Wackeln Flügel ?

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Rubato

Guest
Ich spiele i.d.R. auf Klavieren und ab und zu auf einem S&S-Flügel. Da ich derzeit einen Flügel suche, spiele ich häufig ebensolche bei Händlern bzw. bei privat an. Was mir aufgefallen ist:

Manche Flügel (und nicht unbedingt die billigen Chinesen ...) wackeln beim Spielen, d.h. ich habe den Eindruck, daß durch den mechanischen Anschlag der Tasten die Dreibeinkonstruktion des Flügels zu (sehr leichten) Schwingungen angeregt wird und der ganze Flügel eben leicht wackelt, natürlich nur im mm-Bereich. Beim S&S ist mir das noch nie aufgefallen (der ist halt stabiler, muß er auch sein:D).

Frage: Gibt es das wirklich, oder bilde ich es mir nur ein, oder ist es gar völlig normal ?

Gruß
Rubato
 
Gibt es schon mal häufiger.
Entweder sind beim Aufstellen des Flügels beim Händler die Beine nicht fest genug angezogen worden (und nicht nachgezogen!), oder die Rollen bewegen sich ein winziges bisschen auf ihrem Untersetzer oder auf dem Teppichboden.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der eine oder andere neue oder ältere Flügel "des unteren Mittelmaßes" mit einer übergroßen Sparsamkeit hinsichtlich der Statik gefertigt wird/worden ist ... :cool:
 
ich kenne das Phänomen auch. Jedoch trifft man es eher bei älteren Flügeln an. Ich habe schon öfter alte 190er Blüthner gespielt, bei denen es mir besonders aufgefallen ist. Wenn man richtig reinhaut, dann wachelt sich der Flügel einen ab :D Man bekommt einen richtigen "Wackelrhythmus" in den Flügel, der schon als sehr störend empfunden wird.

Kleiner Nachtrag: Die Beine sind fast immer fest angezogen. Auch an den Rollen liegt es nicht. Mir kommt es fast so vor, als wären einige Flügel deutlich leichter gebaut oder die Gewichtsverteilung ist eine andere.
 
Nochmal ein Erfahrungsbericht aus einem Bechstein-Zentrum, wo ich gestern u.a. einen 177cm-Hoffmann-Flügel angespielt habe: Der wackelte wie ein Kuhschwanz ! Der Verkäufer konnte wohl selbst nicht Klavier spielen, hat aber dann mehrfach einen fff-Akkord angeschlagen und sich selbst davon überzeugt - eine Erklärung oder Abhilfevorschläge hatte er nicht, offenbar war das bei Bechstein dort noch niemandem aufgefallen.

Überhaupt war ich von der Beratung und dem Zustand der Instrumente (zumindest derjenigen unter 20T€, abgesehen von den "C. Bechstein" Klavieren) nicht sehr angetan - ist das in den Bechstein-Zentren so üblich ? Ich denke, ich werde keines dieser Etablissements mehr aufsuchen, da ist mir der persönliche Kontakt zum Eigentümer/Inhaber schon lieber, und der kann dann vielelicht auch selbst spielen...

Gruß
Rubato
 
Hallo Rubato und alle Wackel-Erfahrenen,
man kriegt wohl jedes Klavier und jeden Flügel zum Wackeln. Denn beim Klavier steht das riesige Gewicht des Eisenrahmens, statisch gesehen, auf einer schmalen Linie, und beim Flügel liegt der Schwerpunkt sehr hoch und wird von drei vergleichsweise dünnen Beinen gehalten. Sehr sorgfältiges Anziehen der Beinbefestigungen beim Flügel sollte deshalb Routinepflicht sein - allerdings vorzugsweise am endgültigen Standort. Wenn das im Geschäft, wo der Flügel ja nach Verkauf gleich wieder demontiert wird, nicht 180%ig erfolgt, darf man das etwas gelassen sehen.

Beim Klavier reichen zum Wackeln kleine Elastizitäten der Fußbodenbeschaffenheit, beim Flügel minimales (!) Spiel der Beinbefestigung. Für den Wackeleffekt beim Flügel spielen die Rollen eine untergeordnete Rolle; da sie sich ganz unten befinden, können sie sowohl wackelfördernd als auch kompensierend wirken.

Bei alten Flügeln sind die Beine häufig mittels eines dicken Holzgewindes in den Korpus gedreht. In diesen Fällen ist fester Sitz lebenswichtig, da mit etwaigen Wackelbewegungen eine Hebelwirkung erzeugt wird, die im kritischen Fall das Gewinde abreißen kann und den Flügel einstürzen lässt. Beim Festdrehen solcher Beine solte auch unbedingt darauf geachtet weden, dass im festgedrehten Zustand kein Spiel zwischen den Stoßflächen bleibt, ggf. unter Zuhilfenahme von Beilagen aus dünnem Holz oder festem Karton, damit Wackelbewegungen möglichst weitgehend unterbunden werden.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 

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