich liebte es trotzdem !!!:005::005::005:

Da habe ich natürlich keinen Einfluss drauf, aufs Stimmen fremder Instrumente.

Ich kann nur so viel sagen:

Das Spielen auf einem Cembalo macht SEHR viel Spaß, auch in der Schule ( ich war auf einem INTELLEKTUELLEN GYMNASIUM !!! - und wir hatten eins ) :-D:-D:-D - aber ich wollte Satz 1 von Objekt "Waldsteinsonate" im STEHEN meinem ( vor kurzem verstorbenen, ich berichtete im "unglücklich" - Thread ) Musiklehrer vorspielen, er meinte: "Interessant - noch nie gehört SO....", aber mein CUT war nicht allzulang, ich musste in den Unterricht dann. ( irgendwas LANGWEILIGES, wie LATEIN, @Ambros_Langleb :-D:-D:-D ) :drink::drink::drink:

LG, Olli !!!:drink:
 
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@pianovirus
Was für ein riesiger musikalischer Kosmos, der im Cembalospiel verborgen ist. Und ich finde es faszinierend, wie du in deinem Umfeld diese Kultur wirklich lebst. Das scheint mir neben der klanglich differenzierten Wahrnehmung das Wichtigste zu sein, dass die Musik eingebunden ist in eine gelebte Kultur, in der auch die (musikalische) Interaktion mit anderen eine wichtige Rolle spielt.
 
Und gerade weil durch die "Zwischenschaltung" der Klaviatur der Kontakt mit der Saite nicht mehr so unmittelbar ist wie bei Gitarre, Laute, Harfe usw, ist es um so wichtiger, diesen dennoch immer wieder zu erfühlen – eigentlich immer den Saitenwiderstand am Kiel spüren, bevor man "zupft" (und sei es noch so kurz). Man sieht und hört, wenn ein Spieler die Tasten drückt oder gar schlägt, ohne das zu tun und es klingt dann nicht schön!

...genau DAS meinte ich in meinem Beitrag. Du hast es nur viel besser erklärt als ich, danke! ;-)

Für mich persönlich mit das wichtigste am Cembalospiel... man kann technisch noch so perfekt spielen, wenn dieses Gefühl des Saitenwiderstands nicht da und übertragbar auf jede Figur ist, die man spielt, dann klingt auch das beste Instrument nicht mehr schön... und man hat, überspitzt formuliert, das Gefühl, ein Elefant im Porzellanladen würde gerade Musik machen...

Ab und an habe ich mittlerweile Momente - vor allen Dingen in der rechten Hand und beim Spielen von "schnellen" oder arpeggierten Läufen - in denen ich es schaffe, an meinen Fingern diesen Widerstand zu spüren und dann auch "so weiter dran" zu bleiben, dass ich die Verbindung zum Instrument nicht verliere und den Klang "halten" kann.

Oft gelingt es mir aber auch nicht, vor allen Dingen links, oder beim Spielen von Akkorden. Wenn ich Akkorde arppegiert spiele, dann geht es eh noch einigermaßen, wobei auch DAS eine Technik für sich ist... wenn ich aber einen Akkord ganz normal anspiele, hört es sich oft nach "Schlag und Brechstange" an, ganz überspitzt ausgedrückt natürlich... wenn ich aber "zu weich" ansetze, um eben genau dieses "Schlaggefühl" verhindern zu wollen, spiele ich oft nicht mehr sauber genug. Es kommt wirklich auf jede kleinste Bewegung an und man muss sich gut in das Instrument einfühlen.

Ich finde zB auch, dass sich kalte und steife Hände beim Cembalo viel schlimmer auswirken, als an der Orgel.

Das man irgendwann den Wunsch und das Bedürfnis bekommt, mehrere Instrumente zu besitzen, kann ich nur unterstreichen. Allerdings ist das auch eine Sache der finanziellen Mittel, die man hat - oder nicht hat. Ein gutes Cembalo kommt dann gleich mal so viel wie ein schönes Auto. Mein jetziges habe ich gebraucht gekauft und schon das waren gute 10.000 Euro. Es hat einen schönen Klang, bisschen dick, bisschen schwer und für franzözische Musik geeignet, wie ich finde. Ab und an stört mich seine Mechanik ein wenig... Ich würde mir aber gerne auch ein italienisches zulegen, irgendwann... Frescobaldi muss sich darauf wunderbar anhören!

Das Ausweiten der eigenen Interessen? Kann ich auch unterstreichen. Ich singe nebenher (bei uns im Domchor) und spiele seit zwei Jahren auch noch Altflöte. Auch da möchte ich irgendwann noch weiter gehen... es ist wie eine kleine Sucht ;-) Ganz besonders würde mich die frühbarocke Tenorflöte reizen...

Stücke, die ich im Flötenunterricht durchnehme, darf ich dann oft auch mit in den Cembalounterricht mitbringen bzw mein Lehrer ist dann so freundlich, mich zu begleiten. Letztes Jahr haben wir eine Sonate von Telemann gespielt, es war herrlich und jetzt über die Sommermonate hab ich Händel aufbekommen, den wir dann im Herbst, hoffentlich, spielen können. Ich LIEBE die Kombination aus Cembalo und Flöte und könnte mich ewig darin verlieren.
 

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