... Mögt ihr Lang Lang...?

  • Ersteller des Themas Dreiklang
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Magst Du Lang Lang...?


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Es gibt da draußen echt verdammt viele unbekannte Pianisten die technisch auf mindestens seiner Höhe sind

Schau Aelrond ! Lang Lang ist nichts anderes alls eine Fehlgeburt der ungebildeten Kritiker

Ich empfehle nochmal, sich diese beiden Stücke anzuhören:

Lang Lang Carnegie Hall: Haydn Sonata in C (part1) - YouTube
Lang Lang Carnegie Hall: Schumann Abegg Variations - YouTube

Besonders Dir, Destenay. Denn man sollte sich das schon mal anhören, worüber man ein Urteil fällt.

Grundregel für alle Kritiker.
 
na ja... für alle Bewunderer und Enthusiasten sollte auch gelten, sich verschiedenes kritisch anzuhören (und dabei natürlich auch vergleichend)
Du stellst L-L als eine Art technisch-musikalisches Wunder dar - bitte sei so gut, und höre dir Samuil Feinberg mit Skrjabins grausam schwieriger fünfter Klaviersonate an (und dazu etliche Aufnahmen wohlbekannter Interpreten) --- wenn dich das nicht dazu bringt, deine Ansichten über technisch-musikalische Wunder zu ändern, dann weiß ich da auch keinen Rat mehr...
 
Du stellst L-L als eine Art technisch-musikalisches Wunder dar

Nein nein, rolf, das hab ich doch schon revidiert ;) Vielleicht hab' ichs nicht deutlich genug geschrieben. Ich selbst kann ja gar keine Aussagen zu maximaler pianistischer Technik treffen. Dazu fehlt mir der Hintergrund (ein guter Hintergrund ist glaube ich auch, solche Sachen selbst anhörbar zu spielen)

Samuil Feinberg mit Skrjabins grausam schwieriger fünfter Klaviersonate

Etwa diese? ;)

Komposition zusammen mit Interpretation sind ja wirklich eine Wucht...! Danke für den Tip. Höchst beeindruckende Expressivität und Sensitivität in den langsamen Passagen, finde ich. Die rasend schnellen Stellen klingen überaus virtuos in meinen Ohren.
 
Du hast L.L. doch wiederholt in die höchsten Sphären der Pianistik gehoben

In diese Sphären kommt man nur, wenn man einige schwerste Stücke mit den verschiedenen technischen Höchstanforderungen beim Klavierspiel, die es so gibt, mit Bravour meistert (sprich: wenn man beweist, daß man das auch kann).

Lang Lang hat das noch nicht bewiesen, so in etwa war rolf's Aussage. Und ich schließe mich ihr an, und hebe Lang Lang daher nicht in die Eliteriege der pianistischen Technikwunder.
 
Lang Lang hat das noch nicht bewiesen, so in etwa war rolf's Aussage. Und ich schließe mich ihr an, und hebe Lang Lang daher nicht in die Eliteriege der pianistischen Technikwunder.
Ein weiterer Aspekt ist die m.E. extreme Unbeständigkeit in der Qualität der Darbietungen. Ich halte Lang Langs Interpretationen der Abegg-Variationen und der mehrfach erwähnten Haydn-Sonate für beachtlich und überzeugend gelungen, während andere Dokumente (ich erinnere nur an Rachmaninow op. 23/5) kaum zu ertragen sind. Die vielfach genannten Vertreter einer "Eliteriege der pianistischen Technikwunder" spielen selbst an etwaigen "schlechteren Tagen" einen Lang Lang an die Wand - aber interessiert das ein Publikum wirklich, das überdurchschnittlich häufig kaum einen Bezug zu klassischer (Klavier-)Musik hat und vor diesem Hintergrund Lang Lang natürlich toll findet? Dessen größte Fans sind vermutlich auch sonst eher Koryphäen wie Paul Potts, André Rieu, Vanessa Mae, Helmut Lotti zugetan, denen natürlich keiner die Existenzberechtigung streitig macht. Nun befinden wir uns hier aber in einem Forum mit vielen auf professioneller Basis tätigen Pianisten und Klavierpädagogen, die auf wirklich erstklassige interpretatorische Lösungen Wert legen und entsprechend genau hinhören. Hamelin, Aimard, Naoumoff und manche anderen Persönlichkeiten spielen auf Dauer in einer viel höheren Liga, auch wenn gelungene Darbietungen Lang Langs Beachtliches zu Tage fördern. Aber die wirklich große Musik spielt oftmals an anderen Orten als an denen, wo die Massen nur so hinströmen...!
 
Ich empfehle nochmal, sich diese beiden Stücke anzuhören:

Lang Lang Carnegie Hall: Haydn Sonata in C (part1) - YouTube
Lang Lang Carnegie Hall: Schumann Abegg Variations - YouTube

Besonders Dir, Destenay. Denn man sollte sich das schon mal anhören, worüber man ein Urteil fällt.

Grundregel für alle Kritiker.

Lieber Dreiklang,

ich habe mir deinetwegen und deiner Kritik mal die Abegg Variationen von Lang Lang kurz angehört, aber schon nach einigen Takten hatts mir gereicht.
Mir fällt auf, dass Du die Carnegie Hall immer wieder hervorhebst alls ob dies das Mass aller Dinge ist.
Was Gespühr für gute Interpretationen sind brauchst Du mir nichts zu sagen und auch nicht zu belehren. Ich möchte mich nicht hervorheben, dies liegt mir überhaubt nicht, aber meine Meinung wird von Konzertveranstaltern und Musikern weltweit immer wieder gerne eingehollt. Ein grosser Pianist zeichnet sich dadurch aus, dass er Akzente setzen kann, quasi eine Domaine besitzt. Ein grosser Liszt Spieler kann auch ein schlechter Mozart Spieler sein und umgekehrt. Bei Lang Lang finde ich diesbezüglich nichts, gelingt ihm mal was besonderes, stellt sich bei mir gleich die Frage ob es ein Zufallstreffer war. Lang Lang ist ein harter Geschäftsmann, mit seinen Managern geht er nicht gerade ziemperlich um, dies sagt doch einiges über diesen Entertainer aus.
Zurückkommend auf die Abeggvariationen, möchte ich dir mal eine Aufnahme beilegen von Jörg Demus, er hatte sie letztes Jahr mir 83 Jahren nochmals aufgenommen.
Demus hatt in allen grossen Konzerthäusern dieser Welt gespielt, auch in der Carnegie Hall. Dieser Pianist ist heute noch weltweit gefragt, vorallem vom jungen Puplikum.
Von Demus darf sicher gesagt werden, er gehört zu den Letzten der ganz Grossen, sicher auch einer der bescheidensten.
Demus wurde schon vor Jahren alls einer der bedeutensten Schumann Spieler, in Zwickau ausgezeichnte. Dieses Jahr oder nächstes Jahr, wird es einen besonderen Ehrentag für Demus in Zwickau geben, wo er spielen und einen Vortrag halten wird.
Ich lege dir mal Links von den Preisträger des Schumannhauses in Zwickau und den Abeggvariationen mit Jörg Demus bei.

Robert Schumann und seine Geburtsstadt Zwickau
schau mal nach welche Pianisten dort ausgezeichnet worden sind.

Abeggvariationen: Jörg Demus plays Schumann Abegg variations, Op.1 - YouTube

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Destenay

Danke für die Infos! Ich werde mir einmal ein paar Dinge anhören von Demus. Du hast natürlich recht, daß Musik auch ein knallhartes Geschäft ist - in jeder Hinsicht.

Und denke ich etwa daran, wenn ich ein hinreißendes Konzert höre, daß manch einer der Musiker unter Schmerzen spielt, oder sich fragt, wo er im Alter unterkommen wird?

Oder: will ich überhaupt daran denken? Wahrscheinlich nicht...

Im Business zählen auch Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten. Gut aussehen muß das Nachwuchstalent, damit das CD-Cover auch ordentlich was hermacht. Die Leute werden herausgeputzt. Nur dann, wenn man etwas tiefer blickt, zählt die Musikalität mehr als die Figur. Ich gehöre zu den letzteren... jemand kann aussehen wie er will, heißen wie er will: entscheidend ist, was man am Ende am Flügel zu hören bekommt.

Ich gewöhne mir gerade an, bei YT Aufnahmen grundsätzlich gar nicht erst aufs Bild zu schauen, sondern gleich nur zu hören.

Übrigens, mal ein Danke für Deine "Blicke hinter die Kulissen" und Deine umfangreichen Beiträge!

Man kann so doch einige Dinge erfahren, die nur Insider wissen können.
 
Geschäftsmann oder Geschäftemacher?

Lang Lang ist ein harter Geschäftsmann, mit seinen Managern geht er nicht gerade zimperlich um, dies sagt doch einiges über diesen Entertainer aus.
Um zu überleben, muss grundsätzlich jeder Künstler ein Stück weit Geschäftsmann sein, weil er sonst gar nicht überleben könnte - insbesondere, wenn er auf selbständiger Basis tätig ist. Vielleicht sollte man sich mal kurzzeitig einen Pianistenvergleich (hier vielleicht von Lang Lang mit Jörg Demus) verkneifen und sich mal einen anderen Musikerberuf anschauen? Vielleicht könnte man mal das Lebenswerk großer Chordirigenten wie Helmuth Rilling, Erwin Ortner, Herbert Schernus und anderer Koryphäen mit Gotthilf Fischer vergleichen - der Name, der beim Googeln nach dem berühmtesten Chorleiter der Welt mit Abstand am häufigsten auftaucht. Die künstlerischen Ausnahmeleistungen der ersteren zu würdigen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Letzterer gilt als exzellenter Vermarkter und Geschäftsmann, der auf der künstlerischen Ebene eine ganz einfach gestrickte, kommerziell äußerst wirkungsvolle Literatur an die Frau und an den Mann bringt - erfolgreich bei einem völlig anders strukturierten Publikum! Wer nun die Nase rümpft, muss sich im Gegenzug fragen lassen, ob er selbst dazu in der Lage wäre, so viele Menschen für das Singen zu begeistern. Ein vollbesetztes Fußballstadion zum fröhlichen Mitsingen zu begeistern - das können wohl auch nur die Allerwenigsten. Möglicherweise wären die von ausbleibendem Nachwuchs gebeutelten Traditionschöre hierzulande wohl schon vor Jahrzehnten sang- und klanglos untergegangen, wenn nicht das Chorsingen wieder so populär geworden wäre. Wer dann ambitioniert musiziert, wird sich möglicherweise aus eigenem Antrieb mit anspruchsvolleren Aufgaben befassen und nicht auf dem Niveau des "Easy Listenings" stehen bleiben. Vielleicht ist die "Minimal Art" eines Richard Clayderman vor diesem Hintergrund doch zu irgend etwas sinnvoll, auch wenn wir als Befürworter einer pianistischen Hochleistungskultur dem herzlich wenig abgewinnen können. Zitat: "Es gibt Frisöre und es gibt Pianisten. Der Franzose Richard Clayderman ist ein Pianör." (Michael Naura in seinem Buch jazz-toccata, S. 209):p:p:p:p
 
Lieber Rheinkultur,

Ein weiterer Aspekt ist die m.E. extreme Unbeständigkeit in der Qualität der Darbietungen. (...)

ich pflichte Dir vorbehaltlos bei, in allen Deinen Punkten.

Ich halte Lang Langs Interpretationen der Abegg-Variationen und der mehrfach erwähnten Haydn-Sonate für beachtlich und überzeugend gelungen

Damit bist Du der erste, der etwas positives dazu sagt! ;) Tut mir auch in gewissem Sinne einmal gut. Ich werde mir diese Stücke noch öfter mal anhören, und noch weiter verinnerlichen. Immer, wenn ich auf meinem Lebensweg durch die Musik etwas neues, außergewöhnliches, für mich entdeckt habe, höre ich das oft an. Das, was dann kommt, muß sich genau daran messen...

Bisher sind diese Aufnahmen für mich ein Musterbeispiel, wie musikalisch und mit welchem Einsatz höchster feinster Klavierspieltechnik man Stücke dieses Schwierigkeitsgrades gestalten kann. Das ist natürlich in diesem Fall meine private Meinung.
Und wie gesagt, ich höre schon genau hin, und spiele ja auch selber Sachen mit hohen Ansprüchen (freilich, ohne diesen gerecht werden zu können).

Was will man heute? Man will CD-Qualität. In einer Zeit, wo hochwertige Wiedergabetechnik nicht mehr viel kostet, möchte man auch kein Rauschen und Knistern mehr, und wenn möglich auch nicht mehr das Rumpeln einer digitalisierten Schallplattenaufnahme. Dennoch höre ich auch Aufnahmen in lausiger Qualität - wenn die musikalische Qualität überragend ist.

Da muß jeder seinen eigenen Kompromiß finden. Das beste ist immer, man findet beides in einem. So ist die heutige Konsumgesellschaft: sie will und fordert alles.
Und das am besten sofort.

Schönen Gruß!

P.S. übrigens, wollte ich Dir auch einmal ein Kompliment für Deine Beiträge machen. Deine Texte sind immer wohldurchdacht, und das nicht nur im gepflegten sprachlichen Ausdruck, und es macht Spaß, sie zu lesen. Eine Bereicherung für dieses Forum - so empfinde zumindest ich es ;)
 
Um zu überleben, muss grundsätzlich jeder Künstler ein Stück weit Geschäftsmann sein, weil er sonst gar nicht überleben könnte - insbesondere, wenn er auf selbständiger Basis tätig ist. Vielleicht sollte man sich mal kurzzeitig einen Pianistenvergleich (hier vielleicht von Lang Lang mit Jörg Demus) verkneifen und sich mal einen anderen Musikerberuf anschauen? Vielleicht könnte man mal das Lebenswerk großer Chordirigenten wie Helmuth Rilling, Erwin Ortner, Herbert Schernus und anderer Koryphäen mit Gotthilf Fischer vergleichen - der Name, der beim Googeln nach dem berühmtesten Chorleiter der Welt mit Abstand am häufigsten auftaucht. Die künstlerischen Ausnahmeleistungen der ersteren zu würdigen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Letzterer gilt als exzellenter Vermarkter und Geschäftsmann, der auf der künstlerischen Ebene eine ganz einfach gestrickte, kommerziell äußerst wirkungsvolle Literatur an die Frau und an den Mann bringt - erfolgreich bei einem völlig anders strukturierten Publikum! Wer nun die Nase rümpft, muss sich im Gegenzug fragen lassen, ob er selbst dazu in der Lage wäre, so viele Menschen für das Singen zu begeistern. Ein vollbesetztes Fußballstadion zum fröhlichen Mitsingen zu begeistern - das können wohl auch nur die Allerwenigsten. Möglicherweise wären die von ausbleibendem Nachwuchs gebeutelten Traditionschöre hierzulande wohl schon vor Jahrzehnten sang- und klanglos untergegangen, wenn nicht das Chorsingen wieder so populär geworden wäre. Wer dann ambitioniert musiziert, wird sich möglicherweise aus eigenem Antrieb mit anspruchsvolleren Aufgaben befassen und nicht auf dem Niveau des "Easy Listenings" stehen bleiben. Vielleicht ist die "Minimal Art" eines Richard Clayderman vor diesem Hintergrund doch zu irgend etwas sinnvoll, auch wenn wir als Befürworter einer pianistischen Hochleistungskultur dem herzlich wenig abgewinnen können. Zitat: "Es gibt Frisöre und es gibt Pianisten. Der Franzose Richard Clayderman ist ein Pianör." (Michael Naura in seinem Buch jazz-toccata, S. 209):

Lieber Rheinkultur,

ich stimme dir diesbezüglich vollkommen zu.
Sowie ich verstehe, mit meinem Vergleich Lang Lang und Demus, gehört für dich Lang Lang auch in die Kategorie Gotthilf Fischer !
Dazu möchte ich erwähnen, dass ich dies keinenfalls negativ meine. Ich bin aber der Auffassung Lang Lang ist diesbezüglich ein Hansdampf, einem Pianisten der ein riesen Vermögen besitzt für knapp 10 Minuten Auftritt schon 24 Millionen Dollar bekommen hat, stehen alle Möglichkeiten offen und diese Möglichkeit hat er gewählt, nochmehr Geld zu verdienen und dies kann er nur Dank der Masse. Ob er damit Menschen den Weg zur klassischen Musik wirklich öffnet, wie dies die Meisten, ich nenne es jetzt seriösen Pianisten hoffen, sei dahingestellt.
In der heutigen Zeit wird sehr häufig darauf geachtet vorallem bei Agenten und Konzertveranstaltern, dass sie die Schönsten von den sehr guten Jungen (Seriösen) lancieren mit dem Grund , dass damit entsprechendes Puplikum angezogen wird. Bis jetzt ist mir nicht bekannt, dass dies was gebracht hat weil diese Pianisten so eine Show wie der Schöne Lang Lang:D sie durchzieht nicht mitmachen.

Cordialement
Destenay
 

Ich bin aber der Auffassung, Lang Lang ist diesbezüglich ein Hansdampf, einem Pianisten, der ein riesen Vermögen besitzt, für knapp 10 Minuten Auftritt schon 24 Millionen Dollar bekommen hat, stehen alle Möglichkeiten offen und diese Möglichkeit hat er gewählt, noch mehr Geld zu verdienen und dies kann er nur Dank der Masse. Ob er damit Menschen den Weg zur klassischen Musik wirklich öffnet, wie dies die meisten, ich nenne es jetzt seriösen, Pianisten hoffen, sei dahingestellt.
In der heutigen Zeit wird sehr häufig darauf geachtet, vor allem bei Agenten und Konzertveranstaltern, dass sie die Schönsten von den sehr guten Jungen (Seriösen) lancieren mit dem Grund, dass damit entsprechendes Publikum angezogen wird.
Genauso ist es. Vor vielen Jahren ist mal ein Portrait von Tennis-Star Boris Becker in einer Tageszeitung mit den Worten kommentiert worden: "Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein, wenn man viel davon hat." - alles kommt eben irgendwann wieder!

Den Weg zur klassischen Musik mit solchen "Anregern" oder "Vorbildern" öffnen? Wenn überhaupt, erkennt der musizierende Nachwuchs bei einer Orientierung Richtung Hoch- und Höchstleistung möglicherweise recht bald, dass die wirklich "große" Musik anderswo gespielt wird. Die Weichenstellung hin zur solistischen Karriere erfolgt bei angehenden Pianist(inn)en erfahrungsgemäß meist in sehr jungen Jahren - wenn diesen Referenzaufnahmen zur Fortbildung auf hohem Qualitätsniveau ans Herz gelegt werden, dürften rolf und andere auf seriöser Basis ausbildenden Kolleg(inn)en wohl kaum Einspielungen mit Lang Lang wählen. Wo Interpretationen von Lang Lang ansprechend oder gut gelingen, gibt es in allen Fällen noch bessere Aufnahmen - und das ohne Show und buntes Licht.

Als ich anfing, Klavier zu lernen, wurde Richard Clayderman gerade so richtig populär. Natürlich kamen bald eine Doppel-LP und die Notenausgabe der "Ballade pour Adeline" ins Haus, ohne mich in der Karriere-Entwicklung als Musiker nachhaltig zu prägen. Dass ich mich später mit Jazz und Popularmusik intensiv befasst habe und bis auf den heutigen Tag auch als professioneller Unterhaltungspianist tätig bin, hatte damit absolut nichts zu tun. Aber vielleicht sind andere Musikerlaufbahnen dadurch beeinflusst worden - wer weiß das schon so genau?

So wie in der Bevölkerung der durchschnittlich begabte und mittelmäßig leistungsfähige Normalmensch (was immer das sein mag) am häufigsten anzutreffen ist, sind Abweichungen nach oben oder auch nach unten eher eine Angelegenheit für Minderheiten. Da die meisten Menschen naturgemäß den einfachsten und schnellsten Weg zum Erfolg wählen, wird so viel Wert auf attraktive Verpackungen gelegt, zumal die meisten wohl nicht allzu genau hinschauen, was drin ist. Nicht erst seit Lang Lang gibt es auch auf dem Klassik-Markt Massenprodukte (Stichwort "Häppchen-Ästhetik"). Mit den marktüblichen Angeboten erreicht man 80% der Bevölkerung, für die 10% Versager ist der Staat da, die 10% Hochbegabten können sich eh selber helfen - und alle sind glücklich und zufrieden, Hauptsache satt und sauber...!

Viele denken so - aber vielleicht nicht der Einzelne, dem in unserem Falle künstlerische Durchschnittsware einfach nicht genug ist. Leider lassen sich damit keine Massenbewegungen organisieren oder wenigstens jeder Konzertsaal füllen. Was lernen wir daraus...??????
 
Den Weg zur klassischen Musik mit solchen "Anregern" oder "Vorbildern" öffnen? Wenn überhaupt, erkennt der musizierende Nachwuchs bei einer Orientierung Richtung Hoch- und Höchstleistung möglicherweise recht bald, dass die wirklich "große" Musik anderswo gespielt wird.

Ach weißt Du - ich bin ja schon froh darüber, wenn viele Leute, der Durchschnitt eben, überhaupt einen Pianisten am Instrument sehen, und keinen Würgeanfall dabei bekommen. Lang Lang und Gottschalk kriegten das schonmal hin ;)

Lang Lang bei Gottschalk - YouTube

Das Bild eines Mannes, wie er an einem so großen und beeindruckenden Instrument spielt... wenigstens kommt es dem Durchschnittsmenschen überhaupt mal ins Bewußtsein...


Was ist damit gemeint? Z.B. gängige Klassik-Bonbon's auf eine CD zu pressen? Das grauenhafteste, das ich mal geschenkt bekommen hab, war eine Sammlung "Die hundert Meisterwerke der Klassik" oder so ähnlich :cool:

Viele denken so - aber vielleicht nicht der Einzelne, dem in unserem Falle künstlerische Durchschnittsware einfach nicht genug ist. Leider lassen sich damit keine Massenbewegungen organisieren oder wenigstens jeder Konzertsaal füllen. Was lernen wir daraus...??????

Daß es Menschen mit Anspruch gibt, und solche ohne, Menschen, die etwas mehr oder weiter denken, und eben die anderen...
 
Genauso ist es. Vor vielen Jahren ist mal ein Portrait von Tennis-Star Boris Becker in einer Tageszeitung mit den Worten kommentiert worden: "Geld allein macht nicht glücklich, aber es beruhigt ungemein, wenn man viel davon hat." - alles kommt eben irgendwann wieder!

Den Weg zur klassischen Musik mit solchen "Anregern" oder "Vorbildern" öffnen? Wenn überhaupt, erkennt der musizierende Nachwuchs bei einer Orientierung Richtung Hoch- und Höchstleistung möglicherweise recht bald, dass die wirklich "große" Musik anderswo gespielt wird. Die Weichenstellung hin zur solistischen Karriere erfolgt bei angehenden Pianist(inn)en erfahrungsgemäß meist in sehr jungen Jahren - wenn diesen Referenzaufnahmen zur Fortbildung auf hohem Qualitätsniveau ans Herz gelegt werden, dürften rolf und andere auf seriöser Basis ausbildenden Kolleg(inn)en wohl kaum Einspielungen mit Lang Lang wählen. Wo Interpretationen von Lang Lang ansprechend oder gut gelingen, gibt es in allen Fällen noch bessere Aufnahmen - und das ohne Show und buntes Licht.

Als ich anfing, Klavier zu lernen, wurde Richard Clayderman gerade so richtig populär. Natürlich kamen bald eine Doppel-LP und die Notenausgabe der "Ballade pour Adeline" ins Haus, ohne mich in der Karriere-Entwicklung als Musiker nachhaltig zu prägen. Dass ich mich später mit Jazz und Popularmusik intensiv befasst habe und bis auf den heutigen Tag auch als professioneller Unterhaltungspianist tätig bin, hatte damit absolut nichts zu tun. Aber vielleicht sind andere Musikerlaufbahnen dadurch beeinflusst worden - wer weiß das schon so genau?

So wie in der Bevölkerung der durchschnittlich begabte und mittelmäßig leistungsfähige Normalmensch (was immer das sein mag) am häufigsten anzutreffen ist, sind Abweichungen nach oben oder auch nach unten eher eine Angelegenheit für Minderheiten. Da die meisten Menschen naturgemäß den einfachsten und schnellsten Weg zum Erfolg wählen, wird so viel Wert auf attraktive Verpackungen gelegt, zumal die meisten wohl nicht allzu genau hinschauen, was drin ist. Nicht erst seit Lang Lang gibt es auch auf dem Klassik-Markt Massenprodukte (Stichwort "Häppchen-Ästhetik"). Mit den marktüblichen Angeboten erreicht man 80% der Bevölkerung, für die 10% Versager ist der Staat da, die 10% Hochbegabten können sich eh selber helfen - und alle sind glücklich und zufrieden, Hauptsache satt und sauber...!

Viele denken so - aber vielleicht nicht der Einzelne, dem in unserem Falle künstlerische Durchschnittsware einfach nicht genug ist. Leider lassen sich damit keine Massenbewegungen organisieren oder wenigstens jeder Konzertsaal füllen. Was lernen wir daraus...??????

Was mich besonders SCHOCKIERT, dass noch relativ Junge weltberühmte grosse Pianisten sich heute mit Gagen von 2000euro -3000 euro incl. Spesen vielleicht mal etwas mehr! an Festspielen usw. abspeissen lassen müssen. Man könnte mit dem Argument kommen, warum spielen sie dann ? die Antwort: " diese Gagen haben sich eingebürgert und diese Pianisten sind dankbar überhaupt etwas zu verdienen.
An was dies liegt ! brauche ich hier nicht zu erwähnen, ansonsten springen mir gleich einig an den Hals:D Ich kann nur den RATgeben, sich mit den interessanten Interpreten zu beschäftigen, dies werden es uns danken.

Cordialement
Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Dreiklang,

ich habe hier mal angetöhnt, dass man die Gesichter und die Mimik der grossen Pianisten studieren sollte, da dies viel ausdrückt. Lang Lang ist diesbezüglich ein parade Beispiel (...)

Ich finde Lang Lang's Gesicht beim Spiel in der Carnegie Hall wirklich faszinierend: eine vollkommene Gelöstheit und Entspanntheit. Das Klavierspiel ist für ihn so leicht, wie für mich Wechselgeld zu zählen...

Und weil es ihm offenbar tatsächlich keinerlei manuelle Schwierigkeiten mehr bereitet, gelingt es ihm auch technisch so hochklassig.

Ich mag es viel lieber, wenn ein Stück einfacher ist, und dabei technisch vollkommen beherrscht wird und schön differenziert ausgestaltet wird, als zu schwer und dann mit technisch-musikalischen Defiziten.

Hätte Lang Lang in der Carnegie Hall etwas extrem schweres gespielt und dabei technisch gepatzt, hätte mir seine Musik bestimmt nicht so gut gefallen...

P.S. Horowitz' Gesicht sieht auf manchen seiner Aufnahmen auch so entspannt aus ;)
 
Ach weißt Du - ich bin ja schon froh darüber, wenn viele Leute, der Durchschnitt eben, überhaupt einen Pianisten am Instrument sehen, und keinen Würgeanfall dabei bekommen. Lang Lang und Gottschalk kriegten das schonmal hin ;)
Das Bild eines Mannes, wie er an einem so großen und beeindruckenden Instrument spielt... wenigstens kommt es dem Durchschnittsmenschen überhaupt mal ins Bewußtsein...
Mir hat schon der Anblick des zinnoberrot lackierten Steinway-Flügels genügt, um sofort quälenden Brechreiz zu verspüren. Und dann das chinesische Stück mit der Karikatur der 2. Liszt-Rhapsodie inklusive...! In den großen Samstagabend-Shows gehört es wohl dazu, dass sich erwachsene Menschen zum Affen machen - dass nun selbst die Pianistik dafür herhalten muss, macht einen schon wütend. Da ist man froh, wenn man selbst samstagabends ein Konzert hat - sonst konnte man bis vor zwei Jahren nur hoffen, dass anschließend "Boxen live im Zweiten" läuft, um ein paar Aggressionen abzubauen.

Für einfach strukturierte Naturen (auch die, die bei Gottschalk so sinnfrei auf eins und drei mitklatschen konnten) sind Klassik-Häppchen genau das Richtige: Kompilationen, die mit Bachs C-Dur-Präludium aus WTC I beginnen, Highlights wie "Für Elise" und Schumanns "Träumerei" folgen lassen und mit Debussys "Clair de lune" aufhören - Rubinsteins Melodie in F und die einzige bekannte Humoreske von Dvorak natürlich nicht zu vergessen. Natürlich kann man bei virtuoserer Literaturauswahl die Finger noch viel effektvoller fliegen lassen und dabei Franz Liszt in seiner Totenruhe stören. Spätestens dann kommt wieder einmal Lang Lang ins Spiel - wer hätte das gedacht?
 
Zitat von Rheinkultur:
So wie in der Bevölkerung der durchschnittlich begabte und mittelmäßig leistungsfähige Normalmensch (was immer das sein mag) am häufigsten anzutreffen ist, sind Abweichungen nach oben oder auch nach unten eher eine Angelegenheit für Minderheiten. Da die meisten Menschen naturgemäß den einfachsten und schnellsten Weg zum Erfolg wählen, wird so viel Wert auf attraktive Verpackungen gelegt, zumal die meisten wohl nicht allzu genau hinschauen, was drin ist. Nicht erst seit Lang Lang gibt es auch auf dem Klassik-Markt Massenprodukte (Stichwort "Häppchen-Ästhetik"). Mit den marktüblichen Angeboten erreicht man 80% der Bevölkerung, für die 10% Versager ist der Staat da, die 10% Hochbegabten können sich eh selber helfen - und alle sind glücklich und zufrieden, Hauptsache satt und sauber...!

Viele denken so - aber vielleicht nicht der Einzelne, dem in unserem Falle künstlerische Durchschnittsware einfach nicht genug ist. Leider lassen sich damit keine Massenbewegungen organisieren oder wenigstens jeder Konzertsaal füllen. Was lernen wir daraus...??????
Ich glaube, man darf nicht unterschätzen, was für eine Suggestivkraft die Auftritte eines Lang Lang entfalten können. Nicht für die Kenner, aber für die Interessierten, denen Klassik gar nicht anders begegnet als in Form von Lang Lang, Vanessa Mae oder André Rieu. In den Massenmedien wird kaum differenziert oder relativiert. Uns wird eben ein Meisterpianist vorgesetzt dessen Qualitäten nicht hinterfragt werden. Und für alle, die Klassik nur so kennen gelernt haben, setzen die Auftritte von Lang Lang Maßstäbe, an denen später ggf. anderes gemessen wird.

Nur mal ein paar Pressestimmen zu Lang Lang:
Zitat von Der Spiegel:
Lang Lang, 28, ist einer der besten Klavierspieler der Welt.
Zitat von BILD:
BILD wird 60 und die Größten gratulieren: Nach Pop-Star Justin Bieber (18 ), der 60 BILD-Leser zu einem exklusiven Konzert geladen hatte, spendiert jetzt Musik-Genie Lang Lang (30) eine Klavierstunde.
Zitat von faz:

Es ließe sich wahrscheinlich mühelos mehr finden. Das grenzt schon an gezielte Desinformation... Dass es vor und neben Lang Lang auch noch unzählige ernstzunehmende Pianisten gibt, die uns meist mehr zu sagen hätten, erfährt man hier jedenfalls nicht. Die lassen sich vielleicht einfach nicht so gut verkaufen ;)
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Falls wer Interesse hat, die einzelnen Links meiner Recherche:
Spiegel
Bild
faz
 
Ich glaube, man darf nicht unterschätzen, was für eine Suggestivkraft die Auftritte eines Lang Lang entfalten können. Nicht für die Kenner, aber für die Interessierten, denen Klassik gar nicht anders begegnet als in Form von Lang Lang, Vanessa Mae oder André Rieu. In den Massenmedien wird kaum differenziert oder relativiert. Uns wird eben ein Meisterpianist vorgesetzt dessen Qualitäten nicht hinterfragt werden. Und für alle, die Klassik nur so kennen gelernt haben, setzen die Auftritte von Lang Lang Maßstäbe, an denen später ggf. anderes gemessen wird. (...) Es ließe sich wahrscheinlich mühelos mehr finden.
"Ick wunder mir über jar nischt mehr", um es mit einem Otto-Reutter-Couplet zu sagen. Es ist bezeichnend, dass beim Googeln die Suche nach dem besten Chorleiter der Welt seitenlang in schönster Regelmäßigkeit zu Gotthilf Fischer führt. Probe aufs Exempel: ca. 10.200.000 Treffer für "Lang Lang", ca. 1.530.000 Ergebnisse für "Arthur Rubinstein", ca. 1.480.000 Resultate für "Alfred Brendel". Noch Fragen? Ach ja: ca. 1.360.000 Angebote für den zweitklassigen "Vladimir Horowitz" nicht zu vergessen...!

Wer jetzt nach einer plausiblen Rangordnung fragt, denke mal über folgendes Zitat nach: "Ein Idealist ist jemand, der, wenn er bemerkt, dass eine Rose besser riecht als ein Kohlkopf, den Schluss zieht, sie werde auch die bessere Suppe ergeben." (Henry Louis Mencken, amerikanischer Schriftsteller, 1880 - 1956)
 

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