Schüler mit ADS oder ADHS

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chiarina

Guest
Liebe Klavierlehrer und alle Interessierten,

ich habe noch keinen Faden zu diesem Thema gefunden, daher eröffne ich mal einen! :p

Ich habe seit drei Monaten eine 9-jährige Schülerin mit von ärztlicher Seite aus attestiertem ADS und ich bin sehr erstaunt, dass ich nichts von alledem im Unterricht feststelle. Sie arbeitet wunderbar und sehr konzentriert mit, ist aufmerksam - es macht viel Spaß. Das Einzige ist, dass sie ein Gedächtnis wie ein Sieb hat :D, aber ich habe so reagiert, indem ich in der Stunde immer wieder zwischendurch Sachen wiederhole, alles aufschreibe und so hält es sich im Rahmen.

Die Mutter erzählte mir, dass ADS-Kinder, wenn sie etwas gern machen, absolut konzentriert arbeiten können und dass das Problem eher darin liegt, dass sie sich selbst organisieren und auch Dinge machen müssen, die sie nicht gern tun.

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Ausdrücklich sind hier auch Erfahrungen von Eltern o.a. erwünscht!

Lieben Dank schon einmal und liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Chiarina,

Kinder mit diesem Syndrom habe ich noch nicht unterrichtet, aber ich hatte mal eine Erwachsene (Anfängerin), die mir nach einiger Zeit erzählte, sie habe das seit ihrer Kindheit. Bis dahin habe ich nichts besonderes festgestellt, nur wie es schon mal bei sehr stark terminbeladenen und dem Streß ausgesetzten Erwachsenen immer wieder vorkommt, dass sie sehr angespannt wirkte und Schwierigkeiten hatte, sich zu entspannen. Und manchmal etwas unkonzentriert war, aber nicht mehr als es bei jedem mal ist.
Nachdem sie mir das mit dem ADS erzählt hatte, haben wir darüner gesprochen, ich habe ihr gesagt, dass ich bei ihr keine besonderen Schwierigkeiten mit der Konzentration gemerkt habe. Worauf sie antwortete, dass sich konzentrieren für sie zwar möglich ist, aber mit viel mehr Kraftaufwand verbunden ist, als bei anderen Menschen. Sie müsse sich richtig anspannen, um etwas länger konzentriert zu bleiben.

Und nun habe ich wieder eine Erwachsene (Fortgeschrittene, viele Jahre Unterricht als Kind), bei der es gerade festgestellt wurde. Auch hier hatte ich bis jetzt nichts vermutet, denn ihre Zerstreuheit und Ausfälle bei der Konzentration halten sich im Prinzip genauso in Grenzen, wie es bei der anderen war. Völlig vergleichbar mit gestressten Berufstätigen.

Hilft Dir aber wahrscheinlich nicht weiter, da man es bei den Kindern ganz anders angehen dürfte. Die Erwachsenen wissen ja um ihr Problem und können gezielt daraufhin arbeiten.

Ich wünsche euch beiden, Deiner Schülerin und Dir, dass ihr noch lange Freude am Unterricht miteinander habt.

Liebe Grüße
Anna
 
Liebe Chiarina,

ich habe nur indirekt damit Erfahrungen gemacht, nämlich dadurch, dass ich einmal bei einer Lehrerin Klavierunterricht hatte, die ein ADHS Kind unterrichtet hat, welches ich dann nur bei Schülervorspielen gesehen habe.

Das Kind war extrem aufgedreht (vielleicht auch weil es aufgeregt war, gleich vorspielen zu müssen?), kam rein, hat eine (für meine Begriffe) Übersprungshandlung der auffälligen Art vollzogen (lautes Rumschreien und Lachen und plumpes, lautes auf die Tasten Drücken am Vorspielflügel). Als er spielen sollte, und er sollte von Noten spielen, musste die Lehrerin seine Konzentration immer wieder aufs Klavier lenken, da er immer wieder von den Noten abgeschweift ist, das Stück aber nicht auswendig konnte. So musste sie ihm sogar den Kopf immer wieder zu den Noten drehen (das sah komisch aus und klingt wahrscheinlich nun sehr seltsam, allerdings schien es das Kind nicht weiter zu stören, sondern im Gegenteil: Es hat wirklich seine Konzentration zurück auf die Noten gebracht).

Ich dachte mir in dem Moment nur, dass es wohl eine echte Aufgabe sei, einen solchen Schüler zu unterrichten, aber wir hatten allesamt Respekt davor, dass das doch recht junge Kind (6 oder 7 Jahre) sein Übungsstückchen ganz passabel gespielt hat trotz enormer Konzentrationsprobleme.

Mit den Aussagen der Mutter deines Schülers klingt es doch so, als hätte dein Schüler große Freude an der Musik und das ist doch schön und das Wichtigste. Ich bin gespannt, wie es mit ihm weitergeht und wünsche dir und ihm viel Erfolg damit!

Mir fällt dazu noch was anderes ein (es passt nicht 100% zum Thema, aber ich musste gerade ausgehend von deinem Beispiel daran denken):
In einem Seminar über Musikpsychologie hatten wir einmal ein Fallbeispiel aus der Musiktherapie, in dem ein Kind therapiert wurde, das laut der Schulmedizin austherapiert war und mit dem niemand mehr etwas anfangen konnte. Der Kleine war schon 5 oder 6 und konnte noch nicht normal sprechen, war extrem hyperaktiv und schrie fortwährend, so auch in der ersten Sitzung der Musiktherapie. Nach und nach reagierte er aber auf die Musik (da die Musik durch die Therapeuten auch auf ihn reagierte und zwar mit einer anderen Sprache als den menschlichen Worten) - und es war faszinierend, wie er immer ruhiger wurde. Das ist natürlich ein Einzelfall, aber die 30. Therapiesitzung zu hören nach der 1. und zweien zwischendrin war wirklich sehr ergreifend (ich habe stark an mich halten müssen, um nicht weinen zu müssen im Seminar, als ich gesehen habe, was die Musik in diesem Kind bewirkt hat... das war wirklich rührend...). Insofern finde ich es sehr, sehr schön, wenn man Musik als ein allgemeingültiges Ausdrucksmittel begreift, welches in manch schwierigem Fall Wunder wirken kann und durch welches man ein Stück weit näher zu sich selbst und auch zu anderen finden kann. Denn ich denke, genau das ist bei dem Kind in der Therapie passiert und das passiert vielleicht auch bei deinem Schüler. Vielleicht kann ihm Musik sogar dazu helfen, seine Konzentration etwas bewusster zu steuern, anfänglich vielleicht nur im Klavierspiel, aber vielleicht kann er es auch zunehmend auf andere Bereiche übertragen. Das kann ich mir zumindest gut vorstellen.

Liebe Grüße,
Partita
 
Hilft Dir aber wahrscheinlich nicht weiter, da man es bei den Kindern ganz anders angehen dürfte. Die Erwachsenen wissen ja um ihr Problem und können gezielt daraufhin arbeiten.

Ich dachte mir in dem Moment nur, dass es wohl eine echte Aufgabe sei, einen solchen Schüler zu unterrichten, aber wir hatten allesamt Respekt davor, dass das doch recht junge Kind (6 oder 7 Jahre) sein Übungsstückchen ganz passabel gespielt hat trotz enormer Konzentrationsprobleme.
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Insofern finde ich es sehr, sehr schön, wenn man Musik als ein allgemeingültiges Ausdrucksmittel begreift, welches in manch schwierigem Fall Wunder wirken kann und durch welches man ein Stück weit näher zu sich selbst und auch zu anderen finden kann. Denn ich denke, genau das ist bei dem Kind in der Therapie passiert und das passiert vielleicht auch bei deinem Schüler. Vielleicht kann ihm Musik sogar dazu helfen, seine Konzentration etwas bewusster zu steuern, anfänglich vielleicht nur im Klavierspiel, aber vielleicht kann er es auch zunehmend auf andere Bereiche übertragen. Das kann ich mir zumindest gut vorstellen.


Liebe Anna, liebe partita,

ganz herzlichen Dank für eure Beiträge!!!! :) Die erweitern das Bild doch schon
sehr und darum geht es hier ja auch - um ein möglichst vielseitiges Spektrum!!! Also nur immer her mit Beiträgen aller Art! :p

Ich bin mal gespannt, wie sich das weiter entwickelt. In den ersten 2 Monaten habe ich den Unterricht vorwiegend ohne Noten gestaltet, was ihr sehr zugesagt hat. Mit leuchtenden Augen spielt sie ihre Weihnachtslieder etc. rauf und runter, mit drei Quinten als Begleitung, vierhändig, unisono, transponiert etc.. Die Notenschrift steht in ihrer Begeisterung deutlich dahinter. :D Allerdings macht es ihr Spaß, selbst kleine Melodien zj erfinden. Ich werde mal versuchen, ihr Stücke aus dem Mikrokosmos anzudrehen, natürlich werden wir erst mal in dem Stil komponieren und dann die Stücke spielen. Mal sehen, ob ich scheitere. :D

Solche Kinder brauchen ja einen sehr strukturierten Unterricht und damit sie zu Hause auch wirklich alle Aufgaben macht und nicht nur die, die ihr am besten gefallen, werde ich zum ersten Mal in meinem Leben mit Aufklebern arbeiten, die die Mutter besorgt hat und die sie nach dem Üben jeder einzelnen Aufgabe zu Hause in die dafür vorbereiteten Felder klebt (ich hatte der Mutter gesagt, es reiche auch, statt Aufklebern ein Symbol zu malen als quasi Häkchenersatz, aber sie fand die Idee mit den Aufklebern sehr gut).

Hier noch ein interessantes Interview zum Thema:

Fragen und Antworten zum Thema ADS bzw

Besonders interessant ist es, dass ADS-Kinder hiernach auf eine haptisch orientierte Unterrichtsmethodik besonders ansprechen, was auch zu meinen Erfahrungen passt.

Liebe Grüße

chiarina
 
ADHS-Patienten neigen aufgrund der Symptome der Krankheit zu Vermeidungsverhalten, was zu einer Beeinträchtigung des Lebensalltags führt. Häufig ist der Erfahrungsschatz der Patienten u.a. von Misserfolgserlebnissen und Beziehungsschwierigkeiten geprägt.
Die Patienten zeigen häufig eine daraus resultierende Misserfolgsorientierung, die zu einem allgemeinen negativen Selbstkonzept erwachsen kann, gepaart mit depressiven Stimmungen, Angst, Ärger und Insuffizienzgefühlen.
Ich denke, das dies auch für den Instrumentalunterricht relevant ist. Einerseits, um darauf Rücksicht zu nehmen, andererseits um es als Chance zu begreifen, diesem negativen Selbstbild entgegenzuwirken. Ganz ganz wichtig ist hier für eine intrinsische Motivation zu sorgen, denn wenn dieser massive Schaffensdrang in eine Richtung gelenkt wird, die dem Patienten entspricht, kann man davon ausgehen, dass er Höchstleistungen vollbringen kann. Musik kann dafür ein ideales Ventil sein!
ADHS-Patienten haben große Schwierigkeiten, formale Strukturen einzuhalten. Darauf solltest Du im Unterricht vorbereitet sein und flexibel reagieren können.
 
Liebe Chiarina,

frage doch einfach mal die Mutter, ob das Kind wenn es zu Dir kommt Ritalin oder Medikinet bekommen hat (davon gehe ich aus). Ich seh das ja auch an meinem Jungen, mit diesem "Hilfsmittel" geht (in seinem Rahmen) sehr viel,- ohne so gut wie gar nichts.............

Gruß Ute
 
Die Mutter erzählte mir, dass ADS-Kinder, wenn sie etwas gern machen, absolut konzentriert arbeiten können und dass das Problem eher darin liegt, dass sie sich selbst organisieren und auch Dinge machen müssen, die sie nicht gern tun.

Bester Beweis dafür, daß es in vielen (wenn nicht den meisten) Fällen Quatsch ist, von einer Erkrankung "ADS" zu sprechen.

Denn wenn es tatsächlich eine generelle, "körperliche" Störung wäre, dann wäre es ja egal, um welche Tätigkeit es sich handelt - das Kind hätte Konzentrationsprobleme.

Da es sich aber bei bestimmten Sachen sehr gut konzentrieren kann, ist also die Konzentrationsfähigkeit körperlich absolut unbeeinträchtigt.

Ergo müßten sich die Eltern die (natürliche erheblich unangenehmere, als wenn man zum Arzt latscht und sich ne "Diagnose" abholt) Frage stellen: Warum hat mein Kind auf so viele Sachen so extrem keinen Bock? Warum reagiert es mit so extremem Widerstand auf Wünsche / Anweisungen von Erwachsenen? Warum hat es das unbezwingbare Bedürfnis, durch "Austicken" die Aufmerksamkeit der Umwelt auf sich zu ziehen und letztlich die Erwachsenen (die sich ja dann total bemühen, damit das Kind sich doch wie erwünscht verhält) zu beherrschen und zu manipulieren?

Und da stößt man dann mit Sicherheit auf Dinge, die einem nicht passen, weil man nämlich plötzlich mitverantwortlich für das Austicken des Kindes ist. Das möchte man nicht, also latscht man wie gesagt zum Onkel Doktor, der verpaßt dem Kind ne Diagnose, evtl. gibt's Ritalin zum Ruhigstellen, peng, aus, die eigene Seele hat "Ruh".

LG,
Hasenbein
 
Liebe chiarina,

die Aufgabe, einem Kind mit ADHS geeigneten Klavierunterricht zu erteilen ist sicher eine große Herausforderung!

Ich selbst habe mit dieser Thematik keine persönlichen Erfahrungen. Allerdings hatte eine meiner Töchter vor Jahren in der Grundschule einen Schulkameraden mit einem solchen Problem. Er war ein wahrer Zappelphilipp, hatte mit dem Unterricht, den Lehrern und dem Lernen größte Schwierigkeiten, war aber nicht unbeliebt bei seinen Mitschülern!

Wenn es kleinere oder größere Feierlichkeiten in der Schule gab, dann kam seine Zeit! Er liebte es Klavier zu spielen und aufzutreten. Dann strahlte er über das ganze Gesicht und spielte - immer ohne Noten!! - kleine bekannte klassische Stücke oder kleine Auszüge aus bekannter Filmmusik. Er hatte auch regelmäßigen Klavierunterricht - wie dieser aussah weiss ich leider nicht!

LG

Debbie digitalis
 
Bester Beweis dafür, daß es in vielen (wenn nicht den meisten) Fällen Quatsch ist, von einer Erkrankung "ADS" zu sprechen.

Denn wenn es tatsächlich eine generelle, "körperliche" Störung wäre, dann wäre es ja egal, um welche Tätigkeit es sich handelt - das Kind hätte Konzentrationsprobleme.

Da es sich aber bei bestimmten Sachen sehr gut konzentrieren kann, ist also die Konzentrationsfähigkeit körperlich absolut unbeeinträchtigt.

Ergo müßten sich die Eltern die (natürliche erheblich unangenehmere, als wenn man zum Arzt latscht und sich ne "Diagnose" abholt) Frage stellen: Warum hat mein Kind auf so viele Sachen so extrem keinen Bock? Warum reagiert es mit so extremem Widerstand auf Wünsche / Anweisungen von Erwachsenen? Warum hat es das unbezwingbare Bedürfnis, durch "Austicken" die Aufmerksamkeit der Umwelt auf sich zu ziehen und letztlich die Erwachsenen (die sich ja dann total bemühen, damit das Kind sich doch wie erwünscht verhält) zu beherrschen und zu manipulieren?

Und da stößt man dann mit Sicherheit auf Dinge, die einem nicht passen, weil man nämlich plötzlich mitverantwortlich für das Austicken des Kindes ist. Das möchte man nicht, also latscht man wie gesagt zum Onkel Doktor, der verpaßt dem Kind ne Diagnose, evtl. gibt's Ritalin zum Ruhigstellen, peng, aus, die eigene Seele hat "Ruh".

LG,
Hasenbein

Lieber Hasenbein,

bitte halte Dich diesbezüglich etwas zurück, Du weißt nicht wovon Du sprichst!

Gruß Ute
 
Ergänzend zu Hasenbeins provokantem Post (den ich teile!) möchte ich den lieben KLs hier mal folgendes zu bedneken geben: Es nimmt stetig zu, dass "schwierige" Kinder als letzte Lösung oder als Therapie-Ergänzung in den Klavierunterricht geschickt werden. Und die KL nehmen diese Herausforderung mit großem Engagement und viel Herzblut an. Soweit , so gut.

ABER:
a) Habt Ihr dafür eine Ausbildung?
und - völlig unabhängig davon:
b) Therapie zum KL-Stundensatz? Vera... Ihr Euch da nicht selbst?

Natürlich ist die persönliche Befriedigung des Helfens auch viel wert, aber man kann sie nicht essen. Und schon gar keinen Steinway B davon kaufen ;-)
 
@ Wespennest: Fühle DICH nicht von Hasi angegriffen - er hat recht und in keinster Weise DEINEN persönlichen Fall angegriffen. Unbestritten ist, dass es therapiewürdige "Störungen" gibt. Unstrittig aber ist auch, dass Unmengen von Kindern pseudotherapiert und mit Medikamenten ruhiggestellt werden - weil es einfach bequem ist. Ich kenne etliche attestierte (!!!) ADS/ADHS-Kids, die Terz ohne Ende machen. Und wenn die dann mit Ihren Eltern zu Besuch kommen, geht der Zinnober weiter. Wenn aber die Eltern "entfernt" werden (Spaziergang, etc), sind diese "kranken" Kinder "auf Knopfdruck" stinknormal!!!! Woran das wohl liegt...

Ähnliches berichten mir auch befreundete Therapeuten, Logopäden, auch meine KL. Spricht man dann die Eltern darauf an - was passiert? Sie verschwinden zum nächsten Therapeuten, der das bestätigt, was sie hören möchten.
 
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@ Wespennest: Fühle DICH nicht von Hasi angegriffen - er hat recht und in keinster Weise DEINEN persönlichen Fall angegriffen. Unbestritten ist, dass es therapiewürdige "Störungen" gibt. Unstrittig aber ist auch, dass Unmengen von Kindern pseudotherapiert und mit Medikamenten ruhiggestellt werden - weil es einfach bequem ist. Ich kenne etliche attestierte (!!!) ADS/ADHS-Kids, die Terz ohne Ende machen. Und wenn die dann mit Ihren Eltern zu Besuch kommen, geht der Zinnober weiter. Wenn aber die Eltern "entfernt" werden (Spaziergang, etc), sind diese "kranken" Kinder "auf Knopfdruck" stinknormal!!!! Woran das wohl liegt...

Ähnliches berichten mir auch befreundete Therapeuten, Logopäden, auch meine KL. Spricht man dann die Eltern darauf an - was passiert? Sie verschwinden zum nächsten Therapeuten, der das bestätigt, was sie hören möchten.

Natürlich gibt es auch diese Fälle, aber aus meiner Beobachtung ist das eher die Minderheit. Die Kinder, die ich kenne, haben ein Problem (und die Eltern auch). Das Ritalin steht auf der Liste bezüglich Betäubungsmittelgesetz. Das kriegt man nicht mal eben so schnell vom Arzt verordnet. Es muss i.d.R. mindestens noch ein Kinderpsychologe sein "ok" dazu geben.

Diese Kinder bekommen häufig Musiktherapie verordnet,- allerdings hat das Nullkommanichts mit Instrumentalunterricht zu tun.

Gruß Ute
 
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Diese Diskussion, ob ADS eine Erkrankung oder eine reine Verhaltensauffäligkeit ohne organische Ursache ist, lässt sich einfach beenden:
Informiert euch doch bitte, wie Methylphenidat (Wirkstoff von Ritalin und Medikinet) bei Menschen ohne ADS/ ADHS wirkt --> aufputschend.

Kinder mit ADS werden also mitnichten ruhig gestellt!!!
 
Hi Ute, - wir haben einen typischen Fall von selektiver Wahrnehmung. Hat am selbst Krebs, bekommt man plötzlich das Gefühl, da draussen habe jeder zweite ebenfalls Krebs. Hat man keinen, sieht man die krebsfälle in der Minderheit. Wahrscheinlich liegt die "Wahrheit" wie so oft in der Mitte.

@ Nele: Nun kenne ich aber Kinder, die Ritalin bekommen/bekamen. Und manche von denen waren mehr als aufgepusht. Und nu? Den Arzt anzeigen? Am besten die Eltern noch dazu? Wäre das alles so einfach, hätten wir die Diskussion nicht. Es gibt kein Schwarz und Weiß. Siehe "Glockenkurve". Es gibt immer Überlappungszonen, Randbereiche. Und genau dort findet der Schindluder statt. Nicht zu vergessen die Eltern, die Ihre eigene Unfähigkeit kaschieren, indem sie selbst (!!!) Ihre Kinder mit dem Prädikat "ADS" versehen und glauben, damit alles erklären zu können. Ohne dass ein Arzt das jemals attestiert hat. Grundschullehrer können davon ein grausig Lied singen.
 
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Diese Diskussion, ob ADS eine Erkrankung oder eine reine Verhaltensauffäligkeit ohne organische Ursache ist, lässt sich einfach beenden:
Informiert euch doch bitte, wie Methylphenidat (Wirkstoff von Ritalin und Medikinet) bei Menschen ohne ADS/ ADHS wirkt --> aufputschend.
Kinder mit ADS werden also mitnichten ruhig gestellt!!!


Bei den Kindern die ich kenne wirkt es ausschließlich beruhigend und konzentrationsfördernd (wenn die Dosis stimmt!) und mit zunehmender Dosis geistig lähmend bis hin zur Apathie. Es sind wohl irgendwelche Botenstoffe im Gehirn, die vom Körper bei ADS/ADHS nicht gebildet werden und diese werden somit medikamentös ersetzt.

Übrigens hab ich schon des öfteren gehört, dass sich Studenten dieses Zeug besorgen um bei der nächsten Prüfung die Konzentrationsfähigkeit (erfolgreich) zu verbessern.

Fisherman: Deine Ansicht mit selektierter Wahrnehmung kann ich gerne teilen. Den Spruch, dass die Wahrheit in der Mitte liegt benutze ich übrigens auch liebend gern,- nichts ist so grau wie die Grauzone.....................

Gruß Ute
 
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Hallo Ute,

ich habe nichts anderes gesagt. Normalerweise wirkt Methylphenidat anregend (daher auch verständlich, dass sich Studenten das für Prüfungen reinpfeifen...).
Bei Kindern mit ADS ist die Sache anders. GANZ vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass ihr Gehirn dauernd droht, einzuschlafen. Daher "reagiert es über" um wachzubleiben, und lenkt die Aufmerksamkeit ständig auf neue Dinge. Durch das Ritalin ist das Gehirn der ADS Patienten angrergt und muss nicht ständig "ein Feuerwerk veranstelten" um wachzubleiben.

Ein "verhaltensgestörtes Kind" ohne ADS wird man folglich nicht mit diesem Medikament ruhig stellen können (so wie hier in einigen Beiträgen Eltern vorgeworfen wird).

LG, Nele
 
Hallo Ute,

ich habe nichts anderes gesagt. LG, Nele

Ich weiß. Beim zweiten Mal lesen ist es mir klar geworden.
ADHS-Kinder haben das Problem, Reize nicht filtern zu können und haben deshalb ohne medikamentöse Hilfe das Problem der Reizüberflutung, welches sich auch darin äußert, dass sie nicht bei einer Sache bleiben können, weil sie von den kleinsten anderen Reizen abgelenkt werden. Das Schärfste was uns passiert ist war eine Musiktherapeutin, die die Reizüberflutung nicht erkannt hat und mir im Elterngespräch von all den Aggressionen erzählte, die mein Kind angeblich entwickelt hat, weil es ja überhaupt nicht verstanden würde................. (Aber sie,- die Musiktherapeutin wird es schon schaffen an die Seele des "armen geschundenen Kindes" heranzukommen. Die Aggression äußerte sich im übrigens darin, dass er ein Quitscheentchen durch den Raum geschmissen hat.) Ironiemodus aus BOAHHHHHHHHHHH!

Ute
 
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Hallo Nele und Ute: Ich will dazu lernen und nicht (nur) provozieren. Ich verstehe das sehr gut was Ihr schreibt. Nur- könnt Ihr mir erkären, weshalb die ADS/ADHS-Diagnosen zunehmen? Das ist ja kein AIDS, das plötzlich vom Himmel herabfiel. Was war früher mit den ADS/ADHS-Kindern? Ich kann mich an etliche erinnern (und kenne noch manche), denen man heute diese Diagnose verpassen würde. Früher haben die gelernt (???) damit umzugehen (???), teilweise auf sogenannten Sonderschulen, teilweise aber auch auf dem Gymnasium. Oft war der Weg schlimm und tränenreich - aber alle haben gelernt, das Leben zu meistern. Und keiner ist zum Sozialfall geworden. Ohne Ritalin. Bitte - ich meine die Fragen wirklich ehrlich - keine Provo!

@ Nele: "Ruhig stellen" war nicht wörtlich zu verstehen (sorry!), sondern eher im Sinne: Aha, die Diagnose erklärt alles, Tabletten rein und das elterlche Gewissen hat seine Ruh.

Freue mich auf Antwort.
 
Nur- könnt Ihr mir erkären, weshalb die ADS/ADHS-Diagnosen zunehmen?

Ich denke einfach man schaut genauer hin. Vor 30 Jahren gab es (zumindest bei uns im "Osten") diese Diagnose gar nicht. Ich kann mich aber noch sehr gut an die obligatorischen 2 bis 3 Schüler pro Klasse erinnern, die permanent aus dem Rahmen gefallen sind. Zum anderen verschwindet das Problem sehr oft, wenn die Kinder ins Jugendalter kommen.

Ute
 
Das Kind ganz viel Musik vom Wolferl spielen lassen, das nach jüngsten Erkenntnissen
ein ADHS-Kandidat gewesen sein könnte (obwohl andere ihm schon das Tourette-Syndrom
andichten wollen).

Similia similibus curentur!

Gomez
 

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