Sind Klaviere und Flügel eigentlich unverkäuflich ?

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Rubato

Guest
Ha !

Provokante Überschrift - Klaviere und Flügel sind natürlich nicht unverkäuflich, sonst gäbe es dieses Unterforum ja nicht.

Die Frage ist eine andere: Läßt sich ein durchschnittliches Instrument zu einem angemessenen Preis eigentlich in absehbarer Zeit verkaufen, ja oder eher nein ? Bei begehrten Spitzeninstrumenten mag dies der Fall sein, aber wie sieht es mit dem ordentlichen Klavier in moderater Preislage aus (siehe z.B. das Kawai von Christian 15 oder auch meine eigene Kleinanzeige, die ich regional auch schon seit mehreren Wochen verbreitet hatte). Das Problem dabei ist ja nicht, daß Interessenten sich das Instrument anschauen und dann doch nicht kaufen, sondern daß es erstmal gar keine Interessenten gibt.

Denn:
Der durchschnittliche Klavierkäufer traut sich oft nicht, von Privat zu kaufen, kauft daher (teurer) beim Händler. Er fährt auch nicht viele km, um ein Instrument in einer moderaten Preisklasse zu besichtigen (wie gesagt, bei der kleinen Menge von Klavierenthusiasten, die ein Spitzeninstrument suchen, sieht das natürlich anders aus). Mir kommt es so vor, als ob man auf diesem Markt Angebot und Nachfrage gar nicht so leicht zusammen bekommt.

Daher meine Frage: Wie sind Eure Erfahrungen beim Verkauf von Instrumenten, wie lange hats gedauert, welche Anzeigenform (Ebay, Forum hier, Quoka, etc.) hat den Erfolg gebracht ?

Gruß
Rubato
 
Hallo,
ich habe kürzlich unser altes Klavier verkauft auf dem unser Kind angefangen hat. Das Klavier war sehr alt aber von sehr guter Grundsubstanz - leider war das äußere nicht mehr wirklich schön.
Meine Erfahrung ist: vergiß ebay - hat mich nur Geld gekostet (Gebühr) und man verschwendet Zeit mit unseriösen Anfragen. Am Besten ist es kostenlose Aushänge in Klavierschulen etc an Orten, wo man Interessenten vermutet zu machen.
Interessant für mich war die Erfahrung, dasw es Menschen gibt sie ganz spontan ein Klavier kaufen wollen um einen Traum zu verwirklichen aber ohne sich dabei Gedanken zu machen, dass das Klavier ja auch noch transportiert werden muss - und dafür waren sie nicht bereit Geld auszugeben!
Nach vielen Wochen als ich das Klavier schon einer befreundeten Familie schenken wollte meldete sich schliesslich jemand und es konnte gar nicht schnell genug gehen.

Ich glaube es gibt eine Nachfrage für Instrumente nur hängt vieles vom Preis ab. Ist der preis günstig kann eich es als Privatkäufer eher wagen ein Risko einzugehen. Ab bestimmter Summen würde auch ich eher sicher gehen wollen und von Händler kaufen wollen schliesslichgibt es ja auch einen Mehrwert (Garantie Transport Stimmung etc.)

Zusammengefasst Klavierverkauf ist nervenzerreibend vor allem wenn man den Platz braucht und nicht weiss wohin mit dem Kasten.

Hoffe die Info ist nützlich
 
Vielleicht wäre es hilfreich, den Privatkäufern die Angst zu nehmen, also z.B. eine Expertise eines VEREIDIGTEN Sachverständigen anfertigen zu lassen?
Sicherer gehts ja wohl kaum noch, oder?
 
Vielleicht wäre es hilfreich, den Privatkäufern die Angst zu nehmen, also z.B. eine Expertise eines VEREIDIGTEN Sachverständigen anfertigen zu lassen?
Sicherer gehts ja wohl kaum noch, oder?

Das ist sicher ein guter Vorschlag. Insbesondere bei hochwertigen Instrumenten geht ohne wahrscheinlich wenig, und ich hatte auch schon überlegt, ob ich ein Gutachten machen lasse.

Allerdings habe ich (nach einigen Wochen Anzeigen schalten, auch Aushänge machen) nicht den Eindruck, daß die Zusatzzeile "Gutachten liegt vor" o.ä. das Grundproblem lösen würde, daß sich nämlich überhaupt erstmal jemand meldet, mit dem man dann ja die Modalitäten (Gutachten, Anspielen, etc.) diskutieren könnte. Mein Eindruck ist: es gibt einfach zu wenige potentielle Käufer, und die wenigen, die es gibt, sind schwierig zu erreichen. Beispiel Ebay: Suche nach "Klavier" bringt erstmal tausende Angebote, und insbesondere in der Preisklasse unter 2T€ (da würde sich mein Angebot bewegen) mischt sich unglaublicher Schrott mit einer Menge guter Angebote.

Am Besten ist es kostenlose Aushänge in Klavierschulen etc an Orten, wo man Interessenten vermutet zu machen.

Habe ich, wie oben gesagt, z.T. schon gemacht, werde ich aber jetzt nochmals intensivieren. Ich denke, die räumliche Nähe ist für einen Privatkäufer in der genannten Preisklasse wohl ganz wichtig.

Für weitere Vorschläge bin ich natürlich dankbar !

Gruß
Rubato
 
Hi Rubato,

du willst ja einen Flügel kaufen, dann geb' doch dein Klavier beim Händler deiner Wahl in Zahlung. Die Händler machen mM oft gute Angebote, da es für sie sehr lukrativ ist etwas neues zu verkaufen. (Ich hatte dir ja meinen Fall geschildert)

Ansonsten denke ich, dass der Einsteiger-Markt schwierig ist, da die, die es ernster angehen und ein bishen mehr ausgeben wollen, eher zum Händler gehen.

Und dann gibt es noch die, die keine Ahnung haben und ein Klavier am liebsten geschenkt bekommen wollen.

Ein privater Markt für höherwertige Klaviere ist aber mM vorhanden. Da sind Käufer unterwegs (wie ich oder rubato ;-) ), die wissen was ein Klavier oder Flügel wert ist und auch das entsprechende Geld dafür zahlen.

Gruß
 
Die "Unverkäuflichkeit" hat viele Ursachen

Hallo Rubato,

Klaviere sind m.E. nicht unverkäuflich, es ist jedoch etwas schwieriger, da ein Klavier nun mal kein alltäglicher Gebrauchsgegenstand ist. Wenn ich mir überlege, ob und wann ich ein anderes Klavier brauche dann fallen mir eigentlich nur drei Situationen ein.

1.) Ich kaufe ein Klavier, weil ich oder mein Kind Klavierspielen lernen will.
2.) Ich kaufe ein anderes Klavier, weil ich oder das Kind mit dem Klavierspielen sooo große Fortschritte gemacht habe/hat, daß es den Kauf eines "besseren" Klaviers tatsächlich rechtfertigt, aber dann überlege ich sehr sorgfältig, ob es tatsächlich eines anderen Klavieres bedarf oder das alte nicht doch noch tut.
3.) Ich brauche was zum Protzen für mein Wohnzimmer, egal ob ich gut spiele oder nicht.

Ich glaube der Markt für Klaviere ist ein bißchen wie zur Zeit bei Immobilien. Der Verkäufer will, verständlicherweise, möglichst viel haben, der Käufer möglichst wenig bezahlen. Es ist aber mittlerweile keiner bereit dem anderen entgegenzukommen, sondern man versucht das Ganze "auszusitzen". Und so kommt es zu dem Phänomen, daß manche Häuser über ein ganzes Jahr leer stehen und dem Verkäufer weitere Kosten verursachen, als daß er bereit ist, im Preis runter zu gehen. Das alte Sprichwort mit dem Dummen, der jeden Tag aufsteht, stimmt schon irgendwie, aber die Frage ist, wielange ist es wirtschaftlich noch sinnvoll genau auf diesen Dummen zu warten?

Auch im Bereich Klavier-(ver-)kauf ist das Internet eine Spielwiese. Solange es "Schnäppchenjäger" gibt, werden die großen Instrumenten-Versender ihr Geschäft machen. Ich habe mein Klavier vom Händler um die Ecke, weil ich Wert darauf lege, zu wissen wer mir das Klavier verkauft hat und weil ich jemanden habe, den ich an den Ohren packen kann, wenn was nicht funktioniert. Mein Klavier war deutlich teurer, als vom Internetversender, aber mir war es das wert. Sollte ich das Klavier mal verkaufen, habe ich, schon aufgrund meines höheren Einkaufspreises, eine höhere Preiserwartung. Mir ist aber auch klar, dass es einem potenziellen Käufer völlig Wurscht ist, ob ich das Klavier im Internet oder bei einem Fachhändler gekauft habe. Und deswegen kriegt man Klaviere auch nicht zu einem "vernünftigen" Preis gebraucht wieder verkauft. Die Masse der heutigen Gesellschaft legt lieber ein-, zweihundert Euronen drauf und hat dann je nach Händler bis zu fünf Jahren Garantie bei einem Internet-Versender.

Ein weiterer Aspekt ist die "Öffentlichkeit" und "Nachforschmöglichkeit" im Internet. Bevor ich jetzt persönlich und direkt werde (was ich jetzt eigentlich gar nicht will):

<ANONYMER, ÜBRSPITZTER, FIKTIVER MÖGLICHKEITSMODUS EIN>:

Ein User eines Forums schreibt im Internet seine Geschichte, er hat sich ein Klavier (nennen wir es mal MaiTai X3) bei einem Händler ausgesucht, welches er eigentlich gar nicht will. Ihm ist plötzlich über Nacht eingefallen, er findet ein anderes Klavier ja viel besser. Aber er kommt nicht so einfach aus dem Vertrag raus. Er vereinbart mit dem Händler eine Art "Kuhhandel" und entscheidet sich für ein anderes Modell (MaiTai X7) des von ihm eigentlich nicht (mehr) gewollten Herstellers MaiTai. Es werden hierbei auch Zahlen genannt, sodaß man den Preis zumindest erahnen kann.

Im Verlauf mehrerer folgender Monate schreibt der User mehrfach (sinngemäß), daß er die Klaviere der Firma MaiTai gar nicht so toll findet, er hat schließlich Ahnung davon, er hat ja selber ein MaiTai X7, und legt sich sogar mit einem anderen User an, welcher diesen Hersteller offensichtlich vergöttert (vieleicht arbeitet er sogar bei MaiTai). Da die sonstigen Posts unseres Users aber durchaus vertretbare Meinungen wiederspiegeln, kann man davon ausgehen, unser User hat bezüglich Klavieren und Klavierspielen grundlegende Ahnung. Wir halten also fest: Der User, ein geschätzter (auch von mir) Forumsteilnehmer, findet sein Klavier sowie alle Klaviere der Firma MaiTai im unteren und mittleren Preissegment schrecklich.

Der User schreibt im Verlauf der Zeit weiter, er hat einen Stimmkurs bei der VHS belegt und "froscht" jetzt selber an seinem Klavier rum (vielleicht um den für ihn unerträglichen Klang des sooo gehaßten MaiTais positiv zu ändern?). Bei diversen Einspielungen stellen mehrere User fest, dass sein MaiTai eigentlich gar nicht so schlecht klingt, unser User hält jedoch an seiner Überzeugung fest. Einige Zeit später beginnt der User sich für diverse Flügel zu interessieren und im weiteren Verlauf unserer Geschichte kauft sich unser User tatsächlich einen Flügel. Er ist also nun quasi befreit von den schier unerträglichen Qualen, welche ihm sein MaiTai bereitet (hat). Er entschließt sich somit, sich nun endgültig von seinem gehaßten MaiTai zu trennen und er setzt es im Internet in diverse Anzeigenseiten rein. Zu einem, seiner Meinung nach, vernünftigen Preis. Dieser stellt sich aus Sicht eines potenziellen Käufers so dar: Gewollter Klavierpreis plus ungefähr 300 EUR Transport plus 150 EUR neu stimmen lassen, weil Klavier ja transportiert wurde und unser User ja selbst daran rumgeschraubt hat = fast das, was der User ursprünglich bezahlt hat. Und das für ein Klavier, welches nach Meinung unseres Users ein Sch...eam ist? Auch wenn ICH (der Hustnguzzi) der Überzeugung bin, daß das MaiTai X7, gesehen am Preis-Leistungs-Verhältnis, ein gutes Klavier ist, wäre ich (als potenzieller Käufer gesehen) so abgeschreckt, daß ich dieses Klavier nicht kaufen würde.

<ANONYMER, ÜBRSPITZTER, FIKTIVER MÖGLICHKEITSMODUS AUS>

Und vielleicht ist das auch ein Grund, warum unser User sein (eigentlich gutes) Klavier noch nicht verkauft hat.

Es grüßt ganz nachdenklich

der Hustnguzzi
 
Wir waren ja in den letzten Wochen selbst auf der Suche ....haben dann über ebay ein Bechstein Projekt erworben (siehe unser aktuelles Thema).
Was uns aufgefallen ist und uns sehr überrascht hat ist die Tatsache, dass fast alle angebotenen Klaviere, teilweise sogar Flügel, nicht gestimmt waren. Teilweise wurde darauf hingewiesen, dass man ja nach dem Transport eh neu stimmen lassen muss.
Gut, das stimmt, aber wie kann man denn ein Klavier für einen vierstelligen Betrag anbieten (also ich spreche nicht von "Hündchen" für wenige 100 Euro)und dann noch nicht mal bereit sein, die ca 100 EUR für eine Stimmung zu investieren um Interessenten vom guten Stück zu überzeugen.
Also das hat uns sehr gewundert.
Stefan L
 
Hallo Rubato,

ich habe mein Klavier ziemlich schnell über ebay verkauft. Diverse Kleinanzeigen und Aushänge, die ich zur gleichen Zeit geschaltet hatte, haben erst Wochen oder Monate später zu vermehrten Anfragen geführt.

Bei ebay hatte ich damals aus eigener Ungeduld einen niedrigeren Preis akzeptiert als die übrigen Interessenten später bereit gewesen wären zu zahlen. Für den Verkäufer ist es wohl eher ungünstig, wenn er schnell verkaufen will/muss...

Die Nachfrage wird aber wohl auch im Jahresverlauf schwanken. Ich schätze, dass in den nächsten Wochen das Interesse/Kaufverhalten durch die bevorstehenden Festtage etwas steigen wird.

LG
smartfan
 
Ein weiterer Aspekt ist die "Öffentlichkeit" und "Nachforschmöglichkeit" im Internet...

Und vielleicht ist das auch ein Grund, warum unser User sein (eigentlich gutes) Klavier noch nicht verkauft hat.

Da ist was drann.
Hat man gelesen dass der Kauf eine Notlösung war um aus den Vertrag rauszukommen und dann in den Anzeigen steht dass das Piano im Deutschland-Lager unter mehr als 20 weiteren Instrumenten ausgesucht wurde dann verunsichert das.
 
Lieber Hustnguzzi, dass das MaiThai-Klavier nicht verkauft ist, hängt m.E. damit zusammen, dass eben viele (auch in diesem Post wurde das geäußert) eine unglaubliches Augenmerk auf vermeintlich positive Faktoren legen:

a) neu - wie beim Auto. So ein Blödsinn. Autos verlieren in den ersten drei Jahren irrsinnig an Wert, dennoch gibt es viele, die sich für sowas verschulden. Beim Klavier kriege ich bei "neu" die ganzen Kinderkrankheiten und auch die "Erziehung" frei Haus mitgeliefert, d.h. ich muss selbst da durch.

b) Händler/Garantie: Die Leute sollten mal den Garantieumfang lesen! Wenn man den übersetzt, muss man eigentlich ein Gebrauchtes von privat kaufen. Stimmung kostenlos: Mein Gott! 70-150,- Euro.

Ich kenne so viele, für die nur "neu" in Frage kommt - und dann lassen sie das Klavier vergammeln. Weil sie eben keine Ahnung haben. Hätte ich auch nicht - aber gottseidank/leider bin ich ja über dieses Forum gestolpert...:D

Das ganze Dilemma resultiert aus: Dummheit und "Neu"- resp. "Entjungferungswahn". Und, leider, leider haben auch die meisten KL so wenig Ahnung von Instrumenten, dass sie nicht als Empfehler/Wissensvermittler taugen ...

Übrigens habe ich versucht, das erwähnte MaiThai über meine MS einer suchenden Familie anzudienen. Aber nein! Man kauft lieber ein grottiges, hässliches und völlig überteuertes S&S-Z (Macht halt - vermeintlich - was her). Begründung: Man kaufe grundsätzlich keine asiatischen Produkte. Ich hab denen dann geraten, Ihre Handys, Computer, Kinderspielzeuge etc. schleunigst zu entsorgen ...

Was die die Preise von Gebrauchten vom Händler angeht: Mein Feurich Flügel hat mich ohne Verhandeln von privat 8 TEUR gekostet. Dort waren aber vor mir drei Händler vorstellig. Die waren teilweise sehr offen: Jeder hat lediglich 5 TEUR geboten und einer (oder zwei) haben der Verkäuferin zu erklären versucht, dass sie eben nur 5 bieten können, weil sie den Flügel für rund 18 zu verkaufen gedächten und da noch viel Arbeit dazwischen sei. Viel Arbeit? Der Flügel war außen nahezu neuwertig und Micha hat gut 2,5 Tage investiert. Und jetzt ist er besser als bei jedem dieser Händler.
 
Beim Klavier kriege ich bei "neu" die ganzen Kinderkrankheiten und auch die "Erziehung" frei Haus mitgeliefert, d.h. ich muss selbst da durch.

Naja, ich kriege aber neben diesen ganzen "Krankheiten" auch eine Art kostbaren Rohdiamanten, den ich durch meine "Erziehung" langsam zum Brillianten schleifen kann - um mal bei dieser blumigen Sprache zu bleiben.

Es hat durchaus etwas für sich, wenn sich ein nagelneues Instrument durch das eigene Tun - ohne dass jemand anders vorher großartig darauf gespielt hat - nach und nach in das eigene Instrument verwandelt. Für diesen spannenden Weg nehme ich diverse Unzulänglichkeiten gerne in Kauf.

Das ganze Dilemma resultiert aus: Dummheit und "Neu"- resp. "Entjungferungswahn". (...)

Das finde ich etwas hart ausgedrückt. Wie gesagt, auch das Neue hat seinen Reiz und wenn jeder nur noch gebrauchte Instrumente kaufen würde, gäbe es bald keine Klavierbaufirmen mehr...

Man kaufe grundsätzlich keine asiatischen Produkte. Ich hab denen dann geraten, Ihre Handys, Computer, Kinderspielzeuge etc. schleunigst zu entsorgen ...

Das sehe ich ein bisschen anders: Ein Klavier ist - im Gegensatz zu Handys, Computern und Kinderspielzeug - viel mehr als die Summe seiner Teile. Bei den von Dir genannten Dingen muss man wirklich nur die richtigen Teile an der richtigen Stelle und mit dem richtigen Werkzeug, bzw. Know-How zusammensetzen.
Wenn man sich bei einem Klavier (oder generell einem Instrument) allein darauf beschränkt, hat man noch lange kein zufriedenstellendes und schönes Ergebnis.
Insofern kann ich eine solche Einstellung in Bezug auf Instrumente aus China zumindest nachvollziehen, auch wenn ein derartiges Denken sicherlich nicht immer gerechtfertigt ist.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Hallo,

Meine Feststellung bezüglich Klavierhandel - er ist unberechenbar!

In Zeiten des Aufschwungs kaufen die Leute mehr technisch moderne Artikel - Neue Autos, neue Fernseher, Handys etc. Bei Abschwung besinnt man sich auf lang anhaltende Werte und Klaviere sind plötzlich begehrter. Vielleicht verbringen manche auch mehr Zeit daheim, dazu ist Klavierspielen eben ein relativ preiswertes Hobby im Vergleich zu vielen anderen Hobbys.

Man kann tage- wochenlang warten und nix passiert - plötzlich streiten sich drei Leute, wer zuerst im Geschäft war.

Soviel von meiner Seite zu diesem Thema.

LG
Michael
 
Hi Ragtimer:
Naja, ich kriege aber neben diesen ganzen "Krankheiten" auch eine Art kostbaren Rohdiamanten, den ich durch meine "Erziehung" langsam zum Brillianten schleifen kann - um mal bei dieser blumigen Sprache zu bleiben.

Es hat durchaus etwas für sich, wenn sich ein nagelneues Instrument durch das eigene Tun - ohne dass jemand anders vorher großartig darauf gespielt hat - nach und nach in das eigene Instrument verwandelt. Für diesen spannenden Weg nehme ich diverse Unzulänglichkeiten gerne in Kauf.

Das meinte ich mit "Entjungferungswahn":D. Durchaus legitim und verständlich. Ich möchte den Leuten nur die Augen öffnen, dass es auch eine andere Sichtweise gibt. Nämlich: gereifte Instrumente, die vielleicht nicht oder umgekehrt sehr geliebt wurden, auf die man sich einlassen muss und die man behutsam dorthin dirigiert, wo man sie am liebsten hätte.
Ist vielleicht eine Frage des eigenen Alters... früher mochte ich auch die jungen Hüpfer lieber, heute erscheint mir eine reife Persönlichkeit interessanter und viel spannender :D
 
Also, ich fasse dann mal provokant zusammen:

Die Werthaltigkeit bei Klavieren und Flügeln ist ein Mythos !

Wie aus den Beiträgen hervorgeht, lassen sich die Instrumente von privat an privat fast nicht verkaufen, wenn doch, dann zu einem zu niedrigen Preis (als Lockmittel). An den Händler lassen sie sich zu dem in der Demmer-Liste genannten Preis verkaufen: 60% Wertverlust in 9 Jahren bei gehobener Instrumentenklasse - Werthaltigkeit sieht anders aus. Nach ca. 10 - 20 Jahren sind Überholungen erforderlich, danach ist das Instrument wieder spielbar, als ob es (fast) neu wäre. Diese Überholung kostet einiges, das ist der Grund, warum gebrauchte Instrumente vom Händler vergleichsweise teuer verkauft werden müssen (hat aber nichts mit Werthaltigkeit für den ursprünglichen Besitzer zu tun). Verkauft man sein Instrument nicht, kann man es 100 Jahre lang spielen, aber nur, wenn man alle 20 Jahre eine komplette Überholung machen läßt.

Das alles ist eigentlich zu erwarten - aber mit dem allgemein vermittelten Bild (ein gutes Klavier hält ewig, verliert kaum an Wert, kann jederzeit zu einem guten Preis wieder verkauft werden - bis hin zu Leuten, die behaupten, ein hochwertiger Flügel sei eine Geldanlage!) hat es eben nix zu tun !

Gruß
Rubato
 
Einspruch!

Diese Überholung kostet einiges, das ist der Grund, warum gebrauchte Instrumente vom Händler vergleichsweise teuer verkauft werden müssen
Leider werden viele Instrumente von den Händler nur äußerlich aufgehübscht/neu lackiert - weil die doofen Kunden das so wollen. Dann ist das Geld für ordentliche Renovierung weg!

mit dem allgemein vermittelten Bild (ein gutes Klavier hält ewig, verliert kaum an Wert, kann jederzeit zu einem guten Preis wieder verkauft werden - bis hin zu Leuten, die behaupten, ein hochwertiger Flügel sei eine Geldanlage!

Er ist eine Geldanlage - vorausgesetzt, Du hältst die "Aktie" lange genug und pflegst Sie. Schau Dir mal, an was ältere S&S Klaviere und Flügel kosten und setze das in Relation zum DAMALIGEN EK. Da kommen z.T. Gewinne heraus, die sonst nur an der Börse zu realisieren sind. Daher vermute ich auch, dass die besagte Liste sich am AKTUELLEN Preis orientiert - dann wird sie nämlich halbwegs stimmig (bis auf die 0%-Endpartie).

Wenn ichs nicht vergesse, stelle ich hier mal eine Liste von S&S VKS früherer Jahre rein, dann kann sich jeder ein Bild machen.
 
Rubato hat vollkommen recht. Es gibt viel Augenauswischerei.

Ein Instrument ist ein Gebrauchsgegenstand mit vielen Verschleissteilen, deshalb m u s s es durch den Gebrauch zu einem Wertververfall kommen.

Die Aussage der Tabelle:
Einfache chinesische Ware und Einstiegsmodelle verlieren Ihren Wert in kürzerer Zeit als Mittelklasseinstrumente.
Im Premiumbereich (S&S) kommt es zu höherer Werthaltigkeit weil die Qualität sehr hochwertig ist und vor allem durch den Markennamen!

Glitzer durch Hochglanzlackierung und Glamour durch Markennamen schlagen jedes musikalisch-technische Argument. Ein glänzender Flügel und dazu dann noch ein Steinway ist ein super Prestigeobjekt im Wohnzimmer.

Doch Hand aufs Herz auch ein Steinway spürt nach 80-100 Jahren den Zahn der Zeit und ist nicht mehr das Instrument mit dem speziellen Klang, das sich der Liebehaber einmal ausgesucht hat.
Wenn in einem solchen Instrument alles notwendige ersetzt wurde habe ich eben nicht mehr das individuell klanglich sagenhafte Instrument von damals sondern klanglich gesehen mit Sicherheit ein ganz anderes - vielleicht würde der Eigentümer -hätte er erneut die Wahl- dieses nicht wieder auswählen.

Es ist eine falsche Traumvorstellung zu denken man könne höchste Qualität zu höchsten Preisen kaufen und dieses könnte dann quasi über Jahrzehnte konserviert und für immer gesichert sein.

Ein Kaschmirpullover ist toll und teuer und doch hält er weniger lang als ein Schurwollpullover - in der Bereitschaft so viel zu bezahlen und das Material zu geniessen liegt der Luxus, den jeder sehen kann. Würde man sich ein Kaschmirpulli zu 800 Euro kaufen weil man glaubte dieser könnte den Träger viele Jahre an Weihnachten erfreuen - läge wohl ein kleiner Denkfehler vor.



Zudem: das Instrument verändert sich über die Zeit, nur der anpassungsfähige Mensch bemerkt es nicht da es schleichend geschieht.
Der Bewohner eines Hauses merkt auch in Laufe der Jahre nicht wie sein schmuckes Haus langsam verfällt (die Holzverkleidung verblasst, die weisse Farbe vergilbt langsam etc) oft muss ein Besucher darauf hinweisen.

Erst der Vergleich mit aktuellen Spitzeninstrumenten macht einen wieder wach.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo zusammen!
Ich möchte mich nur mal kurz für die Beiträge bedanken.
Habe sehr interessiert gelesen und mich an all den Metaphern erfreut
:-)
 
hier die versprochene Liste mit S&S VKs - die Werthaltigkeit dürfte sehr deutlich werden.
 

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und noch eine Gebrauchtliste, die mir besser gefällt als die von Friedrich - die Händler werden jaulen:D. Interessant, dass S&S eine Sonderstellung eingeräumt wird. Kommt natürlich aus den USA und versteht sich bestimmt nicht für China-Klaviere
 

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