Musikalische Halluzination

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Hallo,

hattet ihr das auch schon mal, dass ihr kurz vor dem Schlafen oder kurz nach dem Schlafen plötzlich Musik hört, obwohl keine dran ist? Ich meine jetzt keinen Ohrwurm, sondern tatsächliche Klaviermusik, als ob sie in mein Ohr käme und ich sie tatsächlich wahrnehmen würde.

Ich hab das erst vor kurzem in einem Buch gelesen, dass es sich dabei um eine musikalische Halluzination handelt. Das kann verschieden Ursachen haben.

Aber irgendwie fand ich diesen Zustand recht lustig und angenehm.
 
Also mir ist sowas in der Art einmal passiert. Ich bin morgens aufgewacht und hab auf einmal ein Stück oder irgendwelche durcheinander gewürfelten Melodien gehört, die ich nicht kannte. Aber ob diese Melodien jetzt wirklich einen Klavierklang hatten, weiß ich nicht so genau.
 
Meine jüngste Schwester und ich haben auch solche musikalischen Halluzinationen. Allerdings nicht unbedingt kurz vor oder nach dem Schlafen, sondern eigentlich den ganzen Tag über.

Liegt vermutlich daran, dass wir gewöhnt sind, dass in meinem Zimmer ständig Klaviermusik zu hören ist und immer, wenn wir uns diesem Zimmer nähern, hören wir komischerweise auch Klaviermusik.

Ich fand es ein wenig unheimlich und wir haben uns schon Sorgen gemacht, aber wenn es mehreren so geht, bin ich ja beruhigt :D
Dann scheinen es doch nicht unsere Gespenster zu sein ;)
 
Weiß jemand was das überhaupt ist und kann man das zum Dauerzustand machen? :D
 
Hi

also ich hatte so etwas im Extrem so 5 mal jetzt ungefähr. Es ist meist kurz vor dem Aufwachen, so ein Halbwachzustand, wo ich ganze Stücke (meist Klassik, aber auch Pop) höre die mir unbekannt sind. Und der Clou daran ist, das ich sie in sehr schnellem Tempo irgendwie selbst komponiere, d.h. ich kann sie bewusst (oder so halbbewusst) zusammensetzen. Die Stücke kommen so klar wie von CD und haben die Komplexität und das Niveau von vielleicht mittelschweren Bachstücken oder im Popbereich vielleicht eines Michael Jackson Stückes.
In der Wirklichkeit habe ich noch nie komponiert und bin z.B. am Klavier auch absoluter Anfänger und war auch sonst nie musikalisch professionell tätig.

Ich denke in diesem Traumartigen Zustand ist der gewöhnliche innere Dialog der einem am Tage davon abhält sehr kreativ und virtuos zu sein einfach nicht vorhanden, daher vielleicht die Einfachheit des Komponierens.
 
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"Gab es in Ihrer Familie irgendwelche Formen von Geisteskrankheit?"
 
Halluze

Es stand mal in der B... Zeitung. eine Frau war in die Psychiatrie eingeliefert worden. Der Grund: Sie wurde wahnsinnig, weil sie ständig ihr unbekannte Klavierkonzerte höre - so der Artikel.

Ich dachte sofort, wo ist das Telefonbuch , Nummer der Einrichtung raussuchen und für alle Fälle parat haben.

Nein, Nein, so ernst ist es nicht. Ein Musiker hört nunmal ständig Musik - das ist wohl ein ähnlicher Vorgang, wie man auch ständig sich Geschichten erzählt oder in verschiedenen themen seine Umwelt ordnet. Ich möchte diesen ganzen Komplex "Verarbeitung" nennen. Je nachdem, was der Mensch überwiegend tut, wird das ihn ständig beschäftigen. Bei ALdi Kassiererinnen befürchte ich, dass sie Nachts sehr viel piep piep piep. des Kassenscanners hören.

Schwierig wird es, wenn man diese halluzinatorische Musik aufschreiben will, Dann merkt man, wie sie zerfällt , oder auch nicht. Man kann sich schon darin üben, beim Halluziinieren besser hinzuhören und zu erkennen, was sich da abspielt.
 
"Gab es in Ihrer Familie irgendwelche Formen von Geisteskrankheit?"

Supersache, Dinge die man nicht kennt oder nachvollziehen kann oder die etwas ungewöhnlich sind gleich als Geisteskrankheit einzuordnen.

Mir kam es eher so vor, das dies das Potential darstellt was ich eigentlich ausschöpfen könnte, wenn man frei von der gewoehnlichen Konditionierung ist.

Man könnte mir natürlich auch Größenwahn unterstellen. Na ja, bin mir halt nicht sicher ob ich die Stücke selbst geschaffen habe oder ich sie einfach höre, aber es ist halt tatsächlich so, das ich sie während des Stückes beeinflussen kann und selbst erschaffe (soweit ich mich erinnern kann, es passiert halt im Schlaf/Halbschlaf aber trotzdem irgendwie bewusst, aber auch wiederum nicht so bewusst das ich die Hände für meine Behauptungen ins Feuer legen würde). Ich denke übrigens das die meisten zu sehr viel mehr fähig sind als sie glauben. Hat mich selbst schon sehr fasziniert.
 
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Nach starkem emotionalen Stress kann ich stundenlang den Geräuschen der Heizung zuhören, dort gibt es dann lange Nachrichtensendungen (allerdings unverständlich) und sehr viel Musik. Das ist keine echte Halluzination sondern lediglich eine Fehlinterpretation von gehörten Geräuschen, die nahe an der Wahrnehmungsgrenze liegen. Man darf nicht vergessen: Musik entsteht erst durch die Verarbeitung des Gehörten - im Kopf. Und zwar auch, wenn man sich in einem echten Konzert mit echten Musikern befindet.

Diesen Zustand kann man durchaus willentlich herbeiführen, es kann aber recht gesundheitsschädlich werden, weil sich dazu vergiften muß. Ob die Musik allerdings besser ist, als Musik, die man im unvergifteten Zustand schreiben kann, wage ich zu bezweifeln.
 
Gegenmeinung

Nach starkem emotionalen Stress kann ich stundenlang den Geräuschen der Heizung zuhören, dort gibt es dann lange Nachrichtensendungen (allerdings unverständlich) und sehr viel Musik. Das ist keine echte Halluzination sondern lediglich eine Fehlinterpretation von gehörten Geräuschen, die nahe an der Wahrnehmungsgrenze liegen. Man darf nicht vergessen: Musik entsteht erst durch die Verarbeitung des Gehörten - im Kopf. Und zwar auch, wenn man sich in einem echten Konzert mit echten Musikern befindet.

Diesen Zustand kann man durchaus willentlich herbeiführen, es kann aber recht gesundheitsschädlich werden, weil sich dazu vergiften muß. Ob die Musik allerdings besser ist, als Musik, die man im unvergifteten Zustand schreiben kann, wage ich zu bezweifeln.

Hier wage ich mal, dir entschieden zu widersprechen. Vorweg, das Ganze hat keinesfalls mit Stress und schon rein garnichts mit Drogen zu tun.

Kann es sein, dass du die Hörerfahrung meiner Vorposter nicht kennst und auch nicht wirklich verstehst, was sie beschreiben?

Ich halte es sehr wohl für denkbar, dass Musik auch durch das Un-erhörte realisieren kann. Das wäre dann richtige Creativität. Ich gebe zu, dass bei vielen Hörerfahrungen das bereits gelernte und auch Gehörte als Ideengeber meiner inneren Musikmaschine funktioniert, aber es gibt auch den originären Geistesblitz. Inwieweit der jetzt wieder eine Potenzierung von bereits gespeichertem Material darstellt, ist schwer auszumachen.

Ich denke aber, dass deine Schilderung und die von anderen Postern als innere Hörerfahrung gemachten Aussagen doch sehr verschieden sind.

Meine Oma sagte auch manchmal:" Das ist ja unerhört", vielleicht habe ich sie missverstanden und sie meinte meine kindlichen Melodien.
 
Ich hatte es so verstanden, daß das als akkustisches Erlebnis wahrgenommen wird. Daß unbekannte Musik im Kopf abläuft, habe ich bislang nicht für etwas besonderes gehalten und verstehe unter Halluzination eben das erstgenannte, wozu dann auch andere Geräusche bis hin zum Tinnitus gehören.
 
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Was vermutlich jeder kennt, ist der gemeine Ohrwurm, bei dem man ein ganzes Lied oder Stück oder ein einzelnes Motiv ununterbrochen im Kopf hat und vor sich hinsummt.
Manchmal wechselt auch die Schallplatte im Kopf plötzlich, und ein andres Stück ist an der Reihe.
Bei mir ist es auch nicht selten so, dass ich den Ohrwurm gar nicht bewusst wahrnehme und die Musik im Hintergrund dudelt, und ab und zu bemerke ich ihn und stelle fest "da läuft ja gerade Musik...".

Dieses tatsächliche Hören von nicht vorhandener Musik kenne ich nicht.
Allerdings schon diesen "Zustand" von innerer Musik, die ich selbst beeinflussen kann.
Ich habe dann den Eindruck, als hätte ich ein Klavier oder Orchester im Kopf, dessen Spiel ich steuern kann. Was herauskommt, ist ein Gesamtklang, den man eigentlich so nicht notieren kann.***
Manchmal versuche ich, Fetzen davon festzuhalten - aber meistens kommt nichts richtiges dabei heraus.

Vielleicht besitzen bzw. besaßen große Komponisten von z.B. (Klavier-)Konzerten die Fähgikeit, ihr Inneres Ohr auf Notenpapier zu bringen?


*** EDIT:
Das fühlt sich in etwa so an, wie wenn ich im Kopf ein Rachmaninov-Klavierkonzert höre.
Ich weiß, wie es klingt, fühle, höre alles genau - aber notieren könnte ich das nicht.
 
Vielleicht besitzen bzw. besaßen große Komponisten von z.B. (Klavier-)Konzerten die Fähgikeit, ihr Inneres Ohr auf Notenpapier zu bringen?


Ja, mit absoluter Sicherheit. Das gilt nicht nur für klavierkonzerte, das gilt für jegliche Kompositionen, ob das jetzt eine Symphonie oder eine Oper ist.

Wie sonst erklärt man sich denn die späten Werke Beethovens? Er hat sie ja gar nicht hören können, und doch ist die 9. zum Beispiel ein absolutes Meisterwerk.
 
Ich habe dann den Eindruck, als hätte ich ein Klavier oder Orchester im Kopf, dessen Spiel ich steuern kann. Was herauskommt, ist ein Gesamtklang, den man eigentlich so nicht notieren kann.

Das fühlt sich in etwa so an, wie wenn ich im Kopf ein Rachmaninov-Klavierkonzert höre.
Ich weiß, wie es klingt, fühle, höre alles genau - aber notieren könnte ich das nicht.

Genau so oder ähnlich ist es bei mir auch. Bei dir ist das aber im normalen Wachzustand nehm ich an, oder? Sind es bei dir auch dir voellig unbekannte Stücke, also vollkommen selbst kreiert? Ich finde diese Art des "Komponierens" findet auch so schnell statt, das man es garnicht mehr nachvollziehen kann/könnte.
 
@ newbie:

Ich würde das bei mir keinesfalls als Halluzination o.ä. beschreiben.
Auch nicht unbedingt als Komposition, höchstens im weitläufigeren Sinne von "Komponieren = etwas neues erfinden", nicht ein festgelegtes Musikstück schreiben. Es verfliegt ja wieder.
Es tut auch gar nichts zur Sache, in welchem "Geistigen Zustand" diese innere Schallplatte zu spielen anfängt.

Ich kann bis zu einem gewissen Grad sehr wohl steuern, wann sowas anfängt und aufhört, die Musik bewusst lenken.
Wenn ich nichts zu tun habe, könnte ich mir sagen "so, jetzt hören wir mal Rachmaninov" oder auch etwas "eigenes".
Natürlich funktioniert das nicht immer (je nach gerade vorhandener Kreativität), und es ist auch sehr wohl anstrengend und es kann sein, dass ich manchmal zu faul bin :lol:

Wir hatten es ja auch schon öfters vom "mentalen Üben" eines Stückes.
Das finde ich genauso anstrengend wie üben am Klavier, oder sogar noch anstrengender.
Das Kreiren eigener Stücke ist vermutlich etwas weniger anstrengend.

Gruß
 
Halt, stopp.

Das worüber wir sprechen ist nicht der Ohrwurm, den jeder hat. Ich spreche auch nicht davon, dass man eine Idee hat, die im Kopf wie ein Ohrwurm gehört wird. Also, dass die Musik nicht gedanklich, sondern tatsächlich real erscheint, obwohl es sie nicht gibt.

Ich spreche tatsächlich davon, dass die Musik wie aus einem CD-Player kommt, der aber nicht angeschaltet ist. Die Musik läuft völlig automatisch ab, man kann sie nicht beeinflussen, man kann auch nicht bestimmen wann sie anfängt oder wann sie aufhört. Das nennt man eine musikalische Halluzination.

Bemerkenswert finde ich jetzt schon, dass es bei den Meisten vor oder nach der Schlafphase passiert.
 
Naja, irgendwie ist es schon einleuchtend, dass man diesen Zustand am ehesten hat, wenn man entspannt ist und nicht gerade an was anderes denkt, oder?
Kenn ich auch. Allerdings kommt das manchmal (selten) auch sehr ungelegen, wenn ich nämlich nicht im Bett bin, sondern mich gerade mit jemandem unterhalte. Mir fällt es dann sehr schwer, die Konversation weiterzuführen *ggg* mein Freund damchte am Anfang, ich sei beleidigt ;-) das als Halluzination zu bezeichnen - meinetwegen...irgendwie geben die Leute ja allem einen Namen. Hab neulich nur noch den Kopf geschüttelt, als ich von "Orthorexie" gelesen hab *augenverdreh*
Liebe Grüße an alle "Leidens"genossen ;-)
 
Naja, irgendwie ist es schon einleuchtend, dass man diesen Zustand am ehesten hat, wenn man entspannt ist und nicht gerade an was anderes denkt, oder?

Ich denke, dass das immer noch nicht das ist, was ich meine. Schließlich würde das bedeuten, dass man schizophren ist, wenn man eine musikalische Halluzination im Wachzustand erlebt.
 
Erscheinungen

Hier ist viel INteressantes gesagt worden. Anscheinend gibt es verschiedene Arten der inneren Musikmaschine, die bei dne Individuen auch verschieden läuft.

Verwirrende Halluzinationen kenne ich eigentlich nicht, in der form, dass ich meine, es spielt tatsächlich ein Player. Wenn ich Musik höre, weiss ich, dass sie in mir drin spielt.

Diese steuerbaren Ereignisse halte ich für die wichtigste Quelle des Komponisten. Ich stelle mein Gehirn auf "Hören oder Produzieren" und kann es variieren, beenden oder im Verlauf steuern. Mit mehr Übung werden diese formen erkannt und können auch notiert oder nachgespielt werden. Ich nehme an, dass alle Komponisten so vorgearbeitet haben.

Ich kenne das auch gut von Gesellschaften, wo mich Leute zutexten, die garnicht merken, dass ich gerade unhörbar komponiere.

Wie unser Gehirn wirklich funktioniert, ist trotzdem rätselhaft, da die Synnapsen anscheinend wirklich eine Hyper-Fuzzy-Bio_Logik ausbauen, deren Variationsmöglichkeiten ständig gegen unendlich streben.

Deshalb mögen auch die Formen des inneren Hörens komplexe Überschneidungen aus Gehörtem, Eingebildetem oder Creativem sein.

Eins scheint mir aber sicher. Die innere Hörwelt der Nichtmusiker ist banaler.
 
Hm, das was ihr meint, sind keine Halluzinationen. Das ist das, was jeder, der einige Zeit Musikunterricht hatte, bewusst machen kann: Melodien in das Kurzzeitgedächtnis holen.

Das heißt, dass ich gedanklich Musik höre. Ungefähr so, als ob man ein Gedicht oder einen Satz denken würde.

Ich bin der Ansicht, dass das jeder kann, der eine musikalische Bildung hat.

Aber eine musikalische Halluzination ist was ganz anderes. Man hört im Ohr etwas, was nicht vorhanden ist.

Den Beitrag habe ich jetzt geschrieben, um den Unterschied nochmal zu verdeutlichen.

Ich zitiere mal hier noch ein paar Fälle aus dem Buch, das ich gelesen habe. Werden vieleicht einige von euch kennen, das Buch heißt "Musik im Kopf" von Manfred Spitzer.

Die Patientin hörte insgesamt sechs Musikstücke in unterschiedlicher Reihenfolge, von denen ihr fünf gut bekannt waren, eines jedoch hatte sie noch nie vorher gehört. Die Musik habe ihr weder besonders gut noch besonders schlecht gefallen; als einzige affektive Begleitreaktion trat bei der Patientin eine gewisse Angst, der Zustand könne so bleiben, sowie eine Unsicherheit über ihren geistigen Zustand auf

... nur von kurzen Pausen und vom Schlaf unterbrochen zum Auftreten von klanghaften, klar identifizierbaren musikalische Halluzinationen, die ausschließlich von rechts, also kontralateral zum Herd, wahrgenommen werden. Es handelt sich um in endloser Wiederholung erscheinende, jeweils das Musikstück charakterisierende Melodiezeilen von Volksliedern, Schlagern, Chören, Sinfoniekonzerten usw., die jeweils stundenlang hörbar werden und sich nacheinander ablösen... Bewusstsein und Handlungsfähigkeit blieben ungestört

Weiterhin wird in dem Buch beschrieben, dass eine musikalische Halluzination mit von schizophrenen Menschen gehörten Stimmen typisch ist.
 

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