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Hinterfragen sollte man mit Autorität.

Bisher vermisse ich jegliche Beweise für das Vorhandensein einer solchen.
 
"Gehässig"... mir werden hier von manchen Gefühle unterstellt, die ich nun wirklich nicht hege.

Ach was, ich habe doch keine "Gefühle unterstellt", sondern Aussagen zitiert, die in gehässiger Weise formuliert sind.

Und vor allem: durchaus renommierte Kritiker urteilen nicht selten über ein- und dasselbe Konzert völlig entgegengestzt. Was soll der Konzertbesucher davon halten, dem sie doch angeblich verpflichtet sind.

Der Konzertbesucher, der sich mit anderen Konzertbesuchern austauscht, weiß doch, genau, wie es ist: Was dem einen gegen den Strich geht, findet der andere gerade reizvoll. Dem einen gefällt es, dem anderen nicht, und trotzdem haben beide recht.
Und warum soll es bei den Kritikern anders sein? Und warum sollte das der Konzertbesucher nicht einordnen können?

Aber da sie öffentlich erfolgen und einem breiten Publikum zugänglich sind, wird ihnen eben doch eine Autorität zugebilligt, deren Grundlage sehr gründlich hinterfragt werden sollte.
Wer Meinungsäußerungen im Feuilleton für autoritativ hält, sollte vielleicht sein Verständnis von "Autorität" hinterfragen.
 
(1) Es bestreitet niemand, daß man ohne jegliche Kenntnisse sich nicht in Konzertkritik versuchen sollte. Diese Kenntnisse erwirbt man weniger durch ein Studium als durch umfangreiche Hörerfahrungen. Geradezu hinderlich werden diese allerdings, wenn einem etwas wirklich Neues begegnet. [...] (2) Den deutlichsten Hinweis liefert die Sprache der Musikkritiker. Ein Beispiel:
(1) ...man fragt sich, wenn das denn stimmt, ob und welche kenntnislosen Neuerer es gegeben habe... Berlioz komponierte seine fantastique nicht aus dem Nichts heraus, kannte und verstand da allerlei, Wagner kam nicht kenntnisfrei mit seiner Tristanharmonik zur Welt usw - kurzum dürfte es eher umgekehrt sein: je mehr Kenntnisse man hat, umso eher kann man Neues oder Abweichendes erkennen, denn wer Garnichts kennt, für den ist alles neu...
(2) das ist in der Tat oftmals kläglich: es gibt viele Musikkritiken, deren Sprache unerträglich ist... und es gibt unerträgliche Schwadroneuere (besonders unter den regietheaterhörigen Kritikastern) - - Kritikerpapst J. Kaiser hat viel lesenswertes geschrieben, leider leidet vieles davon unter seiner blümeranten Sprache - - - - das ist aber eher ein stilistisches Problem der Schreibpraxis, weniger eines des Kenntnisstands in Sachen Musik (den man trotz stilistischer Mängel eruieren kann)
 
Wir sprechen allerdings nicht von Komponisten, die ja immer in einer langen Traditionsreihe stehen. Die Frage ist, ob auch ausübenden Künstlern ein Blick in die Vergangenheit, sei er interpretatorisch oder musikgeschichtlich geprägt, nützt. Oder ob unbefangene Spontaneität nicht auch etwas für sich hat.
....bis eine/r als ausübende/r Künstler/in vors Publikum tritt, ist viel Ausbildungszeit vergangen: da ist niemand interpretationsgeschichtlich unbeleckt, sondern XY weiß/kennt, wie Sonate soundso bei Feinberg, Horowitz, Ashkenazy usw klingt - kurzum auch hier gibt es kein unbeleckt sein von (Aufführungs)Traditionen und -stilen.
Ob das Geschwafel so vieler Kritiker wirklich nur eine Frage des Schreibstils ist oder dahinter nicht gerade das grundsätzliche Problem steht: Wie kann man über Musik sprechen? Mir scheint das alles aus der Not geboren.
manche konnten das (z.B. Heine über Berlioz) aber das ändert natürlich nichts daran, dass etliche der zeilenbeschränkten, hurtig abzufassenden Kritiken nicht sonderlich gelungen sind.
Genaugenommen brauche ich eigentlich niemanden, der mir das, was ich gehört habe, zusätzlich erklärt.
Zeitungsabo kündigen :-)
Musik wendet sich ans Gefühl, und meine Gefühle sind evident, ich muß sie nicht begründen und beglaubigen lassen.
...ich kenne nun wirklich keine einzige, weder gute noch schlechte Konzertkritik, welche das private Gefühlsleben des Konzertbesuchers beglaubigt oder zu beglaubigen vorgibt ;-)
 
Die Frage ist, ob auch ausübenden Künstlern ein Blick in die Vergangenheit, sei er interpretatorisch oder musikgeschichtlich geprägt, nützt.

Wenn der ausübende Künstler Musik aus einer vergangenen Zeit interpretiert, ist der Blick in die Vergangenheit mehr als nützlich. Gibt es denn ernstzunehmende Interpreten, die sich weder für den Hintergrund der Stücke interessieren, die sie spielen, noch für die Möglichkeiten, wie große Interpreten der Vergangenheit damit umgegangen sind?

Und wenn man weiß, daß die Instrumente des Jahres 1818 und die Hörerwartungen eines Publikums anno 1818 ganz andere waren als heute, warum sollte das einen Interpreten daran hindern, das Stück ganz bewußt auf einem heutigen Instrument vor einem heutigen Publikum zu interpretieren?
 
Wenn der Künstler alles gelernt hat, was die Vergangenheit betrifft, muß er es wieder vergessen...

Ach was, richtige Künstler haben auch ein richtiges Gehirn und können mit Gelerntem sogar richtig kreativ umgehen.

Wissen schadet nicht, ist aber weder hinreichende noch notwendige Bedingung ...

Hinreichend nicht, notwendig schon, und "hinderlich" (wie oben behauptet) auf gar keinen Fall.

Gerade habe ich gelesen, daß Yuja Wang...
... sich nicht die Bohne für den Hintergrund eines Stückes interessiert, das sie spielt?
Das würde mich wundern.
 
(1) Wenn der Künstler alles gelernt hat, was die Vergangenheit betrifft, muß er es wieder vergessen... ein hartes Geschäft. (2) Wissen schadet nicht, ist aber weder hinreichende noch notwendige Bedingung hinreißender Interpretationen. Und nur die zählen.
(1) kommt mir vor wie eine Paraphrase auf ein bekanntes Bonmot, nur etwas verzerrt in der Tendenz ;-)
nebenbei sind Spieltechniken und deren Beherrschung, auch wenn sie aus der "Vergangenheit" stammen, eine Angelegenheit, die man besser nicht vergisst...

(2) Wenn Wissen und Können (was einander bedingt) - beides erwirbt der Instrumentalist mindestens bzgl. seines Instruments und allermindestens bzgl der Musik für sein Instrument! - entbehrlich sind, was sind denn davon abgesehen die notwendigen Bedingungen? (soll das in Richtung Schachnovelle gehen?) ;-)
 
Es lohnt sich aber nicht, auf ihn einzugehen genausowenig wie auf diesen Wiener mit dem "Anspruch auf Universalwahrheiten".

Du schwingst Dich jetzt allen Ernstes hier als derjenige auf, der zu beurteilen und empfehlen hat, wessen Beiträge sich lohnen und wessen nicht?

Bisher läßt nichts, aber auch gar nichts, darauf schließen, dass Deinerseits in irgendeiner Hinsicht ernstzunehmende Expertise vorhanden ist.

Außer im Herumschwurbeln, darin bist Du Weltklasse.

Also mal eher den Ball flach halten, Oida (So sagt man hier in Wien).
 

Man kann auch gar nichts übers Klavierspiel wissen und es nicht einmal zu einem mittelmäßigen Dilettanten bringen. Es ist wie mit Kretins.

Derart ausgestattet bietet es sich dann natürlich vornehmst an, pseudonym in Foren herumzutrollen, um beim leisesten Anklang von Zweifeln an Expertise, Kompetenz und allgemeinem Geisteszustand das verletze Schneeflöckchen zu spielen.
 
zum musikalischen Können an einem Instrument zählt eine ganze Menge spezieller Gelehrsamkeit (Spieltechnik, Rezeptionsgeschichte usw) - klar, dafür benötigt man keinen Chemie-Leistungskurs...
Das war jetzt wirklich böse! Du weißt doch, daß beim Lernen an einem Instrument zuvörderst die Chemie stimmen muß...
 
Gerade habe ich gelesen, daß Yuja Wang in Rom einen "trionfo" gefeiert hat. Ja, die dummen, musikalisch völlig ungebildeten Römer...lassen sich einfach von bloßer Fingerakrobatik und geschlitzten Kleidern blenden. Hoffentlich kommt noch ein Kritiker und klärt sie auf.

Ah, jetzt erinnere ich mich, wo der Hase läuft. Du warst derjenige, der neben Yuja Wang keine anderen Pianisten-Götter duldet, weil die schwitzen oder Grimassen machen oder sonstwas mit denen nicht stimmt. Von daher ist es klar, dass du den Hauch einer Kritik an Yuja Wang als Gotteslästerung empfindest und solche Kritiker am liebsten mit einem Bannstrahl belegen würdest.

Ich kenne Yuja allerdings persönlich und kann dir berichten, dass sie mit kritischen Stimmen weitaus souveräner umgeht als solche Fans wie du. Ich mag Yuja und halte sie für eine ausgezeichnete Pianistin - aber deshalb muss ich noch lange nicht alles toll finden, was sie macht. Und richtigerweise erwartet sie das auch nicht. Nicht von mir, und auch nicht von irgendwelchen Kritikern. Ich finde beispielsweise ihr 2. Prokofiev-Konzert fantastisch, ihre op. 106 dafür überhaupt nicht überzeugend. Ja und? So ist das eben, wenn man sich aufs Podium begibt. Langweilig sind diejenigen, die jedes Risiko scheuen und es immer nur allen recht machen wollen.
 
Ich habe sie einige Male getroffen - u.a. in Tanglewood und am Curtis Institute. Gesprochen haben wir über alles mögliche - überwiegend über Privates. Und das bleibt auch privat. :schweigen:

Edit: Musikliebhaber glauben oft, dass Musiker ständig über Musik reden, wenn sie unter sich sind. Das ist ein großes Missverständnis. Musiker reden in ihrer Freizeit genauso oft über Musik, wie Chirurgen in ihrer Freizeit über's Operieren reden. Eigentlich nie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man stelle sich vor: Es gibt Leute, die haben Thomas Mann gelesen *und* verstehen auch noch was von Musik und Klavierspiel. Menschen also, die sich nicht ausschließlich aus Quellen anderer bemühen müssen, sondern tatsächlich originäres Gedankengeut entwickeln und artikulieren können.

Und dann gibt's noch die Schwurbler.

Im übrigen war der Klavierabend eine Tortur. Selbstverständlich hat das Publikum getobt, 5 Zugaben.

Muß also gut gewesen sein.
 

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