Hausaufgaben

  • Ersteller des Themas Ralph_hh
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Meister, ich bezog mich auf folgenden Beitrag:
ja das hat mir ein befreundeter KL ähnlich erzählt, er fühlte sich stellenweise etwas traurig, weil er von einigen erwachsenen Schülern, wie ein Erfüllungsgehilfe behandelt wurde, und er es irgendwann vorzog zu schweigen, und nur das gewünschte Programm abspulte, da er das Honorar brauchte....
 
Natürlich ist das nur bedingt vergleichbar mit Klavierunterricht.
Eine Gemeinsamkeit ist die aktive Mitarbeit des Kandidaten unter fachkundiger Anleitung - also kein passives Bespasstwerden.

Für den letztgenannten Vorgang steht in medizinischer Hinsicht die Spezies des Wunderheilers, der einen ohne jegliche Anstrengungen einfach mal schnell gesund machen soll.

Wäre Jesus doch besser Klavierlehrer geworden, dann könnten alle spielen wie Rubinstein... .

LG von Rheinkultur
 
Scheiße (d.h. gegen eigene didaktische oder sonstige Prinzipien) zu unterrichten, nur weil man "das Geld braucht", ist eine Bankrotterklärung.

Ich will mal vorsichtigein Beispiel aus unserer Nachbarschaft formulieren:

eine konfessionelle heißbegehrte Schule in Berlin (die als Modellprojekt der Humboldtuni gilt) hat sich in den Kopf gesetzt, dass möglichst viele Schüler Klavier lernen sollen innerhalb des regulären Schulbetriebs, die Eltern und Klassenlehrer überreden förmlichst die Kindlein, ohne dass sie mehrheitlich Lust zum Klavier hätten, die betroffenen Klavierlehrer werden fast wahnsinnig über die Unlust und Unaufmerksamkeit vieler "gezwungene" Schüler; aber die Bezahlung ist deutlich über dem hiesigen Schnitt, nun " brummt" die Kasse, jeder hat da 2-3 Volle Tage bis in die Abendstunden Schüler im 40min Takt (5-10min Pause dazwischen) und wenn du Familie hast, was willst du dann anders machen?? Prinzipien gut und schön, aber ein Lichtblick bleibt: am Ende des Schuljahres gibts immer ein paar endlich begeisterte Schüler die Lunte geleckt haben und dann in den regulären Musikschul oder Privatunterricht rübergezogen werden.
 
So etwas ist einfach nur furchtbar, und es ist ein großer Fehler der Instrumentallehrer, dass die in so großer Zahl widerstandslos so einen Mist mitmachen, u.a. weil sie letztlich erpresst werden mit "Argumenten" wie: "Wenn unsere Musikschule solche Schulprojekte nicht mitmacht, fällt unsere Förderung weg, und wir können ganz dichtmachen."
 
So etwas ist einfach nur furchtbar, und es ist ein großer Fehler der Instrumentallehrer, dass die in so großer Zahl widerstandslos so einen Mist mitmachen

Nur du kennst ja die Statistik von Verdi und den von mir zitierten Beitrag aus der NMZ
13.359 Euro Jahresdurchschnittshonorar in DEU von studierten Instrumentallehrern!
Hat man da wirklich Alternativen?

Einer hat kürzlich hingeschmissen und mutierte zum Quereinsteiger ins Lehramt an Regelschulen, da winken dann wenigstens die Segnungen der TVöD 13 , und da er in eine Berline Problemschule geht , gibts neuerdings in Berlin noch einen Erschwerniszuschlag (500Eur) on top,...

Mensch, ich weiß es nicht, was man einem Musikschullehrer ernstlich empfehlen soll, wenn er eine Familie durchbringen muss (wie es das Leben so mit sich bringt, ist ja die Partnerin nicht selten unter solchen Bedingungen häufig auch eine Kulturschaffende , mit entsprechend problematischen Einkünften.....), einer von beiden muss dann eben in den sauren Apfel des Brotberufs beißen, oder?
 
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Wenn man unbedingt eine Familie versorgen will, dann muss man entweder a) sich gefälligst anstrengen und richtig gut werden, um dann auch als Musiker/Musiklehrer gut zu verdienen, oder b) einen anderen Hauptberuf mit besseren Verdienstmöglichkeiten wählen. Ganz einfach.

Nicht gelten lassen kann man jedoch, wenn einer nur mäßige Leistung zeigt und sich nur mäßig ins Zeug legt, dann aber auf einmal rumheult, dass der Musiklehrerberuf aber gar nicht genug Geld bringt. Das Arbeitsleben ist nun mal kein Sozialamt für mittelmäßige Musiker, und die Situation ist nun mal so, dass es zu viele Musiker gibt bei gleichzeitig im Verhältnis dazu zu wenigen Auftritts- und Unterrichtsmöglichkeiten.

Und wenn man meint, als mittelguter Musiker unbedingt einen 08/15-Musikschuljob haben zu müssen, entweder weil man das so toll findet oder weil man glaubt, nichts anderes hinzukriegen, dann muss man halt kleine Brötchen backen und auf die Rolle als Familienversorger verzichten. Simple as that.
 

Und wenn man meint, als mittelguter Musiker unbedingt einen 08/15-Musikschuljob haben zu müssen, entweder weil man das so toll findet oder weil man glaubt, nichts anderes hinzukriegen, dann muss man halt kleine Brötchen backen und auf die Rolle als Familienversorger verzichten. Simple as that.

Aus Vernunftgründen habe ich das alles betroffenen Personen so auch ins Gesicht gesagt, aber naja was willste machen...?

Andererseits:
was sollen erst die übrigen "kleinen" Fächer sagen (zB. Horn/Ps/Ob/Fgt) die bekommen vielerorts doch gar nicht annähernd so viele Interessenten wie die KL?

Wäre es in der Fläche für viele kleinere Kommunen nicht besser, die kleinen Orchester zu erhalten mit der Bedingung, dass dort der überwiegende Musikunterricht praxisnah stattfindet?
 
Nein, nichts "erhalten".

Die jungen Musiker müssen einfach merken, dass der Musikerberuf einfach ein schwieriger Bereich ist, in dem nur die Harten in den Garten kommen. So dass mehr von ihnen darauf verzichten, Profimusiker bzw. Musiklehrer zu werden. Damit die Zahl der Musiker und Musiklehrer endlich mal wieder auf ein vernünftiges, marktgerechtes Maß fällt und auch vielleicht eher die richtig Guten anstatt der ganzen mittelmäßigen bis schlechten Massen ihr Geld mit der Musik verdienen.

Da wird heutzutage viel zu viel künstlich am Leben gehalten. Deshalb diese ganzen Blödsinns-Kampagnen, die trompeten, Musik sei doch schließlich ein Grundbedürfnis, Musikmachen sei gut fürs Gehirn und die Sozialkompetenz usw., und deshalb müsse der Staat jeden Scheiß subventionieren.

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Wenn man unbedingt eine Familie versorgen will, dann muss man entweder a) sich gefälligst anstrengen und richtig gut werden, um dann auch als Musiker/Musiklehrer gut zu verdienen, oder b) einen anderen Hauptberuf mit besseren Verdienstmöglichkeiten wählen. Ganz einfach.
Möglichkeit c) hast Du vergessen: Ehepartner(in) hat genug Geld, dass es für den Unterhalt der ganzen Familie reicht. Ob man in einem derartig großen Umfang von anderen wirtschaftlich abhängig sein möchte, steht natürlich auf einem anderen Blatt. So selten ist diese Konstellation gar nicht, was durchaus bei der Ermittlung dieses erschreckend dürftigen Durchschnittseinkommens eine Rolle spielt. Es gibt nämlich auch etliche freiberufliche Musiker, die ganz ordentlich klarkommen.

LG von Rheinkultur
 
So etwas ist einfach nur furchtbar, und es ist ein großer Fehler der Instrumentallehrer, dass die in so großer Zahl widerstandslos so einen Mist mitmachen, u.a. weil sie letztlich erpresst werden mit "Argumenten" wie: "Wenn unsere Musikschule solche Schulprojekte nicht mitmacht, fällt unsere Förderung weg, und wir können ganz dichtmachen."
Eben! Und wie will man eine adäquate Bezahlung seiner Dienstleistungen durchsetzen, wenn es an jeder Straßenecke welche gibt, die aus der Not heraus den Job auch für noch weniger Kohle machen wollen? Zumal viele Auftraggeber von künstlerischer Qualität wenig oder keine Ahnung haben. Den Job kriegen, weil man eben besser war? Nicht immer läuft es so.

Aber wie gesagt, einen Markt für kompetente und engagierte Dienstleister gibt es durchaus. Er ist nur kleiner, als es sich viele so wünschen. Und Eingriffe des Gesetzgebers (etwa über Mindestlohn-Vorgabe) bewirken in der Praxis oftmals das Gegenteil.

LG von Rheinkultur
 
Ganz genau!

Der Markt bedarf einer Bereinigung.
Problem: Wer soll diese durchführen? Bis jetzt tut dies der Markt selber, indem den ungenügend Erfolgreichen immer wieder vor Augen geführt wird, dass sie hier fehl am Platze sind. Es gilt den „richtigen“ Platz ausfindig zu machen.

In der DDR versuchte man das auf staatlicher Ebene zu regeln, indem man sich durch Berufsausweise zu legitimieren hatte. Aber muss denn alles oder vieles „von oben“ vorgegeben sein, damit angeblich alles besser wird? Allerdings sind solche Überlegungen wohl im DDR-Historie-Faden besser aufgehoben.

LG von Rheinkultur
 
Nein, ich sage doch: Nichts "von oben" machen.

Die Situation einfach noch beschissener werden lassen, damit sich der Markt von selber bereinigt.

Funktioniert doch in anderen Berufen (z. B. Pflegeberufe) auch, da haben immer weniger Leute Bock drauf. Da allerdings ist das natürlich unbeabsichtigt.
 
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