Können Profis Untrainierte Stücke auf Anhieb vom Blatt spielen?

  • Ersteller des Themas pianofox
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...ein Thema, bei welchem wir die Welt des begreiflichen verlassen und in die Welt der Wunder eintreten:
...und derselbe Gulda erzählt in einem Fernsehinterview [sic], dass er Chopins op.10,2 und op.25,10 nie spielen konnte, "weil er da bei den Lektionen gefehlt hatte"...
:D:D:D:D

ich bin sicher, hätte Cheetah in einem schwachen Moment Tarzan nachgegeben und wäre aus dieser Mesalliance Nachwuchs entsprossen: das Wechselbalg von Chetah und Tarzan wäre gewiss in der Lage, ohne notenlesen zu können Petrouchka allein vom hören des Orchesters mit Vorder- und Hinterfuß perfekter und virtuoser abzuspielen, als Strawinskis zu leichte Transkription dies vermag...
 
...ein Thema, bei welchem wir die Welt des begreiflichen verlassen und in die Welt der Wunder eintreten:

...und derselbe Gulda erzählt in einem Fernsehinterview [sic], dass er Chopins op.10,2 und op.25,10 nie spielen konnte, "weil er da bei den Lektionen gefehlt hatte"...
D:D:D

Hätte jetzt nicht gedacht, dass z.B. der Gaspard, den er ja schon als junger Mann toll eingespielt hat, einfacher wäre:-)

P.S.: Sorry fürs stibitzen der Smileys
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Von Gulda wird kolportiert, dass er die Waldszenen von Schumann komplett auswendig gespielt hat nachdem ihm die Noten zum ersten Mal vorgelegt wurden. Wir Normalsterblichen müssen uns halt weiter quälen:D
Die großen Meister ihres Fachs arbeiten sich freilich durch den Notentext nicht Punkt für Punkt vorwärts, sondern agieren als Spezialisten auf dem Gebiet der "Mustererkennung". Es gibt nun mal ein (allerdings gewaltiges und vielfach variiertes) Repertoire an strukturellen und formalen Gestaltungsmitteln, die einem beim Spielen bekannter und (noch) unbekannter Literatur stets aufs Neue begegnen. Je mehr dem Interpreten diese "Muster" bekannt und gegenwärtig sind, desto mehr Informationen sind im Vorgang der Spielpraxis auch abrufbar: Da werden eben gleich ganze Takte, ganze Zeilen und halbe Seiten auf einen Schlag durchstrukturiert und modifiziert, was den sicheren Zugriff eines Gould oder eines Gulda auf musikalische Abläufe ein Stück weit erklärt.

Zum Trost für die zum Sich-Weiter-Quälen gezwungenen "Normalsterblichen" sei allerdings gesagt, dass diese ebenfalls innerhalb individueller Grenzen lernfähig sind und mit zunehmender Spielerfahrung und verbessertem Musikverständnis auch versierter werden können. Freilich ist es auch gut so, dass nicht jeder ein neuer Gould oder ein neuer Gulda werden kann - sonst gäbe es ja kein Publikum, das man mit pianistischen Glanzleistungen begeistern könnte... . ;);)

LG von Rheinkultur
 
Freilich ist es auch gut so, dass nicht jeder ein neuer Gould oder ein neuer Gulda werden kann - sonst gäbe es ja kein Publikum, das man mit pianistischen Glanzleistungen begeistern könnte... . ;);)

Wenn ich mir so angucke in welcher Position der gute Glenn immer gespielt hat, freut sich sicher auch mein Rücken dass ich ihm nicht nacheifern möchte... :D
 
Freilich ist es auch gut so, dass nicht jeder ein neuer Gould oder ein neuer Gulda werden kann - sonst gäbe es ja kein Publikum, das man mit pianistischen Glanzleistungen begeistern könnte... . ;);)

Ich denke mir in diesem Zusammenhang immer: im Gehen sind wir alle Weltmeister. Das können wir alle bis zur Perfektion. Naja, und gerade deswegen ist es auch etwas langweilig, und unspektakulär. Und niemand redet darüber. Oder übt es lebenslang... ;)


Wenn ihr vielleicht noch weitere Beispiele darüber habt, was über Pianisten so "kolportiert" wurde: nur her damit... ;) ich werde das gerne lesen.
 
Also ich hatte erst einen Klavierlehrer, jetzt eine Lehrerin.

Ersterer sein Leben lang an der Musikschule gearbeitet. Letztere jünger, macht regelmäßig Konzerte.

Bisher hat keiner der beiden fehlerfrei gespielt, wenn ich mit eigenen Noten kam, und "mal eben" das nächste Stück hören wollte, das ich ausgesucht habe.
 
... man sollte es sowieso vermeiden, anderen vom Blatt vorzuspielen :cool:

Ich spiele also jemand was vor (vom Blatt), gebe mir auch nicht unbedingt die größte Mühe, mach einen Fehler, und schwupps:

"Ey, das ist ja toll. Auch jahrelange Klavierspieler verhauen sich an dieser Stelle. Also DAS befriedigt mich jetzt schon."

Naja - ich hoffe, das hat demjenigen dann etwas gebracht ;) Was dabei u.U. vergessen wird: für einen erfahreneren Klavierspieler sind manche Stückchen eine Sache von vielleicht einer Viertelstunde - dann laufen die, und zwar schöner als beim Anfänger.

Auch wenn der sich eine Woche lang hinsetzt, und feste feste dran übt.

Es ist eben alles relativ...

;)
 
Es kommt darauf an ob man das Stück schon kennt oder ob es komplett neu ist. Ersteres macht es einfacher vom Blatt zu spielen. Viele Stücke ähneln sich bei Komponisten. Problematisch wird es bei mir bei Schumann und Bach'schen Fugen oder Rachmaninoff. Hingegen kann ich in der Regel Sonaten von Haydn, einiges von Beethoven, Schubert etc. vom Blatt spielen. Anders wäre es aber auch nicht möglich so ein großes Repertoire zu lernen. Und ja, Stücke müssen reifen und bei manchen braucht es wirklich lange bis man sie vor Publikum spielt oder richtig im Konzert beherrscht. Daher probiere ich neue Stücke vor kleinem Publikum aus, vor großem Publikum stets nur die Stücke, die wirklich 100% sitzen. Ich bin zwar nie total nervös, aber Anspannung ist da. Da ist es aber egal ob da 20 oder 500 Leute sitzen...
 
Die Mustererkennung ist das Stichwort. Ich habe früher ziemlich gut klassische Gitarre gespielt und auch schwere Stücke fehlerarm vom Blatt spielen können. Aber wehe, es kam eine Tonart mit mehr als 2 b. Um die habe ich mich immer herumgedrückt und kannte die Muster nicht, darum war an Blattspiel nicht zu denken.
Unser alter Chorleiter war ein Extrembeispiel. Der war eigentlich Cellist, spielte aber sehr gut Klavier. Der war in der Lage, z.B. Singet dem Herrn ein Neues Lied aus der achtstimmigen Partitur zu spielen und dabei nach Gusto zu transponieren. Der musikalischste Mensch, den ich je erlebt habe.
 
Also ich kann dazu nur folgendes sagen:

Als ich zur ersten Klavierprobestunde bei meinem Klavierlehrer antanzte, fragte er welches Stueck ich als letztes geuebt habe. Ich antwortete, dass es die Rachmanninov Prelude op. 23 no. 5 gewesen sei. Er meinte daraufhin, er kenne dieses Stueck, habe es aber nie gespielt, geschweige denn Unterrichtet. Als wir dann daraufhin gemeinsam testweise an diesem Stueck herumbastelten, wollte er mir zeigen, wie er es machen wuerde, und spielte das Stueck, incl. der heftigen absteigenden Akkordpassagen, einfach vom Blatt. Natuerlich hat er sich ein paar mal minimalst vergriffen, aber ich war trotzdem schwer beeindruckt...
 

So läuft´s bei meinem auch oft ab.
 
Also ich kann dazu nur folgendes sagen:

Als ich zur ersten Klavierprobestunde bei meinem Klavierlehrer antanzte, fragte er welches Stueck ich als letztes geuebt habe. Ich antwortete, dass es die Rachmanninov Prelude op. 23 no. 5 gewesen sei. Er meinte daraufhin, er kenne dieses Stueck, habe es aber nie gespielt, geschweige denn Unterrichtet. Als wir dann daraufhin gemeinsam testweise an diesem Stueck herumbastelten, wollte er mir zeigen, wie er es machen wuerde, und spielte das Stueck, incl. der heftigen absteigenden Akkordpassagen, einfach vom Blatt. Natuerlich hat er sich ein paar mal minimalst vergriffen, aber ich war trotzdem schwer beeindruckt...
Das war bei mir genau so. Hätte mein neuer KL meine Stücke nicht einfach so abspielen können, ich hätte mich nach jemand anderem umgeschaut. Beim Auswählen von neuen Stücken spielt mir mein KL auch oft vom Blatt vor. Er kennt viele Stücke zwar, hat sie aber auch nicht extra geübt.
 

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