Musik zur Odyssee

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walsroderpianist

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7. Aug. 2012
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Guten Tag allerseits,

da sich in diesem Forum etliche Leute tummeln, die auch von entlegeneren Dingen Ahnung haben, nun folgende Frage :
Für ein Projekt, wo Teile der Odyssee gelesen und mit Musik kombiniert werden, suche ich dringend dazu passende Klavierstücke. Ich kenne den Zyklus Metopen von Szymanowski, wo 3 Szenen aus der Odyssee dargestellt werden; mehr habe ich nicht gefunden. Für jede Info bin ich dankbar.
Viele Grüße
 
Hallo walsroderpianist,

schön, dass du Szymanowski kennst, der ist mir einer der Liebsten. Was Klaviermusik betrifft, die sich explizit thematisch mit der Odyssee auseinandersetzt, kenne ich leider auch nur die Métopes. Szymanowski hat sich bei den Métopes sehr von der Wassermusik der Impressionisten inspirieren lassen, vielleicht findest du dort was Passendes. Zum Beispiel Ravels "Jeux d'eau" oder "Ondine", Debussys "L'isle joyeuse", "Reflets dans l'eau" oder "Poissons d'or", vielleicht auch Liszts "Les jeux d'eaux à la Villa d'Este" oder "Au bord d'une source".

Viele Grüße!
 
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Hallo Troubadix,

danke für dieTipps.
Die Ideen mit Liszt und den Impressionisten hatte ich auch schon. Odysseus ist ja wirklich viel auf dem Wasser unterwegs.
Allerdings wären die Stücke für mein Dafürhalten fast zu "schön", da er ja ja von seinem Feind Poseidon einige Male fast ums Leben gebracht wird.
Bei Szymanowski wird z.B.bei dem Stück Sireneninsel bei der Klimax der Klang fast hässlich, jedenfalls extrem, was der alles andere als idyllischen Ausdruckswelt der Odyssee entspricht.
Notfalls muss ich selbst was kritzeln, auch wenn es ( natürlich) nicht so gut wird wie bei unserem polnischen Freund.

Nochmals viele Grüße
 
Guten Tag allerseits,

da sich in diesem Forum etliche Leute tummeln, die auch von entlegeneren Dingen Ahnung haben, nun folgende Frage :
Für ein Projekt, wo Teile der Odyssee gelesen und mit Musik kombiniert werden, suche ich dringend dazu passende Klavierstücke. Ich kenne den Zyklus Metopen von Szymanowski, wo 3 Szenen aus der Odyssee dargestellt werden; mehr habe ich nicht gefunden.


Welche Teile der Odyssee sollen denn gelesen werden und in welcher Übersetzung? Auch letzterer Punkt wäre "entscheinungsheblich", meine ich. Ich könnte mir jedenfalls zur zopfigen Voßschen Übersetzung nicht dieselbe Musik vorstellen wie zu der (manchmal allzu) flotten Prosafassung von Christoph Martin (ich nehme an, Du kennst die Hörspielproduktion des HR bzw. die 21 CDs).

Grüße,

Friedrich
 
Welche Teile der Odyssee sollen denn gelesen werden und in welcher Übersetzung? Auch letzterer Punkt wäre "entscheinungsheblich", meine ich.


Nachtrag:

Ein Blick in Hungers mythologisches Lexikon liefert 15 Odysseus-Opern zwischen Monteverdi 1641 und R. Liebermann 1954, darunter "Der Königssohn aus Ithaka" von F.A. Hoffmeister mit dem Libretto von Schikaneder (vollständige Liste bei Bedarf).

Dazu:

Kantaten: M. Seiber (*1905), Ulysses
H. Eder, Die Irrfahrten des Odysseus, 1965
Ballett: F. Hilverding, Ulysses und Circe 1752

Da sollte sich doch der eine oder andere Klavierauszug
auftreiben lassen.

Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ein solches Projekt findet sich auf Youtube und steht in g-moll...:
Irrfahrten des Odysseus (Klavier solo) - YouTube

Eine weitere Youtube-Datei hierzu gibt es auch mit gesprochenem Kommentar. Und damit wäre ich bei dem ganz besonders wichtigen Kriterium der Beziehung zwischen gesprochenem Wort und dazu gefügter Musik angekommen: Soll die Musik illustrativen Zwecken dienen und das dargestellte Geschehen bestenfalls ausdrucksmäßig unterstützen? Da erfüllt dieser Easy-Listening-Soundtrack in g-moll durchaus seinen Zweck. Oder steht die auf den Odysseus-Stoff abgestimmte Musik im Vordergrund? Dann sind natürlich Stücke wie der Szymanowski-Zyklus erste Wahl - freilich müsste dann stets im Ablauf der Bezug auf das zugrunde liegende Sujet betont werden, z.B. durch Nennung des Titels. Ansonsten würden bei Dominanz der gewählten Musik Stücke ihren Zweck erfüllen, die gegebenen Elementen der Handlung entsprechen. Einige Vorschläge zum Aspekt "Wasser" von Liszt, Debussy, Ravel und anderen kämen in Frage, nahe liegend wäre auch Luciano Berios "Wasserklavier".

Ich vermute mal, es geht hier nicht um einen Film, sondern um ein live darzubietendes Projekt mit der Kombination von Wort und Ton. Wenn während der Sprachbeiträge im Hintergrund Musik erklingen soll, ist diese dezent und unaufdringlich auszuführen. Vielleicht gibt es von diesem Soundtrack eine gedruckte Notenausgabe?

LG von Rheinkultur
 
Wenn während der Sprachbeiträge im Hintergrund Musik erklingen soll, ist diese dezent und unaufdringlich auszuführen.

Dieser Punkt wäre als erster zu klären. Vielleicht geht es aber um eine "Suite" aus Rezitation und Musik. Dann würde ich zunächst einmal nach Klavierauszügen / - bearbeitungen der og. Opern suchen. Und dann überlegen ob man sich auf eine oder zwei Epoche beschränkt oder ob ein diachrones Arrangement anzustreben ist.

Grüße,

Friedrich
 
Dann würde ich zunächst einmal nach Klavierauszügen / - bearbeitungen der og. Opern suchen.
Eine Überlegung wert: Wiedergabe der Opern-Exzerpte als absolute Musik - oder Hinzuziehen von Gesangssolist(inn)(en)? Im erstgenannten Fall fehlen die Textinformationen und der Bezug zum Thema wäre auf andere Weise herzustellen. Im letztgenannten Fall erklärt sich dank der textierten Singstimme auch die inhaltliche Seite. "Absolute" Musik oder "Oper am Klavier", wäre hier zu fragen... .

LG von Rheinkultur
 
man kann mal das 3. Nocturne von Debussy - "Sirenen" - in Erwägung ziehen (sofern man dem Klavierauszug gewachsen ist)
 

man kann mal das 3. Nocturne von Debussy - "Sirenen" - in Erwägung ziehen (sofern man dem Klavierauszug gewachsen ist)

Gibt es die Nocturnes von Debussy in einer zweihändigen Fassung? Thematisch passt die Nummer drei natürlich ins Konzept - aber eine überzeugende Transkription des Orchestersatzes in eine geradezu holzschnittartige Klavierfassung bleibt wohl hinter dem Original zurück! Und wenn dann noch zwei Hände dasselbe wie vier Hände leisten müssen... .
 
Da habe ich ja ein Füllhorn von Ideen bekommen. Ich werde versuchen, auf jeden Aspekt zu antworten.

Intendiert ist eine möglichst enge dialogische Verzahnung von Text und Musik. Den Bereichen soll aber ihre Autonomie und auch die Spannung zwischen beiden gelassen werden. Deshalb bin ich so erpicht auf tatsächliche Odyssee- Musik.
(Es soll keiner der ins Kraut schießenden Events sein nach dem Motto: Frau X liest HeineHölderlinEichendorff, Herr Y spielt dazwischen ChopinSchumannBrahms).
Allerdings muss man doch wohl Kompromisse eingehen, weshalb wohl griechische neuere Musik doch mit hinein kommt. Damit werde ich mich beschäftigen, was ich bisher nie
gemacht habe. Gurdjieff/ de Hartmann könnten gut als Ruhepunkte in all der Action dienen; wir haben vielleicht eine Tänzerin dabei, was wieder passt, da diese Stücke teilweise auch zum Tanz eingesetzt wurden.
Das 3. Orchesternocturne gibt es nur in der 2klavierigen Fassung von Ravel; ich habe noch gefunden: die Heimkehr des Odysseus, eine Sinfonie von N. Skalkottas, gibt es ebenfalls in einer Version für 2 Klaviere. Beides übersteigt leider unsere Möglichkeiten.
Easy listening Musik wäre dem Text nicht angemessen und würde ihn trivialisieren. Es sollen nur einige Stellen zur Intensivierung mit Musik unterlegt werden; das machen wir improvisatorisch mit Klavier/ Hang/ Percussion ( hoffentlich nicht trivial).
Dass es so viele Opern zu dem Thema gibt, wusste ich nicht. Sehr gerne hätte ich von Friedrich die Liste. Leider haben wir keine SängerInnen, so dass man sehen muss, ob Teile als Klavierauszug gut klingen und genügend Suggestionskraft haben, dass man den Bezug beim Hören glaubt. Sehr schön scheint zu sein: Penelope von Fauré.
Wir nehmen tatsächlich die alte Übersetzung von Voss, werden sie aber entstauben. Unsere Rezitatoren können das.
Die Übersetzung von Christoph Martin kenne ich nur teilweise. Modisch-salopp.
Die Äneis- Performance von Lenz werde ich mir mit gehöriger Muße ansehen.

Vielen Dank. Ihr habt mir weitergeholfen.
 
(1) Dass es so viele Opern zu dem Thema gibt, wusste ich nicht. Sehr gerne hätte ich von Friedrich die Liste.

(2) Allerdings muss man doch wohl Kompromisse eingehen, weshalb wohl griechische neuere Musik doch mit hinein kommt. Damit werde ich mich beschäftigen, was ich bisher nie gemacht habe.

(3) Wir nehmen tatsächlich die alte Übersetzung von Voss, werden sie aber entstauben. Unsere Rezitatoren können das.
Die Übersetzung von Christoph Martin kenne ich nur teilweise. Modisch-salopp.


(1) Bitte sehr. Die Liste ist aus H. Hunger, Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie (1959) s.v. Odysseus. Für Rezeptionsfragen
eine der besten Quellen.

1641 C. Monteverdie, Il ritorno D'Ulisse
1650 G. Zamboni, Ulisse errante
1702 R. Keiser, Ulysses
1733 J.Chr. Smith Ulysses
1795 F.A. Hofmeister (Libretto: Schikaneder)
1807 B. Romberg, Ulysses und Circe (Libretto: Calderon)
1852 Ch. Gounod, ulysse
1896 A. Bungert, Odysseus' Heimkehr
1903 Ders., O.s Tod
1904 S. Butler & H.F. Jones, Odysseus
1907 H. Cesek, Odysseus' Heimkehr
1930 H. Trantow, O. bei Circe
1942 H. Reutter, Odyssseus
1954 R. Liebermann, Penelope

Vielleicht fördert die Beschäftigung mit dieser Liste ja die eine oder andere Gemme oder das eine oder andere Kuriosum zutage.


(2) Der Grund dafür würde mich interessieren. Ich hoffe es geht nicht um vermeintliche "Authenizität" oder "kulturelle Kontinuität". Eine solche kann es zwischen dem antiken und dem modernen Griechenland, dank der Überfremdung der antiken Bevölkerung durch den Slawensturm, die Albanermigration und vor allem wegen ihrer Helotisierung durch "fränkischer" Baronien und türkische Beys nicht geben, mögen auch die Propagatoren des griechischen nation buildings unverdrossen das Gegenteil behaupten und bei naiven dt. Kulturredakteuren damit auf offene Ohren stoßen.

(3) Also zum ersten: die Voß-Übersetzung ist zum Teil einfach falsch, weil er weder einen zuverlässigen Text hatte noch die homerische Sprache zu seiner Zeit semantisch adäquat erschlossen war. Der "helmumflatterte Hektor" und die "saumnachschleppenden Weiber der Troer" waren außerdem schon zu seiner Zeit ungenießbare Phrasen. Zu zweiten ist er ein Modellfall für das Problem der unterschiedlichen Wortlänge, sodaß seine Hexamter immer mit nichtssagendem Füllmaterial überladen sind. Und den Versuch zu machen, ihn zu "verbessern", würde ich gleich sein lassen, damit zerstört man nur die Eigenheit eines historisch wichtigen Rezeptionsdokuments. Wenn es eine metrische Übersetzung sein muß, dann nehmt die von Roland Hampe, der in den 70er Jahren sich mit dem Füllwortproblem lange Zeit abgeplagt hat und zu dem m.E. besten Ergebnis gekommen ist, das der Unterschied zwischen homerischer und dt. Kunstsprache eben zuläßt.

Martin ist tatsächlich streckenweise salopp. Aber Homer ist wiederum nicht so verzopft, wie uns eine feierlich-komische Tradition deutscher Philologenübersetzungen weismachen wollte.

Grüße,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
(1) Bitte sehr. Die Liste ist aus H. Hunger, Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie (1959) s.v. Odysseus. Für Rezeptionsfragen
eine der besten Quellen.

1641 C. Monteverdie, Il ritorno D'Ulisse
1650 G. Zamboni, Ulisse errante
1702 R. Keiser, Ulysses
1733 J.Chr. Smith Ulysses
1795 F.A. Hofmeister (Libretto: Schikaneder)
1807 B. Romberg, Ulysses und Circe (Libretto: Calderon)
1852 Ch. Gounod, ulysse
1896 A. Bungert, Odysseus' Heimkehr
1903 Ders., O.s Tod
1904 S. Butler & H.F. Jones, Odysseus
1907 H. Cesek, Odysseus' Heimkehr
1930 H. Trantow, O. bei Circe
1942 H. Reutter, Odyssseus
1954 R. Liebermann, Penelope

Vielleicht fördert die Beschäftigung mit dieser Liste ja die eine oder andere Gemme oder das eine oder andere Kuriosum zutage.
Die Liste endet mit dem Jahre 1959 - auch danach haben sich Komponisten mit der Odyssee beschäftigt.
Zwei prominente Beispiele:
"Ulisse", Oper in zwei Akten mit einem Prolog (1968 entstanden) von Luigi Dallapiccola (1904-1975) und
"Odyssee" für variable Besetzung (1967 entstanden) von Anestis Logothetis (1921-1994)

Auch wenn gerade letzteres Opus doch ein wenig den Rahmen sprengen dürfte, dürfte es für das geplante Projekt eine ganze Menge gutes musikalisches Material geben. Für das Projekt viel Erfolg und alles Gute

wünscht Rheinkultur
 
Fischer, Johann Caspar Ferdinand -

die Sammlung "Musicalischer Parnassus" besteht aus Suiten, die nach den Musen benannt sind:
Clio, Calliope, Melpomene, Thalia, Erato und Euterpe.

Hört man da rein, bekommt man außer den Titeln nichts griechisches, sondern nur Barocksuiten serviert, wie sie es zu Duzenden gibt. – Oder irre ich da?
Vielleicht nur entfernt brauchbar für Deinen Zweck.

Es könnte aber sein, dass Dir die Zusammenstellung der Musik zur Rezitation sehr mühsam und unzusammenhängend wird.

Vielleicht musst Du dann eine Musik zusammenstellen, die weniger textbezogen, aber die wenigstens in sich zusammenhängend ist?!

Viel Glück beim Suchen zu dem Projekt!

Walter
 

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