Zunächst halte ich die Verwunderung darüber, wie man als (entschiedener) Nichtraucher eigentlich eine rauchige Beziehung eingehen kann für sehr berechtigt. Gleichwohl stellt sich diese Problematik im realen Leben deutlich schwieriger dar: Beim ersten Date und der darauf eventuell folgenden Phase der ersten Verliebtheit sind Raucher zu ganz erstaunlichen Verzichtleistungen fähig. Einen Abend lang (und länger sieht man sich anfangs ja ohnehin kaum) auf die Zigaretten zu verzichten, fällt da gar nicht so schwer. Auch gibt es wohl kaum jemanden, der in der Kennenlernphase von sich sagt: Du, ich bin süchtig nach Zigaretten! Und wenn man sich das schon eingesteht, dann ist man doch wenigstens überzeugt, man könne ja aufhören. Die praktische Umsetzung belehrt einen dann aber meist eines besseren.
Die Folge: Der Raucher wie auch der Nichtraucher unterschätzen das Problem massiv. Am Ende gehen beide Kompromisse ein, die sie eigentlich nicht wollen (Zigarettenkonsum reduzieren/Zigarettenkonsum tolerieren) und die sie auf Dauer frustrieren.
Das soll ein wenig zur Erklärung dienen, wie es einem Nichtraucher (=mir) geschehen kann, dass man sich in einer verrauchten Beziehung wiederfindet, die man nie als akzeptabel angesehen hat. Denn natürlich ist es unverhältnismäßig, den nun lieb gewonnenen Menschen einzig wegen der Raucherei zu verlassen, zumal wenn dieser sich um die Entwöhnung/Reduzierung bemüht.
Was ich außerdem unterschätzt habe: Raucher- und Nichtraucherperspektive unterscheiden sich so radikal, dass man den Eindruck haben kann, diese beiden Gruppen können sich ganz prinzipiell nicht verstehen. Als Nichtraucher hätte ich gedacht (naiv!!!), dass wahr ist, was man auf jedem Familienfest gesagt bekommt: Gesundheit ist das wichtigste! Nun ja, wenn es die Gesundheit allein nicht tut, könnte man meinen, die Partnerschaft und zur Not der schnöde Mammon müssten ja schließlich Gründe genug sein, das Rauchen aufzugeben. Es schadet ja schließlich diesen drei Grundfesten des Lebens: der Gesundheit, der Partnerschaft und den Finanzen. Aber: Es kommt alles nicht gegen die Glimmstengel an. Sie sind und bleiben das höchste Gut des Süchtigen. Soweit die ernüchternde Erkenntnis meinerseits. Daher mein Fazit: Es geht nicht. Der Konflikt der jeweiligen Einstellungen ist so krass, dass er nur temporär auszuhalten ist, aber nicht auf Dauer.
lg marcus