Klavier hat nach Stimmung seine Seele verloren

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alexbenedict

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Hallo!

Ich habe seit Dezember letzten Jahres ein YAMAHA B3 in meinem Besitz :) Seither musste es 2 Umzüge mitmachen und kam nach den 4 Wochen nicht in den Genuss der Garantiestimmung. Eben deshalb :(

Jedenfalls ließ ich es jetzt zum ersten Mal stimmen, also ein halbes Jahr später und bin recht zufrieden. Es klingt eben nicht mehr verstimmt.

Jedoch übte ich vor dem Stimmen den ersten Satz der Mondscheinsonate und ich war ganz zufrieden.
Jetzt spielte ich nach dem Stimmen wieder das Stück und merkte auf einmal, dass das Klavier einen anderen Charakter hat. "NAJA!" Dachte ich mir, "liegt vielleicht einfach daran, dass es jetzt so klingt, wie es klingen soll, daran gewöhnst du dich schon!"

Aber jetzt, nach einer Woche kann ich mich noch immer nicht so recht daran gewöhnen.
Das Paradebeispiel: der fünfte Finger in der Mondscheinsonate. Ich hatte vor dem Stimmen keine Probleme die Oberstimme über den fünften Finger wunderschön zu regulieren und singen zu lassen, aber seit der Stimmung: furchtbar! Ich habe ganz große Probleme, das gis singen zu lassen, selbst mit dem größten Kraftaufwand bekomme ich es nicht so richtig hin, dass sich die Oberstimme so richtig vom Rest abhebt.

Habe ich etwa während des Stimmens eine Macke bekommen? Oder bilde ich mir das alles ein?
Die Oberstimme in der Mondscheinsonate klingt auf einmal so gedämpft. Also mir hat der Charakter, den die Mondscheinsonate vor der Stimung versprühte wesentlich besser gefallen als jetzt. Paradoxerweise klingen andere Stücke wiederum besser durch die Stimmung, zum Beispiel Tschaikowskys Kinderalbum, eigentlich alles klingt besser, bis auf die Mondscheinsonate.

Das kann doch nur Einbildung sein? :(

Ich erkläre das mal: die Oberstimme vor dem Stimmen in der Mondscheinsonate hat man deutlich mit für mich mittlerem Kraftaufwand im 5. Finger gehört. Das war wie als würde man mit einem Eisenhammer gegen eine Glocke schlagen.
Nach der Stimmung ist das wie, als hätte man eine dicke Hülle Stoff um den Hammer gewickelt, selbst mit großem Kraftaufwand kann ich die Oberstimme in der Mondscheinsonate nicht mehr so schön abheben wie vor der Stimmung. Dann gibt es aber wieder Teile in der Mondscheinsonate die mir besser gefallen als vor der Stimmung, weil es eben gestimmt ist. Mir missfällt nur die Lautstärke des gis.
Diese beklemmende und romantische Stimmung, wenn das gis zum ersten Mal einsetzt, das bekomme ich einfach nicht mehr hin. Das klingt wie, als hätte man ein dünnes Stück Stoff über das Klavier gelegt.

Das kann ich auch ganz schwer beschreiben. Jedenfalls ist das Klavier seit der Stimmung nicht mehr das alte, obwohl er nichts an der Intonation geändert hat. Der Mann hat auch Ahnung, dass ist kein Amateur.
Aber irgendwie kann ich mich nicht so richtig an die Mondscheinsonate auf dem neu gestimmten Klavier gewöhnen, bzw. kann ich sie nicht mehr so interpretieren, mich artikulieren, wie auf dem "alten" Klavier.

Was ist das nur? Wie gesagt, dass ist nur das einsetzende gis am Anfang, wo ich das höre, der Rest und auch alles andere klingt besser, weil es gestimmt ist. Es ist alles irgendwie weicher und fluffiger. Wie ein Mars Riegel.

Herje, ich hoffe, das jemand eine Antwort parat hat, ansonsten muss ich morgen mal dort anrufen und versuchen das am Telefon zu schildern.

Danke!
 
Hallo Alexbenedikt,

Wahrscheinlich ist das Klavier nur ein wenig verstimmt bzw. anders verstimmt als vorher.:cool: So schnell verliert ein Klavier nicht seine Seele...

:klavier:

LG
Michael
 
Ich erkläre das mal: die Oberstimme vor dem Stimmen in der Mondscheinsonate hat man deutlich mit für mich mittlerem Kraftaufwand im 5. Finger gehört. Das war wie als würde man mit einem Eisenhammer gegen eine Glocke schlagen.
Nach der Stimmung ist das wie, als hätte man eine dicke Hülle Stoff um den Hammer gewickelt, selbst mit großem Kraftaufwand kann ich die Oberstimme in der Mondscheinsonate nicht mehr so schön abheben wie vor der Stimmung.

Hallo alexbenedict,

Kann es sein dass du Deine Hand jetzt ein wenig anders hälst?
Versuch mal aufzupassen ob Du mit dem kleinen Finger die gis-Taste nicht schon ein wenig eindrückst bevor Du sie spielst, das könnte das nämlich erklären.
 
Oder was auch sein könnte, dass die Oktave nicht so mehr so dissonant klingt und sich das gis deswegen nicht so abhebt.

Kannst du das irgendwie aufnehmen und hier reinstellen?
 
Hallo an Alle!

Glücklicherweise nehme ich mein Spiel immer zur Selbstkontrolle auf und ja, ich habe auch vor der Stimmung aufgenommen.
Ich werde gleich mal versuchen, den Tip mit dem nicht vorher drücken und auch eine Aufnahme davon zu machen in die Tat umsetzen.

Weil vorher war es verstimmt, und jetzt nicht mehr. Trotzdem ungewöhnlich, denn ich fühle mich bei der Mondscheinsonate nicht mehr so wohl wie vorher :(

Ich mache mich dann mal ans Werk ;)
 
Hallo!

So da bin ich wieder, hier die Aufnahmen:

einmal die Version auf dem ungestimmten Klavier:

verstimmt

und auf dem gestimmten Klavier:

gestimmt

Mir kommt es auch so vor als würde das Klavier, wenn man das rechte Pedal tritt, nicht mehr so lange "nachhallen" seit es gestimmt wurde. Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem noch vestimmten Klavier die Töne länger halten konnte. :confused:
 
Hallo Alexbenedict,

Du hast Dich mit den verstimmten Chören arrangiert gehabt. Sie schaukeln sich auf und klingen daher länger nach. Die Stimmung hat das bereinigt und somit fällt dieser Wahwahwahwah Effekt weg. Beim stimmen kann man so vorgehen, dass immer noch ein kleine Unreinheit da ist, die aber nicht stört. Dabei stimmt man "offen" d.h. die Saiten haben eine lange Schwebung und die öffnet sich mit einem langsamen Wahhhhhhhh. Meistens wird jedoch ohne Schwebung gestimmt.

Hoffentlich ist das verständlich ausgerückt.


LG
Michael
 
Dein Klavier hat keine "Seele" verloren :D Wichtig erst einmal: So wie es verstimmt war würde es mir überhaupt keinen Spaß mehr machen darauf zu spielen, das ist für mich persönlich eine starke Verstimmung, wobei ich die Messlatte auch extrem hochsetze und jede kleinste Verstimmung sofort nachstimmen muss, es ist fast ein Zwang, weil ich nur an einen gestimmten Flügel oder ein gestimmtes Klavier gewöhnt bin.

Deine Beobachtungen sind aber vollends zutreffend. Dass das Klavier wie in "Watte gepackt" klingt ist richtig. Vorher klangen die Töne "geöffneter" und hallender, eben darum, weil es sich um eine Verstimmung im Diskant handelte. Beim Stimmen sind wir bestrebt jedes Nachhallen bzw. unerwünsche Schwingen zu vermindern, sodass man nur einen ganz reinen Ton hört. Sowie man unerwünschte Schwingungen hört ist das Klavier nicht mehr Chörig rein gestimmt. Diese unerwünschten Schwingungen bereiten dem Klavier allerdings auch einen ganz anderen Charakter: einen "singenden" weil nicht alles so uniform klingt.

Für mich ist das ein klarer Fall: Du trauerst der Verstimmung nach :D Im Prinzip ist das ja auch in Ordnung, und Du kannst in jedem Falle sicher sein, dass sich das Klavier wieder verstimmen wird. Vorerst kannst Du an den dumpfen Tönen im Diskant nichts ändern, ggf. durch umintonieren, aber dann nimmst Du meistens mehr Brillanz in Kauf.

:D Toll Michael, da warst Du mal wieder schneller, während ich noch getippt habe
 
Alles klar, danke euch für die Antwort!

Dann weiß ich ja Bescheid :)
Und ja, ihr habt das beide recht gut beschrieben! Herje, da verliebe ich mich in ein verstimmtes Klavier! :kuss::D Sachen gibts!

Es klingt nun viel reiner und präziser, aber eben genau das irritiert mich wahrscheinlich so.
Vor einer Woche war es schon stark verstimmt, dass hat auch der Stimmer gesagt. Aber dieser "neue" Klang irritiert mich eben.
Ich gewöhne mich mit der Zeit dran, und so wie in der Audioaufnahme klingt es auch gar nicht mal so schlecht, jetzt wo ich mich selbst höre. Ich empfand die Oberstimme während des Spielens als miserabel.

Aber so gut wie jedes Stück klingt besser seit der Stimmung (wäre ja auch schlimm wenn nicht ;) ) nur die Oberstimme der Mondscheinsonate erschien mir komisch (was aber nicht so ist!)

Geht es euch auch so? Ein Stück klingt, während ich spiele ganz anders, als wenn man die Aufnahme dessen danach höre.

Sehr fein!

Dann wäre mein Anliegen ja geklärt! Und zu den Schwebungen: das ist dieses "Wahwahwahwahwah" wenn man eine Taste gedrückt hält, nicht war? Davon habe ich nun keine mehr. Der Ton hält und wird einfach leiser. Davor waren das richtig viele wahwahs beim Leiser werden!

Also dann: einen schönen Abend noch!
 
Dann wäre mein Anliegen ja geklärt! Und zu den Schwebungen: das ist dieses "Wahwahwahwahwah" wenn man eine Taste gedrückt hält, nicht war? Davon habe ich nun keine mehr. Der Ton hält und wird einfach leiser. Davor waren das richtig viele wahwahs beim Leiser werden!

Genau, und dieses Wahwahwahwahwah spricht für eine Verstimmung und ist für ein geschultes Ohr schrecklich :D
 
Jau, so stimmt man auch Saxophone. Der eine Saxophonist spielst das fis und der andere eine Quinte darüber, also cis. Dieses wahwahwahwahwahwah muss dann weggehen, wenn beide richtig gestimmt sind. Leider kann ich immer noch nicht unterscheiden, wann ein wahwahwah zu hoch ist oder zu tief. Da das Thema jedoch so gut wie geklärt ist, möchte ich die Off-Topic-Frage mal stellen: Wie erkenne ich das?
 

Beim Klavierstimmen ist es echt schwer und sogar unmöglich zu sagen welche Saite höher, und welche tiefer gestimmt ist (ohne eine andere Saite abzuklemmen, oder die Saiten einzeln vergleichen). Beim Saxophon dürfte es ähnlich schwer sein. Aber das macht ja nichts, man hört ja die Annäherung und wenn man dann über den Punkt herüber ist, ist das eine Saxophon entweder zu hoch oder zu hief gestimmt.
 
Sehr gut!

SO, da bin ich nochmal!

Ich wollte nur noch einmal kurzes Feedback geben in dem ich euch mitteile, dass ich nun wieder Klavier spielen kann :)
Wahrscheinlich habe ich mich nun auf die Stimmung eingelassen, nachdem ich Feedback von den Profis hier hatte und nun fühle ich mich wieder wohl während der Mondscheinsonate.
Wohler als vorher, an meinem schönen Klavier! :kuss:

Jetzt wünsche ich mir die Verstimmung nicht mehr zurück! Und ich glaube dir, Christian15, wenn du sagst, dass du ständig zwanghaft nachregulieren musst, weil du es eben so gewohnt bist, bzw. einfach nicht anders kannst!

Wenn ich mich zurückerinnere an die Zeit, kurz nach der Fahrschule und ich zum ersten mal mit Mamas Auto unterwegs war (45PS Felicia :rolleyes:) dann habe ich mich gefragt, warum der im 4.Gang an einem Berg immer langsamer geworden ist... ich verstand nach und nach durch eigene Erfahrung was Drehmoment, Leistungsentfaltung und Drehzahlband heißt. Tja und heute? Heute geht bei mir nichts mehr ohne einen Turbolader :D

Es gibt Menschen, für die ist Autofahren eine vollkommen nüchterne, emotionslose und einfach nur praktische Angelegenheit, um von A nach B zu kommen. Die dem Ganzen völlig pragmatisch gegenüber stehen. Und dann gibt es solche wie mich.
Und genau so verhält es sich auch mit dem Klavierspielen. Früher gab es für mich nur laut und leise und Pausen. Inzwischen gibt es Oberstimmen, Triller, Aufschläge, portatos, staccatos, usw.
Aber das würde jetzt zu sehr offtopic werden!

Danke nochmals für die Hilfe und Unterstützung!
 
Hallo alexbenedict!

Ich habe mal ein wenig Klavierstimmen gelernt.
Wenn du alle drei Saiten übereinander bekommst, hast du auf einmal einen angenehm weichen Ton, in den man sich gleich hineinlegen möchte ;)
Ich würde sagen, das erklärt, dass dein Klavier überwiegend weicher klingt. Wir wissen ja nicht, wie verstimmt es vorher war.
Ist aber ein Ton zwischen vielen weichen Tönen nicht klar gestimmt, sticht er natürlich unangenehm heraus. Du kannst, wenn du so einen Ton findest, ja einfach mal nacheinander je zwei Saiten abklemmen und vergleichst mal die Tonhöhe jeder Saite. Da ist sicher etwas nicht ganz richtig.

________________________

Seltsamerweise habe ich ein ganz gegenteiliges Problem wegen dem Stimmen.

Vor ein paar Monaten wurde mein Flügel gestimmt.
Ich weiß nur, dass der Stimmer sich dran gemacht hat, die Saiten langsam höher zu ziehen, als sie vorher waren. Zumindest meinte er das, weil es sich so langsam stabilisiert, der Flügel ist fast neu.
Und auf einmal Klang er so schrecklich... lauter und schriller, als vorher noch. Gut, als er vorher etwas verstimmt war, hat er mir auch nicht gefallen.

Ich habe das Gefühl, dass mit der Gesamtspannung der Saiten sich auch der Klang verändert. Da würde ich gerne mal den Rat eines Klavierbauers hier hören.
Denn leichte Schwankungen in der allgemeinen Tonhöhe sind ja von Instrument zu Instrument immer da.
Also soll die Spannung, die ja mit der Zeit so oder so nachlässt, vor dem Stimmen auf jeden Fall niedriger gewesen sein, als danach.

Wird der Klang vielleicht brillianter und schriller, wenn die Spannung stärker erhöht wird?

Das Gefühl hatte ich.

Ich habe dann leider angefangen, mit Dauerpianopedal herumzupfuschen. Jetzt wollen wir schauen, ob es nicht sinnvoll wäre, zu intonieren.
Den Zusammenhang mit der Stimmung verstehe ich allerdings wirklich nicht.
Aber irgendeinen Zusammenhang muss es da doch geben...

Lg Annette
 
Ich habe dann leider angefangen, mit Dauerpianopedal herumzupfuschen. Jetzt wollen wir schauen, ob es nicht sinnvoll wäre, zu intonieren.

Ich habe zwar keine technische Erklärung für Dein Problem, aber kenne eine mögliche Lösung dafür, wenn das Klavier schrill klingt und auch behutsames Intonieren daran nicht viel ändert: Akustikschaumstoff. Wird beim Klavier hinter den Resonanzboden gestellt. Bei Deinem Flügel müsstest Du ein wenig experimentieren, wo Du ihn deponierst.

(Der Akustikschaumstoff, von dem ich spreche, ist 1 m lang, 50 cm breit und 8 cm dick. Wo Du ihn kaufen kannst, kann ich Dir nicht sagen, ich habe zwei dieser Teile von meiner KL geschenkt bekommen, die ihr Studio damit ausgestattet hat.)

Viele Grüße
Clavifilius
 
Durch das Erhöhen der Spannung steigt die Auslastung jeder einzelnen Saite, was dazu führt, dass sie lauter wird und auch an Lautstärkedynamik verliert. Je nachdem wieviel die Tonhöhe zu niedrig war macht es sicherlich bemerkbar.

Ich denke, dass es einfach erstmal ungewohnt ist. Sicherlich sollte es nochmals nachintoniert bzw überhaupt einmal intoniert werden. (Ich weiß nicht was es für ein Klavier und woher es ist)

Jedenfalls kann der schrille Klang häufig durch Intonieren ausgeglichen werden...
 
Hallo alexbenedict!

Ich habe mal ein wenig Klavierstimmen gelernt.
Wenn du alle drei Saiten übereinander bekommst, hast du auf einmal einen angenehm weichen Ton, in den man sich gleich hineinlegen möchte ;)
Ich würde sagen, das erklärt, dass dein Klavier überwiegend weicher klingt. Wir wissen ja nicht, wie verstimmt es vorher war.
Ist aber ein Ton zwischen vielen weichen Tönen nicht klar gestimmt, sticht er natürlich unangenehm heraus. Du kannst, wenn du so einen Ton findest, ja einfach mal nacheinander je zwei Saiten abklemmen und vergleichst mal die Tonhöhe jeder Saite. Da ist sicher etwas nicht ganz richtig.

________________________

Seltsamerweise habe ich ein ganz gegenteiliges Problem wegen dem Stimmen.

Vor ein paar Monaten wurde mein Flügel gestimmt.
Ich weiß nur, dass der Stimmer sich dran gemacht hat, die Saiten langsam höher zu ziehen, als sie vorher waren. Zumindest meinte er das, weil es sich so langsam stabilisiert, der Flügel ist fast neu.
Und auf einmal Klang er so schrecklich... lauter und schriller, als vorher noch. Gut, als er vorher etwas verstimmt war, hat er mir auch nicht gefallen.

Ich habe das Gefühl, dass mit der Gesamtspannung der Saiten sich auch der Klang verändert. Da würde ich gerne mal den Rat eines Klavierbauers hier hören.
Denn leichte Schwankungen in der allgemeinen Tonhöhe sind ja von Instrument zu Instrument immer da.
Also soll die Spannung, die ja mit der Zeit so oder so nachlässt, vor dem Stimmen auf jeden Fall niedriger gewesen sein, als danach.

Wird der Klang vielleicht brillianter und schriller, wenn die Spannung stärker erhöht wird?

Das Gefühl hatte ich.

Ich habe dann leider angefangen, mit Dauerpianopedal herumzupfuschen. Jetzt wollen wir schauen, ob es nicht sinnvoll wäre, zu intonieren.
Den Zusammenhang mit der Stimmung verstehe ich allerdings wirklich nicht.
Aber irgendeinen Zusammenhang muss es da doch geben...

Lg Annette

Erst einmal zum ersten Punkt: Dass der Stimmer die Saiten langsam erhöht ist völlig normal, und hat auch nichts damit zutun, dass es sich um ein neues Instrument handelt. Er wird seine Technik haben! Viel mehr geht es darum keine Differenz zwischen Stegspannung und Saitenspannung aufkommen zu lassen. Im Idealfall sind beide Spannungen gleich hoch, was aber in der Realität fast nie zu erreichen ist. Man kann aber durch langsames überziehen der Saiten und wieder langsames herunterstimmen einen Ausgleich herbeiführen. Nur so kommt man zu haltbaren Stimmungen.

Deine Beobachtungen, dass das Klavier durch mehr Spannung automatisch brillanter wird, ist eigentlich nicht unbedingt gesagt. Wenn aber eine große Differenz besteht, also z.B. von 438 Hz auf 443 Hz gestimmt wird, dann klingt der Flügel mitunter völlig anders. Die "gefülltheit" der Töne verschiebt sich. Hattest Du vorher bei E einen sehr gefüllten Bass, so hast Du ihn nun vermutlich beim Dis. Genauso passiert es im Diskant. Man hat eine Tonhöhe, die einem sehr zusagt. Bei meinem Flügel habe ich dasselbe Problem: Auf 440 Hz habe ich einen sehr schönes gefülltes großes Fis, bei bei 443 ist gar nichts mehr gefüllt beim großen Fis, und das Bass haut mich nicht mehr um. Dafür habe ich jetzt einen prächtigen Bass beim D in der großen Oktave.

Deine Klangvorstellung hat sich einfach in den letzten Wochen an andere speziell klingende Töne gewöhnt, die nun verschoben worden sind im Klangcharakter. Sollte es Dir nicht gefallen, so ist es auch möglich den Flügel nur auf Kammerton zu stimmen und Du bekommst den alten "Charakter" zurück.
 
Hallo alexbenedict,

@Wird beim Klavier hinter den Resonanzboden gestellt. Bei Deinem Flügel müsstest Du ein wenig experimentieren, wo Du ihn deponierst.
(Der Akustikschaumstoff, von dem ich spreche, ist 1 m lang, 50 cm breit und 8 cm dick. Wo Du ihn kaufen kannst, kann ich Dir nicht sagen, ich habe zwei dieser Teile von meiner KL geschenkt bekommen, die ihr Studio damit ausgestattet hat.)

Kann ich Dir nur wärmstens empfehlen, sieh mal im Internet unter Basotect und unter Schaumstofflager nach. Aber nicht übertreiben! Die Akustikschaumstoffe dämpfen besonders die Höhe, und das nimmt zunächst etwas die Schärfe, bei zuviel geht aber die Brillanz verloren. Völlig ungeeignet dafür sind die billigen Noppenschaumstoffe.

LG

Pennacken
 
Mag mir jemand die Sache mit dem Schaumstoff vielleicht genauer erklären?
Und wo soll er hin? Und wie soll man da "das Mittelding" finden?

Ich höre das zum ersten mal.
Vielleicht werde ich auch mal unseren Klavierbauer danach fragen, auch wenn er sowas nichtmal im geringsten erwähnte, wo der Flügel vor Ort in Diskussion war. Da hieß es eher immer "Mangelnde Bearbeitung, schlechter billiger Flügel, schlechtes Material..."
- Nichts desto trotz steht er jetzt nunmal hier.


Wenn aber eine große Differenz besteht, also z.B. von 438 Hz auf 443 Hz gestimmt wird, dann klingt der Flügel mitunter völlig anders.
Oje, das klingt im ersten Augenblick ja wirklich beängstigend!
Was ich nur sagen kann ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der Flügel ganz anders klang, als wir ihn vor 4 Jahren kauften. Gefühl... Leider hatte ich da keine Ahnung von auch nur irgendetwas in der Richtung und konnte auch nicht genauer beobachten, was da wie war, zu der Zeit.
Und das mit der letzten Stimmung, auf einmal hatte ich das Gefühl, dass sich da wirklich so stark etwas verändert hatte, dass es mir auf einmal ganz unsympatisch war. Ich glaube mit Gewöhnung hat es bei mir nicht viel zu tun, weil es nun wieder eine ganze Weile her ist mit der Stimmung, wir aber im allgemeinen zwischen Stimmungen vielleicht ein 3/4 Jahr verstreichen lassen.
(Die letzte ist jetzt ein halbes Jahr her und es ist auch wieder Zeit, sagen meine Ohren)
Vielleicht ist noch wichtig zu erwähnen, dass es ein kleiner Flügel ist, 1,59 m.
Vielleicht macht das alles widerum etwas aus.

Der Zusammenhang zwischen allem ist mir wirklich nicht ganz bewusst.
Soll ich unseren Klavierbauer dann einfach mal darauf ansprechen?
Obwohl ich darauf vertraue, dass er ja weiß, was er tut. Er versucht ja auch nur, mit aller Mühe das Beste herauszuholen.

Lg Annette
 
Wenn das Instrument nicht gut klingt, würde ich erstmal schauen, welche Gründe dafür vorliegen. Möglichkeiten: Instrument ist schlecht reguliert (lässt sich nur schwer piano spielen), schlecht intoniert (klingt zu hart/knallig/brilliant), Raum ist überakustisch. Hierbei sind besonders auch die Wechselwirkungen zu beachten. Also ein sehr hart klingender Flügel mag in einer sehr soften Umgebung funktionieren, aber in einem sehr "lebendigem" Raum zu viel Brillianz haben. In den meisten Fällen, wenn die Balance zwischen Instrument und Raum stimmt, wird kein Schaumstoff am Resonanzboden nötig sein.

Da hieß es eher immer "Mangelnde Bearbeitung, schlechter billiger Flügel, schlechtes Material..."

Doch selbst das schlechteste und billigste Instrument lässt sich verbessern, wenn sich jemand die Zeit dazu nimmt und jemand bereit ist, dafür zu bezahlen.

Was ich nur sagen kann ist, dass ich das Gefühl hatte, dass der Flügel ganz anders klang, als wir ihn vor 4 Jahren kauften. Gefühl... Leider hatte ich da keine Ahnung von auch nur irgendetwas in der Richtung und konnte auch nicht genauer beobachten, was da wie war, zu der Zeit.

Bei der Beurteilung eines Instrumentes gibt es verschiedene Ebenen. Einerseits neigt man in der Erinnerung manchmal zur Idealisierung. Andererseits lernt man ein Instrument in 4 Jahren natürlich auch besser kennen. D.h., man entdeckt Dinge, die man früher nicht gehört hat. Ich sehe den Klang immer in "Schichten". Jeder Mensch weiß, wie ein Klavier klingt. Das ist die oberste Schicht. Für viele Menschen macht es überhaupt keinen Unterschied, ob sie beispielsweise ein billiges Klavier-Sample vom Yamaha Keyboard hören, oder einen echten Flügel. Das klingt nach Klavier! Je mehr Zeit man mit dem Instrument verbringt, desto tiefer dringt man in den Klang ein und hört dann naturgemäß nicht nur Dinge, die einem gefallen. Das ist der psychologische Teil, der bei der "Klangveränderung" über die Zeit wirkt.

Dann gibt es aber auch noch technische Aspekte. Durch das Spielen wird der Hammerfilz bei jedem Anschlag verdichtet. Es bilden sich Rillen auf dem Hammerkopf und vier Jahre intensiver Nutzung können ein Instrument klanglich (objektiv) stark verändern. Es besteht immer eine Tendenz zu mehr Brillianz. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo intoniert werden muss. Oft ist es dann notwendig, die Hammerköpfe abzuziehen um wieder einen gut definierten Anschlagspunkt zu haben und die Rillen loszuwerden.

Weiterhin kann sich auch die Mechanik verändern, z.B. durch zunehmende Reibung, wodurch das Instrument dann unter Umständen schwieriger zu kontrollieren ist.

Und das mit der letzten Stimmung, auf einmal hatte ich das Gefühl, dass sich da wirklich so stark etwas verändert hatte, dass es mir auf einmal ganz unsympatisch war.

Hier musst du auch die Wechselwirkungen sehen. Wenn das Instrument länger verstimmt war, dann hast du dich vielleicht daran gewöhnt und dir sind die zu harten Hammerköpfe weniger auf die Nerven gegangen. Erst jetzt, mit der sauberen Stimmung fällt es dir dann auf, dass sich das Instrument klanglich verändert hat. Oder dass sich deine Ansprüche verändert haben (sie oben).

Soll ich unseren Klavierbauer dann einfach mal darauf ansprechen?

Du könntest ihn bitten, den Flügel auf 440Hz zu stimmen, falls er dies nicht sowieso tut. Das ist schon ein kleiner Unterschied zu 443, z.B., und macht den Klang etwas milder. Dies natürlich unter der Voraussetzung, dass du den Flügel allein nutzt und nicht häufig mit z.B. Blasinstrumenten zusammen spielen willst. Da gibt es dann Einschränkungen, je nachdem wofür die Instrumente gebaut sind. Außerdem solltest du den Klavierstimmer fragen, was er tun kann, um dem Klang etwas die Schärfe zu nehmen. Vielleicht schlägt er dir vor, den Flügel zu intonieren.
 

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