Klavierspielen mit tauben Fingern

[Zita]

Hallo in die Runde,

Leider wurde durch eine OP mein Nerv im Ellenbogen beschädigt und nun habe ich kein Gefühl mehr im kleinen und im Ringfinger. Wenn ich Pech habe bleibt das so.
Ich ich kann sie bewegen aber nicht mehr ganz so gut und ich fühl den Anschlag halt nicht.
Hat jemand Erfahrungen ob man mit sowas trotzdem wieder gut spielen kann?
Wie ist eure Einschätzung kann man taube Finger trainieren?

Liebe Grüße
Zita

 

[beo]

An den Fingern jetzt nicht. Ich habe eine taube Stelle im Gesicht. Damals haben mir die Ärzte erklärt, dass Nerven durchaus heilen können, vor allem in der ersten Zeit nach der Verletzung. Bei mir ist es auch deutlich besser geworden. Vor allem wenn Du die Finger noch bewegen kannst sind die Chancen nicht schlecht. Soweit ich es verstanden habe, heilen Nerven besser wenn sie gebraucht werden, spielen egal wie es klingt, wäre da ein Plan.

 

[Carnina]

Ich würd es auch optimistisch sehen, da du sie wie beo bereits erwähnt hat die Finger noch bewegen kannst. Selbst wenn der sensible Anteil vom Nerv kaputt bleiben sollte, hast du den Vorteil das Klavierspielen auch ein unmittelbares Feedback ist. Der Sensible Anteil meldet deinem Hirn ja was unter den Fingerkuppen ist und dann kannst du motorisch anpassen. Durch Üben und Erfahrung kannst du das bevor du es jedes Mal neu über Versuch und Irrtum ausprobieren hast. Ich kann mir vorstellen dass dies über die Ohren als Ersatz mit viel Übung gut auszugleichen wäre. Dass du nicht Tasten vorfühlen kannst ist sicher ein Nachteil, aber das Gefühl für Intervalle bekommst du nicht aus der Fingerkuppe sondern aus dem Zusammenspiel vieler anderer Muskeln und Nerven und sollte auch kein Problem sein.

Du hast da sicher eine ordentliche Aufgabe vor dir, aber wenn du es schafft keinen Frust zu entwickeln ist raffiniertes/kreatives Üben sicher das Beste was du tun kannst und gibt dir vor allem das Gefühl aktiv etwas unternehmen zu können, statt es hinnehmen zu müssen.

Ich würde nur nicht den Fehler machen alles kategorisch auszuschließen durch diese Einschränkung, sondern mir nicht zu schwere Stücke suchen, die du wirklich liebst und wo du genügend emotionale Stabilität rausziehen kannst, dich diesem Thema anzunehmen. Nicht in Vermeidungshaltung gehen sondern die Machbarkeiten ausloten und erweitern.

Ich bin mir sicher du findest einen Weg trotzdem zu spielen.

 

[lm-berlin]

Hallo Zita, mir ist genau das gleiche im November passiert. Jetzt kribbelt der ganz linke Unterarm außen und ich habe keine Kontrolle über Ring-und kleinen Finger. Außerdem habe ich Angst die Hand und die Finger zu überlasten. Nach einer halben Stunde Üben schmerzen die beiden äußeren Finger. Hast Du das auch ? und hat Dir jemand gesagt, dass es gut für die Nerven ist trotzdem immer wieder die Finger zu trainieren? Bei mir tut schon das Ausstrecken der Hand weh und kribbelt. Ein Arzt meinte zu mir: „Sein Se froh, so lange noch was weh tut ist vom Nerv noch was übrig und die Verschaltung zum Hirn noch da.“
Auf einem anderen Blatt steht, ob man diesen Schaden hinnehmen muss. Zu mir sagten die Ärzte ganz offen, das wäre ein Lagerungsschaden während der OP. Das wäre ja ein Fehler. Wer kommt für die Einschränkung auf, vor allem, wenn das so bleibt? Ich scheue mich noch wegen des Behandlungsfehlers was zu unternehmen. Hast Du was dagegen unternommen?
Viele Grüße
lm-Berlin

 

[hasenbein]

Verklagen, verklagen, verklagen!

Man sollte iatrogene Schäden keinesfalls hinnehmen!!
Und sich schon gar nicht mit solchen unmöglichen Sprüchen wie "seien sie doch froh, dass immerhin..." abspeisen lassen!

 

[Flieger]

Ich scheue mich noch wegen des Behandlungsfehlers was zu unternehmen.

Jedenfalls würde ich mich erkundigen, was die Fristen sind, innerhalb derer man "etwas unternehmen" muss.

Wer einen Fehler macht, muss ihn wiedergutmachen, bzw. eine Form der Kompensation leisten. Dafür sind die Gesetze da.

 

[Fotomanni]

Wer einen Fehler macht, muss ihn wiedergutmachen, bzw. eine Form der Kompensation leisten. Dafür sind die Gesetze da.

Und vor allem sind dafür Versicherungen da.

 

[motz-art]

Ich habe mir vor 20 Jahren mit einer Schnittwunde am rechten Unterarm sämtliche Sehnen und etliche Nervenstränge durchtrennt. In einer Operation von etlichen Stunden wurde das meiste wieder zusammengeflickt. In der ersten Zeit war ich mit sehr sicher, dass meine rechte Hand für den Rest meines Lebens (ich war damsal 52) unbrauchbar bleiben würde und habe mich auf Literatur für die linke Hand (da gibt es ja glücklicherweise so einiges) gestürzt. Nach etwa einem Jahr fing ich wieder an, die rechte Hand unter ziemliche Schmerzen zu trainieren. Das hat sich gelohnt. Heute benutze ich die rechte Hand fast ohne Einschränkung. Lediglich der 2. und 3. Finger sind weitgehend gefühllos geblieben und in der Beweglichkeit etwas eingeschränkt was bei etlichen Trillern nervt. Ich hätte es damals nicht für möglich gehalten, dass das nochmal so gut wird....