Schüler mit ADS oder ADHS

  • Ersteller des Themas chiarina
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Gomez, ein Homöopath? ;-)
 
So, ihr Lieben,

ich danke euch allen für die rege Teilnahme, auch wenn es im Moment viel um die Diagnose selbst geht!!!

Hierzu möchte ich gern etwas aus meiner Sicht klarstellen:

ich mag absolut und überhaupt kein Schubladendenken, das unweigerlich mit Vorurteilen verknüpft ist (ich selber ertappe mich auch immer wieder dabei und bitte darum, auf solche Denkstrukturen hingewiesen zu werden!). Meistens beruht dies auf Unwissen, denn wie hier schon gesagt wurde, sind die Dinge selten nur schwarz-weiß.

Deshalb finde ich, lieber hasenbein, - und ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel - deine folgenden Worte völlig unqualifiziert, es sei denn, du kennst dich wirklich mit diesem Thema aus und hast diesbezüglich viel Erfahrung und Wissen (dann rutsche ich untertänigst auf den Knien im Forumsschlamm herum :D).


Da es sich aber bei bestimmten Sachen sehr gut konzentrieren kann, ist also die Konzentrationsfähigkeit körperlich absolut unbeeinträchtigt.


Woher weißt du das??? Wenn ich so mit Eltern spreche, deren Kinder ADS oder ADHS haben, wenn ich im Netz etc. darüber lese, fällt selbst mir auf, die ich ja recht unwissend bin in diesem Punkt, dass das Ganze so einfach nicht ist. Viele berichten über unterschiedliche Konzentrationsfähigkeiten, je nach Vorlieben und momentaner Situation. Im Umkehrschluss könnte man auch folgern, dass dann aus solchen Menschen nichts werden kann. Die könnten sich dir zufolge ja niemals konzentrieren, auch wenn die Hyperaktivität bei ADHS im Jugendalter meist verschwindet. Wenn also berühmte Persönlichkeiten wie Hermann Hesse aufgrund der Berichte von Zeitzeugen u.a. evtl. ADS/ADHS gehabt haben, wie kann es diesen möglich gewesen sein, solche Leistungen zu vollbringen, die ohne Konzentration nicht möglich sind?

Ohne umfangreiches fundiertes Wissen würde ich jedenfalls niemals eine solche Behauptung aufstellen, da dies sehr verletzend auf Betroffene wirken kann.

Und da stößt man dann mit Sicherheit auf Dinge, die einem nicht passen, weil man nämlich plötzlich mitverantwortlich für das Austicken des Kindes ist. Das möchte man nicht, also latscht man wie gesagt zum Onkel Doktor, der verpaßt dem Kind ne Diagnose, evtl. gibt's Ritalin zum Ruhigstellen, peng, aus, die eigene Seele hat "Ruh".

Meines Wissens geht die Gabe von Ritalin immer mit begleitender therapeutischer Unterstützung und anderen Maßnahmen einher. Mag sein, dass das früher anders war - ich kenne mich zu wenig aus. Es gibt auch sicherlich das Phänomen, von dem du hier sprichst. Aber ich glaube, dass es immer ein großer Leidensweg ist, der hinter all dem steht und ich glaube vor allem, dass ein Kind, das die Symptome dieser Krankheit zeigt, nicht einfach für Eltern ist. Daraus können sich selbstverständlich zwischenmenschlich problematische familiäre Konstellationen ergeben, nur was war zuerst da: die Henne oder das Ei?

Ich meine, man sollte sehr vorsichtig mit solchen Urteilen sein. Sie bedienen den gleichen Mechanismus wie das, was du kritisierst!


Es nimmt stetig zu, dass "schwierige" Kinder als letzte Lösung oder als Therapie-Ergänzung in den Klavierunterricht geschickt werden. Und die KL nehmen diese Herausforderung mit großem Engagement und viel Herzblut an. Soweit , so gut.

ABER:
a) Habt Ihr dafür eine Ausbildung?
und - völlig unabhängig davon:
b) Therapie zum KL-Stundensatz? Vera... Ihr Euch da nicht selbst?


Lieber fisherman,

du verstehst das völlig falsch! Soweit, so gar nicht gut! :p Denn ich zumindest bin weder eine "letzte Lösung" und schon gar nicht eine "Therapie-Ergänzung" für AD(H)S-Kinder! Ich gebe Klavierunterricht - für Therapie bin ich nicht zuständig! Ich helfe auch nicht, ich lehre!!!

Und auch hier wehre ich mich gegen Schubladendenken. Jeder Schüler hat seine individuellen Stärken und Schwächen. Der eine dies, der andere das. Du glaubst vielleicht nicht, wie unterschiedlich jeder Schüler ist und wie unterschiedlich man als Lehrer agieren und reagieren muss. Mich interessiert letzlich nicht, ob ein Schüler ADS hat. Ich schau mir den an und stelle im Falle meiner Schülerin fest, dass sie schön spielt, motorisch gut dabei ist und alle Voraussetzungen hat, einmal schön Klavier spielen zu können. Sie hat zwar ein extrem schlechtes Gedächtnis (Wespe, im Moment nimmt sie noch gar keine Medikamente), aber Nicht-ADSler haben dafür schon mal was anderes. Mich interessieren aber Erfahrungen anderer mit dieser Krankheit, um für eventuelle Krisen ein wenig gewappnet zu sein und überhaupt mehr darüber zu lernen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina.

"Schubladendenken" ist nicht das, was ich schreibe. Sondern im Gegenteil: Die heutige Praxis ist, Kinder, die zu schwierig sind, zu schnell in die Schublade "ADS" zu stecken, statt genauer hinzugucken, insbesondere auf die frühkindliche Eltern-Kind-Beziehung.

Die Schubladisierung will ich ja gerade aufbrechen. Ich will sagen: Leute, guckt mal genauer im Einzelfall hin. Vielleicht hätte ich am Anfang meines Posts nicht "viele" oder "wenn nicht gar die meisten" schreiben sollen, sondern "manche", dann hätten sich vermutlich manche hier nicht ganz so aufgeregt...

Viele berichten über unterschiedliche Konzentrationsfähigkeiten, je nach Vorlieben und momentaner Situation.

Ja, eben! Sag ich doch! Wenn die Konzentrationsfähigkeit manchmal prima ist, manchmal gleich Null, dann kann man doch vermuten, daß es sich eben NICHT um eine generell körperliche Störung handelt, sondern darum, daß das Kind gegenüber bestimmten Situationen eine Abneigung hat und da austickt, und manche Situationen oder Beschäftigungen liebt und da ganz normal "funktioniert". Und da wiederum müßte man doch vorrangig gucken: Wie konnte das passieren, daß das Kind so wurde?

Wir kennen das in weitaus schwächerem Ausmaß bei den Lümmels von der letzten Bank, die in der Schule versagen und nix mitkriegen, aber beim Videospiel oder beim Skateboarden außerordentlich konzentriert, geschickt und leistungsfähig sind. Denen ist die Schule aus irgendeinem Grunde gründlich verleidet worden, deswegen lehnen sie sie ab; und die Videospiele oder der Sport sind die "Flucht", wo sie sich stark und kompetent fühlen dürfen.

Wenn also berühmte Persönlichkeiten wie Hermann Hesse aufgrund der Berichte von Zeitzeugen u.a. evtl. ADS/ADHS gehabt haben, wie kann es diesen möglich gewesen sein, solche Leistungen zu vollbringen, die ohne Konzentration nicht möglich sind?

Ach, diese Zuschreibungen, Mozart oder Hesse oder sonstwer hätten bestimmt ADHS gehabt, das sind doch alles so komische Modeerscheinungen.
So wie vor 100 Jahren "Hysterie" DIE Modeerkrankung bei Frauen war, hunderttausendfach diagnostiziert (wer spricht heute noch von Hysterie??), so ist es heute "ADHS" oder auch "Burnout".

Ich halte da nichts von, weil DAS nämlich Schubladendenken in Vollendung ist! Man guckt nicht genau hin, sondern es wird schnell mal die Modediagnose verpaßt, weil man dann vom Unangenehme-Fragen-Stellen befreit ist. Der Patient "hat halt das und das", da kann man halt nichts machen außer evtl. Medikamente, peng, aus.

Im übrigen bin ich mit meinen Ansichten keineswegs alleine; der hervorragende Kinderpsychologe Wolfgang Bergmann (leider kürzlich verstorben) hat ins gleiche Horn getutet und gesagt, daß es sicherlich echte ADHS-Fälle gibt, aber meistens eine Beziehungsstörung Eltern-Kind oder auch eine zu frühe Einschulung dahintersteckt.

Daß es hier welche gibt, die sich getroffen fühlen, weil sie denken, ich würde ihnen unterstellen, ihr Kind schlecht erzogen zu haben o.ä., war klar. Ist mir aber ehrlich gesagt wurscht. Ich habe doch keine Ahnung, ob hier irgendwer ein echtes ADHS-Kind oder auch ein unechtes hat, ich kenne doch keinen hier. Ich verstehe nicht, wie man sich davon getroffen fühlen kann, wenn jemand sagt, daß es unechte ADHS-Kinder geben könnte, wenn man selber davon überzeugt ist, daß das eigene Kind ein echtes ADHS-Kind ist. Könnte einem dann doch egal sein, oder? Fühlt man sich etwa getroffen, weil man es BRAUCHT, daß man ganz fest dran glaubt, daß alle diagnostizierten ADHS-Kinder auch echt sind?? Weil sonst die quälenden Selbstzweifel kommen??

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

@fisherman: zu deiner Frage "Ich will dazu lernen und nicht (nur) provozieren. Ich verstehe das sehr gut was Ihr schreibt. Nur- könnt Ihr mir erkären, weshalb die ADS/ADHS-Diagnosen zunehmen?".
Mich juckt es in den Fingern, mehr zu diesem Thema zu schreiben da es mich fachlich sehr interessiert. Leider driften derartige Themen in diesem Forum jedoch schnell in einen Bereich ab, zu welchem ich nicht beitragen werde.

@chiarina: Ich wünsche dir viel Erfolg mit deiner Schülerin!

LG, Nele
 
Mich juckt es in den Fingern, mehr zu diesem Thema zu schreiben da es mich fachlich sehr interessiert. Leider driften derartige Themen in diesem Forum jedoch schnell in einen Bereich ab, zu welchem ich nicht beitragen werde.

Könntest Du das näher ausführen?

Was ist das für ein "Bereich"?

Möchtest Du zwar über Klavierunterricht mit ADHS-Kindern schreiben, aber nicht über das Thema, was ADHS überhaupt ist, bzw. über Kritik an Mainstream-Auffassungen über ADHS? Oder wie ist das zu verstehen?

Dann schreib doch einfach was, keiner hindert Dich daran! :)

LG,
Hasenbein
 
Das ist sicherlich ein schwieriges Thema. Ich möchte zu Bedenken geben, dass ADHS bei weitem nicht in allen Ländern (auch fortschrittlichen) so viel Aufmerksamkeit wie in Deutschland genießt. Zeitdruck, Leistungsorientiertheit und Stress tauchen in Bezug auf ADHS immer wieder auf. Fehlt den Menschen heutzutage gar die Zeit zum Träumen und das schon von Kindheit an?
Auf der anderen Seite, kann man die Fähigkeit eines Kindes sich beim Musizieren gut konzentrieren zu können nicht automatisch auf andere Bereiche anwenden. Musik scheint etwas sehr Spezielles zu sein. Ich empfehle das sehr spannende Buch "Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte". Darin wird unter anderem anhand von sehr interessanten Fällen berichtet, wie sich hoffnungslos kranke Menschen beim Musizieren plötzlich verwandeln und wie neugeboren fühlen.
 
Liebe Chiarina, Hasenbein hat m.E. sehr schön und ganz in meinem Sinne geantwortet. Was ich aber Dir und den anderen KL nur sagen wollte: Lasst Euch nicht missbrauchen!!!
 
Die Schubladisierung will ich ja gerade aufbrechen. Ich will sagen: Leute, guckt mal genauer im Einzelfall hin. Vielleicht hätte ich am Anfang meines Posts nicht "viele" oder "wenn nicht gar die meisten" schreiben sollen, sondern "manche", dann hätten sich vermutlich manche hier nicht ganz so aufgeregt...


Lieber hasenbein,

danke für deine Antwort!!! "Manche" wäre vermutlich besser gewesen! :D Dann verstehe ich auch, dass du das Schubladendenken aufbrechen willst.


Ja, eben! Sag ich doch! Wenn die Konzentrationsfähigkeit manchmal prima ist, manchmal gleich Null, dann kann man doch vermuten, daß es sich eben NICHT um eine generell körperliche Störung handelt, sondern darum, daß das Kind gegenüber bestimmten Situationen eine Abneigung hat und da austickt, und manche Situationen oder Beschäftigungen liebt und da ganz normal "funktioniert". Und da wiederum müßte man doch vorrangig gucken: Wie konnte das passieren, daß das Kind so wurde?


Ich bin wie du sehr dafür, Dingen auf den Grund zu gehen und nicht einfach Medikamente zu verschreiben. Aber ich kann eben nicht beurteilen, inwieweit das heute so gehandhabt wird und weiß nur, dass die ADS-Kinder, die ich kenne, diese Auffälligkeit schon immer hatten. Aber das ist wieder ein subjektiver Eindruck, der keine Relevanz hat für allgemeingültige Aussagen.

Ich bin mir aber, was dein Argument der unterschiedlichen Konzentrationsfähigkeit angeht, nicht sicher, ob das wirklich aussagekräftig für eine Diagnose ist. In den von dir verlinkten Interviews (Bergmann schätze ich übrigens auch sehr und ich kannte auch diese beiden Artikel) erwähnt Bergmann die große Konzentrationsfähigkeit mancher ADS-Kinder bei Computerspielen etc.. Er beklagt die mangelnde Aussagekraft der "Diagnose" ADS und spricht von den vielen individuellen Unterschieden.

"Da gibt es eine ganze Reihe auch sehr renommierter Namen, die seit zehn, 15 Jahren fordern, wir müssen jetzt endlich mal wissen, was ADS ist - ist das ein Geburtsfehler, ist das im Mutterleib entstanden, ist das vielleicht genetisch, was für sehr unwahrscheinlich ist, oder wird das in der Lebensgeschichte erworben. Dies alles wissen wir bisher nicht. Wir haben nur diese Bezeichnung Aufmerksamkeitsdefizitstörung, Aufmerksamkeitsdefizit, und selbst die stimmt nicht.

Setzen Sie ein sogenanntes ADS-Kind vor einen Computer oder irgendeine andere Tätigkeit, zu der es Spaß und Faszination hat, dann haben Sie große Mühe, dieses Kind da wieder wegzubekommen. Es ist eher so, dass solche Kinder sich überfokussieren, also zu sehr konzentrieren. Nicht einmal die Bezeichnung stimmt, und was sich diagnostisch unter der Bezeichnung eigentlich gemeint ist, das wissen wir überhaupt nicht.
"

Und jetzt verstehe ich deine Aussage so, dass du möchtest, dass genau hingeschaut wird und nicht leichtfertig mit Ritalin umgegangen wird, dass begleitende Maßnahmen ergriffen werden und damit bin ich absolut einig!

Schuldzuweisungen helfen eben nicht weiter und sind ganz fehl am Platz, so wie auch die weitverbreitete Ansicht, ADS wäre eine Modeerkrankung und die Eltern selbst schuld. Das sagen ja immer nur die, deren Kinder kein ADS haben oder die gar keine Kinder haben. Deshalb verstehe ich total, dass auch Eltern, die sich ganz sicher sind, dass ihr Kind ADS hat, da angegriffen fühlen. Dieser ewige Rechtfertigungsdruck muss scheußlich sein.

Grundsätzlich sind diese Diagnosen eben sehr schwierig und angreifbar, weil sie nicht mal kurz mit einem Bluttest nachgewiesen werden können. Mediziner könnten das viel genauer ausführen als ich. Aber so wie es auch ein Albtraum für Patienten mit psychischen Krankheiten oder schwer nachzuweisenden Krankheiten sein kann, ernst genommen zu werden, so stelle ich mir das zuweilen bei ADS vor. Auch wenn z.B. Burn-Out in der Bezeichnung modern ist, so hat diese doch keine Auswirkungen auf die Ernsthaftigkeit und schwerwiegenden Auswirkungen dieser Krankheit. Was früher vielleicht "Hysterie" war, ist heute "Depression".... .


".
Mich juckt es in den Fingern, mehr zu diesem Thema zu schreiben da es mich fachlich sehr interessiert. Leider driften derartige Themen in diesem Forum jedoch schnell in einen Bereich ab, zu welchem ich nicht beitragen werde.


Liebe Nele,

vielen Dank für deine netten Wünsche! Mich würde trotz deiner Bedenken wie fisherman und hasenbein sehr interessieren, was du zu sagen hast!!! Wir werden uns auch benehmen, denke ich (oder?, hasi und fishi :D ?!) und dafür sorgen, dass so ein unerwünschtes "Abdriften" nicht geschieht.

Meine persönliche Meinung zu dem gehäuften Auftreten von ADS ist die riesengroße Zunahme von Reizen aller Art in unserer Welt (Reizüberflutung). Ich könnte mir vorstellen, dass es dadurch noch viel schwerer für ein ADS-Kind ist. Außerdem wird alles immer schneller................... .

Liebe Chiarina, Hasenbein hat m.E. sehr schön und ganz in meinem Sinne geantwortet. Was ich aber Dir und den anderen KL nur sagen wollte: Lasst Euch nicht missbrauchen!!!

Danke, lieber fisherman! :p Ich verstehe schon, wie du es meinst. Aber unsere Realität sieht eben so aus (und das ist ja auch das Schöne und Interessante daran), dass alle verschieden sind. Und Kinder mit ADS/ADHS sind ja offensichtlich auch sehr verschieden, auch in der Ausprägung der Symptome. Begabung fürs Klavier spielen und ADS müssen ja kein Widerspruch sein. Und stell dir bloß vor, ADS-Kinder dürften nun keinen Klavierunterricht nehmen, welche Diskriminierung! Wo kommen wir denn da hin. Also immer schön offen sein, das Leben genießen und schauen, was kommt! :)

Liebe Grüße an alle

chiarina
 
"Manche" wäre vermutlich besser gewesen!

Es wäre aber unehrlich gewesen. Ich meinte sehr wohl "viele" bzw. "wenn nicht gar die meisten". Sagt Bergmann ja auch.

Ich hatte auch schon hyperaktive Schüler. Es war absolut schrecklich, nervenaufreibend und hat mir KEINEN Spaß gemacht.

Sollte irgendwann wieder so einer bei mir anfangen, werde ich mir das ein paar Wochen angucken, und wenn sich dann nichts Substantielles ändert, werde ich den Schüler hinauskomplimentieren. Ich tu mir so was nicht mehr an, denn ich bin Klavierlehrer und nicht Psychologe, Erzieher oder sonstwas.

LG,
Hasenbein
 

Bester Beweis dafür, daß es in vielen (wenn nicht den meisten) Fällen Quatsch ist, von einer Erkrankung "ADS" zu sprechen.

Es wäre aber unehrlich gewesen. Ich meinte sehr wohl "viele" bzw. "wenn nicht gar die meisten". Sagt Bergmann ja auch.

Ich hatte auch schon hyperaktive Schüler. Es war absolut schrecklich, nervenaufreibend und hat mir KEINEN Spaß gemacht.

Sollte irgendwann wieder so einer bei mir anfangen, werde ich mir das ein paar Wochen angucken, und wenn sich dann nichts Substantielles ändert, werde ich den Schüler hinauskomplimentieren. Ich tu mir so was nicht mehr an, denn ich bin Klavierlehrer und nicht Psychologe, Erzieher oder sonstwas.


Lieber hasenbein,

dass wir keine Psychologen etc. sind und es unsere Aufgabe ist, Klavier zu lehren, sehe ich ganz genauso. Ich habe weiter oben ja auch Ähnliches geschrieben. Weiter ist es für Unterricht generell (aber nicht nur dafür) sehr wichtig, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Da stimme ich dir also auch zu. Tut man das nicht, kann es tatsächlich zu Burn-Out, zu einer übermäßigen Identifikation mit den Problemen des Kindes kommen, mit der aber niemandem geholfen wäre.

Denn genau das ist ja nun auch bei ADS- Kindern ganz und gar keine Hilfe, wenn ich die Beiträge hier richtig verstanden habe. Im Gegenteil brauchen die absolute Klarheit und Struktur, vollkommene Verlässlichkeit und Sicherheit und die kann nur jemand geben, der "über den Dingen" steht, sich nicht im "Mitleidspfuhl" wälzt, sich aber mit aufrichtigem Respekt, Offenheit, Wertschätzung und Interesse dem Kind nähert. Was auch bei jedem Schüler wichtig ist!

Das vermisse ich hier aber! Es ist doch auffällig, dass sich Betroffene in diesem Faden nicht mehr zu Wort melden, was ich zwar unendlich schade finde, was ich aber auch sehr gut verstehen kann. Wie sollte man, wenn so über ADS-Kinder gesprochen wird! Denn die genannten Qualitäten sind doch Voraussetzung für einen sinnvollen Austausch, der allen nutzen kann! Gerade wenn die Diagnostik so schwammig ist, wie Bergmann sagt, ist doch eine Zusammenarbeit aller absolut wünschenswert. Solche Beiträge wie deiner verhindern dies doch, oder bist du anderer Meinung?

Ich stelle immer wieder mit großer Betrübnis fest, wie schlecht in vielen Bereichen zusammen gearbeitet wird! Und das ist jetzt kein Vorwurf an dich! Aber Schuldzuweisungen, Provokationen, pauschale Vorverurteilungen, zu wenig Wissen verhindern einen offenen Austausch von Eltern, Lehrern, Therapeuten, Medizinern......., der hier wünschenswert wäre. Lehrer arbeiten sowieso ungern zusammen, weil man sich ja dann in die eigenen Karten schauen lassen muss................ .

Eine solche unprofessionelle Verhaltensweise lehne ich für mich absolut ab! Es geht auch anders und ein Beispiel ist das von mir verlinkte Interview mit dem Klavierlehrer Michael Gebhardt. Eine solche Einstellung macht möglich, dass Eltern sich öffnen, dass Lehrer von ihrer Verzweiflung und Ratlosigkeit sprechen, solche Kinder zu unterrichten, dass Fachleute mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen helfend zur Seite stehen, dass auch die Stärken und die Chancen solcher Kinde erkannt und wahrgenommen werden. In diesem Rahmen können dann selbstverständlich auch Bedenken und Kritik geäußert werden. Aber Respekt etc. und auch Vetrauen in elterliche Kompetenz ist dafür unabdingbar und Bergmann selbst lässt in seinen kritischen Interviews meiner Meinung nach nicht den geringsten Respekt vermissen.

Was mich stört - und nicht nur bei diesem Thema - ist, dass niemand sich "zuständig" erklärt. Lehrer sagen, "ich will Deutsch unterrichten und bin nicht für solche Fälle zuständig", Eltern sind in der Regel auch keine Spezialisten für ADS (werden es höchstens gezwungenermaßen im Laufe der Zeit), Therapeuten und Mediziner arbeiten (in der Regel) nicht mit Lehrern zusammen, Kritik kommt von allen möglichen Seiten, Eltern arbeiten leider auch nicht zusammen, sondern urteilen gern selbst, anstatt Betroffenen aufmerksam zuzuhören................................ . Das ist nicht meine Vorstellung zur Lösung eines Problems. Nun bin ich in diesem Fall auch nicht zuständig für eine Lösung, geschweige denn kompetent, aber wenn ich hier mit einem Fall betroffen bin, kann ich mich doch zumindest so verhalten, wie ich es von anderen erwarten würde. Und was ist so schwierig daran, Offenheit, Interesse, Wertschätzung und Respekt zu zeigen? Die brauche ich doch bei jedem anderen Schüler auch.

Ich stelle insgesamt einen großen Hang dazu fest, Schüler und Eltern bei Problemen sozialer oder schulischer Art allein zu lassen. Wer nicht ins Schema passt, hat verloren. Neulich habe ich gelesen, dass jeder fünfte Schüler Analphabet sein soll. Wenn wir nicht langsam lernen, dass wir alle Teil eines Systems sind und auch verantwortlich für das Ganze, dann sehe ich schwarz. Und das heißt keineswegs, dass man immer helfend, kritiklos und ohne eigene Grenzen zu definieren durch die Gegend rennen soll, ich hoffe, dass ist klar!

Was ich übrigens unlogisch finde, lieber hasenbein, ist

Ich hatte auch schon hyperaktive Schüler. Es war absolut schrecklich, nervenaufreibend und hat mir KEINEN Spaß gemacht.


Gibt es nun ADS bzw. in deinen Fällen ADHS oder nicht? Erst bezweifelst du die Existenz dieser Diagnose in vielen Fällen und dann sagst du, du habest schon hyperaktive Schüler gehabt. Dann dürften doch diese Schüler nicht hyperaktiv sein (ich hatte übrigens noch keine), sondern einfach schlecht erzogen. Und dann hätte man doch als Lehrer auch Einfluss. Was sollen Lehrer sagen, die diese Kinder nicht im Einzelunterricht haben, sondern im Klassenverband? Wenn es also ins eigene Erleben reinpasst, sind Kinder auf einmal hyperaktiv?

Der hyperaktive Freund meines Sohnes ist übrigens nicht nur gut in der Schule, sondern spielt auch noch prima Klavier und andere Instrumente und wird im nächsten Jahr Musik LK nehmen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,

die von dir bemängelte Nichtzusammenarbeit von Eltern, Schule, Erziehern, Lehrern stelle ich in meinem direkten Umfeld nicht fest, im Gegenteil. Alle bemühen sich sehr, in manchen Fällen kommt von Elternseite zu wenig bis nichts. Konsequente, liebevolle Erziehung durch die Eltern: Manchmal Fehlanzeige. Stattdessen dumme Ausreden, Beschuldigungen, Kopf-in-den-Sand-Stecken.
Ja, das arme AD(H)S-Kind ... Zuweilen ist es einfach nur schlecht erzogen und/oder doof. Doof? Oh welch böses Wort! Ja, es gibt tatsächlich Schüler, die dem Unterricht intellektuell nicht folgen können. Sie sind frustriert, langweilen sich und beginnen zu stören. Doofheit soll dann zu Coolness umgedeutet werden. Und es leiden darunter ganze Schulklassen, und zwar jahrelang.
 
etwas off-topic

Zuweilen ist es einfach nur schlecht erzogen und/oder doof. Doof? Oh welch böses Wort! Ja, es gibt tatsächlich Schüler, die dem Unterricht intellektuell nicht folgen können. Sie sind frustriert, langweilen sich und beginnen zu stören. Doofheit soll dann zu Coolness umgedeutet werden. Und es leiden darunter ganze Schulklassen, und zwar jahrelang.
ich bin entsetzt!
wie kannst du nur sowas herzloses und böses schreiben!
merke dir: alle heutigen Kinder sind hochbegabt!!!!

...ok...schlechte Noten... buhuhu... aber daran sind falsche Lehrkonzepte und Schulkonzepte, schlechte Lehrer, böse Geister und Teufel schuld :D:D:D:D
 
Kinder / Jugendliche mit ADHS sind oft sehr lebenslustig, phantasievoll und sozial eingestellt. Schon oft wurden sie von Lehrern als integrierend für den Klassenverband beschrieben. Mich stört an den ganzen Beschreibungen, daß überwiegend Negatives über diese Kinder/Jugendliche geschrieben wird. Das gefällt mir an der ganzen Diskussion nicht. Und ich denke schon, daß zwar nicht alles hyperaktiven Kinder ADHS haben, aber daß manche durchaus davon betroffen sind.

Als Klavierlehrer ist man doch in der Situation, daß man den Schüler in der 1:1 -"Betreuung" unterrichtet, das ist doch eigentlich wunderbar, denn so kann man doch auf jeden individuell eingehen. Ohne Zweifel ist der Unterricht mit einem ADHS-Schüler nicht unanstrengend. Man muß jede Minute wach sein, denn dieser Schüler ist in allem schnell, im Denken wie im Handeln und er braucht Struktur, Struktur, Struktur. Ansonsten kann man viel Spaß mit solchen Kindern haben, wenn sich beide Seite aufeinander einlassen.
 
Chiarina, ich kann Schmickus Post (aus zweiter Hand) mehrfach belegen, da ich Kontakt zu etlichen hochengagierten Lehrern und Therapeuten habe. Und wenn die alle mehr oder weniger das Gleiche sagen, so wird wohl nicht gerade das Gegenteil der Fall sein. Es werden die abstrusesten Versuche unternommen, die Doofen, Faulen und Disziplinlosen unter das "schützende Deckmäntelchen ADS" zu bekommen. Nicht vergessen werden darf, dass Lehrer heute all diesen Fällen nahezu ohnmächtig gegenüberstehen, da sie im Prinzip über keinerlei Disziplinierungsmöglichkeiten mehr verfügen, gleichwohl wird von elterlicher Seite aber schulische Erziehung verlangt (und sofort Zeter und Mordio geschrien, wenn der lehrer tatsächlich mal eine härtere Gangart einschlagen sollte).

Bezeichend ist doch auch, dass heute die sogannten Alternativen (Privat)-Schulen - die ja ehemals als Hort der Kuschelpädagogik galten - im Vergleich zur Regelschule und dem "normalen" Kindergarten sehr klare Ansprüche an die Disziplin stellen und diese auch knallhart durchsetzen.
Das fängt mit den primitivsten Benimmregeln im Kindergarten an: Im normalen Kindergarten (meine 1. Tochter) wird es toleriert, wenn Kinder nicht Guten Morgen oder Danke sagen - im schlimmsten Fall wird halt mit Engelszungen auf das Kind eingeredet. Ergebnis: *Grins*. Gleiches Spiel in einem alternativen Kindergarten (Montessori - 2. Tochter): Ein Kind, das nicht Guten Morgen sagt, ist nicht vorhanden. Peng. Aus. Ergebnis: Jedes Kind probiert das aus. Genau ein Mal.

Und jetzt provoziere ich ganz bewusst: Früher landeten alle, die nicht wollten oder nicht konnten, auf der sogenannten Sonderschule. Heute müssen die Klassen diese Fälle in 99% mit(er)tragen - die Versuche der hilflosen Lehrkräfte, solche Kinder in besser geeignete Schulsysteme zu expedieren, scheitern i.d. Regel am massiven Widerstand der betroffenen Eltern. Leidtragende sind die Lehrer, die willige Klasse und nicht zuletzt die "nicht wollenden oder nicht könnenden" Kinder. Denen wird nämlich aus völlig desorientiertem Sozialverständnis eine ADÄQUATE, individuell fördernde Ausbildung verwehrt. Nota bene: Alle diejenigen, die in meiner Schulzeit das Stigma "Sonderschule" (ja, das ist leider ein unberechtigtes Stigma!) aufgedückt bekamen, sind heute deutlich erfolgreicher im Leben als die Masse Ihrer Mitschüler. Weil sie eben auf diesen "Sonderschulen" GEFÖRDERT wurden.

Würde man so manches Zeugnis von mir nach den hier geäußerten Kriterien bewerten, so wäre ich ganz sicher ein ADS-Fall. Wie anders könnte man denn heute die völlige Absenz von mittleren Noten und die Kombination von Einsen und Sechsen bewerten? Eindeutige Fokussierungsschwierigkeiten in bestimmten Fächern und Tätigkeiten! Und ich kann versichern: Hätten die Lehrer nicht damals noch Disziplinierungsmöglichkeiten besessen und meine Eltern nicht den Schulkurs zu 100% unterstützt - ich wäre nicht auf meinem Platz sitzen geblieben, sondern hätte Randale gemacht. Bevor hier nun einer sagt, dann sei ich eben wirklich ein ADS-Fall gewesen will ich noch kurz von meiner Heilung berichten. Es brauchte kein Ritalin, keine Strafen, keine Belohnungen - zwei, drei hervorragende Pädagogen, die einen klaren, harten, gerechten Kurs fuhren und die es einfach drauf hatten, mir die Schönheit des Lernens und Wissens zu vermitteln, haben genügt.

Nachtrag:
Kinder / Jugendliche mit ADHS sind oft sehr lebenslustig, phantasievoll und sozial eingestellt. Schon oft wurden sie von Lehrern als integrierend für den Klassenverband beschrieben.
Auch das traf für mich in höchstem Maße zu!!!! Also vielleicht doch ;-)
 
Bester Beweis dafür, daß es in vielen (wenn nicht den meisten) Fällen Quatsch ist, von einer Erkrankung "ADS" zu sprechen.

Denn wenn es tatsächlich eine generelle, "körperliche" Störung wäre, dann wäre es ja egal, um welche Tätigkeit es sich handelt - das Kind hätte Konzentrationsprobleme.

Da es sich aber bei bestimmten Sachen sehr gut konzentrieren kann, ist also die Konzentrationsfähigkeit körperlich absolut unbeeinträchtigt.

Ergo müßten sich die Eltern die (natürliche erheblich unangenehmere, als wenn man zum Arzt latscht und sich ne "Diagnose" abholt) Frage stellen: Warum hat mein Kind auf so viele Sachen so extrem keinen Bock? Warum reagiert es mit so extremem Widerstand auf Wünsche / Anweisungen von Erwachsenen? Warum hat es das unbezwingbare Bedürfnis, durch "Austicken" die Aufmerksamkeit der Umwelt auf sich zu ziehen und letztlich die Erwachsenen (die sich ja dann total bemühen, damit das Kind sich doch wie erwünscht verhält) zu beherrschen und zu manipulieren?

Und da stößt man dann mit Sicherheit auf Dinge, die einem nicht passen, weil man nämlich plötzlich mitverantwortlich für das Austicken des Kindes ist. Das möchte man nicht, also latscht man wie gesagt zum Onkel Doktor, der verpaßt dem Kind ne Diagnose, evtl. gibt's Ritalin zum Ruhigstellen, peng, aus, die eigene Seele hat "Ruh".

LG,
Hasenbein

Ich teile diese Ansicht vollkommen. Das löst aber das Problem an sich nicht: was macht man denn mit diesen Kinderchen? Wie ich das KLima hier noch so in Erinnerung habe herrscht die vorrangige Meinung: rausschmeißen! NICHT den Klavieruntterricht als Therapiestunde missbrauchen sondern das Problem an die Eltern oder den Arzt abgeben.

Meine Meinung dazu habe ich ja schon oft verküdet (und dafür einiges an Kritik und rat-Schlägen erhalten): die Herausforderung als MENSCH annehmen, egal ob als Eltern oder Lehrkraft. Dazu braucht es keine Ausbildung in die Therapeutische Richtung, es reicht der "gesunde Menschenverstand".
Es geht nicht an, den Ball wieder an die Eltern zurück zu spielen und diese Frage zu stellen: WARUM hat mein Kind dieses Syndrom. Eher frage ich in die Runde: Was ist denn so "schlimm" an all diesen problematischen SchülerInnen mit diesem oder jenem vom Arzt attestierten Syndrom?!?! Ist es nicht in letzter Konsequenz fürchterlich egal, wie ein Kind tickt? Jeder Jeck ist eh anders und als Lehrkraft muss ich mich auf die Überflieger genau so einstellen wie auf Kinder mit Krebs im Endstadium. Soll ich diesen Kindern etwa nicht ihren größten Lebenstraum vom Erlernen des Klavierspiels erfüllen, nur weil ich weiß, dass das Kind stirbt? Also, nicht lange nach dem Sinn des Unterrichtes gefragt sondern einfach die Liebe zur Musik mit dem Probanden teilen! Die gemeinsame Lebenszeit genießen und nicht die Eltern mit unangenehmen Fragen löchern.

;)

Alles Liebe

Viola
 
Ist ja 100% ok, wenn das Deine Art ist, mit derartigen Schülern umzugehen, Viola.

Ich wollte lediglich kundtun, daß ICH absolut keinen Bock auf verrückt spielende Kinder habe (und es macht mich als Hochsensiblen einfach fertig). Und es ist das gute Recht eines jeden Klavierlehrers, eine ähnliche Einstellung zu haben, da wir nicht dazu ausgebildet sind und das Tätigkeitsprofil unseres Berufes auch Derartiges nicht verlangt.

Wenn einer einen Jugendlichen-Fußballverein leitet, ist er ja auch nicht verpflichtet, irgendwelche Spacken, die dauernd regelwidrig über den Platz rennen und nur Quatsch machen, in der Mannschaft zu lassen.

LG,
Hasenbein
 

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