Klavier unterrichten?!

K

KateCookie

Guest
Hallo :-)

Ich stecke in einem kleinen Dilemma und bräuchte vielleicht mal ein paar Meinungen...

Ich spiele seit circa 15 Jahren Klavier, hatte bisher drei verschiedene Lehrer und habe jeweils extrem unterschiedlichen Unterricht bekommen - wobei ich von einem Unterrichtsstil sagen kann, dass es schlechter Unterricht war (Auf die Haltung der Hände wurde gar nicht geachtet etc). Habe am Anfang überwiegend Klassik gespielt, dann modernere Sachen und im Moment geht es Richtung Jazz, wobei auch so ziemlich alle anderen Richtungen dabei sind. Einige Jahre hatte ich zusätzlich zu einer halben Stunde Praxis auch Theorieunterricht.

Die Musikschule, bei der ich Unterricht nehme, hat mich gefragt, ob ich nicht auch Unterricht geben will. Und da wären wir bei dem Dilemma: Eigentlich finde ich, dass Klavierlehrer/innen studiert haben sollten, bevor sie jemanden unterrichten, aber andererseits wurde ich ja von dem Leiter der Musikschule gefragt und der und meine Lehrerin halten mich für geeignet genug. Ich könnte mir durchaus vorstellen, motiviert Unterricht zu geben, aber ich möchte Schüler nicht verkorksen, weil ich falsch unterrichte.
Und jetzt weiß ich auch nicht, was ich tun soll...

Vielen Dank schon mal :-D
 
Ich gebe aber zu, dass ich beim Klavierlehrer ambivalent bin. Gesundheitswesen ist eine andere Diskussion.
Durch ärztliche Behandlungsfehler sind schon Menschen ums Leben gekommen - das dürften schlechte Klavierlehrer mit Sicherheit seltener, respektive noch nie geschafft haben. Unzweckmäßige Spielweisen und Fehlhaltungen können sich allerdings auch schon unangenehm bemerkbar machen - vor allem, weil sie sich oft erst nach einer gewissen Zeitspanne bemerkbar machen. Bis man dann Korrekturen unter fachkundiger Anleitung durchgeführt und verinnerlicht hat - das kann dauern.

Und so gut wie jeder Musikstudent in Fachrichtung Instrumentalunterricht, hat lange vor seinem Abschluss mit dem Unterrichten begonnen - das gehört quasi dazu.
Ein Musikstudent hat allerdings nicht nur etliche Jahre Unterricht absolviert, sondern auch ein anspruchsvolles Auswahlverfahren an einer Ausbildungsstätte für Berufsmusiker bestanden, die ausdrücklich seine fachliche Befähigung und persönliche Eignung für entsprechende professionelle Tätigkeiten überprüfen. In Beitrag #4 hat die Erstellerin des Fadens einiges von ihrem Repertoire erwähnt - nun vergleiche man aber mal diese Auswahl mit dem, was man bereits bei einer Aufnahmeprüfung mit Hauptfach Klavier an einer Musikhochschule in technisch und musikalisch überdurchschnittlicher Qualität in der Regel vorweisen muss. Im Studium selbst erfolgt die künstlerische Entwicklung im ständigen Dialog mit erfahrenen Mentoren und Experten - das sind Voraussetzungen, die in ganz anderen Dimensionen anzusiedeln sind. Allerdings ist selbst dann nicht absolut sichergestellt, dass diese Nachwuchskräfte deshalb sehr gute und erfolgreiche Pädagogen sind.

Ein Sonderfall sind Seiteneinsteiger, die in einer anderen Fachrichtung tätig werden als in jener, in der sie ihr Studium absolviert haben. Es gibt zwischen unterschiedlichen Studiengängen eine ganze Reihe von Gemeinsamkeiten und etliche Kenntnisse und einschlägigen Erfahrungen lassen sich auch in der Praxis erwerben. In diesem Falle empfiehlt es sich, mit offenen Karten zu spielen und den anders gearteten Hintergrund nicht einfach zu verschweigen. Ehrlichkeit wird dort durchaus geschätzt und honoriert. Seiteneinsteiger gelten nämlich als hoch motiviert, da sie ja in zusätzlichen Bereichen mit Mehrarbeit Fachkompetenz erwerben müssen. Ich spreche aus persönlicher Erfahrung: Auch heute habe ich mich wieder als Vertretung auf der Orgelbank (als Katholik bei den Protestanten) betätigt, ohne jemals ein Kirchenmusik- oder Orgelstudium absolviert zu haben, von etwas frühem Privatunterricht und Gelegenheitsbesuchen in den Kirchenmusikabteilungen während der Studienzeit einmal abgesehen - diese habe ich in den Fachrichtungen Komposition, Klavier, Musiktheorie und nebenbei Ensembleleitung absolviert.

Die eigenen Stärken und Schwächen ehrlich und selbstkritisch einzuschätzen, das bleibt lebenslang eine wichtige Aufgabe - unabhängig von bestimmten Fachrichtungen und Spezialisierungen. An der Erstellerin des vorliegenden Fadens gefällt mir, dass sie sich dieser Aufgabe offensichtlich mit Mut und Offenheit für unbequeme Antworten stellt und sich nicht von einem etwaigen in sie gesetzten Vertrauen durch einen Musikschulleiter blenden lässt. Das ist gut so und erspart so manchem ein böses Erwachen in einer Realität der allerorts enttäuschten Erwartungen. Herausforderungen annehmen und an neuen Aufgaben wachsen ist eine wunderbare Erfahrung - Fehleinschätzungen und zu scheitern sind es hingegen leider nicht.

Frohes Schaffen und weiterhin viel Freude bei der Musik wünscht
mit LG Rheinkultur
 
In Beitrag #4 hat die Erstellerin des Fadens einiges von ihrem Repertoire erwähnt - nun vergleiche man aber mal diese Auswahl mit dem, was man bereits bei einer Aufnahmeprüfung mit Hauptfach Klavier an einer Musikhochschule in technisch und musikalisch überdurchschnittlicher Qualität in der Regel vorweisen muss. Im Studium selbst erfolgt die künstlerische Entwicklung im ständigen Dialog mit erfahrenen Mentoren und Experten - das sind Voraussetzungen, die in ganz anderen Dimensionen anzusiedeln sind.
Genau da liegt der Hase im Pfeffer!
Um es etwas krasser, indes deutlicher zu formulieren: niemand sollte englisch von einer "Lehrkraft" erlernen müssen, die kaum mehr als "sänk ju wis träwelling Deutsche Bahn" drauf hat.

Allerdings ist selbst dann nicht absolut sichergestellt, dass diese Nachwuchskräfte deshalb sehr gute und erfolgreiche Pädagogen sind.
...was nützt der genialste Pädagoge im Englischunterricht, wenn er selber englisch nur radebrechen kann?

Nach ca. 10-15 Jahren gerade mal im unteren Bereich von (freundlichst formuliert) "mittelschwer" angelangt zu sein, ist kaum die Voraussetzung dafür, en Detail die nötigen Bewegungsabläufe fürs Klavierspiel selber zu beherrschen und auf dieser Basis vermitteln zu können.
 
Nach ca. 10-15 Jahren gerade mal im unteren Bereich von (freundlichst formuliert) "mittelschwer" angelangt zu sein, ist kaum die Voraussetzung dafür, en Detail die nötigen Bewegungsabläufe fürs Klavierspiel selber zu beherrschen und auf dieser Basis vermitteln zu können.
So ist es. Allerdings muss sich der "Musikschulleiter" auch fragen lassen, wie er das Lehrpersonal für seine Schule rekrutiert. Auf Clavio schreiben einige mit, die selbst neben- oder hauptberuflich an entsprechenden Institutionen unterrichten, mitunter sogar als Schulleiter tätig sind. Die dürften sich über diese Konstellation mit Sicherheit sehr wundern.

Es gibt sogar einige Privatschulen, die fortgeschrittenen Schülern eine "Lehrbefähigung" mit irgendwelchen Phantasietiteln zukommen lassen, damit diese unter dem Namen der Ursprungsinstitution eine Art Filiale aufbauen können. Unzulässig ist das nicht, da wie schon gesagt die Berufsbezeichnung "Klavierlehrer(in)" nicht geschützt ist. Wie sinnvoll solche Dienstleistungsangebote auf einem extrem überlaufenen Markt sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.

LG von Rheinkultur
 
Tja, wenn ich das alles so lese, mache ich doch sofort eine Klavierschule auf. Eingangsvoraussetzungen gibt es da ja anscheinend nicht und so 'ne Elise um die Eltern zu beeindrucken kriege ich allemal hin.

CW
 
Tja, wenn ich das alles so lese, mache ich doch sofort eine Klavierschule auf. Eingangsvoraussetzungen gibt es da ja anscheinend nicht und so 'ne Elise um die Eltern zu beeindrucken kriege ich allemal hin.
Kannst Du in der Tat im Prinzip so machen. Wenn Du Interessenten findest, die in dieser Deiner Klavierschule Unterricht erhalten und dafür Geld ausgeben wollen, ist das möglich und nicht verboten.

Deshalb kommen innerhalb von Berufsverbänden, in denen sich professionelle Musiker(innen) bisweilen zu organisieren pflegen, von Zeit zu Zeit immer wieder Überlegungen auf, doch allgemeine Berufsbezeichnungen schützen zu lassen. Warum es dazu noch nie gekommen ist und wahrscheinlich auch niemals kommen wird? Weil entlarvte Blender und Nichtskönner in den meisten Fällen aufgrund ausbleibender Erfolge nach einiger Zeit von selbst aufgeben. Wer sich auf lange Sicht am Markt nicht behaupten kann, ist dort nun mal meist fehl am Platze.

Eine Parallele zum von vielen wenig geschätzten De-Facto-Berufsstand von Politikern drängt sich auf: Eine wie auch immer geartete Berufsausbildung gibt es nicht, es genügt, von einer Partei ausgewählt, gefördert, zur Wahl aufgestellt und gewählt zu werden. Das war vor Jahrzehnten mal anders vorgesehen: Experten mit Fachwissen und persönlicher Eignung sollten die Möglichkeit haben, Verantwortung für das Gemeinwesen zu übernehmen. Inzwischen gehen allzu viele eher in die Politik, um "etwas zu werden", ohne außerhalb des Politikbetriebs vergleichbare Karriereaussichten zu haben. Während aber erfolglose Künstler in der sogenannten Freien Szene sich selbst subventionieren müssen, schaffen in der Politik (aber nicht nur hier) die von der Allgemeinheit aufgebrachten Finanzmittel Konstellationen, die auch erfolglosen und gescheiterten Kandidat(inn)en ihr Auskommen sicherstellen. Eine Spielart der Geringschätzung von Künstlern ist beispielsweise die Unterstellung, sowieso nur ein Hobby zum Beruf gemacht zu haben.

LG von Rheinkultur
 
Es gibt sogar einige Privatschulen, die fortgeschrittenen Schülern eine "Lehrbefähigung" mit irgendwelchen Phantasietiteln zukommen lassen, damit diese unter dem Namen der Ursprungsinstitution eine Art Filiale aufbauen können.
Es kommt immer darauf an, welches Klientel bedient werden will. Wenn eine private Musikschule den Hype um z.Zt. topmoderne TEY undFilmmusik plus (KEYBOARD)Begleitung zu gängigen Popsongs und Arrangements für Klavier zum Angebot macht, und dafür ihre eigene Didaktik verfolgt mit schnellst möglichem Umsatz des Zieles ihrer Schüler und dabei auch noch ältere Schüler einsetzt, die begeistert glaubhaft das Konzept durchziehen, so ist das in einem freien Markt erlaubt.

Wer als zahlender Elternteil anderen Unterricht will, sollte sich eben eingehend mit dem Angebot auseinandersetzen.
 
Wenn eine private Musikschule den Hype um z.Zt. topmoderne TEY undFilmmusik plus (KEYBOARD)Begleitung zu gängigen Popsongs und Arrangements für Klavier zum Angebot macht, und dafür ihre eigene Didaktik verfolgt mit schnellst möglichem Umsatz des Zieles ihrer Schüler und dabei auch noch ältere Schüler einsetzt, die begeistert glaubhaft das Konzept durchziehen, so ist das in einem freien Markt erlaubt.
Selbstverständlich ist es das. Ein "Hype" hat allerdings auch Kurzlebigkeit an sich: Zunächst mit viel Begeisterung einsteigen, die bei aufkommenden Schwierigkeiten rapide nachlässt - und nach einer überschaubaren Zeitspanne die Brocken hinschmeißen und so von Projekt zu Projekt tingeln. Qualität hat allerdings mit längerfristigen Vorgängen zu tun und wird nicht mal so eben im Vorübergehen mitgenommen. Wenn sich alle beteiligten Akteure auf diesen gemeinsamen (jeweils kleinen oder großen) Nenner einigen können, ist das absolut legitim.

LG von Rheinkultur
 
Wenn sich alle beteiligten Akteure auf diesen gemeinsamen (jeweils kleinen oder großen) Nenner einigen können, ist das absolut legitim.
...sich einig sein allein genügt noch nicht!

Der Informationsstand aller Beteiligten sollte gleich sein, also:
- der Kunde muss wissen: hier kriege ich dilletantische Anweisungen, die großspurig als "Projekt"-blabla bezeichnet werden
- der Anbieter muss offen legen: bei uns jibbet dilletantische Anweisungen, die wir großspurig als "Projekt"-blabla bezeichnen

Natürlich kann man dergleichen verschleiern, kann wortreich von "Projekt, Konzept, Kundenorientierung" labern und dabei die Chiffre "freier Markt" als Legitimierung dafür heranziehen, dass man drastisch gesagt miesen Ausschuss verhökern will...
 
Der Informationsstand aller Beteiligten sollte gleich sein
Genau das funktioniert leider in der Praxis nicht, was in der Natur der Sache liegt: Was kompetent und engagiert erteilten Unterricht ausmacht, wissen erst diejenigen, die einen solchen bereits genossen haben. Denn dieser vermittelt weit mehr als das Drücken der richtigen Taste zur richtigen Zeit - nämlich Urteilsvermögen und Qualitätsbewusstsein.

Dick auftragen und wohlklingend daherlabern funktioniert dann recht gut, wenn sich der Ansprechpartner auf der Gegenseite in der Materie nicht auskennt. Sich schutzlos irgendwelchen Blendern ausliefern muss man allerdings trotz allem nicht. Dazu gibt es einschlägige Qualifikationen und Tätigkeitsnachweise, die auch für (Noch-)Nichtmusiker in begrenztem Umfang Orientierungshilfe geben. Es gibt hier bereits mehrere Fäden, in denen nachzulesen ist, was eine qualifizierte und seriöse Lehrkraft zu bieten hat.

LG von Rheinkultur
 
Ich finde hier gehen zwei Sachen durcheinander. Das eine ist die konkrete Frage und die dazugehoerigen Rahmenbedingungen und das andere ist die generelle Ueberlegung ob "Klavierlehrer" eine schuetzenswerte Berufsbezeichnung ist (worauf die Diskussion, so wie ich sie lese, hinaus laeuft).

Hauptangelpunkt ist aus meiner Sicht immer die ausreichende Sachkenntnis. Hat jemand einen Lappen in der Hand (sprich eine Ausbildung/Studium abgeschlossen), geht man automatisch davon aus. Ist einfach und eindeutig. Hat jemand den Lappen nicht muss ich ihm die Sachkenntnis generell absprechen/teilweise absprechen/nicht absprechen?

Ich weiss es nicht.

Im Gesundheitswesen (dabei wollte ich da gar nicht hin) kommt (hier in CH) aus Kostengruenden immer wieder das Wort "Triage" auf den Tisch. Als erste Anlaufstelle ist die Apotheke angedacht, die entscheiden muss, ob sich etwas mit OTC Arzneimitteln behandeln laesst oder ob es die Konsultation eines Arztes braucht. (Cave: die Schweizer Gesetzgebung ist ausgesprochen liberal: Apotheker duerfen in Ausnahmefaellen auch verschreibungspflichtige Arzneimittel ohne Rezept abgeben). Apotheker werden im Studium entsprechend ausgebildet und duerfen im Kanton Zuerich (wenn sie ueber eine entsprechende Weiterbildung verfuegen (immer diese Lappen, die es braucht) sogar (eingeschraenkt ) impfen.

Solange alle Beteiligten ihre Kompetenzen nicht ueberschaetzen funktioniert es relativ vernuenftig. Hat etwas mit Anstand und Berufsethik zu tun. Aber halt, wenn man keinen Lappen hat, ist das ja nicht der Beruf und die Berufsethik greift nicht, oder wie?

Ich weiss nicht...
 

Solange alle Beteiligten ihre Kompetenzen nicht ueberschaetzen funktioniert es relativ vernuenftig. Hat etwas mit Anstand und Berufsethik zu tun. Aber halt, wenn man keinen Lappen hat, ist das ja nicht der Beruf und die Berufsethik greift nicht, oder wie?

Ich weiss nicht...
...stand hier irgendwas wie "ich habe regalweise musikpädagogische Fachliteratur verschlungen und im Lauf von 10-15 Jahren meine Kenntnisse instrumentalpädagogisch geschult, wobei ich nun bis zum spieltechnischen Niveau leichter spätromanischer Klaviermusik sowohl instrumental als auch pädagogisch rundum geschult bin" oder stand in #4 was anderes?

Anstand ist übrigens ein schönes Stichwort: wie viel Anstand steckt eigentlich darin, z.B. akademische Ausbildungsnachweise als "Lappen" zu diskreditieren?...
 
@rolf
Ich besitze einige dieser Lappen selbst und bezeichne sie auch so (wohl wissend was fuer Arbeit oder auch Glueck dahinter steht). Ich wollte keinesfalls jemanden mit meiner Ausdrucksweise diskreditieren oder den Erfolg madig machen. Es ging mir eher darum einen anderen Gesichtspunkt aufzuzeigen. Wenn ich dabei mit der Formulierung ueber das Ziel hinausgeschossen bin, tut es mir leid.
 
Hauptangelpunkt ist aus meiner Sicht immer die ausreichende Sachkenntnis. Hat jemand einen Lappen in der Hand (sprich eine Ausbildung/Studium abgeschlossen), geht man automatisch davon aus. Ist einfach und eindeutig. Hat jemand den Lappen nicht muss ich ihm die Sachkenntnis generell absprechen/teilweise absprechen/nicht absprechen?
Für den "Lappen" muss man eine langjährige äußerst anspruchsvolle Ausbildung absolvieren und eine beachtliche Menge Geld für eine Berufslaufbahn mit oftmals sehr unsicheren Karriereaussichten investieren, sofern man zu dem kleinen Prozentsatz derer gehört, die überhaupt zum Studium zugelassen werden. In den allermeisten anderen Berufen verdient man mit viel weniger Aufwand viel mehr Geld. Insofern hält sich meine Begeisterung beim Lesen solcher Begriffe wie "Lappen" sehr in Grenzen.

Sagen wir so, wer die zur Ausübung des Berufes erforderliche Sachkenntnis nicht in Verbindung mit einem abgeschlossenen Studium belegen kann, wird nachhaltige Alternativen präsentieren müssen - meist durch den Nachweis einer im Vergleich zu etwaigen Mitbewerbern überdurchschnittlich erfolgreichen Berufspraxis. Und das ist auf einem Terrain einigermaßen schwierig, auf dem es nur begrenzte Objektivität und eine Vielzahl von Mitbewerbern gibt, die sowohl die geforderte Berufspraxis als auch die verwaltungstechnisch vorgegebenen Ausbildungsabschlüsse vorweisen können.

LG von Rheinkultur
 
Ich besitze einige dieser Lappen selbst und bezeichne sie auch so (wohl wissend was fuer Arbeit oder auch Glueck dahinter steht). Ich wollte keinesfalls jemanden mit meiner Ausdrucksweise diskreditieren oder den Erfolg madig machen.
Im Gegenzug wird jemandem ohne Papier nicht selten unterstellt, über die erforderliche Fachkompetenz nicht verfügen zu können. Wenn bei der Besetzung von hauptamtlichen (Führungs-)Positionen Verwaltungsvorschriften genau beachtet werden, haben Bewerber ohne abgeschlossenes Studium und mit erfolgreicher Berufspraxis meist geringere Chancen als jene, die beides abdecken. Das kann in letzter Konsequenz zum Teufelskreis werden: Weil man die Voraussetzungen für eine Eignung nicht belegen kann, bekommt man den Job nicht, mit dem man nötige Berufserfahrung sammeln kann, die man wiederum bei nachfolgenden Karriereschritten unter Beweis stellen muss. Soll heißen: Keinen Job gleich keine Erfahrung und keine Erfahrung gleich kein Job.

LG von Rheinkultur
 
Ich besitze einige dieser Lappen selbst und bezeichne sie auch so.
Das kann man machen, keine Frage. Eine andere Frage ist, ob du ohne deine Lappen heute auch dort wärst, wo du bist?

Aber das alles führt nur in (Pardon) blablubb-Bereiche - in https://www.clavio.de/threads/klavier-unterrichten.22353/page-2#post-500833 hatte ich eine Frage gestellt - - wie wäre da deine Antwort?

Hier wurde ein pädagogisch und instrumental sehr niedriges Niveau offen und ehrlich genannt - Bravo! *) - und die Frage gestellt, ob man mit diesem Rüstzeug Anfänger im Klavierspielen unterrichten könne/solle. Eine offene, gewiß schonungslose aber gerechtfertigte Antwort lautet: nein. Und da bringt es nichts, wenn aus diversen Richtungen ohne Bezug zur konkreten Fragestellung und deren Bedingungen über Lappen :-) allgemein philosophiert wird.

Eine seriöse Lehrkraft sollte sowohl ihren Fachbereich professionell beherrschen als auch pädagogisch geeignet sein. Beides ist notwendige Bedingung. Fehlt eines, dann lernt man entweder nichts vernünftiges (wo das fachliche Können fehlt) oder man muss trotz grimmiger "Lehre" durchhalten, was kein zuckerlecken ist.

___________________
*) das ist keine sarkastische Ironie, sondern gilt der Ehrlichkeit und den verständlichen Zweifeln der Threaderstellerin!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe bei einer Musikschule den Leiter in der Versntwortung, das Personal gewissenhaft auszuwählen und deren Arbeit hin und wieder zu kontrollieren.

Ich las neulich ein Interview des Bassisten Ralf Gauck, der zwar kein Studium abgeschlossen (wohl jedoch sowohl in Europa als auch in den USA begonnen) hat, aber ein gefragter Lehrer ist. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, sagte er, dass es beim unterrichten mehr darauf ankäme, was man kann, als einen formellen Nachweis zu liefern.

Allerdings ist mir auch klar, dass Bass- oder Gitarren Unterricht im popularmusikbereich nicht mit klassischem Klavierunterricht gleichgesetzt werden kann.
 
Allerdings ist mir auch klar, dass Bass- oder Gitarren Unterricht im popularmusikbereich nicht mit klassischem Klavierunterricht gleichgesetzt werden kann.
Das ist der Punkt, zwischen klassischer Gitarre und populären Gitarren,E-Gitarren-Klampfen wird schon lange unterschieden, und bin mir ziemlich sicher, diejenigen, die klassische Gitarre von der Pike auf lernen wollen, sicher nicht in einen Gruppenkurs zum Akkorde Begleiten und Tabulaturen lesen sich verirren.

Ähnliches sollte auch beim Klavierunterricht deutlich unterscheidbar gemacht werden - war schon das Keyboardspielen ein Schritt in die Richtung, so ist das schnelle Erlernen von Bewegungsmustern, um eben leichte Arrangements schnell nachahmen zu können, eine weitere Variante am Klavier/Digi. Wobei das nach Noten langsame Erarbeiten von Techniken und Tonarten eben umgangen wird, und das Notenlesen dem eigentlichen Spiel hinterherhinkt, bzw. nur als grobe Erinnerungshilfe für das ansonsten sofortige Auswendiglernen (was ja bekanntlich schneller geht, zeige mal einem Klavierneuling ohne Notenkenntnisse den Flohwalzer, er wird ihn schnell erlernen, fange an , ihm mit Noten das gleiche verständlich zu machen - wird das eine Nullnummer)

Und gerade Jugendliche und junge Erwachsene, wollen eben gleich, was sie als schön empfinden, spielen und gehen bestimmt nicht in einen Kurs, um nach 10 Jahren dann mal angedacht ein Arrangement von games of thrones spielen zu können.
 

Zurück
Top Bottom