Interessant, wie unterschiedlich die Musik wahrgenommen wird...
Hi, Rappy!
Mit dem Versuch, es den Hörern recht zu machen, kann man nur scheitern.
Im Zweifelsfalle gehst Du hoffentlich immer den Weg, der Dir als richtig erscheint.
Und wie Gubu unlängst in einem anderen Zusammenhang sagte:
Umwege dienen der Erkundung des Terrains.
Mich hat nicht irritiert, wie Du den E-Dur-Akkord vernichtest,
sondern daß Du ihn überhaupt einführst: Er ist ein ungeheuerlicher Fremdkörper.
Aber es gelingt Dir - eben durch das, was auf ihn folgt -, ihn plausibel zu machen.
Harmonik im traditionellen Sinne - als Stütze, als Gehhilfe für den Hörer -
bietest Du tatsächlich nicht, sollte man in der Tradition der musikalischen Avantgarde,
der Du Dich offenbar verpflichtet fühlst, auch nicht suchen.
Eine andere Frage wäre, ob Du im Tonsatz noch stärker differenzieren könntest:
nicht konstant dieselbe musikalische Ereignis-Dichte, zwischendurch kleine Zäsuren.
Ferner: Man erhofft für Dein Stück und wünscht ihm einen richtigen Steigerungsverlauf,
aber das klappt nicht, weil Du von Anfang an auf 180 bist.
Das ist zwar wirklich ganz phantastisch, wie Du das schaffst,
aber es macht's Dir unmöglich, noch weiter zu intensivieren.
Das gleichzeitige intensive Sprechen mehrerer Stimmen in dieser Musik,
die ja das Gegenteil von distanzierter Spielmusik ist, zwingt mich,
Dir eine Frage zu stellen, die Dir hoffentlich nicht banausisch vorkommt:
Steckt hinter dieser Musik irgendeine programmatische Idee?
Herzliche Grüße,
Gomez