... Mögt ihr Lang Lang...?

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Magst Du Lang Lang...?


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ja,der Vergleich ist toll,Horowitz war gerade bei den Rhapsodien unerreicht im Aufbau von Spannung,das sich entladende Gewitter beim Finale der 15.oder auch der 6.und 2. sind so was von einzigartig bei ihm,man wird einfach von seinem Rhythmus mitgerissen,viel mehr als bei Leuten wie Cziffra ,die diese Sachen noch schneller spielten("schneller" ist nicht automatisch "besser" oder gar mitreißender!!,Musik ist kein Autorennen,wer am schnellsten im Ziel ist,ist der Beste).

Nochmals zurück zu LangLang:

ich finde die Kameraführung und optische Aufbereitung gerade dieses YT Videos eigentlich sehr gelungen(ist natürlich Geschmackssache und nichts für Puristen),da sie genau zu seiner Art zu spielen paßt:
effektvoll,zerrissen,immer etwas "Stars in der Manege" Stimmung,Akrobatentum,dazu flirrendes Neonlicht in allen erdenklichen Farben(dass der bei dem Geflacker die Tasten überhaupt noch sieht!),wirre Filmfetzen,rasante Kamerafahrten,alle 2 Sekunden neue Einstellungen,genau das wollen scheinbar unsere jungen ex-gameboy und play-station Spieler vorgeführt bekommen.

Ich war mal in einem Rock-Konzert,meiner Frau zuliebe,mit Ohropax ausgestattet versteht sich,genau so geht's da zu: Blitzlichter,dröhnende Lautsprecher, dass einem der Bauch von den Bässen weh tut,Bühnen-Nebel ,ein buntester Farbenreigen von Laseranimationen,einfach ein RIESEN Spektakel ,war wirklich lustig da zuzusehen,wenn nur der Lärm("Musik") nicht gewesen wäre(trotz Ohropax ).Man versetzt durch das Dröhnen der Lautsprecher gemeinsam mit Flackerlicht die Leute in eine Art Trancezustand,alle fangen an herumzuhopsen und fuchteln dann auch noch mit Feuerzeugen in der Luft herum.
Und genau so ein Spektakel wird hier geboten.

Unterschiede wahrnehmbar, und auch technischer Art...

@Rolf: da hast du mich neugierig gemacht,wie meinst du das mit den hörbaren technischen Unterschieden? (spielen können ja beide wie die Teufel)
 
wie meinst du das mit den hörbaren technischen Unterschieden?
bei einem von beiden glitzern alle Passagen, beim anderen sind sie lediglich brav bewältigt - hierbei ist der Unterschied in der Klangqualität beträchtlich, ebenso in der Expressivität; es geht ja nicht nur ums treffen: Technik ist da schon etwas mehr

...mich wundert, dass Herrn Lang das Ettikett spieltechnisches Wunder verliehen wird - was muss man für Begriffe erfinden, wenn man da Aimard zuhört? Hamelin? ...zu schweigen von Ax, Berman usw. ...

(spielen können ja beide wie die Teufel)
(unterschätz den Teufel nicht... würde Herr Urian Klavier spielen, dann eher wie Horowitz ;) )
 
auch hier sind Unterschiede wahrnehmbar, welche denen bei der Consolation nicht unähnlich sind ;);) sie sind klanglicher, musikalischer und auch technischer Art...

So ist es!!! Besonders die technischen Schwächen fand ich interessant, teilweise habe ich sogar das Gefühl, dass ihn das Stück überfordert. Lang Lang ist nicht das technische Wunderkind, als das er oft gefeiert wird, sondern ein ganz normaler, mitteldurchschnittlicher Konzertpianist, der sich durch bunte Lichter und Lederjacke seine ganz eigene Zielgruppe gesucht hat. Horowitz, Rubinstein, Kissin, Argerich, Berman, Ax, Pletnev, selbst Hamelin, Lisitsa und viele andere spielen da in einer ganz anderen Liga was nicht heißen soll, dass alles schlecht ist, was Lang Lang spielt (z.B. die Campanella finde ich gelungen).

In meiner CD-Sammlung befindet sich nur eine CD von Lang Lang. Mein Schwiegervater hat sie mir geschenkt weil er dachte, er tut mir damit was Gutes. :) LL spielt dort Chopins zweites Klavierkonzert, seine dritte Sonate und die Etüde op.10 Nr.3. Dort gibt es durchaus schöne Momente, aber an die wirklich guten Einspielungen dieser Werke (da gibt es einige) kommt er einfach nicht ran.

Die Frage ist nun, warum er die Weltspitze nicht erreicht. Wie Rolf schon erwähnte, hat er mit der sauschweren Don Juan Paraphrase bewiesen, dass er eigentlich das nötige Potential mitbringen würde. Vielleicht liegt es einfach an seinem persönlichen Anspruch an sich selbst. Er ist ja durch aggressives Marketing zum Superstar erklärt worden. Bei seinem Publikum wird es daher ziemlich egal sein, was er in die Tasten ballert. Hauptsache bunte Bilder von schnellen Autos und schönen Frauen laufen im Hintergrund. Ironischer Weise tut sich dadurch in der heutigen Zeit eine größere Zielgruppe auf, als für seriöse Konzertpianisten. Reicht das um überdurchschnittlich erfolgreich zu sein? Trauriger Weise anscheinend schon.

Viele Grüße!
 
Die Frage ist nun, warum er die Weltspitze nicht erreicht.
Viele Grüße!

kurzfristig hat er das insofern,was ausverkaufte Stadien anbelangt,frägt sich allerdings,was in 50 Jahren sein wird (kann ihm und uns natürlich gleich sein), wie lange sind Schnabel,Rubinstein,Horowitz etc schon tot und noch immer gelten ihre Einspielungen als Refernzen ,aber wer wird 2070 noch LangLang CDs hören wollen?
 
Wie Rolf schon erwähnte, hat er mit der sauschweren Don Juan Paraphrase bewiesen, dass er eigentlich das nötige Potential mitbringen würde.

seine Don Juan Paraphrase zeigt,dass er dieses extrem schwierige Werk zwar bewältigt,spielt sauber und kontrolliert,ABER mitreißen tut mich das überhaupt nicht:wer eine wirklich grandiose Einspielung hören möchte,dem empfehle ich dringendst die hundert Jahre alte Aufnahme von Ignatz Friedmann,die bläst einen von den Socken,man muss einfach den Atem anhalten,wie Friedmann das in die Klavierrolle feuert!!!
 
seine Don Juan Paraphrase zeigt,dass er dieses extrem schwierige Werk zwar bewältigt,spielt sauber und kontrolliert,ABER mitreißen tut mich das überhaupt nicht...

Ich sehe das ganz genauso. Natürlich ist es nicht die beste Einspielung aller Zeiten. Aber wie du richtig sagst kann er dieses höllisch schwere Werk sauber und kontrolliert bewältigen und wer das schafft, der bringt einiges an Potential mit.

Viele Grüße!
 
also mir gefällt es ...

ja ich weiss, ich habe keine Ahnung vom Klavierspielen, aber es wurde ja auch nicht gefragt, ob LangLang besser oder schlechter als sonst irgendwer spielt.

Auf Grund der vielen Kommentare habe ich mir auch einige Einspielungen der hier oft angeführten Spezialisten (Rubinstein, Horowitz und einige andere) angehört.

Natürlich unterscheiden diese sich in vielen Dingen .... bei der hier stattfindenden Diskussion stellt sich mir die Frage, was ist denn das Ziel des Klavierspielens ?

Genau ein Stück so nachzuspielen wie ein xy das schon einmal gespielt hat, von dem dann die Fachwelt geschwärmt hat, genau so hat das der (meist tote) Komponist haben wollen ?

Ich spiele, wie schon oft geschrieben Gitarre - wenig bis gar nicht Klassik sondern Blues / Rock / Pop / Jazz / Improvisation. Ich kenne Gitarrenlehrer, die unterrichten keine bekannten Stücke. Deren Meinung ist: "Nachspielen ist nicht Musik machen und ich will das Du (Schüler) lernst Musik zu machen".

Meine Meinung tendiert eher dazu, ein Stück wie das Original spielen und dann weiter zu entwickeln. Das entspricht dann irgendwann meist nicht mehr dem Original - soll es dann aber auch nicht mehr. :-)
OK, bei einigen Stücken (Fingerpicking) bemühe ich mich auch, möglichst nah am Original zu bleiben, bei vielen macht es aber einfach Spass mal etwas anderes zu probieren.

LangLang hat dies meiner Meinung nach auch so weiter entwickelt. Er liefert eine Show ab und spielt "nebenbei" :) Klavier, für mich recht gut.
Gelesen habe ich jetzt nichts über ihn, ich vermute aber mal, der will gar nicht wie Horowitz spielen, sondern seine eigenen Vorstellungen von einem Stück vortragen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

...Genau ein Stück so nachzuspielen wie ein xy das schon einmal gespielt hat, von dem dann die Fachwelt geschwärmt hat, genau so hat das der (meist tote) Komponist haben wollen ? ...

...Gelesen habe ich jetzt nichts über ihn, ich vermute aber mal, der will gar nicht wie Horowitz spielen, sondern seine eigenen Vorstellungen von einem Stück vortragen.

Ich glaube es war Hamelin der einmal sagte, man müsse ein Stück immer so spielen, dass das Publikum den Eindruck bekommt, es höre das Stück zum ersten Mal. Niemand muss versuchen, Horowitz zu kopieren, da man damit nur scheitern kann. Seine eigenen Vorstellungen eines Stückes umzusetzen ist völlig in Ordnung, solange diese musikalisch plausibel bleiben. Genau da scheitert LL aber immer wieder, wie hier sehr schön an der dritten Consolation und den Ungarischen Rhapsodien gezeigt wurde.

Interpretationen können von einander abweichen und trotzdem jeweils erstklassig sein. Hör dir einmal die Aufnahmen von Rachmaninoffs drittem Klavierkonzert gespielt von Horowitz und Argerich an. Die sind beide unterschiedlich und erstklassig. Dann kannst du dir gerne zum Vergleich LL mit diesem Stück anhören.

Viele Grüße!
 
bei der hier stattfindenden Diskussion stellt sich mir die Frage, was ist denn das Ziel des Klavierspielens ?

Genau ein Stück so nachzuspielen wie ein xy das schon einmal gespielt hat.

ist zwar ot,aber oK:was ist also der Sinn?

nein,es ist absolut nicht und niemals der Sinn oder das Ziel Werk x genau so spielen zu wollen wie Meister y,erstens weils ohnehin kaum funktionieren wird (man höre mal die paar allesamt nicht so wahnsinnig gelungenen Versuche einiger guter Pianisten auf YT , Horowitz' (--schon wieder er --) Version der 2.ungar.rhapsodie abzukupfern,zweitens weil das Schwachsinn ist,kann man ja gleich die CD einlegen.

warum also dann,ums noch besser zu spielen? wird auch nicht funktionieren,es gibt von den meisten Werken auch für große Virtuosen schwerlich überbietbare Aufnahmen aus der Vergangenheit,und unsereins wird dieses Niveau sowieso nicht einmal annähernd erreichen oder ihm auch nur ernstlich nahe kommen.

was bleibt also übrig:

ganz einfach:die Musik,das Wunder der Noten,die Geheimnisse darin zu ergründen,die Berufsmusiker haben es da gegenüber Amateuren leichter,da sie ein fundierteres theoretisches Rüstzeug in Sachen Harmonielehre,Kontrapunkt und Komposition(und natürlich auch Technik,Interpretation) auf der Uni erworben haben.

Du siehst dir also ein Werk,das du erarbeiten möchtest, an,egal ob sauschwer oder scheinbar (!) unkompliziert,und beginnst es zu erkunden,ist oft wie einen neuen Kontinent entdecken,diese Komponisten waren einzigartige Genies,dann beginnt die Arbeit,das alles raus zu arbeiten,technisch durchzuackern,oft ändert man (mir geht es oft so) dann plötzlich die ursprüngliche Meinung,eine Interpretation,von der man immer dachte "genau so muss es sein",gefällt einem dann nicht mehr,denn man entdeckt Nuancen,Artikulationsweisen,die man erst bei der Arbeit am Stück endeckt,Tips von anderen Musikern sind da auch oft sehr nützlich,wenn man auf was hingewiesen wird,das man noch nicht entdeckt hatte.
Kleines Beispiel: ein Freund von mir(Berufsmusiker) liebte Brendels Interpretation von Schuberts B Dur Sonate,studierte sie ein,um sie im Konzert zu spielen,als er fertig war mit dem Stück gefiel ihm Brendel überhaupt nicht mehr,da er während der Arbeit eine völlig neue Sicht des Stückes gewann.(was natürlich nicht heißt ,dass er es "besser" spielte als Brendel,nur eben anders,obwohl er zuvor glaubte, das wäre die ultimative Interpretation,also durchaus zur "Nachahmung"geeignet)
Oder aus eigener Erfahrung:Gavrilows Version der Campanella war für mich immer DIE Interpretation schlechthin,keine andere ließ ich drüber stehen,natürlich wäre es Schwachsinn,das nachahmen zu wollen,weil der technisch so turmhoch über unsereins steht,als ich das Werk studieren anfing,gefiel mir plötzlich vieles nicht mehr bei ihm,entdeckte ich Feinheiten,die bei ihm untergehen,die ganze Aussage des Werkes bei seiner version passte mir nicht mehr, und ich kam zu einer völlig neuen Sicht des Stückes.
Den Werken "gerecht" zu werden ist eine Zielvorstellung,schwer oder gar nicht erreichbar mitunter, aber eben ein lohnendes Ziel.

Es gibt auch niemals eine "endgültige" Interpetation eines Werkes denke ich,denk an Karl Böhms Mozart Aufnahmen:zu seiner Zeit(60er,70er Jahre) war das DER Mozart Stil,das letzte Wort schien gesprochen zu sein,heute dirigiert man Mozart völlig anders (nicht immer schöner,aber oft aufregender,weil in diesen Partituren eben unendlich viele Möglichkeiten stecken).

oK,soviel meine Meinung zum "Ziel" des Klavierspielens:

wenn an einem Tag der Komponist mir über die Schulter schaute und er vielleicht sagte, "das war diesmal gar nicht mal so übel",was gäbe es schönere Belohnung für unser Streben?
 
was bleibt also übrig:

ganz einfach:die Musik,das Wunder der Noten,die Geheimnisse darin zu ergründen,die Berufsmusiker haben es da gegenüber Amateuren leichter,da sie ein fundierteres theoretisches Rüstzeug in Sachen Harmonielehre,Kontrapunkt und Komposition(und natürlich auch Technik,Interpretation) auf der Uni erworben haben...

Eine sehr schöne Ausführung der ich im vollen Umfang zustimme!!!

Danke!

Viele Grüße!
 
bravo!!!

das möge sich jede/r, der/die das scheinbar scharfsinnige "bäh nur von Noten abspielen" oder "bäh irgendwen kopieren" einwirft, ausschneiden, auswendig lernen, begreifen und übers Klavier hängen

sagen wir mal so: mir würde das "auswendig lernen" schon genügen. Vielleicht setzt ja mit den Jahren dann auch ein Nachdenk-Prozeß ein...

Aber wie war das nochmal mit dem Nachdenken: soll man den Pferden überlassen, die haben grössere Köpfe :D:D:D:D
 
Danke bisher für Eure Antworten !

Solche Antworten hatte ich mir erhofft, da ich solch einen Ansatz nachvollziehen und unterstützen kann.

Ich habe hier im Board schon viele Beiträge in den unterschiedlichsten Freds gelesen und ab und an hatte ich den Eindruck, dass einige Beiträge mit solchen "Monstern" :-) wie z.B. Horowitz wenn auch unbewusst verglichen werden. Da kann ja jeder Anfänger eigentlich nur noch aufgeben ...

@Kreislerina, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
(Die Bemerkung mit dem Gitarrenlehrer stimmt so ... aber es gibt mindestens soviele Meinungen wie Gitarrenlehrer und andere sehen das ganz entspannt).

Es ist für mich immer noch sehr interessant hier in diesem Board einmal eine ganz andere Sicht der Dinge zu lesen und man möge mir nachsehen wenn ich ab und an mal etwas merkwürdige Fragen stelle - wenn man provoziert bekommt man meist auch ehrliche Antworten :)
 
Weil es so besonders schön zu LL's Darbietung der hier verlinkten 2. Ungarischen Rhapsodie passt und weil es mir heute in die Finger gefallen ist, ein kleines Zitat von Schumann:

Zitat von Schumann - Musikalische Haus- und Lebensregeln:
Such' es nie in der Fertigkeit, der sogenannten Bravour. Suche mit einer Composition den Eindruck hervorzubringen, den der Componist im Sinne hatte; mehr soll man nicht; was darüber ist, ist Zerrbild.

Betrachte es als etwas abscheuliches, in Stücken guter Tonsetzer etwas zu ändern, wegzulassen, oder gar neumodische Verzierungen anzubringen. Dies ist die größte Schmach, die du der Kunst anthust.
...
Was heißt denn aber musikalisch sein?[...]-mit einem Worte, wenn du Musik nicht allein in den Fingern, sondern im Kopf und Herzen hast.
...

:D
 
Zitat von Schumann - Musikalische Haus- und Lebensregeln:
Such' es nie in der Fertigkeit, der sogenannten Bravour. Suche mit einer Composition den Eindruck hervorzubringen, den der Componist im Sinne hatte; mehr soll man nicht; was darüber ist, ist Zerrbild.

Also ich empfinde technische Perfektion und Brillanz in jedem einzelnen Tönchen - je nach Stück - schon als einen ganz unbeschreiblichen Hörgenuß...
 

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