Bei Tasteninstrumenten stellt jede Stimmung einen Kompromiss dar. Wenn man nun den Fokus verschiebt, weg von der Nutzbarkeit aller Tonarten, hin zu reineren Intervallen in einer bestimmten Tonart, so kann man natürlich andere Klangfarben kreieren, jedoch erkauft man sich diesen Gewinn zu einem bestimmten Preis. Man verliert auf der anderen Seite die Nutzungsmöglichkeit anderer Tonarten oder von Chromatik.
Wenn man die Wirkung dieses Stückes hinterfragt, so beruht sie ja nicht nur auf der Stimmung, sondern auch auf dem Kompositionsprinzip. Fairerweise müsste man also den Vergleich so anstellen, dass man dasselbe Stück nochmal mit einem gleichstufig gestimmten Instrument aufnimmt. Hinzu kommt hier noch, dass durch intensiven Pedaleinsatz sowieso ein Klangbrei entsteht, was erwünscht ist. Jedoch hört man durch diese Untransparenz dann die Nachteile der Stimmung nicht so deutlich.
Würde man versuchen, auf diesem Instrument etwas anderes zu spielen, sagen wir etwas traditionelleres, Spätromantik zum Beispiel (mit ausufernder Chromatik und erweiterter Kadenz), oder auch Jazz (starke Chromatik, wechselnde tonale Zentren innerhalb eines Stückes), so würde man sofort merken, dass diese Stimmung dafür vollkommen unbrauchbar ist. Es würde dann nicht "rein" klingen, sondern einfach nur abscheulich verstimmt.
Für Tasteninstrumente ist eigentlich nur die gleichstufige Temperierung sinnvoll, wenn man sich nicht auf ein eng umrissenes Repertoire beschränken will. Ein Cembalo z.B. kann man relativ schnell umstimmen, da würde ich also durchaus zu Experimenten raten. Für den Flügel gibt es auch Möglichkeiten, sehr milde Temperierungen zu verwenden, die echte Tonartencharakteristik haben und alle Tonarten ermöglichen, jedoch mag dann das Schwebungsniveau bei manchen Akkorden schon "too much" für manche Spieler sein.
Man darf nicht vergessen, dass was "richtig" oder "falsch" klingt, in erster Linie auch sehr viel mit Lernen und Gewöhnung zu tun hat.