Pianisten-Videos

Ich könnte spontan aus meinem Kollegenkreis mehrere junge Spieler (weiblich und männlich) nennen, die im Prinzip Ähnliches, aber besser und kreativer machen als Younee, und nur regional einem gewissen Kreis ein Begriff sind.
Nach ein paar Younee-Videos die spontane Frage, warum nicht dazu mal einen Faden aufmachen mit geeigneten Videos und damit ein besseres stilistisches Empfinden und Qualitätsbewusstsein fördern? Das hatten wir hier so noch nicht.

Ja, und auch Helge Schneider als "begnadeten Jazzmusiker" zu bezeichnen, wie es manchmal geschieht, ist nicht gerechtfertigt.
Vermutlich hätte er an einer solchen Einschätzung selbst das geringste Interesse. Er nutzt Elemente des Jazz in gekonnter Manier, um etwas Eigenständiges hervorzubringen, das genauso durch kabarettistische und ähnliche Elemente geprägt ist. Diese blieben bei der Reduktion auf einen "begnadeten Jazzmusiker" gnadenlos auf der Strecke.

LG von Rheinkultur
 
Bei Prof. Younee

https://inklupedia.de/wiki/Younee

sollte man ja bedenken, sie ist noch jung, zwar möchte sie vielleicht erst noch ihren Stil finden, aber "vernetzt" wird sie schon recht gut sein. Bei anderen, Durchschnittlichen, die BEIDES erst noch müssen, dauerts evtl. länger bis zum Internationalen Durchbruch, im Jazz-Bereich wirds da nicht anders sein als in anderen Bereichen.

LG, -Rev.-
 
Angeregt durch @Destenay in einem anderen Faden, und, weil man ja auch ab und an einen Blick auf die Hände werfen können sollte, hier dieses Juwel, gespielt von Gould, Kommentar eines Users:

Sinngemäß: "Tops EVERYONE". Aber...lassen wir mal Beethoven und Gould kommunizieren!!



LG, -Revenge.-
 
Yuya Wang, ...

Aber man gehe mal ganz ernsthaft in sich und frage sich: Wenn die nicht sexy junge Frauen wären, sondern häßliche, dickliche, blasse Nerd-Männer, und ganz genau das gleiche spielen würden wie sie es tun, wären die auch allerorten bekannt?

Hm?
Selbt wenn Yuja Wang ein häßlicher dicker blasser Nerd-Mann wäre, würde ich ihre Konzerte besuchen! Nicht nur dass Yuja Wang eine ausgezeichnete Technik hat, sie ist auch musikalisch zur Zeit einer der besten lebenden Pianisten!
 
Selbt wenn Yuja Wang ein häßlicher dicker blasser Nerd-Mann wäre, würde ich ihre Konzerte besuchen! Nicht nur dass Yuja Wang eine ausgezeichnete Technik hat, sie ist auch musikalisch zur Zeit einer der besten lebenden Pianisten!
Kann sein - aber so bekannt ist sie nur, weil sie eine gutaussehende Frau ist. Normalerweise reicht supergutes Spiel heutzutage längst nicht mehr aus, um weltweit tourender Musiker zu sein.

Und jeder, der sich "in der Szene auskennt", wird Dir Pianisten nennen können, die mindestens genauso gut, wenn nicht besser, spielen wie Wang, jedoch nur Geheimtipp unter den Connaisseuren sind.
 
Ja, die berühmten Geheimtips... Sie sind so geheim, daß der Nicht-Connaisseur sie nie zu Gesicht bekommt - und bleiben es meistens auch. Woran mag das liegen? An bösen Verschwörungen?

Die Welt der kommerziellen klassischen Musik ist komplex und nicht immer sind Entscheidungen, Trends, Nachrichten, Zusammenarbeiten etc. von Künstlern ihren tatsächlichen Leistungen geschuldet.

Da gibt's den Dirigenten A, der durch Zufall mal einen Pianisten irgendwo in einem Klavierhaus hört - und Bumms! ist die Weltkarriere geboren. Jetzt ergänze man noch den Dirigenten durch einen Toningenieur mit guten Beziehungen, einen Orchester-Manager, einen Festivalproduzenten, einen Klavierhersteller etc. pp. und schon hat man den bunten Reigen an Superstars, die alle auf dem Karussel mitfahren dürfen, gepusht von Leuten im Hintergrund.

Das mag in vielen Fällen gut und richtig sein und dem Publikum ein Erlebnis bescheren, aber es gibt eben auch genügend Beispiele dafür, dass wenig Ergötzliches sich auf den Podien abspielt und sich der geneigte Hörer fragt, warum ausgerechnet jetzt jener Pianist unbedingt jenes berühmte Klavierkonzert mit dem großen Dirigenten und einem der Top 5 Orchester spielen muß. Oder warum Leute tatsächlich Geld für ein Konzert mit David Helfgott zahlen.

Nicht jeder, der entscheidend am Entstehen einer Karriere mitwirkt, ist von großem musikalischen Sachverstand geprägt, manchmal ist sogar das genaue Gegenteil der Fall. Das ist keine Verschwörung, sondern Realität.

Und die Geheimtips gab es schon immer; sie haben und hatten ihre treue Fangemeinde und manchmal werden solche Geheimtips dann doch noch zu allbekannten Größen wie z.B. Grigory Sokolov, Pierre-Laurent Aimard, Radu Lupu und noch ein paar andere.

Was Frau Wang angeht, die ja für Viele das Maß aller Dinge ist, werde ich mir übermorgen ein Urteil bilden, wenn ich sie zum ersten Mal live hören werde. Bisher war ich positively underwhelmed, aber ich bin viel zu neugierig auf neue Pianisten, als dass ich es mir entgehen lassen würde, mich vielleicht sogar mireißen zu lassen. Immerhin ist es ihr gelungen, ein Programm zusammenzustellen, das mich sehr reizt und bei dem einen oder anderen Stück sind mir auch noch Konzerte in Erinnerung, wo Pianisten mich völlig vom Hocker gehauen haben; Aimard z.B. mit der Skrjabin 10. Sonate, Volodos mit Rachmaninoff Preludes, Ashkenazy mit Prokofievs 8. Sonate.

Angesichts des aktuellen Hypes um die Pianistin sind das dann auch die Maßstäbe, an denen sie sich messen lassen muß. Schaunmama.
 
Ein Musterbeispiel völlig abgehobener Kritik: Wolfram Goertz in der "Zeit" über Rafal Blechacz...Das reine Delirium.

Diese Kritik kenne ich nicht, kenne aber hunderte Kritiken von Herrn Goertz in der Rheinischen Post. Ich sitze bei der Lektüre aufgrund seiner Egomanie, die einem aus fast jeder Zeile seines Geschreibsels entgegen springt, immer mit einer Mischung aus Erstaunen, Gelächter und Kopfschütteln am Tisch. Ernst nehmen kann ich diesen Kritiker schon lange nicht mehr und mit dieser Meinung bin ich in meinem Freundes- und Verwandtenkreis wirklich nicht alleine.
 

@toggenburg Ihre Antwort läßt mich einigermaßen ratlos zurück. Als derjenige, der mit einer gewissen Häme über die "berühmten Gehimtips" redet und dabei gleichzeitig einen gehyptem Superstar ohne konkrete Referenz in Schutz nimmt, sollte Sie das Thema Musikindustrie durchaus interessieren. Die dort gängigen Mechanismen sind es unter anderem, die einen Großteil Ihrer eigenen Wahrnehmung prägen, weil sie u.a. darüber entscheiden, wen Sie überhaupt auf welcher Bühne hören können.

Ich kann auch in https://www.zeit.de/2012/12/M-Blechacz/komplettansicht keine abgehobene Kritik entdecken, eher im Gegenteil. Ohne die entsprechende CD gehört zu haben, erscheint mir die Beschreibung aufschlußreich und anregend. Gut, bis auf das As im 18. Chopin Prélude - den Gong hat Blechacz nicht erfunden, sondern Igor Zhukov. Geschenkt.

Ich habe immer massive Probleme mit Absolutismen, ganz ehrlich. Wenn ich also lese, dass jemand schon "Alles Nötige" zu einem bestimmten Thema geschrieben hat, dann deucht's mich im Gekröse. Abgesehen davon, dass ich das zitierte Buch nicht lesen kann, weil mein Französisch dazu nicht ausreicht und es in keiner anderen Sprache verfügbar ist, habe ich starke Zweifel daran, dass der Autor meinen Ansprüchen an Universalwahrheiten - zumindest im Klavierbereich - gerecht werden kann. But that's just me.

Wenn Sie allerdings schreiben: "Abgesehen von der Wiedergabe des Notentextes gibt es kein "richtig" und "falsch", dann ist das einigermaßen hanebüchener Unsinn, weil das "abgesehen von" eine irrelevante, untergeordnete Rolle impliziert. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ein Text will gelesen werden, er will detailliert analysiert werden, er will in einen historischen Kontext gestellt werden und dann will er noch pianistisch durchdrungen werden. Wenn das mal auf hohem Niveau durch ist, dann ist mehr als die halbe Miete in einer Interpretation drin. Und bis dahin ist "richtig" vs. "falsch" ein valides Kriterium.

Dass große Künstler in vielen Fällen darüber hinausgehen und einzigartige Interpretationen hinterlassen, sei es im Konzert oder in Aufnahmen, ist das, was uns überhaupt bewegt, einem Künstler zu folgen, seine Konzerte zu besuchen. Erst auf dem Fundament des Vorgenannten ist so etwas überhaupt möglich und befriedigend; Tiefe kann man wirklich erst dann produzieren, wenn denn mal die grundsätzlichen Sachen stimmen. Remember: "Ohne Technik sind Sie ein Fiasko".

Und, wissen Sie, all Ihren Tiraden Kritikern gegenüber: Diese haben den ungemeinen Vorzug, sich den Luxus der Unabhängikeit leisten zu können, was nicht heißt, dass das auch alle tun. Aber wo vielfach das Publikum einem kollektiven Hype erliegt, gibt es Kritiker, die dann doch manchmal pointiert auf des Kaisers neue Kleider hinweisen, wenn sie z.B. auf technische Unzulänglichkeiten aufmerksam machen, Lesefehler bemängeln, mangelnde Dynamik und/oder übermäßigen Pedalgebrauch aufzeigen und allgemein mit einer gehörigen Portion Skepsis (Und teilweise erheblichem Fachwissen) auf Hype reagieren.

7 Zugaben und ein tobendes Publikum sagen genau nichts über die Qualität eines Pianisten auf, aber einsame Rufer in der Wüste sind sehr schnell und sehr gerne böse Spielverderber ohne Ahnung und die Masse macht es sich schon fast reflexartig darin bequem, auf Kritiker einzuhacken. Es kann schließlich nicht sein, was nicht sein darf.

Ich weiß in dieser Hinsicht übrigens genau, wovon ich rede. Wenn Ihnen der Name Joyce Hatto etwas sagt, dann werden Sie auch zwangsläufig über meinen Namen stolpern, nämlich als den einsamen Rufer in der Wüste. Der eine oder andere mag sich an die Geschichte erinnern.
 
Hört sich so an wie ein typisches Kifferprojekt: Vage, Ich-bezogen, vor allem aber das strikte Vermeiden von jeglicher Konkretisierung als Leitmotiv, weil, könnte ja in Arbeit ausarten.

Und morgen lernen Sie dann mal den Unterschied zwischen dem gleichen und dem selben Instrument.

So ein Geschwurbel...
 
Vermutlich gibt es weitaus weniger verschiedene, vor allem aber unverwechselbare Arten, das Klavier, im Grunde eine Maschine, zu spielen, als mancher glauben mag.

Vermutlich gibt es sehr viel mehr Arten, das Klavier auf unverwechselbare Art zu spielen, als du dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Dein (Gedanken?-)Experiment ist trotzdem unsinnig, weil man nur dann halbwegs zuverlässig auf den Namen eines Pianisten schließen kann, wenn man denjenigen vorher schon mit dem Stück gehört hat und wenn er es nicht völlig anders spielt - das geht nämlich auch. Interpretationen sind nicht immer gleich, auch dann nicht, wenn derselbe Musiker spielt.

Aber wenn man die Aufnahmen der 10 anerkannten Pianisten vergleichen würde, könnte man die Unterschiede dieser Interpretationen klar benennen und auch zu einer begründbaren Wertung kommen.
 
Wer deine Ansichten nicht teilt, den hältst du grundsätzlich für aggressiv. Ist mir schon öfter aufgefallen. An einem "ernstzunehmenden Gesprächspartner" bist du doch gar nicht interessiert - du suchst hier ausschließlich Bestätigung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant ist für mich immer wieder, wie oft man in diesem Forum auf äußerst aggressive Zeitgenossen trifft. (...) Wenn´s nicht mehr weitergeht, schmeißt man einfach ein wenig mit Dreck. (...) dieser Wadenbeißer
@toggenburg ist mit diesen Freundlichkeiten Beitrag #40 von @mick gemeint?

In S2 gab und gibt es immer wieder Interpretationsvergleiche: da müssen ein paar ausgewählte Kritiker "blindhören" und dann diskutieren, wobei es um genau das geht, was du gefordert hattest: z.B. Tschaikowskis b-Moll Konzert in verschiedenen Interpretationen.
 
Folgende Versuchsanordnung wäre aufschlußreich: Zehn anerkannte Pianisten der Gegenwart spielen z.B. das gleiche hochvirtuose und ein gemäßigtes Stück auf dem gleichen Instrument ein. Diese Aufnahmen werden sog. Experten vorgeführt, wobei die Namen der Pianisten zur Auswahl mitgeteilt werden. (Soviel Entgegenkommen soll sein). Auf die Trefferquote wäre ich sehr gespannt. Eventuell liegt sie bei Musik der Romantik etwas höher als z.B.bei einer Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier oder einer Haydn-Sonate.

Gut, das mit dem gleichen Instrument ist schwierig, aber meiner Meinung für das Experiment auch nicht so wichtig. Dieses Experiment kannst Du selbst machen, denn von vielen Stücken findet man heute jede Menge Interpretationen namhafter Pianisten auf Youtube. Probier es einfach mal aus. Bestimmte Pianisten erkennt man recht gut, bei anderen ist die Zuordnung schon schwer, was aber zu einem grossen Teil sicher auch damit zusammenhängt, dass man einfach nicht alle gleich gut kennt. Es ist auf jeden Fall erhellend, und funktioniert keineswegs nur mit Experten. Wir machen das von Zeit zu Zeit immer mal in der Familienrunde (wobei es eigentlich nicht um das Erkennen selbst geht).
 
Worauf es mir eigentlich ankommt: ich möchte ein wenig Skepsis gegenüber einer Zunft wecken...

Das war ja den bisherigen Beiträgen schon unzweideutig zu entnehmen:
... bezahlte Schreiber. ... arme Existenzen, die vom Verneinen - und Herabsetzen leben müssen. ... Verachtung des Publikums ... Besserwisserei und Überheblichkeit
Warum so gehässig gegen die ganze "Zunft"?

Nach dem Besuch einer Operninszenierung unterhalte ich mich selbstverständlich mit Kollegen und anderen Bekannten, die die Aufführung ebenfalls gesehen haben. Auch darüber, wem was gefallen hat. Ist doch interessant: Der eine findet, daß die optische Gestaltung der Szene "überhaupt nicht zur Musik gepaßt hat", der andere hat gerade deswegen die altvertraute Musik ganz anders und intensiver wahrgenommen. Und warum soll man solche Meinungsäußerungen nicht in einer Zeitung lesen dürfen? Ich finde es wichtig, daß Aufführungen in Zeitungen und anderen Medien besprochen werden. Da möchte ich aber nicht nur langweilige Inhaltsangaben oder Lobhudeleien lesen. Der Kritiker soll auch klipp und klar sagen, was ihm nicht gefallen hat. Ich muß mich ja seiner Meinung nicht anschließen. Was mir gefällt und was nicht, entscheide ich immer noch selber.
 
Um es noch einmal zu sagen: ich möchte dem Absolutheitsanspruch vieler (nicht aller) Kritiker etwas entgegensetzen. Und dies versuche ich, teils hypothetisch, zu zeigen. Wenn die Basis der Kritik nur im Vergleichen besteht, kann doch etwas nicht stimmen.
Gibt es ein einziges Beispiel einer gelungenen Musikkritik, welches gänzlich ohne jeden Vergleich auskommt?
Ist eine Vielzahl an Vergleichsmöglichkeiten ein Symptom für fachliche Unkenntnis oder das Gegenteil?
Es sind nicht die eingestreuten Vergleiche, welche die Qualität einer Musikkritik ausmachen, sondern der erkennbare fachliche Kenntnisstand des Skribenten: schreibt einer mit oder ohne Vergleiche, dass XY die Schumannschen Papillons mit unüberbietbarer Virtuosität und Brillanz dargeboten habe, dann weiß man sofort, dass er von Klavierspiel keine Ahnung hat :-)
 

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