Hilfe bei der Hausaufgabe - bitte

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Fenena

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12. Juli 2011
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Moin moin,
eigentlich wurde ich heute im Unterricht sehr gelobt, nur jetzt kommt das dicke Ende, der Ausdruck fehlt, die Emotionen. Außerdem spiele ich zu zögerlich, zurückhaltend.
Jetzt habe ich als Augabe, ein einfaches kleines Stück in mindestens 5 verschiedenen Ausdrucksforem zu spielen, z. B. fröhlich, wütend, traurig. Laut - leise, legato - staccato, das ist mir schon klar, aber was kann ich noch machen, dass KL auch erkennt, was ich versuche zu spielen, sie möchte es nämlich heraushören und nicht vorher gesagt bekommen.
Z.Zt. übe ich mit ihr Rondo alla turca und bella notte von Einaudi (beides waren ihre Vorschläge ). Ich spiele jetzt 2,5 Jahre und bin absoluter Späteinsteiger, mit ü 50, nur zur Info, dann könnt ihr vielleicht besser etwas vorschlagen.
Danke erstmal
mfG
Fenena
 
Liebe Fenena,

eine etwas unkonventionelle Antwort:

Gefühle, unsere Stimmungen und unsere Befindlichkeiten drücken sich ja auch durch unsere Körpersprache aus. Versuch doch mal, im Stehen die entsprechenden Zustände auszudrücken. Wie siehst du aus (evtl. Spiegel), wie fühlt es sich an, wenn du dich fröhlich vorstellst, wütend, traurig.....? Wie ändert sich der Gesichtsausdruck, die Körperhaltung? Kann eine Freundin o.ä. erkennen, was du gerade darstellst?

Dann versuche es im Gehen. Wie verändert sich der Gang, der Puls des Gehens, die Kraft des Auftretens, wenn du sauer bist oder lustig. Wie, wenn kraftlos oder traurig, nachdenklich oder verträumt.

Daraus kannst du Erkenntnisse für dein Spiel ziehen. Und dir deine Fragen vielleicht selbst beantworten.

Liebe Grüße :)

chiarina
 
Perfekte Antwort von chiarina!
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen.

LG
violapiano
 
Also ich finde die Antwort nicht perfekt, sie ist mir zu abstrakt. Warum analysieren, wie sich ein Gefühl ausdrückt? Wenn man sich in die entsprechende Stimmung hinein versetzt, drückt sie sich doch von selbst aus.
 
Also ich finde die Antwort nicht perfekt, sie ist mir zu abstrakt. Warum analysieren, wie sich ein Gefühl ausdrückt? Wenn man sich in die entsprechende Stimmung hinein versetzt, drückt sie sich doch von selbst aus.

Liebe Babette,

diese Übung ist nicht abstrakt, sondern sehr praxisorientiert. Es geht u.a. auch darum, wie sich eine Charakterbeschreibung anfühlt und dann in der Musik ihren Ausdruck finden kann. Bei dir scheint das ja ohne Probleme zu klappen. :p

Aber ich mache so etwas des Öfteren bei Schülern, wenn ich den Charakter eines Stücks nicht hundertprozentig erfasst finde. Gerade heute wollte ein Schüler eine Stelle (Chopin) in zwei verschiedenen Charakteren spielen, was so im Stück gefordert ist. Einmal sollte sie groß und mächtig klingen, einmal leise und geheimnisvoll. Es hat aber nicht so geklappt, wie wir beide uns das vorstellten. Man muss es eben auch empfinden und nicht bloß lauter/leiser spielen. :) Dann hilft es ungemein, sich vorzustellen, wie die eigene Körperhaltung bei den beiden Stellen aussehen mag.

Ich habe ihn also gebeten, sich hinzustellen und wir haben gemeinsam überlegt, wie diese beiden Haltungen aussehen könnten. Einmal hat er sich mit breiten Schultern, ausgebreiteten Armen, entschlossenem Gesichtsausdruck hingestellt, das andere Mal mit dem Zeigefinger an den Lippen, eher kleiner, etwas geduckter (grob gesagt). Mein Feedback ist dabei wichtig, denn durch die Arbeit an der Körperhaltung verändert sich auch das Gefühl und wird immer eindeutiger. Wie auch bei meinem Schüler ist bei uneindeutigem musikalischen Ausdruck nämlich oft auch die entsprechende Körperhaltung/-sprache uneindeutig. Dieses Feedback hat Fenela ja im Moment nicht und so bleibt ihr nur die Überprüfung durch den Spiegel oder Freundin o.ä..

Und mein Schüler hat dann die entsprechenden Stellen total überzeugend gespielt.

Im Übrigen arbeitet auch die sog. Rhythmik so. Auch die musikalische Früherziehung besteht oft darin, musikalische Abläufe durch Bewegung zu erfassen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Fenena fragt, was sie machen kann, damit ihre dargestellte Emotion auch wirklich deutlich erkennbar ist.

Da läßt sich doch ein ganz direkter, klavierbezogener Rat geben!

Nach meiner Erfahrung ist es bei sehr vielen unerfahrenen Schülern doch so: Gibt man ihnen die Aufgabe, einen Parameter (z.B. Dynamik oder Tempo) deutlich zu variieren, so tun sie es standardmäßig viel zu wenig, bilden sich aber ein, sie hätten schon durchaus eine Menge verändert.

Außerdem sitzen sie stets auf die gleiche Weise am Klavier. Als ich dieses Einaudi-Stück gerade mal bei Youtube suchte, damit ich mir da was drunter vorstellen kann (meine Meinung zu Einaudi kennt Ihr ja, aber das soll jetzt mal egal sein...), stieß ich gleich auf dieses Video:

Danii plays Bella Notte on piano - YouTube

Hier sehen wir eine sehr typische Schülerin in Aktion: "Brave-Töchter-Haltung", viel zu nah dran am Klavier, kein Mitschwingen des Körpers, unemotionale Darbietung.
Auch bei ihr kann ich getrost die Ferndiagnose stellen, daß es schwierig für sie wäre, das Stück mal ganz anders (z.B. viel langsamer oder dynamisch abwechlungsreicher) zu spielen, weil sie viel zu "inhibited" ist.

Was ist daraus die Konsequenz?

Fenena, Du mußt

a) für "traurig" also z.B. das Stück VIEL langsamer (viel!!!) spielen und WIRKLICH leise, mit wirklich wenig dynamischer Variation. (Na gut, wäre in Wahrheit eher die Interpretationsart "depressiv", aber egal, es wäre jedenfalls das am einfachsten Umzusetzende, was "traurig" nahekäme.) Für "wütend" WIRKLICH schnell und WIRKLICH "reinballern" in die Tasten. Dynamik entweder LAUT oder erstmal WIRKLICH leise und dann plötzlich WIRKLICH laut (-> "Wutausbruch"). Und wenn Du dachtest, Du hättest diesmal die Tempo- / Dynamik- / Klang- Variationen schon sehr deutlich umgesetzt, dann setzt Du Dich hin und spielst noch eine Version, bei der es NOCH deutlicher ist (weil, wie gesagt, typische Schüler ihr diesbezügliches Ergebnis zu überschätzen pflegen).

b) mit dem Körper total mitgehen: Für "traurig" also zusammengesunken sitzen, eher unbeweglich sein. Für "wütend" mit den Armen ausholen und auf die Tasten eindreschen. Für "fröhlich" mit dem Oberkörper mitschunkeln und dazu grinsen. Auch hier wichtig: Nicht nur ein bißchen mitgehen, sondern SEHR VIEL, so daß es Dir völlig übertrieben erscheint!

c) die verschiedenen Versionen mal aufnehmen (optimal wäre, wenn's sogar Video wäre) und kontrollieren, ob es Dir selber eigentlich deutlich genug rüberkommt.

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke,
ich komme mir schon vor wie ein Schauspieler :-))
Den Rat, es für mein Empfinden zu übertreiben, bekomme ich von KL auch immer, leider liegt mir das überhaupt nicht. Nach der Mittagszeit versuche ich es nochmal, mit Aufzeichnung.
LG
Fenena
 
Hasenbein, ich glaube chiarina sollte Fenena die Gelegenheit geben, selbst herauszufinden, wie sich bei ihr glücklich, traurig, depressiv, wütend.... etc. anfühlt, ihre eigenen Ausdrucksformen zu finden. DAs hast du nun etwas vorweg genommen. Vllt fühlt sie es ja anders?
Wenn Du ihr vorgibst, wie sich traurig, wütend etc. anfühlt, braucht sie es nicht selbst zu erfühlen. :-)

LG
violapiano
 
Jaja, ist ja durchaus was dran...

Aber manchmal kann man es mit dem Oberpädagogischen auch übertreiben. Manchmal muß man einfach mal MACHEN, peng, aus.

Fenena, ob Dir das nun so "liegt" oder nicht, solltest Du mal einfach beiseite wischen. Das sind nur Ausreden, um nicht aus den jahrzehntelang eingeprägten Gewohnheiten ausbrechen zu müssen! Freu Dich doch lieber mal, daß Du auch mit über 50 mal die Gelegenheit erhältst, Dich nicht nur immer so kontrolliert-erwachsen zu benehmen, sondern mal merkwürdig rumzuflippen und dabei Spaß zu haben! Du nimmst offenbar alles immer viel zu ernst!

Bei den meisten Erwachsenen herrscht leider der Glaubenssatz: "Ich werde nur dann anerkannt, wenn ich alles sehr ernstnehme und mich so verhalte, wie man es von einem Erwachsenen meines Alters erwartet. Wenn ich etwas Unsinniges, Albernes, Unperfektes mache, dann mache ich mich lächerlich und werde nicht mehr ernstgenommen."

Wirklich freie, lebendige Menschen haben kein Problem damit, auch öffentlich mal Blödsinn zu machen, kindisch rumzuhampeln etc.

Vermutlich ist Deine Klavierlehrerin auch zu ernst (ein Problem, das generell Frauen mehr haben als Männer). Sie muß Dir das Thema eigentlich als lustige Spielerei verkaufen, denn dann geht es nicht darum "gut" zu sein, sondern Spaß zu haben und sich auf das Spielchen einfach einzulassen.

LG,
Hasenbein
 
Hasenbein, du hast wohl Recht. Statt locker zu spielen, ärgert mich jeder Ton, der daneben geht. Daher kommte es wohl, dass ich zu zögerlich spiele, damit der falsche Ton möglichst leise ist.
KL hat übrigens zu mir gesagt, ich würde nur zu 30% spielen, was ich kann. Dann brauche ich ja kaum noch üben, nur die restlichen Prozente auf die Tasten bringen.
LG
Fenena
 

Ja, hör auf, die ganze Zeit rumzulaufen mit dieser Haltung: "Ach, ich bin ja so schlecht, und Späteinsteigerin sowieso, und ich kann dies nicht und das nicht, bla..."! Schmeiß das einfach in den Müll, Schluß, aus.

Ihr beide, KL und Du, Ihr müßt das Ganze endlich mal sehen als das, was es ist: ein Spiel.

Oder sagst Du, wenn bei Euch zu Hause Spieleabend angesagt ist, auch: "Nee, laßt mal, ich kann Mensch ärgere Dich nicht so gut, ich spiel nicht mit"? Oder ärgerst Du Dich tatsächlich (und nicht nur so "geschauspielert", wie es zu jedem lustigen Spieleabend dazugehört), wenn Dich jemand bei Mensch ärgere Dich nicht rausschmeißt?

Ein weiterer Grundirrtum sehr vieler Menschen ist nämlich: "Wenn ich Spaß dabei habe und locker bin, ist die Tätigkeit nicht ernsthaft genug, und die Ergebnisse werden zu wünschen übrig lassen". Genau das Gegenteil ist der Fall! Denn für gute Ergebnisse ist Aufmerksamkeit wichtig, ja, aber die hat nichts mit Ernstsein zu tun!!!

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Aber manchmal kann man es mit dem Oberpädagogischen auch übertreiben. Manchmal muß man einfach mal MACHEN, peng, aus.

Genau, lieber hasenbein! :D Bloß was machen?!!! :D:D


Ich finde überhaupt nicht, dass an meiner Herangehensweise, bei der man eine ganze Menge "macht", wahrnimmt und erfährt, irgendetwas Oberpädagogisches ist!!!

Im Gegenteil: Musik und Bewegung sind etwas sehr Ursprüngliches!

Bei deiner Herangehensweise sprichst du ja auch Bewegung an, aber beim Spielen. Ich bin dafür, das lieber ohne Klavier zu erkunden, denn man ist viel freier (muss nicht sitzen) und kann besser wahrnehmen (ist nicht damit beschäftigt, sich auf den Notentext und dessen Umsetzung zu konzentrieren..................). Was man ohne das Klavier erlebt und wahrgenommen hat, wird sich in der Musik widerspiegeln.

Ich habe auch einen Abschluss in Musikalischer Früherziehung und hatte in dem Rahmen das Fach Rhythmik. Hier nur mal ein Mini-Ausschnitt:

Arbeitskreis Rhythmik an Hochschulen e.V. - Musik und Bewegung


Fenena hat ganz sicher sehr viel in sich, was nur noch nicht so raus will. Nach dem Motto "Stille Wasser sind tief". :) Sie muss gar nichts und sie sollte sich die Zeit lassen und Ruhe nehmen, die sie braucht.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Weiter oben hatte ich gerade über deinem noch einen post geschrieben, falls du ihn übersehen hast.
 
Ich meinte eigentlich Violapianos Einwand, daß man Fenena doch nicht was vorgeben solle, sondern sie selber herausfinden solle, wie sich die verschiedenen Emotionen so anfühlen - nicht Dein Posting, Chiarina.

Grundsätzlich ist Selber-Herausfinden natürlich total wichtig - aber in Fenenas Fall finde ich, daß sie einfach mal ins tiefe Schwimmbecken reinspringen muß, statt ums Becken rumzulaufen und sich auf dem iPad im Internet zu informieren, was das Für und Wider des Ins-Große-Becken-Springens ist, und zu grübeln, ob ihr das Springen überhaupt liegt.

LG,
Hasenbein
 
Hallo,
tolle Beiträge bislang!! Und ein interessanter Faden; komisch, dass der nicht höher frequentiert ist....

Ich hätte auch noch ein bißchen Senf:
Nicht ganz unwesentlich finde ich auch die Sicherheit beim Spielen. Also wenn man durch die Noten stackst und irgendwie doch noch nicht so ganz verinnerlicht hat, was man eigentlich spielen soll, dann stellt sich die Freiheit zu gestalten überhaupt nicht ein. Und mit dem Verinnerlichen ist es so eine Sache. Selbst wenn man ein Stück schon 1000 Mal gespielt hat, kann es im Grunde immer noch nur im motorischen Fingergedächtnis gespeichert sein. Da ist es dann sauschwer, etwas anderes mit den Fingern anzustellen, etwas, das dann zu einem neuen Ausdruck führt. Denn die Finger können nicht anders, eine falsche Bewegung und man fliegt raus oder ist irritiert, verliert den Faden (den man nie hatte) und versucht krampfhaft keinen Fehler zu machen. Alles keine guten Voraussetzungen, um den Emotionen freien Lauf zu lassen und sich in das Stück hineinzufühlen.

Deshalb mein Tipp: Such dir wirklich fürs erste richtig, richtig einfache Stücke, die du ohne Kompromisse beherrschst. Das Enaudi Stück kenne ich nicht, aber den Türkenmarsch finde ich nach 2,5 Jahren schon obere Grenze. Wenn es denn aber unbedingt dieses Stück sein muss, dann vielleicht nicht als Ganzes, sondern einzelne Sinnabschnitte daraus.

LG, Sesam
 
morgen ist Stunde
ich bin gespannt. Ich versuche: dolce, buffo, funebro, risuluto, sereno :) auch dafür gelernt.

lg
Fenena
 
Puuuh, es ist geschafft! Und sie hat alles herausgehört. Wir hatten beide viel Spass dabei. Und für nächste Woche darf ich gleich nochmal, mit einem anderen Stück.
LG
Fenena
 

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