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In diesem Experiment geht es um einzelne Stellen in einem Stück, die einfach nicht gelingen wollen, während man den Rest des Stückes aber schon beherrscht. Ich möchte ein paar Ideen, Tipps und Hinweise auflisten, mit denen man dem "Problem" zu Leibe rücken kann und bin dann interessiert daran, welcher davon oder welche Kombination geholfen hat - oder ob gar nichts geholfen hat.
(Angeregt durch den Faden zu op. 10,5 von Chopin)
Generell gibt es mehrere Ursachen für das Nicht-Beherrschen einer Stelle.
1. Technisches Unvermögen (Motorik, Koordination)
2. Dem Kopf fehlt Information - wenn man diese hat, kann man ohne Üben die Stelle sofort besser spielen
(Genau genommen sind 1 und 2 dasselbe, trotzdem mache ich hier mal einen Unterschied)
Was man zunächst und sowieso tun kann und sollte:
- nochmal sehr langsam üben
- Hände einzeln und zusammen üben (v.a. auch die Hand, in der das vermeintliche Problem gerade nicht liegt)
- verschiedene Fingersätze probieren
- die Stelle davor und die Stelle danach gut üben
[Dazu Exkurs: Funktioniert die Stelle auch langsam nicht, ist sie nicht kurz genug oder man spielt zu schnell. Funktioniert eine vermeintlich machbare Stelle auch nach längerem Üben nicht, ist vermutlich der Fingersatz zu verwirrend - z.B. wenn links und rechts spiegelbildlich spielen könnten, es aber nicht tun (bei Doppeltrillern etc.). Kann man eine Stelle, fliegt aber trotzdem dauernd raus beim Durchspielen, hat man vermutlich nur Angst vor dem, was danach kommt.]
Wenn's trotzdem noch nicht geht, folgende Tipps:
1. Nach Parallelstellen suchen, z.B. in Sonatenformen. Meistens sind transponierte oder anders weitergehende Stellen schwierig. In dem Fall diese Stellen abwechselnd gut üben und dann abwechselnd spielen. Den exakten Punkt oder Punkte bewusst machen, an denen Abweichungen vorkommen.
2. Zuviel Information auf einmal, z.B. bei Mehrstimmigkeit. In dem Fall jede Einzelne Stimme üben - sowohl mit beliebigem Fingersatz wunderschön spielen als auch, anschließend, mit dem originalen. Danach alle Stimmenkombinationen spielen.
3. "Verfrühte Willenseinstellung" - man denkt während man etwas spielt unabsichtlich schon an das, was als nächstes kommt und macht darum verfrüht ungünstige Bewegungen. Beispiel Sprünge: Spielt man einen langen Lauf bis ganz zum Diskant und muss danach in den Bass springen, verhunzt man leicht die obersten Töne. Lösung: Vor der "Änderung" stoppen und nur bis dahin üben. Danach mit sehr langer Fermate üben. Die Fermate wird von selbst (!) kürzer.
Passiert auch, wenn z.B. eine Hand auf weiß und eine auf schwarz springen muss. Dabei hilft: Bewusst machen und die Hände hier absichtlich "besser" koordinieren.
4. Damit zusammen hängt: Zu wenig (Atem)Pausen. Macht euch bewusst, wo Phrasen Enden etc. und macht alle kleine Zäsuren, Pausen, neues Ansetzen usw. mal dreimal so lang wie geplant. Nehmt euch auf. Klingt es noch nach zuviel? Vermutlich nicht. Evtl. ein kleines bisschen. Das lässt sich leicht reduzieren. Es bringt aber mehr Entspannung.
5. Wichtiger Punkt: Ihr wisst gar nicht genau, was ihr spielt an der Problemstelle. Schaut euch die Struktur an. Gibt es Wiederholungen, Logik, Zusammengehörigkeit, Sequenz? Das herauszufinden ist ein bisschen mühsam, wenn man es sonst nicht macht. Lohnt sich aber!
6. Damit zusammenhängend: Wenn ihr die Musik genauestens kennt, wisst ihr auch genau, welche Tasten gespielt werden müssen und welche Finger das machen? Schaut erst in die Noten, danach auf die Tasten, danach schaut ihr gar nicht mehr, und stellt euch dabei jeweils genauestens vor, welche Finger welche Tasten spielen und wie die Bewegung dazu aussieht.
7. Dazu gehört ebenfalls: Ist euch die gesündeste, natürlichste, erogonomischste Bewegung für die Stelle klar? Um die zu finden, spielt extremst langsam, so dass alles easy ist, und beobachtet und fühlt in die Hand. Spielt so, als würdet ihr nach einem Bleistift greifen. Dabei verkrampft man auch nicht.
Und noch ein paar konkretere Vorschläge:
Gebrochene Akkorde: Werden (auch) als simultan angeschlagene Akkorde geübt, außerdem als teilweise simultan angeschlagen mit anderen nachschlagenden Akkord-Tönen. So macht man sich bewusst, was für Akkorde man vor sich hat und wie man von einem zum anderen kommt.
Läufe, Tonleitern etc.: Zunächst so langsam spielen, dass alles einfach ist und jeder, jeder, jeder Ton 100% Aufmerksamkeit und Klangschönheit bekommt. Dann das schönste Legato spielen im Tempo eines langsamen Satzes und genießen. Außerdem: Abschnitte und Schwerpunkte suchen und hörbar machen.
Staccato: Zunächst üben wie Läufe / Tonleitern. Dann ins Tempo bringen. Dann das Legato weglassen. Funktioniert! (Die Staccato-Technik an sich natürlich trotzdem noch zusätzlich üben)
Ansonsten bitte gerne Stellen hier einstellen, die nicht funktionieren. Am besten mit Name des Stückes, Noten- und ggf. Klangbeispiel.
(Angeregt durch den Faden zu op. 10,5 von Chopin)
Generell gibt es mehrere Ursachen für das Nicht-Beherrschen einer Stelle.
1. Technisches Unvermögen (Motorik, Koordination)
2. Dem Kopf fehlt Information - wenn man diese hat, kann man ohne Üben die Stelle sofort besser spielen
(Genau genommen sind 1 und 2 dasselbe, trotzdem mache ich hier mal einen Unterschied)
Was man zunächst und sowieso tun kann und sollte:
- nochmal sehr langsam üben
- Hände einzeln und zusammen üben (v.a. auch die Hand, in der das vermeintliche Problem gerade nicht liegt)
- verschiedene Fingersätze probieren
- die Stelle davor und die Stelle danach gut üben
[Dazu Exkurs: Funktioniert die Stelle auch langsam nicht, ist sie nicht kurz genug oder man spielt zu schnell. Funktioniert eine vermeintlich machbare Stelle auch nach längerem Üben nicht, ist vermutlich der Fingersatz zu verwirrend - z.B. wenn links und rechts spiegelbildlich spielen könnten, es aber nicht tun (bei Doppeltrillern etc.). Kann man eine Stelle, fliegt aber trotzdem dauernd raus beim Durchspielen, hat man vermutlich nur Angst vor dem, was danach kommt.]
Wenn's trotzdem noch nicht geht, folgende Tipps:
1. Nach Parallelstellen suchen, z.B. in Sonatenformen. Meistens sind transponierte oder anders weitergehende Stellen schwierig. In dem Fall diese Stellen abwechselnd gut üben und dann abwechselnd spielen. Den exakten Punkt oder Punkte bewusst machen, an denen Abweichungen vorkommen.
2. Zuviel Information auf einmal, z.B. bei Mehrstimmigkeit. In dem Fall jede Einzelne Stimme üben - sowohl mit beliebigem Fingersatz wunderschön spielen als auch, anschließend, mit dem originalen. Danach alle Stimmenkombinationen spielen.
3. "Verfrühte Willenseinstellung" - man denkt während man etwas spielt unabsichtlich schon an das, was als nächstes kommt und macht darum verfrüht ungünstige Bewegungen. Beispiel Sprünge: Spielt man einen langen Lauf bis ganz zum Diskant und muss danach in den Bass springen, verhunzt man leicht die obersten Töne. Lösung: Vor der "Änderung" stoppen und nur bis dahin üben. Danach mit sehr langer Fermate üben. Die Fermate wird von selbst (!) kürzer.
Passiert auch, wenn z.B. eine Hand auf weiß und eine auf schwarz springen muss. Dabei hilft: Bewusst machen und die Hände hier absichtlich "besser" koordinieren.
4. Damit zusammen hängt: Zu wenig (Atem)Pausen. Macht euch bewusst, wo Phrasen Enden etc. und macht alle kleine Zäsuren, Pausen, neues Ansetzen usw. mal dreimal so lang wie geplant. Nehmt euch auf. Klingt es noch nach zuviel? Vermutlich nicht. Evtl. ein kleines bisschen. Das lässt sich leicht reduzieren. Es bringt aber mehr Entspannung.
5. Wichtiger Punkt: Ihr wisst gar nicht genau, was ihr spielt an der Problemstelle. Schaut euch die Struktur an. Gibt es Wiederholungen, Logik, Zusammengehörigkeit, Sequenz? Das herauszufinden ist ein bisschen mühsam, wenn man es sonst nicht macht. Lohnt sich aber!
6. Damit zusammenhängend: Wenn ihr die Musik genauestens kennt, wisst ihr auch genau, welche Tasten gespielt werden müssen und welche Finger das machen? Schaut erst in die Noten, danach auf die Tasten, danach schaut ihr gar nicht mehr, und stellt euch dabei jeweils genauestens vor, welche Finger welche Tasten spielen und wie die Bewegung dazu aussieht.
7. Dazu gehört ebenfalls: Ist euch die gesündeste, natürlichste, erogonomischste Bewegung für die Stelle klar? Um die zu finden, spielt extremst langsam, so dass alles easy ist, und beobachtet und fühlt in die Hand. Spielt so, als würdet ihr nach einem Bleistift greifen. Dabei verkrampft man auch nicht.
Und noch ein paar konkretere Vorschläge:
Gebrochene Akkorde: Werden (auch) als simultan angeschlagene Akkorde geübt, außerdem als teilweise simultan angeschlagen mit anderen nachschlagenden Akkord-Tönen. So macht man sich bewusst, was für Akkorde man vor sich hat und wie man von einem zum anderen kommt.
Läufe, Tonleitern etc.: Zunächst so langsam spielen, dass alles einfach ist und jeder, jeder, jeder Ton 100% Aufmerksamkeit und Klangschönheit bekommt. Dann das schönste Legato spielen im Tempo eines langsamen Satzes und genießen. Außerdem: Abschnitte und Schwerpunkte suchen und hörbar machen.
Staccato: Zunächst üben wie Läufe / Tonleitern. Dann ins Tempo bringen. Dann das Legato weglassen. Funktioniert! (Die Staccato-Technik an sich natürlich trotzdem noch zusätzlich üben)
Ansonsten bitte gerne Stellen hier einstellen, die nicht funktionieren. Am besten mit Name des Stückes, Noten- und ggf. Klangbeispiel.