Von den heutigen Jagdwaffen ( Panzer, z.B. ) zurück ins Mittelalter: Ich erkenne eine Wandlung der Waidmanns-Moral im Verlauf der Zeit von den uralten Germanen ( zur Römerzeit ) bis zur Jägerklause der Nibelungen: Diese kämpften fair, Mann gegen Tier, mit ritterlichen Waffen,


( aber auch mit schnellwirkenden oder gut gezielten Pfeilen, wie an einer Stelle deutlich wird! ) wie die folgenden Auszüge konkretisieren. Anmerkung: Der Autor weist darauf hin, dass die Jagd dort nicht sonderlich waidmännisch dargestellt wird, es ist beim Autor wohl nur eine grobe Vorstellung vorhanden. Doch merkt auf:
Nibelungen I, ab Vers 933 ( in meiner Fischer-Verlag-Version ) : Unwaidmännisches/ Ungenaues bzw. merkwürdiges und Waffentechnisch spannendes habe ich schwarz fett markiert und unterstrichen!
[...]Do nam ein alter jegere einen guoten spürhunt.
er brahte den herren un einer kurzen stunt
da sie vil tiere funden. swaz der von lägere stuont,
die erjagten die gesellen, so noch guote jeger tuont.
Swaz ir der bracke ersprancte, die sluoc mit siner hant
Sifrit der küene, der helt von Niderlant.
sin ros lief so sere, daz ir ihm niht entran.
den lop er vor in allen an dem gejegde gewan.
Er was in allen dingen biderbe genuoc.
sin tier was daz erste, daz er ze tode sluoc,
ein vil starkes halpful, mit der sinen hant.
dar nach er vil schiere einen ungefüegen lewen vant.
Do den der bracke ersprancte, den schoz er mit dem bogen.
eine scharpfe strale het er dar in gezogen.
der lewe lief nach dem schuzze wan drier sprünge lanc.
die sinen jagtgesellen sagten Sifride danc.
Dar nach sluoc er schiere einen wisent und einen elch,
starker ure viere, und einen grimmen schelch.
sin ros truoc in so balde, daz ir im nit entran.
hirze oder hinden kunde im wenec engan.
Einen eber grozen vant der spürhunt.
als er begunde fliehen, do kom an der stunt
des selben gejegdes meister, er bestuont in uf der sla.
daz swin vil zornecliche lief an den helt sa.
Do sluoc in mit dem swerte der Kriemhilde man.
ez enhet ein ander jegere so samfte niht getan.
do er in hete ervellet, man vie den spürhunt.
do wart sin jaget daz riche wol den Burgonden kunt.
[...]
Übersetzung aus Buch:
Da wählte sich ein alter Jäger einen tüchtigen Spürhund aus
und brachte den Fürsten nach kurzer Zeit an eine Stelle, wo sie auf
viele Tiere stießen. Wie es heute noch bei guten Jägern der Brauch ist,
erlegten die beiden Gesellen alle Tiere, die sich von ihren Lagern erhoben
und zur Flucht wandten.
Alle Tiere, die der Bracke aufstöberte, erschlug der tapfere Siegfried,
der Held aus den Niederlanden, mit eigener Hand. Denn sein Pferd
konnte so schnell laufen, dass ihm keines entwischte.
So trug er bei dieser Jagd vor allen anderen den Ruhm davon.
In jeder Hinsicht verstand er sein Handwerk. Das Tier, das er mit
eigener Hand erlegte, ein noch jugendliches kraftvolles WIldschwein,
war die erste Jagdbeute des Tages. Gleich danach machte er einen
gewaltigen Löwen aus.
Als der Bracke den aufgeschreckt hatte, erschoss er ihn mit dem Bogen,
auf den er einen scharfen Pfeil gelegt hatte. Nach dem Schuss konnte sich
der Löwe nur noch drei Sprünge weit bewegen. Siegfrieds Begleiter aber
beglückwunschten Siegfried zu diesem Treffer.
Gleich danach erschlug er einen Wisent und einen Elch, vier starke
Auerochsen und einen schrecklichen Hirsch. Sein Pferd trug ihn so hurtig
dahin, dass ihm keines der Tiere entwischte; kein einziger Hirsch und
keine einzige Hirschkuh konnten vor ihm davonlaufen.
Einen riesigen Eber stöberte der Spürhund auf. Als der sich zur Flucht wandte,
kam sogleich der meisterliche Jäger und griff ihn, während er flüchtete, an.
Voller Wut stürzte sich nun der Eber auf den Helden.
Nur mit einem Schwert erlegte der Gemahl Kriemhilds das Tier.
Kein anderer Jäger hätte diese Tat mit solcher überlegenen
Leichtigkeit vollbracht. Als er ihn erschlagen hatte, da fing man
den Spürhund ein. Siegfrieds ungeheure Jagdbeute wurde jetzt
den Burgunden gezeigt. [...]
( Es folgen noch 2 Szenen, die ich aber weglasse:
1. ) 24 KOPPELN Jagdhunde werden losgelassen, und
2. ) die Küchen-Szene mit dem Bären ( als wohl humoristische ( nur nicht für den Bären ) , in solchen damaligen Gedichten / Liedern gebräuchliche Szene ) .
Anmerkungen: Wie man sieht, pfeift hier der Pfeil und das Schwert durch die Luft: Dies kann man eventuell unter moralischen Geischtspunkten sehen( mit dem Schwert muss man sich ja dem evtl. großen, aggressiven Tier nähern und also Mut zeigen ( Siegfried nat. nicht, da er größtenteils unverwundbar ist: Wäre man dies, würde man auch Bären und Auerochsen mit dem Schwert angreifen können - man kann ja nicht verletzt werden. Conclusio: Siegfried => überheblicher LAPPEN


). Trotzdem geht das heute nat. nicht, dass man schwertschwingend durch den Gemeindeforst stapft, und Hasen fällt!!


Jagd mit Bogen gibts hier ebenfalls nicht ( mehr ) , in den USA meines erachtens in bestimmten Gebieten jedoch erlaubt.
Einzelne Wörter: "Lewen" : Es gab mal welche in Germanien...bestimmt. Alte Flurnamen ( "Löwenwald" , ein zu damaligen Zeiten riesen-Wald, der hier bei mir in der Nähe war ) , vielleicht auch Löwen, die aus röm. Besitzungen / Arenen entlaufen waren, o.ä., und in vorgeschichtlicher Zeit mit Sicherheit Höhlenlöwen, UND deren Zeichnungen evtl. ( Oder es ist einfach ein Luchs oder eine Wildkatze gemeint. )
EBENSO:
Das Wort "Schelch". IM TEXT ist "grimmen schelch" mit "schrecklichen Hirsch" übersetzt, es wird aber anscheinend NICHT mit "hirz" gleichgesetzt....und in der Vokabelliste hinten ist TATSÄCHLICH angegeben: "hirz = Hirsch" , aber "schelch" = RIESENHIRSCH !! Wer sich etwas vorgeschichtlich interessiert, der weiß, dass MEGALOCEROS , der "Riesenhirsch", ausgestorben ist - wann genau, da divergieren die Meinungen: Manche sagen: Erst ca. 4000 v. Chr.... . So könnten sich AUCH HIER vielleicht uralte Visionen erhalten haben, die durch Höhlenmalereien, in denen dieses wunderschöne Tier mit dem gewaltigen Geweih dargestellt wurde, bestärkt wurden...
URE: Wie man erkennt, tummelten sich zu Siegfrieds Zeit noch die riesigen Auerochsen, von denen neulich hier schonmal in Verbindung mit ALTEN TEXTEN ( insbes.: Caesar, b.g. VI ) die Rede war.
Kampf Mann gegen Wildschwein mit einer Klingenwaffe: In der Jagd-Literatur ist es tatsächlich berichtet, dass Wildschweine den Menschen "annehmen" ( Löns et. al. ) und tatsächlich manchmal von einem sog . "Saumann" ( wenn ich mich recht entsinne ) mit dem LANGEN MESSER getötet werden, mit Unterstützung eines scharfen Hundes. ( Vielleicht bei der Nachsuche, wenn es angeschossen und besonders gefährlich ist. Vielleicht aber auch sonst bei best. Jagdarten. ) Der Saumann springt dabei auf das Wildschwein und ..stößt zu... .
JEDENFALLS: Die Vorgänge auf der Jagd im Nibelungenlied sind immerhin etwas moralisch verbesserungswürdig. Es wird auch
KAUM ein Unterschied zwischen Jagdarten gemacht, die auf einzelne Tiere ausgerichtet sind ( z.B. Pürsch, Drücken, Treiben, Unterschied Schwarzwild vs Hirsch - / Elch - / usw.-Jagd, Jagd auf Raubwild ) :
Es wird unterschiedslos alles umgekloppt.
LG, Olli