Meditatives Klavierspiel

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Kennt jemand von euch das Buch "Meditatives Klavierspiel" von Herbert Wiedemann? Meine KL hat es mir gegeben, nachdem ich mich nach 10 Wochen klavierloser Zeit - Grund ist ja bekannt - nun entschlossen habe, wieder Stunden zu nehmen und mich nach dieser Zeit wieder ans Instrument zu setzen.

Habt ihr Erfahrung mit diesem Thema gemacht? Hier mal ein ein Lesebeispiel:


Zulassen

Lass beide Hände über die Tasten wandern
ohne einen Ton anzuschlagen
Lass deine Hände auf den Tasten ruhen
wo und wann sie wollen
Bringe die Töne zum Klingen
auf denen deine Finger ruhen
nacheinander und gleichzeitig
Horche
Lass dir Zeit
Lass Pausen zu
Nimm dir nichts vor
Lass alles zu
Urteile nicht
Horche

Das ist mal eine ganz andere Methode, Klavier zu spielen. Hat sicher weniger mit Klavierspiel-Lernen von Stücken zu tun. Eher damit, sich eine Vorstellung von dem zu verschaffen, was man spielen will, valso wie es klingen soll. Vielleicht hat es auch etwas heilendes, therapeutisches. Das hoffe ich mal. Habe heute erst damit angefangen.

Liebe Grüße,
8f2d

 
Schönen Abend,
ich denke, das der Sinn darin besteht die Angst vor dem Klavierspielen (und besonders dem spielen falscher Töne) zu nehmen und so ein höheres Maß an Entspannung zu erreichen.Klingt so für mich jedenfalls sinnvoll ;)
Nicht nur damit noch viel Erfolg,
classican
 
In meinem Unterricht ich verwende diese und ähnliche Anleitungen zum Meditativen (freien) Klavierspiel gerade bei Erwachsenen Einsteigern gerne. Sie schaffen Vertrautheit mit dem Instrument und bilden einen Ausgleich zum analytischen Spielen nach Noten. Beim freien Spiel bewegen sich die Hände in den allermeisten Fällen von sich aus ökonomisch und entspannt.
Das führt zu einer besseren Wahrnehmung, wann und wo sich Anspannungen beim Üben einschleichen.
Klavier hat ja stets auch mit Selbstfindung zu tun und hier kann der Spieler den Klängen und Rhythmen nachspüren, die aus ihm selbst kommen und auf Entdeckungsreise gehen, was aus den Fragmenten wächst, die ihm gefallen und im Gedächtnis bleiben.
Ich arbeite auch mit Bildern zu denen wir Klänge und Rhythmen suchen und wenn die Schüler sich auf solche Übungen einlassen, steht auch dem Improvisieren nichts mehr im Weg. ;)
Meine Schüler berichten mir häufiger, dass sie gerade an Tagen an denen die Zeit und die Aufmerksamkeit fehlen um konzentriert zu lernen, das freie Spielen entspannend ist und beim abschalten vom Tag hilft.
Ich habe jetzt nicht verfolgt, warum du längere Zeit kein Klavier gespielt hast und welche therapeutische Wirkung du dir davon erhoffst,
aber ich weiß aus meiner Arbeit im Therapiebegleitenden Klavierspiel, dass improvisiertes Spielen zunächst oft mit eher düsteren, "negativen" Klängen und Gefühlen beginnt, ausgehend von der aktuellen Situation des Schülers. Im Laufe des Unterrichts und verändern wir dann entstandene Motive oder Melodiefolgen in positiver erlebte Sequenzen und mittelfristig macht sich dann auch im Alltag eine veränderte Grundhaltung bemerkbar. (Die letztlich nicht nur dem Klavierspiel zuzuschreiben ist)
Insofern würde ich dem meditativen Spielen eine gewisse heilsame Wirkung nicht absprechen. Ähnliches gilt ja auch in der Musiktherapie, auch wenn diese sich weniger auf das Klavier bezieht.

Ich wünsche dir jedenfalls, dass du im meditativen Spielen für dich etwas Stärkendes und Stützendes finden kannst und das deine Klavierlehrerin dich dabei einfühlsam begleitet.

Lieben Gruß,
Tastenläufer
 
Hat sicher weniger mit Klavierspiel-Lernen von Stücken zu tun. Eher damit, sich eine Vorstellung von dem zu verschaffen, was man spielen will, also wie es klingen soll.
Genau, ich verspreche mir davon eine engere, ja direkte Verknüpfung zwischen meiner "inneren Klavierstimme" und dem was ich produziere. Oder z.B. eine klarere Gefühlsvorstellung vom emotionalen Gehalt der vier Kirchentonarten, die da drin vorkommen. Raga wollte ich eh schon mal...

Und Spaß macht es natürlich auch, einfach "irgendwelche" Klänge zu machen und ihnen zu lauschen. Meditative Versunkenheit ist sicher "heilsamer" als mancher ablenkender Zeitvertreib, aber therapeutisches Meditieren ist denke ich nochmal etwas anderes (jedenfalls nach dem anderen Buch, das auch in dritter Reihe wartet...).

Nachdem ich eine Kopie des Buches gelesen hatte, habe ich es mir gekauft und die Kopie weitergeschenkt. Aber leider fehlt mir oft die Muße, mich entspannt genug an's Klavier zu setzen - meist will man ja irgendein Stück lernen und da ist diese Stelle in dem Takt und wie soll ich das Spielen und dann wollte ich noch gaaaanz laaangsam und im Forum meinte jemand und im Harmonielehrebuch steht dieses Beispiel, das wollte ich hören und - was, schon so spät?

Da landet das Buch dann schon in einer hinteren Ecke, danke Dir, dass Du's hervorgekramt hast! :)

Noch 14 Monate, dann mach ich mir mit dem Buch den Rentnerstress. :D

Liegrü
Hanfred
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Hanfred,

das war etwas, was ich an meinem KL so geschätzt habe: eben solche Übungen auch zu machen, spielen ohne anzuschlagen, einfach ein Gefühl für das Instrument zu entwickeln. Und eben auch für die Musik, sie im Kopf geschehen zu lassen.

In diesem Sinne würde ich das Buch schon ernst nehmen. Man muss diese Übungen ja nicht jeden Tag eine Stunde machen, ein gelegentliches Üben in diesem Sinne ein oder zwei Mal die Woche für einige Minuten reicht. Ich denke, es geht um das Entwickeln einer Idee, so zu sagen eine mentale Übung.

Danke, dass Du mir das wieder in's Gedächtnis gerufen hast.

Rainer
 

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