Metronomangaben beachten?

E

Eva Sponne

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28. Juli 2011
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Hallo liebe ForumsteilnehmerInnen,

bin neu hier und wende mich mit folgender Frage an euch:

Ich lerne mit Schaums Klavierschule ohne Lehrer. Jetzt im Heft 4 werden bei den Metronomangaben durchweg sehr schnelle Tempi verlangt. Ist es wirklich notwendig, dass ich jedes Stück so lange übe, bis ich es im geforderten Tempo spielen kann? Bis jetzt mache ich das so, was zur Folge hat, dass ich teilweise wochenlang an einem kleinen Stück übe. Mein Mann, der als Kind Klavier spielen gelernt hat, hält das nicht für zweckmäßig. - Was meint ihr?

Danke schon mal für eure Antworten!

Gruß Eva
 
Hallo Eva,

ich finde ja, dass sich viele Stücke auch in einem etwas langsameren Tempo als gefordert gut anhören. Bei manchen Stücken werden die Zusammenhänge der Musik allerdings erst in schnellerem Tempo hörbar. Du kannst natürlich für Dich entscheiden, ob Dir das Tempo genügt.

Ich sag' mal so, wenn der Komponist eine exakte Metronomzahl vorgegeben hat, scheint er der Ansicht zu sein, dass man seinem Stück nur mit der geforderten Geschwindigkeit gerecht wird.

Allerdings ist es nicht ungewöhnlich, viele Wochen ein kleines Stück zu üben. Das mache ich auch. Bis die Übergänge sitzen und das Tempo, das dauert einfach eine Weile. Wichtig finde ich für mich, nur so schnell zu spielen, dass ich noch exakt und halbwegs fehlerfrei spielen kann. Ich kann die Grenze zwar bis zu einem gewissen Grad nach oben schrauben, aber irgendwann komme ich bei meinen Spielstand nicht weiter ohne dass die saubere Ausführung darunter leidet. Dann würde ich an dem Punkt für mich akzeptieren, dass ein schnelleres Tempo im Moment noch keinen Sinn macht.

Viele Grüße
Nora
 
Ich hab' noch eine schöne Analogie von Daniel Barenboim zum Thema "Substanz und Tempo" gefunden:

Substanz und Tempo
Aber wie lässt sich dieser Schlüssel anwenden? Barenboims Antwort lautet: durch Analogien. Er verweist etwa auf die „unauflösbare Verbindung zwischen Tempo und Substanz“, die im Leben und in der Musik gleichermaßen bestehe. So sieht er einen Grund für das Scheitern des Osloer Friedensprozesses zwischen den Palästinensern und Israel auch darin, dass „das Verhältnis von Inhalt und Zeit – von Substanz und Tempo – nicht stimmte. Die Gespräche wurden viel zu hastig vorbereitet, doch nachdem sie dann begonnen hatten, kamen sie viel zu langsam voran und wurden zu häufig unterbrochen, was die Aussichten auf Erfolg verschwindend gering werden ließ.“
 
Danke für eure Antworten! In der Klavierschule von Schaum, 4. Band, scheint es mir so zu sein, dass die Metronomangaben nicht aus musikalischen Erwägungen gesetzt worden sind, sondern einfach so schnell, wie Schaum es seinen Schülern gerade noch zutraut. Er will offensichtlich die Geläufigkeit sehr früh trainieren. Vom rein Musikalischen her wären viele der Stücke langsamer eigentlich schöner.
Ich frage mich halt, ob das lerntechnisch sinnvoll ist, ein Stück, das man nach 10 Tagen in einem netten Tempo fehlerfrei spielen kann, noch wochenlang weiter auf Tempo hin zu üben (so wie ich das zur Zeit mache).

Gruß Eva
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also mein KL hat mir schon oft gesagt, dass es OK sei ein Stück langsamer zu spielen. Derzeit habe ich unter Anderem den Wilden Reiter von Schumann über die Ferien auf. Recht langsam klappt er schon halbwegs brauchbar. Aber den auf das Tempo zu bringen, wie er beispielsweise auf YT gespielt wird - und wie er ihn mir auch vorgespielt hat vor den Ferien, das kann ich bis zum Ende der Ferien definitiv knicken. Und wie ich mich kenne hab ich auch Null Bock dieses Stück, das mich nicht sonderlich aus den Schuhen haut, dann nach 6 Wochen üben noch länger als, sagen wir mal noch 3 Wochen, mit durchzuzerren.

Ich könnte mir vorstellen, dass er bei ner bestimmten Geschwindigkeit, die schneller ist als ich es jetzt kann, aber langsamer als vorgegeben, sagt, dass es jetzt gut ist. Und dann soll es von mir aus auch gut sein. Der Elfentanz war auch so ein Fall. Ich würde an dem Teil vermutlich heute noch hocken, wenn ich den so schnell spielen sollte wie er eigentlich geht. Langsamer war er auch nett. Ich meine jetzt nicht so langsam, das man bei einschläft und in jede Note reinkriecht - aber das irre Tempo der Vorgabe wäre für mich auch nur mit monatelangem üben machbar gewesen und da verliere ich irgendwann die Lust. Gerade wenn es sich um Stücke handelt, wo mein Herz nicht dran hängt und die ich eher so als "muss ich durch, wenn ich weiterkommen will" sehe.
 
Nach dem, was ihr schreibt, sollte ich dann vielleicht doch die Tempovorgaben lockerer sehen. Aber was hat Herr Schaum sich bei den durchweg schnellen Tempi wohl gedacht? (Ich denke, die Metronomangaben kommen größtenteils von ihm.)

Gruß Eva
 
Ich unterrichte Keyboard und Tanz und Unterhaltungsmusik - Rhythmus ist eines der wesentlichsten Punkte dabei. Geübt wird mit dem nötigst langsamstem Tempo - nur gleichmäßig muß es sein. Es ist egal ob ich für eine Viertel Note 30 Sekunden brauche oder eine ganze Note in einer halben Sekunde spiele, nur müssen sie alle gleich lang in einem Stück sein (natürlich den Notenwerten entsprechend) - eine Schwierigkeit mit der viele Schüler zu kämpfen haben. Die leichteren Stellen werden gern im Tempo angezogen, die schwereren hinausgezögert. Gleichmäßigkeit ist hier das absolute A und O. Ich verwende allerdings kein mechanisches Metronom, sondern digitale Rhythmen welche auch optisch ersichtlich sind.

Viele Grüße

Styx
 
Nach dem, was ihr schreibt, sollte ich dann vielleicht doch die Tempovorgaben lockerer sehen. Aber was hat Herr Schaum sich bei den durchweg schnellen Tempi wohl gedacht? (Ich denke, die Metronomangaben kommen größtenteils von ihm.)

Gruß Eva

Hallo Eva,

ich spiele erst seit 2 Jahren Klavier und postuliere einfach mal ganz frech:

- Vergiss alle Tempoangaben.
- Spiele anfangs so langsam, bis du gerade eben einen Sinn in der Phrase oder Melodie erkennst.
- Auf diesem Puls spiele so präzise und exakt und "in time" möglich.
- Bei Unsauberkeiten sofort runter vom Tempo

- Sauberes Spielen ist das Ziel.
- Geschwindigkeit kommt von alleine.
- Geschwindigkeit, die selbst als schnell empfunden wird, birgt die Gefahr Ungenauigkeiten zu "überspielen" oder im schlimmsten Fall Fehler zu trainieren.

Natürlich hat sich Schaum etwas bei den Tempi gedacht. Ich würde sie als Maximum auffassen.

Bei Bach-Inventionen habe ich eine Übersicht über die Tempi bekannter Pianisten gefunden. Beim gleichem Stück weichen die Interpretationen locker 100% voneinander ab.
Einer von den "Schnellen" musste vielleicht noch den Bus kriegen...:D

Lieber Gruß, NewOldie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Eva,

ich spiele erst seit 2 Jahren Klavier und postuliere einfach mal ganz frech:

- Vergiss alle Tempoangaben.
- Spiele anfangs so langsam, bis du gerade eben einen Sinn in der Phrase oder Melodie erkennst.
- Auf diesem Puls spiele so präzise und exakt und "in time" möglich.
- Bei Unsauberkeiten sofort runter vom Tempo

- Sauberes Spielen ist das Ziel.
- Geschwindigkeit kommt von alleine.
- Geschwindigkeit, die selbst als schnell empfunden wird, birgt die Gefahr Ungenauigkeiten zu "überspielen" oder im schlimmsten Fall Fehler zu trainieren.

Natürlich hat sich Schaum etwas bei den Tempi gedacht. Ich würde sie als Maximum auffassen.

Bei Bach-Inventionen habe ich eine Übersicht über die Tempi bekannter Pianisten gefunden. Beim gleichem Stück weichen die Interpretationen locker 100% voneinander ab.
Einer von den "Schnellen" musste vielleicht noch den Bus kriegen...:D

Lieber Gruß, NewOldie



Danke für alle eure Antworten! NewOldie, die Gefahr, sich Fehler anzugewöhnen, sehe ich auch. Bei dem Üben auf Tempo verkrampfe ich mich oft und kriege dann z.B. eine komische steife und abgeknickte Haltung des rechten Handgelenks, das ist mir selber schon aufgefallen.
Ein Freund sagte mir dazu: je schneller du spielst, um so ruhiger und gelassener musst du innerlich sein. Dieser Tipp ist schon ein bisschen hilfreich.
 
... was ganz anderes: Was bedeuten eigentlich die 5 Sterne am thread??
 
... was ganz anderes: Was bedeuten eigentlich die 5 Sterne am thread??

Hallo Eva

das heißt, eine gewisse Anzahl von Leser/innen sieht Deine Fragestellung und die Antworten als sehr hilfreich für andere an. Fünf Sterne bedeuten hervorragend. :D



Hier noch ein Zitat von der Hilfe-Seite des Forums dazu:

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... ach so ist das - danke Nora! :-)
 

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