Klavierlernen & Metronom

Aber immer mit Metronom zu spielen tötet natürlich die Musikalität

Der Meinung bin ich nicht unbedingt: man kann - und sollte - wenn man mittels Metronom eine Passage oder ein Stück auf Geschwindigkeit bringt, immer auf musikalisches, cantables Spiel achten. Das geht.

ritardandi usw. können gedanklich gar nicht entstehen.

Im Zweifel übe ich eine Passage etwas schneller ein. Der Schritt von "schnell" zu "teilweise langsam" ist einfacher als umgekehrt.

(aber es sei erwähnt: ich selbst bin kein Anfänger mehr. Über den Einsatz des Metronoms im Anfängerbereich habe ich keine echte Meinung.)
 
Jeder Mensch hat doch einen recht gleichmäßigen Herzschlag. Sogar unsere Atmung ist relativ gleichmäßig wenn wir nicht darauf achten. Warum braucht man dann ein Metronom?
Ich verwende mein Metronom nur um das Tempo zu kontrollieren oder manchmal auch um das Tempo in einem langen Stück anzupassen. Oft übe ich ausschnittweise ohne Metronom und muss dann nach einer Zeit alles zusammenfügen. Dabei ist es dann hilfreich zu kontrollieren dass es keine Temposchwankungen gibt.
Als Amfänger war es für mich verboten mit Metronom zu üben. Die einzige Ausnahme waren die Fingerübungen meines KLs.
 
Jeder Mensch hat doch einen recht gleichmäßigen Herzschlag. Sogar unsere Atmung ist relativ gleichmäßig wenn wir nicht darauf achten. Warum braucht man dann ein Metronom?

Wenn ein (schweres) Stück einmal technisch/musikalisch läuft, dann braucht man tatsächlich kein Metronom mehr.

Das innere Gefühl, das Gespür, und die Aussage, die man mit dem Stück vermitteln will, bestimmen ganz automatisch die Spielgeschwindigkeit, ähnlich wie Du sagst, wie beim Atmen und Gehen.

Nur erfordern schwere Stücke einen mannigfaltigen geistig/motorischen Lernprozeß. Das Metronom unterstützt mich beim Einlernen ganz enorm: es entlastet das Gehirn von der Aufgabe, eine bestimmte Geschwindigkeit beim systematischen Üben einzuhalten. Das Gehirn kann sich ganz dem Lernen und Automatisieren der Bewegungsmuster selbst widmen.

Wenn man bedenkt, daß sehr oft 5 Prozent (!) mehr Geschwindigkeit darüber entscheiden, ob ich noch technisch sauber oder schon mit Fehlern spiele, scheint es sinnvoll, diese heikle Geschwindigkeits-Anforderung beim Üben einfach dem Metronom zu übertragen.

Das Gehirn lernt stufenweise. Jeder kennt es: ein Stück sehr langsam zu spielen, das klappt immer. Es aber einmal ohne zu holpern schnell hinzubekommen, ist oft genug die Schwierigkeit.

Man kann sagen: das Gehirn muß immer erst eine langsame Stufe bewältigen, bevor es eine schnellere wirklich in Angriff nehmen kann. Konkret ist es sogar so, daß sich das Eingelernte mit jeder Geschwindigkeitsstufe im Gehirn verändert, und weiterentwickeln muß. Dazu muß aber eine gute Ausgangsbasis (= eine bewältigte geringere Geschwindigkeit) vorhanden sein, auf der man aufbaut.

Mißachtet man dieses Prinzip, dann kommt es gerne zu dem unschönen Effekt, daß man nie perfekt spielt, oder immer mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Fehler macht. Natürlich kann das auch andere Ursachen haben, z.B. mangelnde Konzentration oder Lampenfieber.

Viele werden offenbar auch ohne Metronomüben ausgezeichnete Pianisten. Vielleicht brauchen hochbegabte Menschen das Gerät einfach nicht. Vielleicht ist die fast universelle Mächtigkeit des Gerätes aber auch noch nicht erkannt worden im professionellen Klavierspiel. Wielange gibt es schon vernünftige, elektronische, angenehm klingende und sehr fein einstellbare Metronome, z.B. mit Glockenton?

Mit so einem Metronom (ist bei mir im V-Piano eingebaut) erreiche ich nicht nur ganz wesentliche schnelle Fortschritte, die ich anders überhaupt nicht erreichen kann, sondern auch das Üben an sich macht viel Spaß.

P.S. für "Gehirn" kann man synonym auch "Bewußtsein" verwenden.
 
Übrigens, noch ein kleiner Vorteil des Metronomübens ist: ich weiß genau, wo ich mit einer Passage oder einem Stück stehe. Und ich weiß in etwa, bei welcher Geschwindigkeit ich am nächsten Tag oder nach einer Pause wieder mit dem Üben einsteigen soll (nämlich etwas geringer), und wo ich wieder hinkommen können sollte mit der Geschwindigkeit.

Und man kann auch genau feststellen, daß man sich gesteigert hat.
 
Hallo zusammen,

chiarina schreibt: "Bei Schülern ist das Problem oft, dass sie sich durch das Hören auf die Metronomschläge nicht mehr auf die anderen musikalischen Elemente konzentrieren und dann gruselig unmusikalisch spielen. Besser, sie hören sich intensiv zu und lernen, den Puls zu spüren!"
Das ist genau auch mein Problem! Das klackklackklack des Metronoms bringt mich derart aus dem Ryhtmus, dass ich selbst gut sitzende Passagen eines Stücks versemmele. Manchmal hege ich schon den Verdacht, dass es nur sehr wenigen Männern vergönnt ist, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren!
Vielleicht ist es aber auch nur meinen bisher erreichten Fähigkeiten geschuldet und ich muss mich an das metronomische Üben erst noch gewöhnen, bzw. muss mich noch in der Geduld üben, das Tempo meinem Grad des Könnens anzupassen um mehrere Dinge gleichzeitig zu kontollieren.

Gruß
Klavierandi
 
Hallo zusammen,

chiarina schreibt: "Bei Schülern ist das Problem oft, dass sie sich durch das Hören auf die Metronomschläge nicht mehr auf die anderen musikalischen Elemente konzentrieren und dann gruselig unmusikalisch spielen. Besser, sie hören sich intensiv zu und lernen, den Puls zu spüren!"
Das ist genau auch mein Problem! Das klackklackklack des Metronoms bringt mich derart aus dem Ryhtmus, dass ich selbst gut sitzende Passagen eines Stücks versemmele. Manchmal hege ich schon den Verdacht, dass es nur sehr wenigen Männern vergönnt ist, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren!
Vielleicht ist es aber auch nur meinen bisher erreichten Fähigkeiten geschuldet und ich muss mich an das metronomische Üben erst noch gewöhnen, bzw. muss mich noch in der Geduld üben, das Tempo meinem Grad des Könnens anzupassen um mehrere Dinge gleichzeitig zu kontollieren.

Gruß
Klavierandi

Das wirds sein. Reine Gewöhnmungssache. Du willst ja lernen, mit Metronom zu spielen und es ist kein Wunder am Anfang das Ganze überhaupt nicht gleichzeitig machen zu können.
Später wirst du dich aufs Klicken gar nicht mehr konzentrieren brauchen.
 
Geständnis meinerseits: Habe in den fast 40 Jahren, in denen ich jetzt Klavier spiele, noch nie ein Metronom benutzt. Wenn ich die Beiträge hier so lese war das eventuell ein Fehler aber jetzt noch damit anzufangen, mmh, da habe ich nicht die Nerven zu und schludere vielleicht an einigen Stellen weiter vor mich hin.
 
Manchmal hege ich schon den Verdacht, dass es nur sehr wenigen Männern vergönnt ist, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren!

Es ist ja nicht nur eine Sache der Konzentration, sondern auch der Koordination. Wie beim Tanzen: daß man seine Bewegungen plangemäß auf einen externen Takt synchronisiert.

Geständnis meinerseits: Habe in den fast 40 Jahren, in denen ich jetzt Klavier spiele, noch nie ein Metronom benutzt. Wenn ich die Beiträge hier so lese war das eventuell ein Fehler aber jetzt noch damit anzufangen, mmh, da habe ich nicht die Nerven zu und schludere vielleicht an einigen Stellen weiter vor mich hin.

Mein Tip: tu einfach das, was Dir Spaß macht. Dein Hobby ist dazu da, Dir Spaß und Freude zu bringen. Ich hatte jahrzehntelang Spaß mit Hudeln und Klimpern :cool:;)

Seit der Bekanntschaft mit dem Forum versuche ich etwas systematischer und zielorientierter ans Klavierspiel heranzugehen; mit gewissen Erfolgen.
 
Es ist ja nicht nur eine Sache der Konzentration, sondern auch der Koordination. Wie beim Tanzen: daß man seine Bewegungen plangemäß auf einen externen Takt synchronisiert.



Mein Tip: tu einfach das, was Dir Spaß macht. Dein Hobby ist dazu da, Dir Spaß und Freude zu bringen. Ich hatte jahrzehntelang Spaß mit Hudeln und Klimpern :cool:;)

Seit der Bekanntschaft mit dem Forum versuche ich etwas systematischer und zielorientierter ans Klavierspiel heranzugehen; mit gewissen Erfolgen.

Danke, dass ich hierfür nicht verachtet werde:-). Es gibt Klavierstücke, die mich schon seit meinem Klavierunterricht begleiten und wohl bis an das Ende meiner Tage tun werden. Aber ich möchte einfach möglichst viel spielen und kennen lernen. Z. Zt. beschäftige ich mich u.a. mit den Transkriptionen von Art Tatum in dem Wissen, dass ich sie nie 100 % bewältigen werde aber es macht einfach einen riesen Spass.
Die gewissen Erfolge bei deinem Klavierspiel sind ja fishing for compliments:-). Insbesondere Deine Einspielung von Myra Hess Jesu bleibet meine Freude ist wunderbar und die Campanella wurde schon von anderen hier ausreichend gewürdigt.
 

Ups, Asche auf mein Haupt. Da habe ich doch glatt Dreiklang mit kreisleriana verwechselt:-(. Ich bitte kreisleriana um Entschuldigung!
 

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