Liebe Silly,
ich schlage zur Lösung des Problems als ersten Schritt eine einfache 5-Finger-Übung ( z.B. rechts c'',d'',e'',f'',g''/links c,H,A,G,F) vor:
Mache vorher ein Experiment:
schlage in diesen Lagen beide 3. Finger an und lasse den rechten liegen, während du den linken bis zum Druckpunkt hochkommen lässt. Dabei ruhig atmen und nicht drücken. Was ist das für ein Gefühl? Ich finde, die rechte Hand sinkt ein ins Tastenbett wie bei einer dicken, weichen Matratze - man kann sich auch vorstellen, man sinkt bis auf den Grund ein, sogar durch die Tastatur durch bis auf den Boden - und die linke Hand schwebt eher. Man spielt auf zwei verschiedenen Niveaus. Ich sage immer, die rechte Hand spielt IM Klavier, die linke Hand AUF dem Klavier. Dabei ist es sehr wichtig, dass trotz des Einsinkens der/des rechten Hand/Arms/Fingers alles leicht bleibt und nicht gedrückt wird! Man kann sich auch vorstellen, es wäre eine Waage, bei der die rechte Schale wegen des höheren Gewichts unten ist, die linke Schale oben - Kindern helfen manchmal auch solche Vergleiche wie Elefant (rechts) und Maus (links) :D.
Die folgende 5-Finger-Übung soll diese Vorstellung etablieren:
da es schwerer ist, erstmal GLEICHZEITIG die verschiedenen Lautstärken zu realisieren, macht man es nacheinander. Es hilft auch, die Unterschiede in der Lautstärke erst einmal sehr deutlich zu machen (rechts forte, links pp). Der Sinn solcher Übeschritte besteht darin, es sich erstmal leicht zu machen und dann sukzessive die Schwierigkeit zu erhöhen.
Nun endlich zur Übung selbst:
a) Erst einmal spielst du jede 5-Finger-Folge legato einzeln auf- und abwärts, sehr langsam mit lang klingenden Tönen. Dies mit dem oben beschriebenen Gefühl und der entsprechenden Lautstärke (rechts forte - IM Klavier, einsinken// links pp - AUF dem Klavier, schweben ----> Waage/Wippe).
b) Dann ebenfalls legato zusammen, aber nacheinander! Also rechts forte Daumen (liegen lassen), dann links pp Daumen dazu (auch liegen lassen). Dann den zweiten Finger etc.. Alles legato und sehr langsam, auf das Gefühl der zwei veschiedenen Niveaus achten. Vielleicht mal die Augen schließen, um sich auf dieses Gefühl zu konzentrieren. Das ein paar Tage machen, bis du das Gefühl hast, es automatisiert sich. Konzentriere dich dabei unbedingt auf die lautere, in diesem Fall rechte Hand!
c) Dann sehr langsam zusammen und gleichzeitig. Klappt das noch nicht, zu b) zurückkehren oder die Töne etwas schneller hintereinander als bei b) spielen (aber nicht die Übung insgesamt schneller spielen!). Diese Übung immer wieder machen. Man kann sie auch transponieren, verändern ..... . Niemals drücken - der forte-Klang sollte voll und warm sein!
Zusätzlich/alternativ kannst du dann versuchen, am Stück so zu üben, dass die rechte Hand spielt, während die linke Hand ganz leicht auf den Tasten liegt. Die zweite Stufe wäre dann, dass die linke Hand die Tasten (fast) stumm anschlägt, während die rechte Hand normal spielt. Diese Vorgehensweise etabliert auch das Spielgefühl.
Mach dir bewusst, dass man nicht bis zum Tastenboden spielen muss, um einen Ton anzuschlagen! Es reicht, bis zum Druckpunkt, bis zur Auslösung zu spielen, damit der Hammer "ausgelöst" wird und die Saite anschlagen kann. Daher kann man eben mit links durchaus weiter "oben" spielen und ist automatisch leichter und leiser. Höre erst einmal immer auf die lautere Hand! Eventuell kann auch hilfreich sein (ich kenne dazu aber das Stück nicht), die linke Hand mal staccato zu spielen.
All das geht nicht von heute auf morgen. Nach spätestens einer Woche regelmäßigen Übens sollte aber eine erhebliche Verbesserung hörbar sein.
Liebe Grüße
chiarina
P.S. Ähem, ich sehe gerade, du hast das Stück ja verlinkt! :p Ob man da auch mal staccato üben sollte, muss man ausprobieren. Es kann auch kontraproduktiv sein.