Klaviatur geradelegen...

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Klavier Volker

Klavier Volker

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10. Feb. 2010
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Hallo Klavierbauer,

Ich habe die Tastatur meines Nielsen komplett überarbeitet, auch hier sämtlichen Filz und Kasimir erneuert, neue Beläge auf die Tasten und Spatien (heisst das so?) geklebt, weil das Holz stellenweise schmaler als die Beläge waren. Die Tasten habe ich komplett neu gerade gelegt und bin dabei auf das Mass 20mm für die Vordertasten gekommen. Nun wollte ich mich als nächstes an das Gewichten machen, aber...

Jetzt habe ich mir sagen lassen, das man die Tasten nicht "gerade" gerade legt, sondern in einer Hohlkehle, wobei die Tasten in der Mitte höher liegen und zu den Seiten stetig abfallen.

Ist das so richtig? Wenn ja, um wieviel muss ich die Tasten steigen, bzw. Fallen lassen?

Gruss Volker
 
Mußt Du mal schauen wie viel die Zierleiste mitmacht, mehr als max. 2m Steigung zur Mitte hin würde ich allerdings nicht nehmen.

Viele Grüße

Styx
 
Wofür ist das gut, die Tasten in der Mitte höher zu stellen?
Hat das rein optische Gründe, bietet das technisch einen Vorteil, erleichtert es das Spielen oder aus welchem Grund macht man das?

Grüße
Thomas
 
@Styx: 2m Steigung, das macht ein wenig mehr Arbeit, als Gedacht... :-)

@Toni: Wenn ich das so richtig lese, dann kann ich meine Arbeit also so lassen, wie sie ist?

BTW: Wofür habe ich in der Mitte der Tastatur eine Einstellschraube? Ist die am Ende genau dazu da, um dem Boden etwas Spannung zu geben? Ist vielleicht eine blöde Frage, hoffe dennoch auf Antwort. :-)


Gruß Volker
 
@Styx: 2m Steigung, das macht ein wenig mehr Arbeit, als Gedacht... :-)

fehlt noch n "m" - 2 Meter wäre dann wohl wirklich etwas arg :D

Es ist bei den meisten Instrumenten allerdings nicht zwingend notwendig eine Steigerung zur Mitte hin zu legen...gut, ich hab es zwar immer gemacht, hing aber auch mit meiner Geradelegleiste zusammen welche auf entsprechende Maße gerichtet war.

Mit der sogenannten "Einstellschraube" kannst Du die Höhe der Zierleiste in der Mitte justieren.

Viele Grüße

Styx
 
danke für den Hinweis, das dies keine Einstellung ist, sondern ein Halter, hätte mir auffallen müssen, also doch eine "dumme" Frage. ;-)

Ich werde die Tasten dann wohl erstmal gerade lassen, zumal es echt ein Geduldspiel war die geradezulegen. Am Ende habe ich noch mit 0,05er Scheiben gearbeitet, damit auch die letzten Unterschiede verschwinden. Und dann erfährt man, das es eigentlich ein Bogen werden soll. ;-)

Welchen Zweck verfolgt man den mit diesem "Bogen" in den Tasten? Hat das irgendwelche Vorteile?

Gruß Volker
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...Und dann erfährt man, das es eigentlich ein Bogen werden soll. ;-)

Welchen Zweck verfolgt man den mit diesem "Bogen" in den Tasten? Hat das irgendwelche Vorteile?

Gruß Volker
Hallo Volker,

der Bogen hat den Zweck schwerkraftbedingtes Senken des Spieltisches entgegen zu wirken. Die leichte Wölbung nach oben wird nicht als solche wahrgenommen - ähnlich der des Wassers, dass immer der Erdkrümmung folgt und für uns gerade erscheint.

Baut man Neuklaviere, kommt es nich gut, wenn nach ein paar Monaten eine leichte Tendenz zu durchhängender Klaviatur wahrgenommen wird. Das stört optisch viel mehr als wenn eine leichte Aufwölbung betrachtet wird, die das Gehirn als "gerade" korrigiert.

LG
Michael
 
für gewöhnlich wird die Mittellage am meisten beansprucht, damit also auch die Wagebalkenflecke in dem Bereich mehr "zerdrückt". Der "Hügel" verschwindet also beim spielen allmählich, und es sieht immer noch recht gerade aus. Nicht so wenn die Erhöhung weggelassen wird, dann ist irgendwann eine kleine Kuhle in der Tastatur, die dann wieder ausgeglichen werden muß. :)

Viele Grüße

Styx
 
2mm - faszinierend in welchen Bereichen ihr Klavierbauer euch bewegt!

Ist das eine rein optische "Minderung" eines Klavieres, wenn die Tastatur diese 2mm "durchhängt" oder ist das tatsächlich etwas, das man beim spielen mit den Fingern erspürt?
Merkt das ein erfahrener Spieler, wenn er das Klavier vorher nicht per Sicht geprüft hat?
 

@Styx und Michael: Hmm, das klingt als ob ich mir die Mühe doch noch machen sollte. Danke für die Erklärung....!
 
der Bogen hat den Zweck schwerkraftbedingtes Senken des Spieltisches entgegen zu wirken. Die leichte Wölbung nach oben wird nicht als solche wahrgenommen - ähnlich der des Wassers, dass immer der Erdkrümmung folgt und für uns gerade erscheint.

Baut man Neuklaviere, kommt es nich gut, wenn nach ein paar Monaten eine leichte Tendenz zu durchhängender Klaviatur wahrgenommen wird. Das stört optisch viel mehr als wenn eine leichte Aufwölbung betrachtet wird, die das Gehirn als "gerade" korrigiert.

Michael, vielen Dank für diese fachkundige Auskunft. Mir hat mal ein Steinwayhändler erzählt, Pianisten bräuchten diese leichte Wölbung um schnelle Läufe besser spielen zu können. Hab ich damals schon für völligen Mumpitz gehalten, frei nach dem Motto "Berg ab läuft's sich schneller".

Nochmals vielen Dank, deshalb liebe ich auch dieses Forum so sehr.
 
2mm - faszinierend in welchen Bereichen ihr Klavierbauer euch bewegt!

Ist das eine rein optische "Minderung" eines Klavieres, wenn die Tastatur diese 2mm "durchhängt" oder ist das tatsächlich etwas, das man beim spielen mit den Fingern erspürt?
Merkt das ein erfahrener Spieler, wenn er das Klavier vorher nicht per Sicht geprüft hat?
Es kommt einem eine durchhängende Tastatur instinktiv so vor, als wäre das Klavier viel bespielt worden - also eher optischer Mangel. Eine gleichmäßig durchhängende oder überhöhte Klaviatur stört beim Spielen nicht weiter, wenn die Regulation entsprechend angepasst wurde - sprich - der Tastentiefgang, Schnabelluft etc. etc. passt.

Was Styx geschrieben hat stimmt natürlich ebenso, denn neue Waagebalkenkasimirscheiben werden durch Drücken der häufiger verwendeten Tasten im Mittelbereich rascher zusammen gedrückt und die Tasten sitzen dann tiefer. Wenn das Instrument nicht in einer Paukkammer vorgehämmert wurde und hinterher nachreguliert kann das schnell zu Unregelmäßigkeiten führen - aber nicht nur die gleichmäßige Tastenebene leidet...

LG
Michael

Nachsatz: 2 mm sind die stärksten Kartonbeilagscheiben für Waagestifte und Vorderstifte. Die dünnsten Papierbeilagscheiben sind 0,03mm :cool:
 
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Herzlichen Dank für deine Erläuterung, Michael.

0.03mm - ich bin schwer beeindruckt.
Mir war bisher überhaupt nicht klar, wie fein ihr arbeiten müsst - große Hochachtung davor!
 
Was Styx geschrieben hat stimmt natürlich ebenso, denn neue Waagebalkenkasimirscheiben werden durch Drücken der häufiger verwendeten Tasten im Mittelbereich rascher zusammen gedrückt und die Tasten sitzen dann tiefer. Wenn das Instrument nicht in einer Paukkammer vorgehämmert wurde und hinterher nachreguliert kann das schnell zu Unregelmäßigkeiten führen - aber nicht nur die gleichmäßige Tastenebene leidet...

Danke Michael für die Erläuterung, das wird wohl die Kehrseite meiner Arbeiten sein. Da ich sämtliche Verschleissteile, Filze etc. erneuert habe, werde ich wohl in den nächsten Monaten öfter mal nachregulieren müssen, oder sehe ich das jetzt zu eng und es wird garnicht so schlimm werden?


Gruss Volker
 
Danke Michael für die Erläuterung, das wird wohl die Kehrseite meiner Arbeiten sein. Da ich sämtliche Verschleissteile, Filze etc. erneuert habe, werde ich wohl in den nächsten Monaten öfter mal nachregulieren müssen, oder sehe ich das jetzt zu eng und es wird garnicht so schlimm werden?


Gruss Volker

Solange Du mehr reparierst als Klavier spielst, wirst es nicht merken. ;-)

LG
Michael

P.S.: Dein Postfach ist voll
 
Solange Du mehr reparierst als Klavier spielst, wirst es nicht merken

Lol, ja das zweite Klavier war echt die Rettung. So kann ich erst spielen und dann basteln... Ich kann Dir garnicht sagen was mehr Spass macht.... :-) in jedem Fall ist es sehr Interessant so ein Klavier zu zerlegen und wieder zusammen zu bauen. Und ich bin ja noch lange nicht fertig.... :-) Hätte ich Dir nicht über die Schulter geschaut, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen daran zu basteln. ;-)


Gruß

P.S. Jetzt ist wieder Platz, habe alle Mails gelöscht.
 
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Volker,

lass es so wie du es gemacht hast. Ziel der Wölbung beim Geradelegen ist ja, dass nach einiger Zeit eine tatsächliche Gerade vorliegt und nix durchhängt. Da es ein altes Klavier ist, wird der Stuhlboden wohl nicht weiter arbeiten und durchhängen. Aber die neuen Filze. Von daher halte ich es für sinnvoll, lieber nach einigen Monaten die Klaviatur nochmals gerade zu legen. Das wird dann nur noch eine Korrektur sein und nicht so lange dauern. Ich lege auch immer gerade gerade und nicht gewölbt gerade.

Hast du dich denn beim Geradelegen an den äußersten und somit am wenigsten gespielten Tasten orientiert? Du schriebst ja, dass du die alle auf 20 mm gebracht hättest. Üblich sind 18-22 mm über der Schlossleiste, aber Vorsicht: Schlossleiste muss natürlich genauso festgeschraubt sein wie der Klaviaturrahmen.
 

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