Warum Cembalo?

Hier oder z.B. auch in der sehr aktiven Facebook-Gruppe "HARPSICHORD - CEMBALO - CLAVECIN - KLAVECYMBEL" findet man auch immer wieder Angebote gebrauchter Instrumente – in der Gruppe kann man sich auch bei Fragen weiterhelfen lassen.

Aber Vorsicht: Die alten Revival-Kisten sind immer noch teilweise auf dem Markt, Wittmayer, Sperrhake, Neupert und wie sie alle heißen. Die sind zwar sehr günstig zu haben, aber man verdirbt sich damit die Freude...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also, im Prinzip war es mein Vater schuld. Ich übte als Grundschüler die ganzen Notenbüchlein: für Anna-Magdalena, für Nannerl, für Wilhelm Friedemann...gab es im Querformat bei Schott. Mein Vater wusste, dass eben dabei auch an Cembalo gedacht war. Dann hatte ein Kölner Klavierhaus ein gebrauchtes Spinett im Fenster und wir haben es gekauft.
Dazu kommt, dass ich lange Zeit mit romantischer Musik nicht viel anfangen konnte. Natürlich verändert sich das mit der Zeit, aber grundsätzlich steht mir die "Alte Musik" näher. Nach dem Kirchenmusikexamen habe ich dann noch Cembalo drangehangen.
 
Hier oder z.B. auch in der sehr aktiven Facebook-Gruppe "HARPSICHORD - CEMBALO - CLAVECIN - KLAVECYMBEL" findet man auch immer wieder Angebote gebrauchter Instrumente – in der Gruppe kann man sich auch bei Fragen weiterhelfen lassen.

Aber Vorsicht: Die alten Revival-Kisten sind immer noch teilweise auf dem Markt, Wittmayer, Sperrhake, Neupert und wie sie alle heißen. Die sind zwar sehr günstig zu haben, aber man verdirbt sich damit die Freude...

Du hast bei deiner Auflistung Lindholm vergessen. Ich habe in meiner Wohnung so eine Geburtstagsgeschenkablage rumstehen. Total unverbastelt. Ich gebe es gerne ab in würdige Hände. UVP 9999 Eumel. Bei Interesse bitte ich um eine Antwort per PN oder auch hier.

Gauf! :017:
 
Also ich als Gelegenheitscembaloklimperer besitze so ein 80er-Jahre Wittmayer-Ding. Nichts Tolles, aber für Gelegenheitsklimperei und für den Preis, den ich bezahlt habe, ist das ein schönes Spielzeug.
Ich finde, es gibt Literatur, die auf dem Klavier überhaupt nicht wirken, da ist auch mein Billigding besser als jedes Klavier. Zu nennen wären Cabezón, Byrd, die ganzen frühbarocken Italiener, Familie Scarlatti, meiner Meinung nach auch Händel und einige Sachen von Bach.
Ein Cembalo hat einfach die nötige Feinheit und die obertonreiche Brillianz, die kein Klavier (im heutigen Sinne hat). Ganz besonders wirkungslos sind Verzierungen bei modernen Instrumenten im Vergleich zu Cembali.
Auch einige Stücke von Bach klingen meiner Meinung nach am Klavier nicht. Ein sehr gutes prominentes Beispiel ist BWV 912, auch BWV 903 steht meiner Meinung nach in der Reihe, selbst die eigentlich geniale Interpretation von BWV 903 von Gulda am modernen Instrument kann nicht so überzeugen, wie eine gute Interpretation am Cembalo. Trotz aller Gestaltungsmöglichkeiten wirkt das moderne Instrument doch irgendwie fad und leblos.
Trotzdem gibt es bei Bach viele Sachen, z.B. das Wohltemperierte Klavier, die mich eher am Klavier als am Cembalo überzeugen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Wohltemperierte Clavier eventuell eher für das Clavichord konzipiert war.

Ein bisschen fies finde ich die gnadenlose Transparenz des Cembalos und den seltsamen leichten Anschlag. Ich finde, was Rhythmus und Artikulation angeht, präzises Spiel auf den allermeisten Orgeln und Klavieren sehr viel einfacher, auch falsche Töne treten am gnadenlosesten beim Cembalo hervor.

Ich finde, folgende kleine Auswahl spricht eigentlich aber für sich alleine, warum ein Cembalo als Soloinstrument unbedingt nötig ist, all dies könnte mich am modernen Instrument niemals überzeugen:


View: https://www.youtube.com/watch?v=yZ-5dpufBXo



View: https://www.youtube.com/watch?v=cxi2vrtTSSY



View: https://www.youtube.com/watch?v=0kdK-7tc5NA



View: https://www.youtube.com/watch?v=GLJbcBh3I9g
 
Hmm andere haben schon so viele tolle länger Beiträge geschrieben und die kann ich überwiegend auch komplett unterstreichen. Mir fällt leider nicht so viel ein, aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch nicht so viel Cembalo gespielt habe.

Das erste Intresse geweckt wurde eigentlich gar nicht unbedingt durch Klassik, sondern eher durch ältere Pop oder Rock Musik die eher 1-2 Generationen vor meiner aktuell war, und als erstes wurde ich sogar durch ein Videospiel darauf aufmerksam.


View: https://www.youtube.com/watch?v=KyTgvancEok


fängt ungefähr so bei 1:10 an. Damals als 10 jähriger wusste ich noch gar nicht mal was das überhaupt für ein Instrument sein soll, hab erst an eine Gitarre, Laute oder so gedacht. Nach einiger Zeit habe ich rausgefunden dass es ein Tasteninstrument ist (als ich ein Keyboard geschenkt bekommen habe und sich das Preset namens "Harpsichord" so ähnlich, wenn auch sehr grauenhaft angehört hat). Seitdem habe ich mich schon immer für das Instrument interessiert, und wollte auch gerne selbst eins haben. Teilweise ist das leider für einige Zeit etwas in Vergessenheit geraten, bis ich in der Jugend öfter mal in die alte Schallplattensammlung meiner Eltern reingeschnuppert habe, und da ist dieser interessante Klang wieder des öfteren aufgetaucht. Von den Beach Boys bis Queen war es ab und zu mal zu hören, und da wurde mein Interesse wieder von neuem erweckt. Leider konnte ich mir damals noch keins kaufen, weil ich erstmal ein Klavier und Unterricht besorgen musste... Es war auch immer so ein Wunsch, der zwar schon relativ stark war, aber der auch nicht unbedingt möglichst bald erfüllt werden musste.

So richtig intensiv beschäftigt habe ich mich mit dem Instrument auch erst beschäftigt als ich angefangen habe mich mehr für klassische Musik zu interessieren, als ich das Wohltemperierte Clavier zum ersten mal gehört habe war mir klar, dass ich unbedingt ein Cembalo brauche, und auch unbedingt Unterricht nehmen muss. Das Interesse hat sich irgendwie zu einer größeren Faszination entwickelt. Es hört sich einfach um einiges feiner an als ein Klavier, gerade bei Barock-Musik. Besonders die Verzierungen oder arpeggierten Akkorde gefallen mir irgendwie mehr als beim Klavier, wahrscheinlich liegt das auch bei mir daran, dass ich den obertonreicheren Klang einfach teilweise bevorzuge. Bei Bach würde ich sagen, dass ich ihn zu einem gleichwertigen oder vielleicht sogar größerem Teil eher auf dem Klavier bevorzuge, aber bei Couperin, Scarlatti oder Rameau, oder noch frühere Geschichten wie Byrd ect. bevorzuge ich das Cembalo. Und da mich diese Musik wirklich sehr interessiert möchte ich auch unbedingt das Instrument irgendwann halbwegs lernen. Insgesamt mag ich das Klavier glaube ich immer noch etwas mehr, aber für mich sind die beiden Instrumente fast gleichwertig. Ich hoffe mit dem Unterricht klappt es möglichst bald.
 
Hallo Forum,

ich komme ja eigentlich von der Orgel. Aber mein Traum war schon immer, ein Cembalo zu besitzen und zu bespielen. Im letzten Jahr habe ich mir, im Alter von 55 Jahren, und in einem Anfall von Wahnsinn, diesen Traum erfüllt. Lange habe ich mir verschiedene Instrumententypen angehört, Flamen, Franzosen, Deutsche, Italiener. Letztere haben mich klanglich so begeistert, dass es dann der Nachbau eines Grimaldi-Cembalos von 1691 wurde. Das Instrument ist ein Träumchen, mein Spiel allerdings nicht. Wenn ich darauf improvisiere, oder besser gesagt herumklimpere, geht es gut, sobald ich Literatur aufs Notenpult lege, könnte ich verzweifeln. Die Eigenheiten des Anschlags, etc. wurden hier ja hinreichend beschrieben. Mir ist klar, ein guter Cembalist werde ich nicht mehr werden, aber ich erfreue mich in meinem Kämmerlein am Klang dieses schönen Instrumentes. Ich kann mich dabei so herrlich wegträumen. Der Sound geht direkt ins Herz. Anders kann ich es nicht beschreiben. Hinzu kommt natürlich das Stimmen, oder auch der Ersatz abgebrochener Kiele. Das ist eine ständige Bastelei, die einen aber nach erfolgreichem Abschluss sehr befriedigt. Außerdem schafft das eine noch engere Verbindung zum Instrument. Kurzum: Jeder der das Cembalo liebt und es spielen möchte, sollte sich den Traum, wenn möglich erfüllen.
 

Anhänge

  • IMG_5759.JPG
    IMG_5759.JPG
    690,5 KB · Aufrufe: 36

Wunderbar, ganz herzlichen Glückwunsch. Und auch schön die Faszination des Instruments beschrieben. Darf man fragen, wer es gebaut und wer dekoriert hat?
 
Herzlichen Glückwunsch zu schönen neuen Instrument.
 
Danke für die Glückwünsche! ;-)

@pianovirus
Klar darfst Du fragen. Das Instrument wurde von dem niederländischen Cembalobauer Goop Sterkman im Jahr 1998 gebaut. Ich vermute, dass er es auch selber dekoriert hat, er war ein äußerst begabter Maler. Interessant dabei ist, dass er irgendwann seine Werkstatt nach Frankreich verlegt hat. Er ist im Jahr 2005 verstorben. Also hat jetzt ein in Frankreich von einem Niederländer gebautes italienisches Cembalo in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Es handelt sich übrigens um ein "true-inner-outer". Das Instrument selbst ist aus Zypressenholz, der Resonanzboden wie üblich aus Bergfichte gemacht, der wunderschöne Kasten aus Pappelholz. Es hat auf einem Manual zwei 8-Füße, die jeweils einzeln oder zusammen gespielt werden können. Länge 2,54 m. Stimmung: Mitteltönig, bei derzeit 431 Hz. Der Klang ist sehr direkt, rund und voll. Ich liebe es! Cembalo5.jpg
 
Kurze Frage, an alle, die sich auskennen: Ich habe hier im Ferienhaus ein Sperrhake Cembalo aus den 1970ern vor mir und frage mich, wozu die Hebel genau gut sind? Geteilter Lautenzug ist mir einigermaßen klar, aber der „Kniehebel für 4‘“? Setzt man den akzentuierend oder dauerhaft ein?
 
Kurze Frage, an alle, die sich auskennen: Ich habe hier im Ferienhaus ein Sperrhake Cembalo aus den 1970ern vor mir und frage mich, wozu die Hebel genau gut sind? Geteilter Lautenzug ist mir einigermaßen klar, aber der „Kniehebel für 4‘“? Setzt man den akzentuierend oder dauerhaft ein?
Der Kniehebel ist dazu da, damit man das 4'-Register (klingt eine Oktave höher als notiert) während des Spiels ein- oder ausschalten kann, ohne die Hände von den Tasten zu nehmen, um entsprechend schnelle Wechsel vorzunehmen, falls dies gewünscht ist. Üblich sind Kniehebel bzw. Pedale allerdings nur bei "modernen" Cembali, die barocken Originale kommen durchwegs ohne aus.
 
Der Kniehebel ist dazu da, damit man das 4'-Register (klingt eine Oktave höher als notiert) während des Spiels ein- oder ausschalten kann, ohne die Hände von den Tasten zu nehmen, um entsprechend schnelle Wechsel vorzunehmen, falls dies gewünscht ist. Üblich sind Kniehebel bzw. Pedale allerdings nur bei "modernen" Cembali, die barocken Originale kommen durchwegs ohne aus.
Herzlichen Dank! 👍🏻
 
Wenn man böse wäre, könnte man sagen: Ein Cembalo, das so uninteressant klingt, dass es einen ständigen Registerwechsel braucht, ist eher ein Fall für das Lagerfeuer. Gilt für Orgeln ja genauso.
 
Ich hatte vor Jahren mal ein einmalualiges Cembalo bei Ebay im Auge, wobei mein Kaufinteresse bei ansteigendem Preis nachließ. Die Besonderheit war ein Pedal, womit man wie bei Klavier und Flügel die Dämpfung aufheben kann. Ob das ein Eigenbau war weiß ich nicht mehr, aber diese technische Möglichkeit hatte bei vielen Mitbietern reges Interesse geweckt.

Gibt es so etwas im Cembalobau vielleicht doch vereinzelt?
 

Zurück
Top Bottom