Schüler mit ADS oder ADHS

  • Ersteller des Themas chiarina
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Wenn jemand sagt: "Wahrscheinlich ist die Art, wie Eltern mit ihrem Kind umgegangen sind, (mit-)verantwortlich dafür, daß das Kind so geworden ist", dann ist das keine "Schuldzuweisung", sondern einfach eine Feststellung.

Ok, lass uns mal ein Gedankenspiel machen: Wir verwenden nicht den Begriff ADHS. Es gibt ruhige Kinder, es gibt lebhafte Kinder, es gibt gemütliche Kinder, es gibt ausgeglichene Kinder, es gibt aufgeweckte Kinder, usw..... Und zwar sind diese Charaktereigenschaften oft schon im Babyalter zu erkennen ( Habe ich zumindest von vielen schon gehört; " er war schon als Baby ein Schreikind oder " er war schon als Baby pflegeleicht, hat früh durchgeschlafen" usw. )
So, und jetzt ist es so, daß in einer Familie jedes Kind einen anderen Charakter hat. Der Eine ist so, der andere so. Da ist dann z. B. Einer dabei, der ist immer schnell aufgeregt, der rennt nur den ganzen Tag herum, der kann unheimlich schnell denken. Warum ist der jetzt so und sein Bruder ist ganz anders: ruhig, gemütlich, besonnen. ?

Die interessante Frage ist doch jetzt: Kann es sein, daß Eltern sich so unterschiedlich gegenüber ihren Kindern verhalten?

Die andere interessante Frage ist jetzt auch: Kommt der Schnell-aufgeregte im Leben zurecht und wenn nicht wie kann er zu sich finden und seine Stärken nutzen?

LG
Leonie
 
Leoniesophie, das sind in der Tat wichtige Aspekte, die Du da nennst. Ich muß daher meine bisherigen Aussagen differenzieren:

Ein sehr großer Teil der sogenannten ADHS-Kinder ist einfach von Natur aus lebhaft bzw. hochsensibel. Es ist klar, daß diese keine Therapie brauchen, sondern daß unsere Gesellschaft weniger Konformitätsdruck ausüben muss.

Für den Rest gilt das von mir weiter oben Gesagte.

LG,
Hasenbein
 
Lieber hasenbein,

ich bin auf jeden Fall der Meinung (und habe hier das schon öfter gesagt), dass eine alleinige Medikamentengabe, wenn nötig, nicht ausreichen kann. Ich stimme dir absolut zu, dass Eltern selbstverständlich ihren Anteil an allem immer wieder überprüfen sollten und - wie du sagst - offen für Veränderungen und Kritik sind. Das gilt übrigens für alle Eltern!

Denn eins zieht das andere nach sich. Ich hatte das Riesenglück, zwei Söhne bekommen zu haben, die recht schnell durchgeschlafen haben und bis auf übliche Blähungen wirklich pflegeleicht waren. Es gibt aber auch andere und es kann Eltern bis an jegliche Grenzen körperlicher und seelischer Erschöpfung bringen, wenn ein Baby sehr viel schreit. Wenn man schon an den persönlichen Grenzen ist, ist es unsagbar schwer, noch kritisch zu reflektieren, Abstand zu gewinnen und etwas zu verändern. Man kann einfach nicht mehr. Und es hilft einem niemand, wenn man nicht gerade Geld für Betreuung hat oder Familienangehörige beistehen. Setzt sich die Unruhe des Babys fort und beruhigt es sich auch weiterhin nur schwer, kommt es häufig zu einem Kreislauf: die Eltern werden immer mehr verunsichert, etwas falsch zu machen (Schreibabys haben meistens eine Unreife bei best. körperlichen Prozessen), reagieren vielleicht nicht mehr klar, sind selbst gereizt. Sie wenden sich vielleicht an Hebammen oder eine Beratung, aber das ist meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Was ich damit sagen will, ist, dass es tatsächlich sehr schwierig sein kann für Eltern, ein sehr unruhiges Kind zu haben. Dass die Interaktion zwischen Eltern und Kind kompliziert ist und dass die Eltern keine schlechten Eltern sind, wenn zunehmend Schwierigkeiten auftreten. Es ist nicht so einfach und Außenstehende ohne Fachkompetenz sollten meiner Meinung nach sehr! vorsichtig mit Urteilen sein. Doch unbedingt wichtig ist immer die Reflexion und die Möglichkeit, kompetente Hilfe zu bekommen. Nach meinem Eindruck scheitert es beim Letzteren oft.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ein sehr großer Teil der sogenannten ADHS-Kinder ist einfach von Natur aus lebhaft bzw. hochsensibel. Es ist klar, daß diese keine Therapie brauchen, sondern daß unsere Gesellschaft weniger Konformitätsdruck ausüben muss.
Für den Rest gilt das von mir weiter oben Gesagte.

Ich gehe mit Deiner obigen Meinung sehr konform. Ich nehme diesen immensen Konformitätsdruck auch wahr. Mir fällt auf, daß selbst in dörflichen Gegenden kaum noch spielende Kinder draußen anzutreffen sind, die Lebens- und Bewegungsräume scheinen sich für Kinder total verändert zu haben. Stillsitzen ist nix für lebhafte Kinder! Und für die "Schlaftabletten" ist es auch nix!
Therapeuten müssen aufpassen, daß sie dieses System nicht noch unterstützen, sozusagen, der wirds schon richten. Das heißt dann ja eigentlich, daß nicht die Kinder, sondern die Eltern Therapie brauchen, meinetwegen kann man das Wort Therapie auch durch das Wort "Erziehungsberatung und -anleitung" ersetzen. Eine Veränderung muß bei den Eltern ansetzen durch Erkenntnis, Einsicht und Verhaltensänderung. Das ist anstrengend, vielen ist das zu anstrendend.

LG
Leonie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Chiarina, was Du schreibst, ist sehr richtig.

Knackpunkt ist jedoch :Mit genau diesen Dingen, die Du nennst, könnte man auch das Prügeln des Kindes begründen / entschuldigen. Das geht aber nicht, wir sind uns alle einig, daß Prügeln verurteilenswert ist.

Genauso ist es nicht statthaft, die Überforderung der Eltern als Freibrief zu nehmen, leichtfertig "Diagnosen" zu verteilen und Medikamente in die Kiddies reinzustopfen. Auch wenns extrem stressig ist - so viel Verantwortungsbewusstsein muß man den Eltern nun mal abverlangen.

LG,
Hasenbein
 
Knackpunkt ist jedoch :Mit genau diesen Dingen, die Du nennst, könnte man auch das Prügeln des Kindes begründen / entschuldigen. Das geht aber nicht, wir sind uns alle einig, daß Prügeln verurteilenswert ist.

Genauso ist es nicht statthaft, die Überforderung der Eltern als Freibrief zu nehmen, leichtfertig "Diagnosen" zu verteilen und Medikamente in die Kiddies reinzustopfen. Auch wenns extrem stressig ist - so viel Verantwortungsbewusstsein muß man den Eltern nun mal abverlangen.


Lieber hasenbein,

ich wollte mit meinem Beitrag keinesfalls irgendetwas entschuldigen! Ich wollte veranschaulichen, wie komplex und individuell solche Situationen sein können. Sicher gibt es Situationen, in denen so gehandelt wird, wie du es beschreibst. Genauso sicher gibt es Situationen, in denen alles ganz anders und Ritalin sinnvoll ist. Und einen riesengroßen Raum dazwischen.

Daher finde ich es einfach ungerecht, Pauschalurteile zu fällen, zumal wir keine Fachkompetenz besitzen. Ich tue doch dann den Eltern unrecht, die sehr wohl über alles nachdenken, eine (Familien-)Therapie machen UND Ritalin geben nach eingehender Absprache mit Ärzten und Therapeuten! Wir können doch über diese Thematik, die ja wirklich sehr wichtig ist, ohne solche Urteile diskutieren! Vielleicht würden dann sich auch Betroffene zu Wort melden, wenn sie keine pauschalen Stigmatisierungen zu befürchten haben. Ich würde mir sehr einen Austausch wünschen, der erhellend und lehrreich sein könnte für uns alle. Wenn es uns wirklich um das Wohl der Kinder geht und wir deshalb auch in diesem Faden diskutieren, müsste uns doch eine Diskussion am Herzen liegen, die nach Ursachen forscht und Dinge beleuchtet, OHNE zu verletzen!

Liebe Grüße

chiarina
 
Was heißt hier "pauschale Stigmatisierung"?

Ich drücke mich wohl immer noch nicht klar genug aus.

Ich "stigmatisiere" hier niemanden, und schon gar nicht pauschal! Ich weise NUR darauf hin, daß aus den genannten Gründen in den meisten Fällen ein Widerstand der Eltern dagegen besteht, eine Eigenverantwortung für das So-Sein ihres Kindes zu übernehmen, und darauf, daß die "Diagnose" sehr wahrscheinlich für viele, wenn nicht die meisten, ein willkommener "Strohhalm" ist, und zwar nicht aus Gründen des Altruismus' gegenüber dem Kind, sondern weil man selber nicht mehr fürchten muß, Schuldgefühle zu bekommen, weil man die Verantwortung an "die Natur" abgeben kann.

Wo ist da "Stigmatisierung"? Das möchte ich gerne mal erklärt bekommen!

Das Problem sind doch nicht meine zweifelnden Aussagen oder die des von mir verlinkten Artikels, sondern das Problem sind doch die zahlreichen Menschen (auch hier im Forum gibt es welche), die ein Hinterfragen der ADHS-"Diagnose" von vornherein für eine Unverschämtheit halten und jemanden, der es tut (auch wenn er seine Ansicht durch Verlinkung von Artikeln und Verweis auf Autoren untermauert), gleich als ahnungslos und angreifenwollend hinstellen, oft in aggressivem Ton! Es wird dann immer nur pauschal (da ist dann wirklich Pauschalität am Start!) gesagt: "Hasenbein, hab Du mal solche Kinder, dann würdest Du nicht so dumm / besserwisserisch reden!"

Und was an derartigen Aussagen / Haltungen eigenartig und bezeichnend ist, habe ich weiter oben schon zu erklären versucht.

LG,
Hasenbein, der auch schon ADHS-Kinder im Unterricht hatte und leider (!!!) sagen muß, daß sie alle merkwürdige Eltern hatten... (OHNE daß ich damit unterstellen will, daß dies bei allen ADHS-Kindern oder auch nur einer Mehrheit von ihnen der Fall wäre!)
 
Ich "stigmatisiere" hier niemanden, und schon gar nicht pauschal! Ich weise NUR darauf hin, daß aus den genannten Gründen in den meisten Fällen ein Widerstand der Eltern dagegen besteht, eine Eigenverantwortung für das So-Sein ihres Kindes zu übernehmen, und darauf, daß die "Diagnose" sehr wahrscheinlich für viele, wenn nicht die meisten ein willkommener "Strohhalm" ist , und zwar nicht aus Gründen des Altruismus' gegenüber dem Kind, sondern weil man selber nicht mehr fürchten muß, Schuldgefühle zu bekommen, weil man die Verantwortung an "die Natur" abgeben kann.

Hallo Hasenbein,

woher "weisst" du das???

Du vermutest Zusammenhänge und überträgst diese dann sehr wohl pauschal auf "die meisten Fälle" bzw. auf "viele, wenn nicht die meisten" (Eltern) bzw. auf ein verallgemeinerndes "man" - s. obiges Zitat!

LG

Debbie digitalis
 
Das stimmt, Debbie. Aber wo, bitte, ist die "Stigmatisierung"?

Und außerdem vermute ich nicht einfach vor mich hin und mache hier meine Privat-Theorien auf, sondern bedeutende Persönlichkeiten wie z.B. der ADHS-"Entdecker" (-Erfinder??) höchstpersönlich oder Wolfgang Bergmann tuten ins genau gleiche Horn.

Das, was die sagen, mögen ja sehr viele Betroffene genauso wenig hören!

LG,
Hasenbein
 
Hallo Hasenbein,

ich versuche mal eine Antwort.

Nein, das Problem ist nicht das Hinterfragen der Diagnose. Da kann man nicht kritisch genug sein und das sagt sogar einer der prominentesten Befürworter der Adhs-Diagnose Manfred Döpfner. Das Problem an dem von Dir verlinktem Artikel ist, dass in journalistisch reisserischer Manier einfach Klischees abgearbeitet werden. Ich zitiere mal ein paar aus dem von Dir verlinktem Artikel:

"Ritalin ist eine Pille gegen eine erfundene Krankheit, gegen die Krankheit, ein schwieriger Junge zu sein. Immer mehr Jungs bekommen die Diagnose. Die Pille macht sie glatt, gefügig, still und abhängig."

Diese ablsout undifferenzierte Aussage wird duch den folgenden Text in keinster Weise belegt. Argumentiert wird mit einem Klischee:

"Sie trägt Tweed-Kostüm und Perlenkette. Sie stellt ihren Laptop auf den dunklen Holztisch im Wohnzimmer und präsentiert Pauls Krankengeschichte als Power-Point-Vortrag"

und einem Kinderarzt der behauptet, dass 90% aller Diagnosen falsch sind. Es wird aber keine wissenschaftliche Studie genannt, die dies untermauert. Dass der "Erfinder" der Diagnose kurz vor seinem Tod bepauptet haben soll, dass er ADHS für eine fabrizierte Krankheit hält, wird auch nicht wissenschaftlich belegt.

Auch das Gegenbeispiel Robin belegt die These nicht.

"Mit seinen Freunden kann Robin sich jetzt kaum noch treffen, weil er für die Hausaufgaben meist lange braucht. Drei Nachhilfelehrer hat Robin schon vergrault."

Hier haben wir eine Mutter die nicht an die Diagnose glaubt, aber richtig gut geht es einem Kind das keine Zeit hat Freunde zu treffen und 3 Nachilfelehrer vergrault auch nicht wirklich und ist für mich im Gegenteil wohl eher ein Beweis dafür, dass solche Kinder Probleme haben egal wie man sie nennen will.

Ich selber habe mir noch keine abschließende Meinung zu Adhs gebildet, denke aber dass man einem so komplexem Thema auf diese Art und Weise nicht gerecht wird, dass es als Laie vielleicht auch gar nicht möglich ist.
Desweiteren gibt mir zu Bedenken, dass solche Artikel letztlich auch der Verkaufsförderung der Zeitungen dienen. Das kann man daran sehen, wie oft solche im Gegensatz zu anderen angeklickt werden. Nach dem Motto "die Merkel klickt kein Schwein" ein Zitat aus der Onlineredaktion der Süddeutschen Zeitung.

Ich würde mir eine differenziertere nicht schwarz-weiss denkende Diskussion zu diesem Thema wünschen.

Grüße
orange
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Ich will mal eine parallele ziehen zur Legasthenie. Denn auch die Legasthenie war eine Zeit Modediagnose bei Schulkindern und auch bei der Legasthenie gibt es Menschen die wirklich betroffen sind. Das kann ich so sicher sagen, da ich in diesem Fall selbst betroffen bin. Weswegen ich mich auch seit Jahren ausführlich mit dem Thema beschäftige.

Wenn solche Problemdiagnosen inflationär gestellt werden, schadet man damit allen Beteiligten. Bei den Fehldiagiostizierten wird der Blick vom tatsächlichen Problem abgelenkt und der Zugang zur echten Hilfe verbaut. Während die Menschen die sich wirklich mit diesen Problemen herumschlagen sich ständig gegen den Vorwurf wehren müssen sie ruhen sich nur auf der Diagnose aus und übernehmen keine Verantwortung für ihr Leben. Den Vorwurf finde ich auf mich bezogen absurd, er kommt trotzdem ständig.

Die ADHSler die ich persönlich kenne, berichten übereinstimmend, dass sie massive Schwierigkeiten haben Sinnesreize auszublenden, d.h. sie nehmen alles an Geräuschen, Bewegungen, Gerüchen, usw. gleich intensiv wahr. Sie können sich durchaus zwingen sich nur auf eine Sache zu konzentrieren es fällt ihnen aber sehr schwer.

Sehr interessant fand ich in dem Zusammenhang, was mir eine Freundin von ihrer Tochter erzählte. Das Mädchen hat auch ADHS und ein Jahr lang Ritalin genommen. In dem Jahr hat das Mädchen erlebt wie es ist, seine Wahrnehmung fokussieren zu können. Da das Medikament aber auch negative Effekte hat, hat sie es wieder abgesetzt. Sie hatte aber soviel von der Problematik verstanden, dass sie seit dem auch ohne zurecht kommt. Damit ist nicht alles in Ordnung, sie wird es immer schwer haben sich zu konzentrieren.

Menschen sind sehr individuell, man sollte jeden mit seinen Stärken und Schwächen anerkennen, denn daraus entsteht dann die Chance Schwächen in Stärken zu verwandeln. So wie es die Tochter meiner Freundin schon als junger Mensch tat.
 
Lieber hasenbein,

vorweg eines:

ich möchte hier nicht als eine Nervensäge dastehen, die an bestimmten Aspekten deiner Beiträge wie den Formulierungen und den vermuteten Haltungen dahinter immer wieder rumkrittelt. Deine Art hat viel Positives und bringt manchmal die Dinge sehr gut auf den Punkt, vom Fachlichen (und nicht nur dort!) her weißt du eh, wie sehr ich dich schätze. Ich möchte gern jeden nehmen, wie er ist und so geht es mir auch hier. Bloß hast du nun gefragt, wo genau ich die Pauschalurteile und Stigmatisierungen (Stigmatisierung) sehe und so antworte ich gern und hoffe, dass du meine Antwort nicht persönlich nimmst!

Beginnen wir hinten:

Und außerdem vermute ich nicht einfach vor mich hin und mache hier meine Privat-Theorien auf, sondern bedeutende Persönlichkeiten wie z.B. der ADHS-"Entdecker" (-Erfinder??) höchstpersönlich oder Wolfgang Bergmann tuten ins genau gleiche Horn.

Das, was die sagen, mögen ja sehr viele Betroffene genauso wenig hören!


Wolfgang Bergmann, den ich auch außerordentlich schätze, würde niemals so reden wie du hier in diesem Faden. Er tutet ganz anders!!! :p Du hast, meine ich, hier im Faden schon ein Interview zum Thema verlinkt, ich tue es nochmals:

Kinderpsychologe Schluss mit massenhafter Ritalin-Behandlung - Wolfgang Bergmann kritisiert Umgang mit ADS | Thema | Deutschlandradio Kultur

In diesem Interview redet Bergmann überhaupt nicht über die Eltern, sondern spricht drei Dinge an:

1. Die völlige Ungenauigkeit der "Diagnose" ADHS/ADS

"Da gibt es eine ganze Reihe auch sehr renommierter Namen, die seit zehn, 15 Jahren fordern, wir müssen jetzt endlich mal wissen, was ADS ist - ist das ein Geburtsfehler, ist das im Mutterleib entstanden, ist das vielleicht genetisch, was für sehr unwahrscheinlich ist, oder wird das in der Lebensgeschichte erworben. Dies alles wissen wir bisher nicht. Wir haben nur diese Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Aufmerksamkeitsdefizit, und selbst die stimmt nicht."


Fakt ist: selbst Fachleute wissen nicht, was ADHS/ADS ist.

2. als wesentlichen Grund für die häufige ADHS/ADS-Diagnose nennt Bergmann den zu frühen Schuleintritt, keineswegs irgendwelche Erziehungsfehler von Eltern

"Sie (die Studie) sagt, dass ein Fünftel aller Kinder in den letzten vier Jahren allein durch die Tatsache, dass sie zu früh in die Schule gekommen sind, mit ADS diagnostiziert wurden."..........................................

3. die massenweise Verordnung von Ritalin

"Mich aber interessiert eigentlich gar nicht die Korrektheit der Studie im Detail, mich interessiert, dass es hier einen Anstoß gegeben hat in eine endlich richtige Behandlung von Kindern, und das heißt immer auch gleichzeitig, dass der massenhaften Behandlung von Ritalin ein Riegel vorgeschoben wird."

Dazu ist aber folgender Ausschnitt sehr interessant:

"Kassel: ..... es wird Eltern geben, die schreiben, seit ihr Kind Ritalin bekommt, sind sowohl das Kind als auch die Eltern glücklich, beide können jetzt ein normales Leben führen, privat wie in der Schule, das war vorher nicht möglich. Und diese Eltern fühlen sich immer in eine Ecke gedrängt: Rabeneltern, lassen nicht genug Zeit, weil sie auf solche Methoden oder Medikamente zurückgreifen. Was sagen Sie denen?

Bergmann: Zwei Dinge sage ich: Zunächst einmal, wir dürfen uns überhaupt keinen Dogmatismus erlauben in diesem noch schwer absehbaren Feld, das heißt, ich bin kein prinzipieller Ritalin-Gegner. Ich gehe davon aus, dass allenfalls zehn Prozent der mit Ritalin verordneten Kinder zu Recht diese Verordnung bekamen. ...........



Bergmann fällt nie solche Urteile über Eltern, wie du das tust. Er wendet sich gegen Dogmatismus! Er beschreibt die Problematik und beleuchtet die verschiedenen Aspekte und ist dadurch vollkommen lösungsorientiert. Zudem sagt er, dass es Fälle gibt (10% der Verordnungen), in denen die Verschreibung von Ritalin richtig ist!

In einem weiteren Interview Interview mit Wolfgang Bergmann über ADS | interviews | artikel - Connection AG antwortet Bergmann auf die eingangs gestellte Frage:

"Versagen demnach die Mütter? Ganz nach dem Motto: Mama ist an allem schuld'?

Diese Schuldfrage ist des Teufels! Ich wünschte, man könnte sie aus der Welt schaffen."


Und übt er seltene Kritik, drückt er sie so aus:

"In vielen modernen Familien scheinen auf fatale Weise Bindungsunsicherheit und Überfürsorge Hand in Hand zu gehen."

Fettdruck von mir.

Verstehst du, was ich meine? Er sagt nicht: "In modernen Familien geht auf fatale Weise Bindungsunsicherheit und Überfürsorge Hand in Hand." Das ist ein Riesenunterschied. Und überhaupt ist er mit solchen Äußerungen sehr vorsichtig, während es bei dir von ihnen nur so wimmelt. Bergmann öffnet Türen, lädt zum Nachdenken ein, ohne anzugreifen, ohne zu pauschalisieren. Von einer Verantwortungslosigkeit der Eltern redet er schon gar nicht. Er stellt sich an die Seite des betroffenen Kindes, er beleuchtet das Problem von vielen Seiten.

So sollte man formulieren, will man tatsächlich etwas verbessern. Nicht so (nach meiner Meinung):


Hier ein sehr schöner Artikel zu der angeblichen Krankheit ADHS:

Das Wort "angeblich" ist eine einseitige Wertung. Hättest du "umstrittene Diagnose" geschrieben, wäre alles in Ordnung. Fakt ist, dass die Wissenschaft nicht weiß, inwieweit genetische und Umweltfaktoren verantwortlich sind. Bergmann vermutet, etwa 2 Prozent der Kinder haben eine erbliche Veranlagung.


Kinder bekommen häufig Methylphenidat aus dem Grund, damit andere ihre Ruhe haben.

Woher weißt du das? Ich schließe mich da Debbie an. Kennst du so viele Eltern so gut, dass du alle ihre Beweggründe kennst? Wenn ja, wie kannst du von subjektiven Erfahrungen auf die Allgemeinheit schließen? Dann wäre doch zumindest auch eine subjektive Formulierung "ich habe die Erfahrung gemacht....." angebracht. Wenn Kinder ihr Leben nicht mehr auf die Reihe kriegen und nur noch wenig bis keine Erfolgserlebnisse mehr haben, ist das für die sicher auch kein Zuckerschlecken...... .


Und aus Stress und Hilflosigkeit entsteht auch das ADHS-Phänomen mitsamt der Medikamentierung.
...............................................
Der Vergleich ist auch insofern passend, als daß derartige Drogen eine chemische Keule sind, mit denen der Mensch eins übergebraten bekommt, damit er sich fügt.

Bergmann erwähnt Stress und Hilflosigkeit der Eltern als Ursache von ADHS/ADS in keinster Weise. Wie kannst du dich auf ihn berufen, wo er doch völlig anders argumentiert?

Was das Schlagen betrifft, gebe ich dir völlig recht. Das ist aber etwas ganz anderes als Ritalin zu geben! Das eine ist eine höchst falsche impulsive Reaktion, das andere ist von Ärzten abgesegnet und eine Entscheidung, um eine schwierige Situation zu verändern/verbessern zu verändern, was nicht heißt, dass sie nicht falsch sein kann.

Stell dir mal vor, du bist eine der Eltern, die ich in meinem letzten Beitrag beschrieben habe und die ihrem Kind nach langem Überlegen und therapeutischer Begleitung Ritalin geben, somit also zu den 10% gehört, die Bergmann erwähnte. Du vergleichst dies damit, als würden die Eltern ihr Kind schlagen!!!! Weißt du, was du da sagst??? Bergmann würde das nie tun!

Hasenbein, der auch schon ADHS-Kinder im Unterricht hatte und leider (!!!) sagen muß, daß sie alle merkwürdige Eltern hatten... (OHNE daß ich damit unterstellen will, daß dies bei allen ADHS-Kindern oder auch nur einer Mehrheit von ihnen der Fall wäre!)

Nun, vielleicht bist du ja schon merkwürdig zu den Eltern - bei deinen Einstellungen zu dieser Sorte Mensch! :floet: :D Ich kenne nur ganz normale Eltern. Aber es ist wenigstens mal eine subjektive Erfahrung, die interessant ist.

Grundsätzlich finde ich absolut gut, dass du diese Problematik der hohen Zahl von Ritalin-Verordnungen ansprichst. Die Sorgen und Probleme der Eltern gehören dazu und ich habe gar nichts dagegen, dass du die Aspekte ansprichst, die dir wichtig sind!

Nach meinem Empfinden (s. auch Bergmann) sind aber deine "Feststellungen", die Beurteilungen, Wertungen und sehr einseitige Vermutungen der Gründe von Verhaltensweisen von Eltern darstellen, in der Allgemeingültigkeit, mit der du sie aussprichst (die meisten, wahrscheinlich......) nicht zutreffend. Sie sind deshalb verletzend und stehen einer möglichen Lösung oder auch Einsicht in die Problematik im Weg.

So meine Sicht der Dinge. :p

Liebe Grüße

chiarina
 
Kinderpsychologe Schluss mit massenhafter Ritalin-Behandlung - Wolfgang Bergmann kritisiert Umgang mit ADS | Thema | Deutschlandradio Kultur[/url]

In diesem Interview redet Bergmann überhaupt nicht über die Eltern, sondern spricht drei Dinge an:

1. Die völlige Ungenauigkeit der "Diagnose" ADHS/ADS

"Da gibt es eine ganze Reihe auch sehr renommierter Namen, die seit zehn, 15 Jahren fordern, wir müssen jetzt endlich mal wissen, was ADS ist - ist das ein Geburtsfehler, ist das im Mutterleib entstanden, ist das vielleicht genetisch, was für sehr unwahrscheinlich ist, oder wird das in der Lebensgeschichte erworben. Dies alles wissen wir bisher nicht. Wir haben nur diese Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Aufmerksamkeitsdefizit, und selbst die stimmt nicht."


Fakt ist: selbst Fachleute wissen nicht, was ADHS/ADS ist.

2. als wesentlichen Grund für die häufige ADHS/ADS-Diagnose nennt Bergmann den zu frühen Schuleintritt, keineswegs irgendwelche Erziehungsfehler von Eltern

"Sie (die Studie) sagt, dass ein Fünftel aller Kinder in den letzten vier Jahren allein durch die Tatsache, dass sie zu früh in die Schule gekommen sind, mit ADS diagnostiziert wurden."..........................................

3. die massenweise Verordnung von Ritalin

"Mich aber interessiert eigentlich gar nicht die Korrektheit der Studie im Detail, mich interessiert, dass es hier einen Anstoß gegeben hat in eine endlich richtige Behandlung von Kindern, und das heißt immer auch gleichzeitig, dass der massenhaften Behandlung von Ritalin ein Riegel vorgeschoben wird."...

In einem weiteren Interview Interview mit Wolfgang Bergmann über ADS | interviews | artikel - Connection AG antwortet Bergmann auf die eingangs gestellte Frage:

"Versagen demnach die Mütter? Ganz nach dem Motto: Mama ist an allem schuld'?

Diese Schuldfrage ist des Teufels! Ich wünschte, man könnte sie aus der Welt schaffen."



Verstehst du, was ich meine?... Bergmann öffnet Türen, lädt zum Nachdenken ein, ohne anzugreifen, ohne zu pauschalisieren. Von einer Verantwortungslosigkeit der Eltern redet er schon gar nicht. Er stellt sich an die Seite des betroffenen Kindes, er beleuchtet das Problem von vielen Seiten.

Liebe chiarina,

ich hätte deinem vorherigen Beitrag am liebsten 100 000 likes verpasst!!!

Du hast dich wirklich in höchst beeindruckender Weise mit der Thematik auseinander gesetzt. Heute vormittag habe ich mir viel Zeit genommen, einen Beitrag mit ähnlichem Tenor zu verfassen, diesen aber zunächst mal in die Entwurfsschublade verfügt, da ich über umfassende, ernste Themen betreffende Beiträge, bevor ich sie poste, gerne erst noch mal mit Abstand nachdenke!

Dein Beitrag hat meine Überlegungen und Schlussfolgerungen zu diesem Thema allerdings vollkommen bestätigt und das von mir dazu sprachlich Fabrizierte somit zum Großteil überflüssig gemacht.

Ich werde daher im folgenden nur noch das ansprechen, was du in deinem umfassenden post noch nicht erwähnt hast!

Meine Meinungsäußerung erfolgt aus der Perspektive einer berufstätigen Mutter von vier Kindern! Wenn es in einer Familie mehrere Kinder gibt, die alle den gleichen von den zugehörigen Eltern ausgeübten Erziehungsmethoden unterliegen, so kann man z.B. folgendes beobachten:

1) der älteste Sohn ist scheinbar der brave, ruhige, gewissenhafte und strebsame
während der zweite Sohn den unruhigen, hampeligen und unsteten Kasper mimt,

2) ein Sohn ist ein langer Spargeltarzan, während der andere bei gleicher Kost sich eher zu einem Moppelchen zu entwickeln scheint,

3) eine Tochter isst so wie es ihr schmeckt und ist dabei schlank, die andere verfällt mit Beginn der Pubertät in eine hartnäckige und teilweise lebensbedrohliche Magersucht!

Dies sind nur Extrembeispiele für eine Vielzahl von unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten unter gleichen Erziehungsbedingungen!

Können wir da einfach pauschal diagnostizieren:
Ursache: Erziehungsfehler bzw. familiäre Konfliktsituation???

Insbesondere Mütter von magersüchtigen weiblichen Teenagern werden wissen, wie verbreitet hier Vorurteile, nicht nur im sozialen Umfeld, sondern insbesondere auch auf Seiten der behandelnden Ärzte und Therapeuten sind!!!

Hier steht an erster Stelle die Mutter (bzw. auch die Eltern!) unter Verdacht und kommt ins Kreuzverhör der medizinisch-therapeutischen Ideologie!
Diesen Vorurteilen mit sachlich-fundierter Argumentation entgegenzuhalten ist eine für einen medizinisch-psychologischen Laien wahrhaft nicht einfache Aufgabe!!

Auch die Mütter von (angeblichen) ADS-Kindern werden derartige Situationen kennen!

LG

Debbie digitalis
 
Was mir speziell in diesem Forum und in solchen Diskussionen stark aufgefallen ist, ist die exzessive Benutzung von Autoritätsargumenten und deren vermeindliche Gültigkeit (Schon in Wikipedia als Scheinargument gelistet).
Es mag ja meinungsbildend sein, solche Artikel zu lesen, wenn es jedoch darum geht zu schlussfolgern, dann haben Fachmeinungen kein zwingendes Gewicht.

Selbst diese sogenannten Fachmänner - haben wahrscheinlich studiert - sehen aber deshalb die Dinge auch immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel - der Schulbildung. Auch wenn mir Psychologen raten würden, Ritalin zu nehmen, würde ich das noch lange nicht tun. Wer kann denn schon wissen, dass der angenehmste Weg auch der bessere ist?

Aber mal eine andere Beobachtung von mir, welche der ein oder andere vielleicht auch nachvollziehen kann...

Neulich war ich auf einem Familientreffen - Eine Gruppe Erwachsener und die beiden Kinder meines Cousins. Eine Sache war vielleicht so offensichtlich, dass sie deshalb keiner bemerkt hat: Die beiden Kinder (3 und 5 Jahre alt) standen die ganze Zeit im Mittelpunkt. Als wir spazieren gegangen sind und die Kinder nach 100 Metern nicht mehr weiterlaufen wollten, blieben natürlich alle stehen, bis sich die Situation geklärt hatte. Sie hatten so lange gequängelt bis die Mutter, trotz kürzlicher OP, und der Vater sie auf dem Arm weitertrugen. Damit die Kinder keinen Hunger leiden mussten, hatten die Eltern auch extra für sich Haribo in Plastikdosen dabei, obwohl es nach dem Spaziergang Abendessen gegeben hat. Beim Abendessen hatten die Kids natürlich keinen Hunger, sie flitzten nur im Zuckerrausch durch den Raum und brüllten wie verrückt. Obwohl auch schon die Eltern genervt waren, sagte die Mutter nur ab und zu: "Was haben wir ausgemacht? (Nichts war ausgemacht, sie hatte den Kindern nur vorher gesagt, leiser zu sein, sonst kämen sie ins Bett) Muss ich meine Drohung wahr machen?" Die Kinder rannten jedoch weiter und brüllten genauso. Nichts passierte. Dann kam der Vater noch mal mit der Dose voller Süßigkeiten. Schließlich musste er die Kinder auf den Schultern brüllend ins Bett tragen, da sie so protestierten. Früher wäre es undenkbar gewesen, dass Kinder eine Gruppe von zusammensitzender Erwachsenen so massiv gestört hätten - woran man die erzieherische Entwicklung deutlich machen kann.

Was ich damit veranschaulichen will - und das ist nichtmal ein gutes Beispiel, ich könnte vermutlich noch weitere nennen, aber das war grade sehr aktuell für mich - ist, dass beinahe alle (und das ist auch so gemeint) Eltern versuchen so verzweifelt ihren Kindern ein angenehmes Leben zu ermöglichen, dass sie nichtmal merken, was sie ihren Kindern damit antun. Mir taten die Kinder leid. Diese Kinder werden ihr Leben lang so eine niedrige Frustrationsgrenze haben, dass sie schon in kürzester Zeit Probleme haben werden. Sie sind ja gewöhnt, alles zu bekommen. Sie können nichtmal 100 Meter laufen, ohne dass sie leiden müssen. Körperlich sind sie in der Lage, diese 100 Meter zu laufen, aber wenn sie nicht wollen, dann sperren sie sich und es wird zur Qual. Sollten sie es aber wollen, dann werde sie vermutlich noch viel weiter laufen, denn was sie interessiert, machen sie umso verbissener, Süßigkeiten essen können sie ja immerhin wie ein Weltmeister (und brüllen...). Haben diese Kinder ADS? Kein Ahnung. Werden sie ADS Symptomatik haben? Auf jeden Fall. Wären gesunde Kinder mit so einer Erziehung diesbezüglich gefährdet? Wären "kranke" Kinder mit einer "guten" Erziehung geholfen / dem ADS vorgebeugt?

Dass Medikamente verschiedene Wirkungen haben können, sollte kein Geheimnis mehr sein. Ob das aber ein Indikator für ein "erkranktes" Kind ist, wage ich zu bezweifeln. Und warum sollte man, sollte ADS eine Krankheit sein, auf diese Weise behandeln? Ich persönlich würde nicht wollen, dass eine Seite in mir betäubt wird, damit ich mich mit anderen Dingen beschäftigen kann, wo ich mich doch mit mir selbst beschäftigen müsste. Ich würde auch ebenfalls nicht wollen, dass ich eine Sonderbehandlich bekäme, weil ich ADS habe. Wenn sich jemand von mir gestört fühlen sollte, dann sollte er mir das auch kenntlich machen und nicht wortlos runterschlucken, da ich natürlich auch nicht möchte, dass die Beschäftigung mit mir für andere zwangsläufig leidend wäre. Also muss mir mein Klavierlehrer sagen, wenn er sich gestört fühlt. Und wenn das der Fall wäre und sich nicht beheben lässt, warum sollte der KL sich dann noch mit mir rumschlagen? Hasenbein hat zwar eine sehr direkte, aber diesbezüglich doch gesunde Einstellung darüber.

Im übrigen sehe ich dieses Verhalten nicht nur in der Erziehung, sondern auch in anderen Beziehungen, auch zu sich selbst. Meine Eltern meinen es zwar auch nett, wenn sie mir etwas abnehmen wollen, was eigentlich meine Aufgabe wäre, aber ich muss auch jedesmal erneut erkennen, dass es wichtig ist, ebendiese Dinge selbst zu erledigen. Und auch ich selbst darf nicht immer aus Frust, bei etwas spaßigem wie Klavierspielen nicht weiterzukommen oder etwas wichtiges zu erledigen, auf das ich keine Lust habe, in Genuss flüchten. Ich sehe das als große Schwäche des modernen Zeitalters an.

Liebe Grüße,
Upekkha
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Upekkha,
ich bin ganz deiner Meinung, dass viele Kinder heute "Verhaltensprobleme" haben, weil ihre Eltern sie ( aus Liebe, hoffe ich) übermäßig verwöhnen und behüten. Die Grenzen zwischen krankhaftem ADS und simpler Unerzogenheit sind da fließend und das macht ADS natürlich schwer zu diagnostizieren.
Auf den Klavierunterricht bezogen sehe ich aber ein paar Probleme:
1. führt eine positive Beziehung zu besseren Erfolgen. Bei ständig wechselnden Lehrern wird es für das Kind nicht besser werden, was seine Fähigkeiten am Klavier betrifft. Allerdings kann das nicht das Problem des KLs sein, zumindest dann nicht, wenn er alle seine vorhandenen Fähigkeiten ausgeschöpft hat. Schließlich ist Klavierspielen nicht lebensnotwendig- außer vielleicht für den KL. ;)
2. bin ich davon überzeugt, dass das Kind durch den Verlust des KLs nichts lernen wird-aus oben genannten Gründen: die Eltern werden dem Kind das böse schlimme Gefühl sicher nehmen können, dass es vielleicht an seinem Verhalten liegt, dass der KL sich nicht mehr blicken lässt.
Vor kurzem hat in meiner Nähe eine Mutter über die Presse eine Reitschule verunglimpft, weil sie diese die beiden Kinder nicht aufnehmen wollte. Nun kenne ich die Kinder ganz gut und ich kann die Reitschule sehr gut verstehen, die Kids kann man nicht auf die Pferde loslassen, sie sind extrem verhaltensauffällig. Das kann die Mutter aber sehr gut aus ihrer Wahrnehmung ausklammern, inklusive ihres eigenen Fehlverhaltens der Kinder gegenüber. In diesem Fall kam die Reitschule zwar in Erklärungsnöte gegenüber der Öffentlichkeit, trotzdem war es die richtige Entscheidung, die Kinder abzulehnen, schon aus Sicherheitsgründen.
Ob Reit- oder Klavierlehrer: beide sollten gute Pädagogen sein, Psychologen müssen sie aber nicht ersetzen. Persönlicher Einsatz ist super, aber irgendwann muss auch mal gut sein.

Gruß, Flageolett,
für die Klavierspielen in Sachen Lebensnotwendigkeit auf einer Stufe mit dem Morgenkaffee steht- und oh Mann, ist der wichtig!
 
Im übrigen sehe ich dieses Verhalten nicht nur in der Erziehung, sondern auch in anderen Beziehungen, auch zu sich selbst. Meine Eltern meinen es zwar auch nett, wenn sie mir etwas abnehmen wollen, was eigentlich meine Aufgabe wäre, aber ich muss auch jedesmal erneut erkennen, dass es wichtig ist, ebendiese Dinge selbst zu erledigen. Und auch ich selbst darf nicht immer aus Frust, bei etwas spaßigem wie Klavierspielen nicht weiterzukommen oder etwas wichtiges zu erledigen, auf das ich keine Lust habe, in Genuss flüchten. Ich sehe das als große Schwäche des modernen Zeitalters an.

Liebe(r) Upekkha,

ich finde es sehr schön, so etwas zu lesen (was nicht selbstverständlich ist) und stimme dir in deinem letzten Teil deines Beitrags absolut zu! Die schnelle Ablenkung mit ein paar Klicks, schnell erreichbare virtuelle Welten, Reizüberflutung etc. ist ein Problem!

Auch deine Überlegungen zu ADS/ADHS, besonders diesen Satz

Wer kann denn schon wissen, dass der angenehmste Weg auch der bessere ist?

mag ich sehr! Allerdings kann niemand, der das nicht erlebt hat, die schwierige Problematik beurteilen - er kennt sie schlicht nicht. Deshalb bin ich lieber vorsichtig in Beurteilungen, was ich tun würde, hätte ich oder jemand aus der Familie ADS/ADHS. In der Realität sieht plötzlich manches anders aus.

Dein Beispiel mit deiner Familie allerdings möchte ich unbedingt differenzieren!

Deine Schlussfolgerungen aus deiner anschaulichen Beschreibung können richtig sein, müssen aber nicht. Ganz und gar nicht! :p

Ich zitiere ein paar Sätze:

Diese Kinder werden ihr Leben lang so eine niedrige Frustrationsgrenze haben, dass sie schon in kürzester Zeit Probleme haben werden.
.......................
Haben diese Kinder ADS? Kein Ahnung. Werden sie ADS Symptomatik haben? Auf jeden Fall.

Solche Urteile über die Zukunft der Kinder oder die allgemeine Erziehung der Eltern kann man nicht aus einer Situation oder einem Tag ableiten! Es sei denn, du kennst diese Kinder so gut, dass ihr Verhalten (und das der Eltern) an diesem Tag ein Normalzustand war.

Ein großes Unglück des modernen Zeitalters aus meiner Sicht ist u.a., dass ruckzuck gravierende Urteile gefällt werden, oft ohne genügend Hintergrundwissen.

Warum muss man solche Urteile überhaupt fällen? Ohne Fachwissen und ohne die Kinder gut zu kennen (sag bitte, wenn das nicht stimmt!). Warum reicht es nicht, zu konstatieren, dass es dieser Familie an diesem Tag überhaupt nicht gut ging und die Eltern an diesem Tag überfordert waren mit der Lösung der Konflikte.

Es kann tausend und abertausende Gründe geben, warum das so passiert ist. Erst mal ist ein Dreijähriger im allerbesten Trotzalter und testet gern die Grenzen seiner Eltern aus. Der Bruder findet das in dem Moment vielleicht klasse und macht grad mit. Waren noch andere Kinder da oder waren sie die einzigen? Dann könnte es sehr langweilig für sie gewesen sein, vielleicht schon vor dem Spaziergang. Es könnte sein, dass die Eltern früh aufstehen mussten für das Treffen und die Kinder unausgeschlafen waren. Dass der Spaziergang zur Mittagszeit gemacht wurde, wo im Kindergarten Mittagsruhe angesagt ist und manche noch einen Mittagsschlaf machen. Dass das Tempo der Erwachsenen zu schnell war, dass der Dreijährige einen Bagger gesehen hat, zu dem er wollte - viele Erwachsene kriegen von außen gar nicht mit, was denn auf einmal los ist. Wenn ich dann noch lese, dass die Mutter gerade eine OP hatte, evtl. länger weg war (Krankenhausaufenthalt, Krankheit......), was eine Familie sehr aus der Fasson bringen kann (Rituale fallen weg...., Ängste können aufkommen), wird die Bandbreite der Möglichkeiten noch größer. (Meine Freundin, stellvertretende Leiterin eines Kindergartens, erzählte mir, wie die Kinder ihrer Einrichtung dermaßen durch den Wind waren, weil dort (nur) renoviert wurde!)

Die Eltern wiederum standen vielleicht selber unter Stress. Vielleicht war ihnen das Treffen so kurz nach der OP zuviel, vielleicht brauchten sie erst einmal Ruhe für ihre Familie. Vielleicht hatten sie auch Schuldgefühle, weil die Kinder durch die Erkrankung der Mutter in letzter Zeit nur noch "mitliefen" und wollten jetzt nicht autoritär sein.

All das kann sein, kann auch nicht sein. Ich will damit nichts entschuldigen, sondern sagen, dass es so viele Möglichkeiten gibt, wieso sich Kinder und Eltern an diesem Tag so verhalten haben, dass zumindest ich mir darüber nie ein allgemeingültiges Urteil über die Erziehungsqualitäten der Eltern erlauben würde!

Wie habt ihr anderen denn reagiert an diesem Tag? Schweigen alle und denken sich ihren Teil, tun aber nichts, kann das für die Eltern einen zusätzlichen Stress bedeuten. Manchmal hat man als Eltern auch einfach einen sauschlechten Tag und macht alles falsch, was nur falsch zu machen ist! :p Dann ist man über etwas Hilfe durchaus froh...... .


Ich weiß natürlich, was du mit deinem Beispiel (und du meintest ja auch, es sei nicht so gut) sagen wolltest. Du wolltest darauf hinweisen, dass Eltern ihren Kindern nicht immer alles aus dem Weg räumen sollte, dass sie ihnen zutrauen sollten, mit kleineren und größeren Schwierigkeiten selbst fertig zu werden. Dass sie auch ihre Grenzen wahrnehmen und je nachdem durchsetzen sollen und das Kinder lernen müssen, ihre Bedürfnisse auch mal zurückzustellen. Ich stimme dir da völlig zu, nur ist das ein Prozess mit Höhen und Tiefen.


Wenn sich jemand von mir gestört fühlen sollte, dann sollte er mir das auch kenntlich machen und nicht wortlos runterschlucken, da ich natürlich auch nicht möchte, dass die Beschäftigung mit mir für andere zwangsläufig leidend wäre. Also muss mir mein Klavierlehrer sagen, wenn er sich gestört fühlt. Und wenn das der Fall wäre und sich nicht beheben lässt, warum sollte der KL sich dann noch mit mir rumschlagen? Hasenbein hat zwar eine sehr direkte, aber diesbezüglich doch gesunde Einstellung darüber.

Ich kann hier nicht ausführlich antworten - das dauert einfach zu lange. Aber so einfach ist es nicht!

Erst einmal braucht man wenigstens etwas Wissen über die Krankheit. ADS-Kinder brauchen unglaublich viel Struktur. Wenn ich also im Unterricht jedesmal etwas anders mache und eher kreativ nach Lust und Laune vorgehe, überfordere ich solche Schüler massiv. Da brauche ich mich nicht zu wundern, wenn sie durch die vielen Reize gar nicht mehr wissen, woran sie sind und überdrehen. Es ist also wichtig, wie ich den Unterricht gestalte.

Dann ist die Frage, wie ich mit dem Schüler umgehe, ob er nun ADS hat oder nicht. Ihn anzunehmen, wertschätzend auf ihn zuzugehen, auch seine Stärken zu sehen, dabei aber auch die eigenen Grenzen zu beachten und zu formulieren, ist ein immerwährender Balanceakt. Ihm zu sagen, dass mich etwas stört, ist nur die Beschreibung meiner Sicht und löst das Problem noch nicht. Der Beschreibung müssen also (in der Regel) weitere Schritte folgen!

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,
zunächst einmal gefallen mir die freundlichen Anreden, die hier im Forum gepflegt werden. Und es freut mich, dass du meinem Beitrag etwas abgewinnen konntest.
Dennoch sehe ich da möglicherweise ein Missverständnis oder eine kleine Unstimmigkeit. Ich bin der Meinung, dass man Urteile gar nicht vermeiden kann. Das was du über einen anderen weißt, kannst du ja nicht einfach ignorieren, um bloss kein Urteil zu fällen. Es ging mir jetzt auch nicht unbedingt um dieses Beispiel und ich wollte auch nicht sagen, dass diese Kinder automatisch ADS Symptome haben werden, nur dass so eine Behandlung dazu führt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es ein alltäglicher Umgang war (das Treffen war nicht nur auf einen Tag beschränkt), da man jawohl auch sieht, wie die Kinder darauf reagieren - es schien normal für beide Seiten zu sein. Trotzdem schließe ich daraus nicht auf erzieherische Qualitäten. Ich glaube nicht, dass den Eltern das bewusst ist und hatte schon den Eindruck, dass sie ansonsten ganz gute erzieherische Qualitäten hatten. Ich hätte auch genauso gut etliche andere Beispiele nehmen können. Die Anzahl dieser Beispiele ist so erdrückend - ob in meiner Erziehung, der Erziehung meiner Freunde oder sogar jüngerer Autortätspersonen - dass es für mich schon gar keine Rolle mehr spielt, einzelne Situationen zu verifizieren

Warum man solche Urteile fällen muss? Für dich selbst. Mein Urteil hat ja keinen Einfluss auf diese Familie, was ja auch gut ist. Aber ich möchte mir selbst darüber Gedanken machen können. Nur weil man kein sogenanntes "Fachwissen" hat, sollte man sich nicht verbieten, selbst über Dinge nachzudenken; Das ist jedenfalls meine Meinung. Ob ich damit Erfahrung habe, verschweige ich mal lieber bewusst, weil ich selbst kein Autoritätsargument bringen möchte.

Letztendlich schaffe ich mit folgendem auch nicht mehr Klarheit, weil du dich ja nicht endgültig festlegen möchtest. Aber mir scheint, dass ich jetzt einer Antwort schuldig bin.
Sie waren zwar die einigen Kinder, jedoch finde ich nicht, dass es Kinder rechtfertigt, auf einmal alles zu dürfen. Grade das eben nicht, da das eine sehr unnatürliche Situation ist. Ich kann mich noch gut an meine Kindheit erinnern, ich konnte es zwar manchmal nicht ertragen, etwas nicht zu dürfen, jedoch bin ich weder daran gestorben, noch war es sonst schlimm (auch wenn man es mal so aussehen lässt). Der Schlaf der Kinder war mehr als ausreichend. Sie haben jeden Mittag geschlafen und morgens haben sie alle Erwachsenen wachkrakeelt. Die verschiedenen Spaziergänge waren niemals während der Schlafenszeit. Sowieso waren alle immer alle sehr, so wie scheinbar auch du, um das Wohl der Kinder besorgt. Wir sind auch mit den Kindern so langsam spaziert, dass wir fast rückwärts gegangen sind. Bagger und ähnliche Ablenkungen kamen selten vor, aber das wäre noch verständlich, auch wenn ein Kind sowas auch ignorieren können müsste.
Man muss meiner Meinung nach auch nicht immer verstehen, was bei einem Kind grade los ist. Das wäre bei einem anderen Erwachsenen Menschen ja auch absurd. "Niemand" betreibt so einen Aufwand, um herauszufinden, warum sich ein Erwachsener oder Jugendlicher komisch benimmt. Wenn man das Kindern auch immer abnimmt, dann ist es für sie ja auch nicht mehr nötig, selbst zu lernen, sich mitzuteilen. Wenn etwas Gravierendes bei seinem Kind los ist, dann merkt man das schon. Und auch wenn man nicht versteht, was Sache ist, kann man immernoch etwas auf das Kind eingehen - als Kompromiss (ich möchte dem Kind ja auch keinen Lernfortschritt aufzwingen). Sich aber völlig nach dem Kind zu richten, finde ich absurd.

Wie gesagt: Allgemeingültig ist mein persönliches Urteil sowieso nie! :D (Vielleicht sollte es das? :D - Spaß beiseite)

Die Reaktionen der Anderen waren auch unterschiedlich. Im Grunde genommen haben sie so ein Verhalten aber auch unterstützt. Einzig und allein meine Schwester hat den Kindern Einhalt geboten, wenn sie grade einen Ameisenhaufen zertreten haben o.Ä.

Dass es ein Prozess ist, Selbstständig zu werden, da stimme ich dir natürlich zu. Das lässt sich auch schwer abstreiten. Aber grade aus diesem Grund finde ich sollte der Leitfaden einer Erziehung kein Erziehungsschema sondern die Liebe zu seinen Kindern sein - aus diesem Grund ist es auch gerechtfertigt, Kompromisse o.Ä. zu machen. Nur ich selbst empfinde es nicht als liebevoll, meine fiktiven Kinder mit Zucker vollzustopfen, keinen Respekt vor anderen Lebewesen zu vermitteln und so weiter. Das ist für mich schon in dem selben Moment noch so, als würde ich Hand an ihnen legen, da dreht sich mir der Magen um.

Ebenfalls denke ich, dass die Komplexität einer "Krankheit" irrelevant ist bei einer Meinung, nicht auf die Krankheit einzugehen oder sie gar nicht als Krankheit zu verstehen. ADS Kinder brauchen viel Struktur? Brauchen das nicht alle Menschen? Überforden sollte man keinen Schüler, ob ADS oder nicht. Ich selbst habe auch mal einen ADS Test gemacht und die Antwort war, dass ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ADS habe. Den endgültigen Test habe ich mir gespart, weil es keinen Unterschied für mich macht. Ich reagiere aus Panik nicht anders. Ebenfalls wurde mir nach meinem dritten Unfall am selben Knie geraten, eine OP zu machen, um den Schaden zu minimieren (sowieso irreparabel), ohne würde ich vielleicht nicht mehr laufen können. Ich war anderer Meinung, habe mit meinem Knie gearbeitet und schon nach einem halben Jahr konnte ich wieder laufen - ohne OP.

Ein sensibler Umgang mit dem Schüler wäre bei jedem Menschen angebracht. Das ist meine Meinung. Nur bei ADS Kindern geht es eben nicht anders. Im Prinzip hat aber jeder Schüler mit kleinen Dingen während des Unterrichts zu kämpfen, nur dass manche besser, manche schlechter damit klar kommen. Und zu sagen, dass mich etwas stört, löst natürlich nicht das Problem des Schülers, das ist auch nicht der Sinn, es beugt nur einem folgendem vor. Wenn man selbst mit solchen Schülern nicht klarkommt, wieso sollte man sich gezwungen fühlen sich das anzutun? Durch die Sensibilität des Kindes bekommt es sowieso mit (auch wenn es weniger sensibel ist), dass man sich gestört fühlt, das ist für beide Seiten nicht gut. Natürlich ist das schon meine ganz persönliche Meinung, die keine Allgemeingültigkeit in Anspruch nimmt! ;)

Liebste Grüße,
Upekkha
 
Liebe Upekkha,

ich möchte zuerst vorraus nehmen, dass ich diesen Faden nicht durchgelesen habe, mag sein hier irgend etwas zu wiederhollen.
Du beschreibst dein Problem, somit bist Du schon auf dem besten Weg zur "Heilung". Du erwähnst "weil ich ADHS habe" diese Aussage und Erkenntniss blockiert dich,
versuche dies mal zu vergessen - ich weiss dies ist nicht einfach, betrachte dich mal alls ein völlig gesunder Mensch, Du wirst sehen es könnte Wunder wirken.
Menschen mit ADHS sind entweder sehr dumm oder hyperintelligent, ich stufe dich zur Zweiten ein.
Ich selber habe einen 14 Jährigen Sohn der darunter leidet es ist für mich alls allein erziehender Vater nicht immer sehr einfach, da dies viel Einfühlsamkeit und Gedult braucht und die habe ich manchmal nicht. Mein Sohn hatte von seinem Schweizer Arzt ebenfalls Ritalin verschrieben bekommen, er nahm sie kurze Zeit ein, ich erkannte ihn nicht wieder und stellte dies ein, sein Arzt wurde von mir nicht orientiert. Ich hatte bis vor kurzem noch für etliche tausend euro Ritalin im Medizinkasten eingeschlossen, eines Tages alls ich einem Pferd eine Infusion anlegen musste, viel mir auf das die Packete aufgerissen waren. Ich staunte recht alls ich diese kontrollierte, keine einzige Tablette war mehr zu finden. Mir ging sofort ein Licht auf, wir hatten einen 24 Jährigen auf dem Hof, der mit den Pferden arbeitete.Er hatte Probleme mit Drogen, mir viel schon seit längererZeit auf, dass dieser eigenartig ruhig war, der Grund er hatte diese Medikamente gestohlen und eingenommen.
Nach meiner Erfahrung, die ich mit "meinem" Sohn mache, dies kann nicht auf alle bezogen werden, ist es wichtig alls Eltern eine klare Linie zu haben und diese fehlt bei den Meisten, diese Eltern sind total überfordert, häufig sau dumm, ungebildet, primitiv und können diesen Kindern nichts geben, alls dauernd Süssigkeiten zur Bestechung und Ruhe. Süssigkeiten sind für solche Kinder, dass grösste Gift.
Besonders wichtig ist, dass diese Kinder beschäftigt werden und Aufgaben die sie machen durchgezogen werden, da zu braucht es Eltern die dahinter stehen und auch mal ein strenges Wort aussprechen, dies ist sehr, sehr wichtig. !!!
Mein Sohn spielt heute hervorragend Klavier, spricht Französisch, Deutsch, Spanisch, Englisch, etwas Holländisch, in der Schule zudem noch Latein, er gehört zu den drei besten Schülern der Region, in Informatig ist er der Beste und wurde auch schon von der Gendarmerie gehollt, wenn diese ein Problem mit dem Computer hatten, töhnt unglaubwürdig aber war. Mit 12 Jahren gewann er auch einen Mahl-Wettbewerb. Sein Arzt ist der Auffassung ohne Ritalin hätte er es dies alles nicht geschafft !!!
Das Interessanteste ist aber, dass die Meisten seiner jungen Lehrer eigenartigerweise von ADHS nichts wissen.
Die Lehrer hier in Frankreich, sind relativ streng mit den Schülern, ich denke dies kann auch Vorteile haben.
Mein Sohn hat vielleicht einen Vorteil, er ist hypersensibel , charmant und nie frech dadurch wird sein Problem bei den Lehrern etwas relativiert,
Für diese Lehrer scheint ADHS kein Problem zu sein. Ich kenne Schweizer- und Deutsche Lehrer bei denen sind schon bald die Hälfte aller Kinder mit ADHS erkrankt. Da muss man sich doch mal die Frage stellen, wo ist das eigentliche Problem.
Das diese Kindern fordern und auch sehr anstrengend sind steht ausser Frage, davon kann ich nur ein Lied singen.
Dir liebe Ubekkha kann ich auch einen sehr guten Ratschlag geben, lerne reiten und nimm Reitherapie, dies kann dir sehr helfen, mein Sohn reitet regelmässig. Reiten fördert die Konzentration, denn dein Pferd kennt dein Problem nicht, du musst dich auf dieses Einlassen und ihm andeuten was Du willst, für dich bleibt dann keine Zeit mehr, Konzentration ist angesagt sonst fällste vielleicht herunter.:D

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Aufmerksamkeits Defizit (Hyperaktivitäts) Störung auch AD(H)S genannt ist eine wissenschaftlich nachgewiesene Störung (keine Krankheit) welche man entweder hat oder nicht. Diese Störung ist nicht heilbar, wohl aber therapierbar.

Menschen mit einer AD(H)S gab es schon immer, in früheren Zeiten wurden sie halt mit "Kloppstocks Werke im gelben Einband" therapiert, da man davon ausging diese Kinder seinen einfach nur faul und ungezogen. Was man diesen Kindern damit antat, wußte man offensichtlich nicht.

Nun ist es allerdings so, daß eine AD(H)S erst in einer Leistungsgesellschaft auffällig wird, da jene Menschen insbesondere stupide eintönige Anforderungen nicht erfüllen können. Wenn wir heute bedenken daß W.A.Mozart damals als zwar etwas seltsam aber an sonsten völlig normal eingestuft wurde, stellt sich doch die Frage ob nicht eher die Gesellschaft6 ein Problem mit AD(H)Slern hat?

Methylphenidat ist eine feine Sache welche dem querulantischen AD(H)Sler wunderschön kompatibel macht mit der Leistungsgesellschft - klar, in sofern hilft es auch dem "Betroffenen".

Nun ist Methylphenidat allerdings kein Beruhigungsmittel, sondern es gehört zur Gruppe der Stimulanzien, ähnlich wie Amphetamin. Man wird keineswegs ruhiger da von, es mag vielleicht nach außen so wirken, aber man kann sich wesentlich länger auf eine Sache konzentrieren ohne beständig von anderen Einflüssen abgelenkt zu sein.


Aber nun möchte ich doch mal auf Chiarinas Frage eingehen: AD(H)Sler verfügen über eine sehr hohe Kreativität und Improvisationsfähigkeit, setz mal da an. Geb ihm mal ein Stück auf, aus dem er was machen soll...Du wirst Dich wundern wie der aus sich rauskommt :)


Viele Grüße

Styx
 

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