Profis vs Amateure

  • Ersteller des Themas Romantikfreak98
  • Erstellungsdatum

Hallo @Sesam ,

naja, also das mit "non-formal" erworbenen Kompetenzen ist eine Sache. Allerdings eine Sache, die m.E. im Zusammenhang von Profi / Amateur nicht sonderlich von Bedeutung ist.

Die - egal wie - erworbenen Kompetenzen haben nix damit zu tun, wenn ein fast 100-jähriger Horszowski ein paar Fehler in sagen wir ne schwere Beethovensonate einbauen würde: Man verzeiht ihm das einfach.

Allerdings gibts genau auch Amateure, die solche Sonaten ebenfalls spielen können - und auch ihnen verzeiht man es, wenn sie mal danebenlangen.

Wichtig ist mir ein anderer Punkt: Ich zum Beispiel mag gar nicht sehr viele Profis so gern hören, meine EIGENTLICHEN Favoriten sind nur ganz wenige, so 7 vielleicht ( 6 Herren + 1 Dame ) , und die sind alle schon tot, zuzüglich vielleicht 1 oder 2 sehr erfahrenen noch lebenden "älteren Herren", die auch weltbekannte KL.-Lehrer sind.

Danach kommen schon gleich Leute wie Prof. Pollack, oder mein Kumpel aus USA, sowie ein paar Petrioten ( Petri-Schüler ) der 1. Generation - und nach all den Genannten gibts für mich erstmal nichts, was überzeugender als die Genannten wäre. Ob das irgendwelchen Profis nun passt oder nicht.

So, kommen wir mal zum Thema "Profi" an sich.

Nehmen wir an, jemand hat 1000000 Euro im Lotto gewonnen, kauft sich für 150000 n Truck und fährt immer die Strecke Hannover-Würzburg, und andere Strecken. Immer hin und her. Aus Jux, denn eigentlich ist er Müller von Beruf. Bei seinen Jux-Touren hat er dann nach und nach netzartig die Städte, Orte und Straßen sowie durch Gespräche und Demonstrationen durch andere Fernfahrer im Motel fundierte Einblicke in Logistik und auch Technik seines Trucks sowie in soziale Komponenten des Trucker-Lebens erlernt, hat sie befürwortet und entscheidet sich

NUNMEHR ,

den Müllerberuf an den Nagel zu hängen und Profi-Fernfahrer zu werden.

Fahren konnte er vorher auch schon.

Nur jetzt bekommt er Geld dafür. Nur weil er Geld dafür bekommt, fährt er nicht besser.

Er wird aber mit der Zeit - durch das ständige Fahren und dadurch auch Erweitern seiner Orts- und Technik-Kenntnisse - dazulernen. Aber nur, wenn er auch lernfähig B L E I B T . Und beispielsweise Lern-Fakten akzeptiert, die ihm vorher nicht bekannt waren... .

LG, Olli.
 
Nun ja, > 90 % der Arbeit von Juristen besteht allerdings nicht aus flammenden Plädoyers, sondern aus Papierkrieg.

Falsch! Die Arbeit besteht darin seinem Geld hinterher zu laufen, dreimal in der Woche die Frage zu beantworten ob es was neues gibt, dem Mandanten erklären dass seine Vorstellungen nicht realisierbar divd, Psychologe, Therapeut, Seelentröster...
 
Falsch! Die Arbeit besteht darin seinem Geld hinterher zu laufen, dreimal in der Woche die Frage zu beantworten ob es was neues gibt, dem Mandanten erklären dass seine Vorstellungen nicht realisierbar divd, Psychologe, Therapeut, Seelentröster...
Dieses Zusatzerlebnis bietet doch jeder Beruf mit Kundenkontakt. Hast du als Inhaber einer Autowerkstatt wohl genauso. ;-)
 
Zum Eingangspost: Ich bin zwar nicht gefragt, da kein Profi, aber mir ist es völlig wurst, ob da nun ein Amateur oder Profi spielt. Entscheidend ist, was hinten rauskommt - sagte ja schon der Herr Altkanzler.

Vollkommen richtig. Überall werden Sachen verpfuscht, gerade auch in der Medizin - wenn ich da an Geschichten eines Schulkollegen denke, der Hausarzt geworden ist.
Handwerkern muss man sowieso dauernd auf die Finger gucken, dass sie nichts verpfuschen, das kann jeder Häuslbauer bestätigen.
Es hängt doch immer an der Person und an ihrem Wissensstand und Erfahrung, ob die/der was kann oder nicht.
Am wichtigsten ist doch, dass man seinen Job gerne macht. Dann macht man ihn irgendwann (mit der nötigen Erfahrung) auch gut.

Warum sollte das bei Berufsmusikern anders sein?
 
  • Like
Reaktionen: Joh
Ich finde die Diskussion hier ziemlich interessant und stimme schon mit den meisten Posts überein.

Ich möchte nochmal ein paar Geschichten zu Berufsmusikern erzählen, die ich erlebt habe:
1. eine Bekannte von mir ist Sängerin und singt oft bei Trauungen in der Kirche. Da bekommt sie oft Organisten zugeteilt, welche studierte Berufsmusiker sind. Es ist jedesmal grauenvoll, sagt sie. Fast alle sind nicht vorbereitet, obwohl die Stücke vorher abgesprochen waren. Man merkt ganz deutlich, dass sie einfach keine Lust haben, einfach die Gage kassieren wollen und möglichst ohne Mühe.
2. Konzerte mit studierten Konzertpianisten - schon einige Jahre nach der Abschlussprüfung (ich nenne hier keine Namen, da ich niemanden schlechtreden will): nicht immer, aber oft unmusikalisch und hölzern dargeboten - einfach lustlos und oberflächlich runtergespielt, dabei natürlich auch Gedächtnislücken und technische Schwächen (da bin ich allerdings etwas toleranter). Der Grund ist wahrscheinlich, dass nach der Abschlussprüfung kein Unterricht mehr erfolgrt ist und kein anderer mehr drübergeschaut hat - auch zu wenig Üben / zu optimistische Einschätzung kann der Grund gewesen sein. Schlussendlich ist es ja auch egal - Gage gibts trotzdem und wahrscheinlich hat es 99% des Publikums gefallen. Ich habe mich jedoch sehr geärgert und bin der Meinung - ich hätte es einfach besser gemacht.
3. Hochzeit: ich habe Klavier gespielt. Später kamen noch andere Musiker, die ein wenig die Gäste unterhalten sollten. Dabei wurde ein spezielles Stück vorher gewünscht, was die auch einstudiert haben - allerdings eher schlecht als recht. Es hat gereicht, um durch das Stück zu kommen, allerdings mit haufenweise Fehlern und total unmusikalisch. Gage gab es trotzdem, wozu dann vorher mühevoll üben?
...

Natürlich gibt es auch gute und begeisterte Berufsmusiker, dass möchte ich hier klarstellen. Ich kann es jedoch absolut nicht ausstehen, wenn die akademisierte künstlerische Elite, nur weil sie einen staatlichen Abschluss hat oder anstrebt, meint, über allem zu stehen und zu musikalischen Halbgöttern zu werden, die das Wissen über Musik und Können für sich alleinezu beanspruchen.
 
, wenn die akademisierte künstlerische Elite, nur weil sie einen staatlichen Abschluss hat oder anstrebt, meint, über allem zu stehen und zu musikalischen Halbgöttern zu werden, die das Wissen über Musik und Können für sich alleinezu beanspruchen.
Hola die Waldfee, das sind ja Behauptungen. Wie kommst du denn auf sowas?!

Übrigens kenne ich nicht-akademisierte, home-geschoolte Pianisten, die noch nie eine Uni oder Musikhochschule von innen gesehen haben. Die sind während unseres Clavio-Treffens in der Carnegie-Hall aufgetreten.
 
Sowas würde ein Profi schonmal nicht ernsthaft behaupten (können) ...

Es gibt meiner Erfahrung nach durchaus Profis aus dem Bereiche "Melodieinstrumente", welche das Klavier geradezu hassen, es "als notwendiges Uebel" ansehen. Das ist sicher uebertrieben, aber ich kann deren Unwohlsein gegenueber dem Klavier verstehen: Das Klavier verleitet doch einige zu technischen Showvorstellungen oder auch einfach nur zu "die richtigen Tasten Druecken", ohne wirklich die Musik zu erfassen.
Da sind wir auch wieder beim Thema zurueck: Bei Profis hoffe ich doch immer, dass sie einen groeszeren Ueberblick ueber Musik im Allgemeinen, Formenlehre, Harmonielehre, Musikgeschichte, Literaturkenntnis, Interpretationsansaetze, Stilkunde haben als ein Laie. Allein schon, weil sie mehr Zeit haben, sich mit Musik zu beschaeftigen. Laien muessen sich da leider beschraenken, sie spielen sozusagen ein paar Ihnen am Herzen liegende "Pralinen" mit mehr oder weniger groszem Uebeaufwand. Aber kaum einer hat natuerlich einen Ueberblick, der mit dem hauptberuflicher Musiker vergleichbar waere. Dieses geradezu "holistische" Einsaugen aller Arten von Musik wirkt sich auch auf das Gelingen der Interpretationen aus. Wahrscheinlich geschieht dieses Studium zwar trotzdem auch an Musikhochschulen zu wenig, aber das Ideal waere schon jemand, der auch einmal Partituren irgendwelcher Opern gespielt hat, oder sich Kenntnisse im symphonischen Repertoire erarbeitet hat. Sicher, viele Pianisten moegen die spaetere Entwicklung Liszts als Orchesterkomponist ignorieren, den Interpretationen wird es aber eher schaden, wenn jemand nur "10 Stunden am Tag die h-moll Sonate paukt", aber sonst nichts von Liszt versteht.
Insofern (auch wenn meine Vorstellung jetzt sehr idealisiert ist), verstehe ich nicht, dass man Berufsmusikern diesen Vorteil nicht neidlos anerkennen kann (@Joh). Das heiszt ja nicht, dass Laien keine anhoerbaren oder geglueckten Interpretationen gelingen koennen, aber es ist weniger erwartbar oder selbstverstaendlich.
Noch anders ausgedrueckt: Ich will fuer ein umfassendes Musikverstaendnis werben. Manchmal frage ich mich sogar, ob es fuer mich als Laie ueberhaupt sinnvoll ist, Konzerte zu geben, denn der Uebeaufwand ist enorm, die Zeit geht mir aber fuer Entdeckungsreisen verloren.
Das war in frueheren Jahrhunderten durchaus anders. Wir erleben zwar eine unglaubliche Praezision und Textperfektion bei der Wiedergabe von Musikwerken vor allem auch am Klavier, aber verstehen wir sie noch? Genau deswegen finde ich Micks Werdegang soweit ich ihn durch das Forum kennen kann, so sympathisch: Die hohe Geschicklichkeit am Klavier gepaart mit dem Erwerb profunden Musikwissens.
Jannis
 
Es gibt meiner Erfahrung nach durchaus Profis aus dem Bereiche "Melodieinstrumente", welche das Klavier geradezu hassen, es "als notwendiges Uebel" ansehen. Das ist sicher uebertrieben, aber ich kann deren Unwohlsein gegenueber dem Klavier verstehen: Das Klavier verleitet doch einige zu technischen Showvorstellungen oder auch einfach nur zu "die richtigen Tasten Druecken", ohne wirklich die Musik zu erfassen.
Na klar, das Klavier wird von vielen "Nebenfächlern" wie sie so schön heißen, gehasst. Ist ja auch ein bisschen gemein, alle brauchen Klavier als Nebenfach, nur die Pianisten nicht ;-)
(Und ein paar andere, die ein Akkordinstrument spielen, Gitarre, Orgel, Akkordeon).

Sicher ist das Klavier auch eines der am wenigsten cantablen Instrumente, weil die Saiten eben alle einzeln schwingen und nicht durch einen Bogen oder eine veränderte Luftsäule verbunden werden. Diese Klangillusion muss eben der Pianist (möglichst überzeugend) darstellen.

Das mit den Showvorstellungen ist wieder eine andere Sache. Von der die meisten Nebenfächler auch herzlich weit entfernt sind *duck und weg*
Wobei ja auch die Geige ein ziemliches Angeberinstrument ist. Aber das arroganteste Instrument ist immernoch die Stimme :D
(Obwohl so ein Dirigent auch gewisse Allüren zu pflegen hat. Wobei der natürlich genau genommen kein Instrument spielt *noch mehr duck*)
 

Jede/r macht doch (in der Regel, falls Ernsthaftigkeit damit verbunden ist) sein Ding so gut er/sie kann. Wenn jemand Klavier studiert hat, war er/sie bereits davor verdammt gut, sonst hätte es mit der Aufnahmeprüfung nicht geklappt. Hernach ein Studium - auch dabei wird man in der Regel wohl nicht schlechter, meistens aber erheblich besser.

Und dann ist da der Rest der Welt. Leute, die einen anderen Beruf gelernt und/oder etwas anderes studiert haben.

Ich fände es schlimm, wenn Amateure mir-nichts-dir-nichts das Niveau von Profis erreichen würden/könnten. Es würde sich dann nämlich im Umkehrschluss die unangenehme Frage erheben, was ein Studium dann überhaupt bringt und was ein Abschluss überhaupt wert ist.

Um es mal mit meinem (wie sagte @ChristineK so schön:) studierten "Laberfach" zu vergleichen: Im allgemeinen begrüßt man es, wenn Fachfremde sich dafür interessieren. Unwillkürlich rollt es einem gleichwohl die Fußnägel hoch, wenn dieses löbliche Interesse sich gravierender Methodenfehler bedient.
Im Sport (falls man eine Sportart auf hohem Niveau beherrscht und vielleicht selbst noch Trainer ist) ergeht es einem genauso.

Als Amateur spielt man in der Regel auch "amateurhaft" auf einem Instrument. Ich sehe darin keine Abwertung, denn "relativ amateurhaft" muss ja nicht "absolut schlecht" sein. Wenn ein "Profi" sich das nicht anhören möchte, habe ich Verständnis dafür.

Allerdings - um mit dem Unterrichten und Vervollkommnen meiner Amateurhaftigkeit Geld zu verdienen, muss der/die Profi/e sich das halt anhören. Ob derjenigen Person sich insgeheim die Fußnägel hochrollen, ist mir so lange egal, wie ich sachdienliche und umsetzbare Tipps bekomme, damit ihre Fußnägel sich wieder entspannen können.
 
Ich finde die Überschrift des Threads etwas unglücklich gewählt.
Denn es KANN keine Konkurrenz/Kampf/ähnliches zwischen Profis und Amateuren geben.
Nicht im Sport, nicht in der Kunst, nicht im beruflichen Leben.
Weil ich gut kochen kann, kann ich kein 5-Sterne-Restaurant eröffnen.
Weil ich gut tanzen kann, kann ich noch lange nicht auftreten.
Weil ich gut englisch kann, kann ich nicht automatisch dolmetschen.
Es fehlt beim Amateur eben die "Essenz" des Könnens, die einen Amateur nach jahrelangem Studium/Üben/Training zum Profi machen kann.

Edit: Huch, da fehlt ein Teil:
Trotz allem bedeutet das nicht, dass ein Amateur nicht gut kochen/tanzen/musizieren kann. Sonst gäbe es keine Amateur-Wettbewerbe in vielen Disziplinen.
Ich bin gegenüber meinen Schülern in erster Linie K-LEHRERIN. Ich lehre es ihnen, bringe es ihnen bei. Ich war selber mal Anfänger/Amateur.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hola die Waldfee, das sind ja Behauptungen. Wie kommst du denn auf sowas?!

Übrigens kenne ich nicht-akademisierte, home-geschoolte Pianisten, die noch nie eine Uni oder Musikhochschule von innen gesehen haben. Die sind während unseres Clavio-Treffens in der Carnegie-Hall aufgetreten.

Wie komme ich darauf? Ich habe schon einiges erlebt und musste mich oft genug vor solchen Leuten rechtfertigen und erklären, das frustriert schon.

Allein schon, weil sie mehr Zeit haben, sich mit Musik zu beschaeftigen. Laien muessen sich da leider beschraenken

wie wäre es denn, wenn ich nur 2 Std. täglich arbeiten müsste und mich 6 Std. mit Musik beschäftige? Bin ich dann Laie?
 
Man kann / darf halt nicht alles über einen Kamm scheren. Manchmal sind die Übergänge zwischen Profi und Amateur fließend.

Aber eine grobe Einteilung hat sich ja bereits etabliert:
Derjenige, der eine fundierte Ausbildung genossen hat und mit seiner Tätigkeit Geld verdient, den bezeichne ich grundsätzlich mal als Profi. Es ist sein Beruf, z.B. Metzger, Anwalt, Mechatroniker, Lehrer etc. Unabhängig von einer berufsinternen Wertung. Denn die gibts in jedem Beruf und in jeder Tätigkeit.

Derjenige, der eine Tätigkeit ausübt, für die er keine Ausbildung genossen hat, bleibt zunächst einmal Amateur.

Allerdings gibt es Haupttätigkeiten und Nebentätigkeiten. Und es gibt Talente und erworbene Fertigkeiten.
Falls jemand ein spezielles Talent hat, z.B. jemand kann sehr gut schreiben, dann bezeichnet man ihn als Schriftsteller, wenn er sein Talent so weit ausdehnt, dass er damit Geld verdienen kann. Auch hier gibts interne Wertungen.

Es gibt leider auch "Berufe", die keine Ausbildung erfordern, z.B. Politiker. Das macht sich oft und oft in der Qualität der Tätigkeit bemerkbar. Die meisten üben diese Tätigkeit ehrenamtlich aus, bekommen allerdings Geld dafür. Unser Geld.
Und wer nichts wird, wird Wirt. :-D
 
  • Like
Reaktionen: Joh
Ich möchte nochmal ein paar Geschichten zu Berufsmusikern erzählen, die ich erlebt habe:
1. eine Bekannte von mir ist Sängerin und singt oft bei Trauungen in der Kirche. Da bekommt sie oft Organisten zugeteilt, welche studierte Berufsmusiker sind. Es ist jedesmal grauenvoll, sagt sie. Fast alle sind nicht vorbereitet, obwohl die Stücke vorher abgesprochen waren. Man merkt ganz deutlich, dass sie einfach keine Lust haben, einfach die Gage kassieren wollen und möglichst ohne Mühe.


Autsch! Hast Du das mal unter die Lupe genommen? Was haben die Kollegen bekommen? Eine Klavierstimme, die auf der Orgel nur mit erheblichen Einschränkungen darstellbar ist und suboptimal klingt? Solange es sich um die üblichen Hochzeitsklassiker handelt in einer vernünftigen Einrichtung wird das fast jeder Kollege anständig hinbekommen.

Und dann bitte Gerechtigkeit beim Honorar. Weißt Du, was ein fest angestellter Organist für die Hochzeit bekommt? Kann ich Dir sagen: Nix! Das gehört zu seinem Dienst. Wenn er von der Kirche für einen einzelnen Gottesdienst bezahlt wird, dürfte es ungefähr 25 € geben. Was nimmt Deine Sängerin (obwohl sie vermutlich weniger zu tun hat als der Organist)? Das Zehnfache? Was bitte erwartest Du da an Selbstausbeutung?

Und bitte, was ich schon an singenden Schwiegermüttern und Wald- und Wiesensopranistinnen ertragen musste...

Leicht pikierter Gruß
Axel
 
Und dann bitte Gerechtigkeit beim Honorar. Weißt Du, was ein fest angestellter Organist für die Hochzeit bekommt? Kann ich Dir sagen: Nix! Das gehört zu seinem Dienst. Wenn er von der Kirche für einen einzelnen Gottesdienst bezahlt wird, dürfte es ungefähr 25 € geben.

Das tut mir sehr leid. Dann ist das wohl kein erstrebenswerter Beruf? Bei so einem Honorar kann ich natürlich verstehen, wenn man sich nicht vorbereitet.

Ich möchte damit allerdings nicht sagen, dass ein guter Organist so etwas auch ohne Vorbereitung hinbekommen könnte. Was ich oben berichtet habe, waren lediglich Erfahrungen aus meinem Leben.
 
Man kann / darf halt nicht alles über einen Kamm scheren. Manchmal sind die Übergänge zwischen Profi und Amateur fließend.
Es gab mal im deutschen Sprachraum eine Zeit, in der der "Dilettant" nicht als fleischgewordenes Synonym für Stückwerk und Halbwissen galt, sondern durchaus Ansehen genießen durfte für seine Tätigkeit aus Freude ("dilettare" im Italienischen und "delectare" im Lateinischen können mit "sich erfreuen" übersetzt werden). Erinnert sei etwa auch an den Umstand, dass in mehrstufigen Leistungssingen prämierte "Meisterchöre" in der Regel aus Laiensängern bestehen - meist ist nur der musikalische Leiter als Berufsmusiker tätig, während die Chormitglieder meist anderen Berufen nachgehen. Mit den im Wettstreit zu meisternden Aufgaben kann man so manchen "Profi" heftigst zum Schwitzen bringen.

Derjenige, der eine fundierte Ausbildung genossen hat und mit seiner Tätigkeit Geld verdient, den bezeichne ich grundsätzlich mal als Profi. Es ist sein Beruf, z.B. Metzger, Anwalt, Mechatroniker, Lehrer etc. Unabhängig von einer berufsinternen Wertung. Denn die gibts in jedem Beruf und in jeder Tätigkeit.
Die Ausbildungsabschlüsse sind vielfach mit einer gesetzlich geschützten Bezeichnung versehen, die nur nach belegbarem Absolvieren von Ausbildungszeiten und Prüfungsmaßnahmen mit Erfolg anschließend genutzt werden dürfen. Geschützt sind freilich die akademischen Grade, nicht aber die jeweiligen Berufsbilder. "Klavierlehrer" ist keine geschützte Bezeichnung, die an einer Hochschule erworbenen Diplome hingegen schon. Allerdings ist die irgendwann erworbene formelle "Zugangsberechtigung" kein für alle Zeiten gültiger Qualitätsnachweis - vergleichbar mit einem Leistungssportler, der sich im Wettkampf nicht länger behaupten kann, sobald er sein Trainingsprogramm einschränkt oder aufgibt.

Allerdings gibt es Haupttätigkeiten und Nebentätigkeiten. Und es gibt Talente und erworbene Fertigkeiten.
Und es gibt "Seiteneinsteiger", die Kenntnisse und Erfahrungen aus anderen Berufszweigen in neue Tätigkeitsfelder einbringen. Dies gilt beispielsweise für mich als Ensembleleiter ohne zusätzlich abgeschlossenen Diplomstudiengang "Dirigieren", der seit seiner Schulzeit vor Chören und Orchestern steht. Irgendwann hat man so viel einschlägige Berufserfahrung gesammelt, dass niemand mehr das in anderen Fachrichtungen abgelegte Diplom beanstanden kann. Nebenbei stehen "Seiteneinsteiger" zunächst unter verschärftem Profilierungs- und Legitimierungsdruck, gerade auch im Kreise der Fachkolleg(inn)en. Was Joh in Beitrag #48 an Beispielen erwähnt, sind Zeugnisse von routinemäßiger Erstarrung und Betriebsblindheit - gerade für einen Berufsmusiker nicht unbedenklich. Will man allen Ernstes Honorare in voller Höhe für halbherzig oder nachlässig erledigte Aufträge kassieren? Etwa unvorbereitet im Altenheim auftreten, da die Bewohner(innen) ohnehin zu dement oder zu behindert sind, um Mängel zu bemerken? Eine solche Berufsauffassung kann sich rächen, da niemals auszuschließen ist, dass kompetente Personen im Publikum sitzen (Personal, externe Besucher oder ähnliches). Und letztlich sollte nie aus dem Blickfeld geraten, dass man sich doch mal aus großem persönlichen Interesse heraus für diesen Beruf entschieden hat.

Es gibt leider auch "Berufe", die keine Ausbildung erfordern, z.B. Politiker. Das macht sich oft und oft in der Qualität der Tätigkeit bemerkbar.
Das war mal von unseren Staatsgründern anders vorgesehen: Mandatsträger ist man prinzipiell nur bis zur nächsten Wahl. Außerhalb des Öffentlichen Dienstes ist ein beruflicher Wiedereinstieg nach dem Ausstieg aus dem Politikbetrieb problematisch bis unmöglich. Folgerichtig ist neben Angehörigen des Öffentlichen Dienstes eine bestimmte Spezies von Parlamentariern überproportional stark vertreten: Die des reinen Politikfunktionärs, der in politikfremden Berufsbildern keine vergleichbaren Karrierechancen gehabt hätte. Eine fatale Entwicklung, die fähige Kandidaten aus der Wirtschaft vom Seiteneinstieg in die Politik immer nachhaltiger abschreckt. Diätenerhöhungen zementieren diese Trennung zwischen Politik und Wirtschaftsleben, obwohl sie das Gegenteil bewirken sollen.

Das ist noch steigerungsfähig:
  • Ist auch das Dir nicht gelungen, probier's mal mit Versicherungen.
  • Wer nichts weiß und wer nichts kann, geht zur Post oder zur Bahn.
  • Wird ohne Hirn ein Mensch gebor'n, bekommt er eine Uniform.
Die weiteren Steigerungsmöglichkeiten verschweige ich, da ich lieber als Chorleiter ins Probelokal zum Männerchor gehe als im Auftrag des Staatsschutzes ins Zuchthaus einfahre...!
smiley1775.gif
smiley1775.gif
smiley1775.gif
smiley1775.gif

LG von Rheinkultur
 
Und dann bitte Gerechtigkeit beim Honorar. Weißt Du, was ein fest angestellter Organist für die Hochzeit bekommt? Kann ich Dir sagen: Nix! Das gehört zu seinem Dienst. Wenn er von der Kirche für einen einzelnen Gottesdienst bezahlt wird, dürfte es ungefähr 25 € geben.
Musikerberufe sind in vielen Fällen unverhältnismäßig schlecht bezahlt - und bei Kirchenmusikern ist das Missverhältnis zwischen gefordertem Können und tatsächlicher Entlohnung für seine Dienste mitunter beschämend. Trotzdem gibt es auch hier mehr Bewerber als freie Stellen - demnach übt die (vermeintliche oder tatsächliche) Planungssicherheit im festen Anstellungsverhältnis eine große Anziehungskraft auf Interessenten aus. Aber welche Druckmittel haben Stelleninhaber auf diejenigen Personen, die für die Höhe dieser bescheidenen Bezahlung verantwortlich sind, denn zur Verfügung?

Was nimmt Deine Sängerin (obwohl sie vermutlich weniger zu tun hat als der Organist)? Das Zehnfache? Was bitte erwartest Du da an Selbstausbeutung?

Und bitte, was ich schon an singenden Schwiegermüttern und Wald- und Wiesensopranistinnen ertragen musste...
Die Sängerin kann das Honorar, das sie von privat und nicht von der Kirche erhält, vielfach als Einzelbuchung frei aushandeln. Und da ist es manchmal erstaunlich, dass für ein einigermaßen ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis in Sachen Musik sehr wohl genügend Geld verfügbar ist. Für ein solches Honorar kann man ohne weiteres eine professionelle Opernsängerin im festen Engagement das verlangte "Ave Maria" singen lassen - manchmal bekommt man aber trotzdem eine befreundete Hobbysängerin als Solistin zugemutet, deren klägliche Darbietung ziemlich heikel zu begleiten ist... .

LG von Rheinkultur
 

Zurück
Top Bottom