Daran musste ich auch sofort denken. Danke, dass du es ins Spiel bringst. Im internationalen Forum wird dieses Thema ja auch endlos behandelt, und ich habe mich lange damit rumgeplagt. (Auch
hier oder
hier haben wir schon mit Hartmuts Unterstützung– wo ist er nur abgeblieben – dieses Mysterium ein wenig aufzuhellen versucht.)
Der Begriff suggeriert ein falsches Bild, scheint aber eigentlich nur eine schnelle Horizontalbewegung der gesamten Hand zu meinen. (Das Video von Chang bringt da auch nicht mehr Klarheit.) Auf alle Fälle muss es eine Bewegung zu sein, die – im Unterschied zu Thepianists Bestrebung – den Daumen nicht so weit unter die Hand bringt. Eine Form, die übrigens auch mein Lehrer unterrichtet.
Mechanisch gesehen haben viele Schüler das Problem, dass beim Daumenuntersatz jedesmal das Handgelenk hin und her schlingert und im schlimmsten Fall einen ruckartigen Ellenbogenausschlag verursacht - als Lehrer muss man Abstand halten, damit man keinen Kinnhaken bekommt :D
Diese Unruhe, die natürlich das Gleichmaß stört, soll wohl durch den sogenanten "Daumenübersatz" verhindert werden. "Daumenübersatz" ist sowieso das falsche Wort, versuch mal mit dem Daumen zu "übersetzen".
Gehen wir davon aus, dass ein Versatz der ganzen Hand gemeint ist, eigentlich eine Sprungtechnik, dann muss man sagen, dass das nur "non legato" funktioniert.
Das Problem ist leicht zu lösen. Wie schon erwähnt muss die Hand leicht nach innen geneigt werden.
Wie wärs mit einem kleinen
Tonleiter-Workshop
Macht folgendes Experiment:
Die rechte Hand spielt eine Des-Dur Tonleiter (1-2 Oktaven).
Beginn im Bassschlüsselbereich mit dem kleinen Des.
Die Hand wird ganz natürlich ohne Verdrehung des Handgelenks aufgesetzt.
Die Finger bilden quasi die Verlängerung des Unterarms.
Findet die natürlichste Stellung der Hand, die Finger werden flach aufgesetzt, keine "Hämmerchen".
Das Handgelenk "hampelt nicht rum"
Die linke Hand spielt spiegelbildlich zur rechten eine dorische Tonleiter abwärts mit Beginn beim Es"
Berichtet, wie sich das anfühlt.