(1) Dass es so viele Opern zu dem Thema gibt, wusste ich nicht. Sehr gerne hätte ich von Friedrich die Liste.
(2) Allerdings muss man doch wohl Kompromisse eingehen, weshalb wohl griechische neuere Musik doch mit hinein kommt. Damit werde ich mich beschäftigen, was ich bisher nie gemacht habe.
(3) Wir nehmen tatsächlich die alte Übersetzung von Voss, werden sie aber entstauben. Unsere Rezitatoren können das.
Die Übersetzung von Christoph Martin kenne ich nur teilweise. Modisch-salopp.
(1) Bitte sehr. Die Liste ist aus H. Hunger, Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie (1959) s.v. Odysseus. Für Rezeptionsfragen
eine der besten Quellen.
1641 C. Monteverdie, Il ritorno D'Ulisse
1650 G. Zamboni, Ulisse errante
1702 R. Keiser, Ulysses
1733 J.Chr. Smith Ulysses
1795 F.A. Hofmeister (Libretto: Schikaneder)
1807 B. Romberg, Ulysses und Circe (Libretto: Calderon)
1852 Ch. Gounod, ulysse
1896 A. Bungert, Odysseus' Heimkehr
1903 Ders., O.s Tod
1904 S. Butler & H.F. Jones, Odysseus
1907 H. Cesek, Odysseus' Heimkehr
1930 H. Trantow, O. bei Circe
1942 H. Reutter, Odyssseus
1954 R. Liebermann, Penelope
Vielleicht fördert die Beschäftigung mit dieser Liste ja die eine oder andere Gemme oder das eine oder andere Kuriosum zutage.
(2) Der Grund dafür würde mich interessieren. Ich hoffe es geht nicht um vermeintliche "Authenizität" oder "kulturelle Kontinuität". Eine solche kann es zwischen dem antiken und dem modernen Griechenland, dank der Überfremdung der antiken Bevölkerung durch den Slawensturm, die Albanermigration und vor allem wegen ihrer Helotisierung durch "fränkischer" Baronien und türkische Beys nicht geben, mögen auch die Propagatoren des griechischen
nation buildings unverdrossen das Gegenteil behaupten und bei naiven dt. Kulturredakteuren damit auf offene Ohren stoßen.
(3) Also zum ersten: die Voß-Übersetzung ist zum Teil einfach falsch, weil er weder einen zuverlässigen Text hatte noch die homerische Sprache zu seiner Zeit semantisch adäquat erschlossen war. Der "helmumflatterte Hektor" und die "saumnachschleppenden Weiber der Troer" waren außerdem schon zu seiner Zeit ungenießbare Phrasen. Zu zweiten ist er ein Modellfall für das Problem der unterschiedlichen Wortlänge, sodaß seine Hexamter immer mit nichtssagendem Füllmaterial überladen sind. Und den Versuch zu machen, ihn zu "verbessern", würde ich gleich sein lassen, damit zerstört man nur die Eigenheit eines historisch wichtigen Rezeptionsdokuments. Wenn es eine metrische Übersetzung sein muß, dann nehmt die von
Roland Hampe, der in den 70er Jahren sich mit dem Füllwortproblem lange Zeit abgeplagt hat und zu dem m.E. besten Ergebnis gekommen ist, das der Unterschied zwischen homerischer und dt. Kunstsprache eben zuläßt.
Martin ist tatsächlich streckenweise salopp. Aber Homer ist wiederum nicht so verzopft, wie uns eine feierlich-komische Tradition deutscher Philologenübersetzungen weismachen wollte.
Grüße,
Friedrich