Hallo,
damit nicht jetzt jemand denkt, ich trolle hier, an dieser Stelle erst mal die Aufnahmen der beiden Stücke, die ich meinen Kolleginnen vorspielte:
Das Schubert-Impromptu Op. 142 Nr. 2 in As-Dur:
Das Lied ohne Worte von Mendelssohn-Bartholdy Op. 85 Nr. 1 in F-Dur:
Das ist mittlerweile mein Lieblings-LoW geworden, weil die Melodie so richtig schön schwebt und es mich jedesmal am Schluss bei dem zärtlich und fein-sensibel gespielten Schlusslauf fröstelt, wenn ich meinem eigenen Spiel entspannt zuhöre.
Liebe Lehrer und liebe mitlesende Profis: Hinsichtlich Eurer fachkundigen Beurteilung der Einspielungen vor Eurem eigenen fachlichen Hintergrund (Studium, Auftrittserfahrung) bitte ich Euch insbesondere, bei mir zu berücksichtigen, dass ich ja nicht Musik, sondern öffentliches Recht studiert habe und außerdem hobbymäßig ohne Lehrer (!) unterwegs bin. Dieses Jahr habe ich auf diese Weise insgesamt 20 Stücke gelernt (Chopin, Beethoven, Satie, Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Schumann und Co.). Für nächstes Jahr habe ich auch schon eine Auswahl getroffen (Liszt, Saint-Saengs und diesmal viel Chopin).
Als Regierungsbeamter in einem polizeilichen Führungsstab habe ich aufgrund der unregelmäßigen Arbeitszeiten leider keine Möglichkeit, Klavierstunden zu nehmen. Schade, aber eben nicht zu ändern. Meine Prioritäten sind daher dienstlich bedingt, anderer Natur. Aber - ich mache das am Klavier ja nur hobbymäßig "mit Liebe zur Musik". Mein Ziel ist ja nur, dass ich meine diesbezüglichen Fähigkeiten bewahren und pflegen (vielleicht ein bisschen ausbauen) kann, ohne da jetzt irgendwie einen Schwerpunkt darauf zu legen. Ich richte es jedoch so ein, dass ich täglich zwei Stunden am Abend üben kann.
Deshalb möchte ich mich auch nicht als "Lehrer aufspielen", sondern das sollte nur aus kollegialen Gründen (bei vorliegendem Interesse) geschehen. Gestern nachmittag haben wir übrigens noch weiter gemacht. Sie wollte wissen, warum da "immer schwarze Tasten zwischen den weißen Tasten fehlen". Ich habe ihr das mit den Ganz- und Halbtönen (Erhöhung und Vertiefung) einfach mal grundlegend erklärt und die ersten Notennamen mit ihr besprochen. Dabei freute ich mich sehr, dass sie sogar noch die Intervallnamen von 1 - 8 aus ihrer Schulzeit wußte (!) und dann habe ich ihr eine chromatische C-Dur-Tonleiter und eine harmonische C-Dur-Tonleiter vorgespielt, damit sie die Unterschiede hört (chromatisch = nur Halbtonschritte, bei der harmonischen sind´s ja Ganz- und Halbtonschritte). Das Thema Viertongruppen (Tetrachorde) habe ich gleich mitgemacht und in Zeitlupe ihr mal den Daumenuntersatz vorgespielt, den sie dann ganz langsam mit beiden Händen nachspielte. Ich habe dann "was springen lassen" (2 Euro-Stücke auf ihrem Handrücken). Sie gab sich sehr viel Mühe und es fiel tatsächlich nicht herunter. Das war sehr schön. Aber diesmal haben wir alleine (ohne Zuhörer und Zuschauer geübt).
Die obigen Aufnahmen entstanden nicht auf dem Instrument, das sich in der Aula unserer Dienststelle (polizeiliche Bildungseinrichtung) befindet (Förster, Baujahr 1950, aber mittlerweile gestimmt und mechanisch überholt (neben Klaviatur und Pedalerie)), sondern diese habe ich auf meinem privaten Roland V-Piano gemacht (mit Flügelklaviatur). Als Klang habe ich den Bechstein-Konzertklang (Nr. 10 V2 concert) ausgewählt. Die Empfehlung kam hier aus dem Forum und ich habe die Anschaffung nicht bereut.
Dass unser Klavier in meiner Dienststelle, auf dem ich übrigens während der Mittagspause, sowie nach Dienstschluss spielen kann, wenn ich das mag, so hergerichtet ist wie jetzt, war nicht immer so. Letztes Jahr wollte ich es mal ausprobieren und erlebte dort mein "pianistisches Waterloo": total verstimmt, die Klaviatur abgewirtschaftet, Holzteile beschädigt usw. Das Schärfste war jedoch "der Stuhl davor": Ein Besucherstuhl mit Armlehnen (!!!) - versucht darauf sitzend mal Chopin zu spielen - eine Erfahrung, die man nicht nochmal machen muss
Diesmal (letzte Woche) habe ich meine Lederbank dabeigehabt (die habe ich gemeinsam mit dem V-Piano erworben). Das ist eben schon um Längen besser.
Deshalb habe ich ja für meinen Weihnachtsauftritt letztes Jahr mein eigenes Instrument (damals noch ein Casio) und meinen Stuhl mitgebracht. Leider machen wir dieses Jahr aus Termingründen überhaupt keine dienstliche Weihnachtsfeier (ich hatte ja letztes Jahr in diesem Forum darüber berichtet), da wir zum Jahresende aufgrund der sächsischen Polizeineuorganisation viel zu tun haben (unser Institut erhält mehr Kompetenzen) und ich habe eine Bereichsleiteraufgabe in der entsprechenden Projektorganisation (eine sog. BAO, "besondere Aufbauorganisation" mit dem Namen "Polizei2020") übernommen. Da bleibt auch den Kollegen keine Zeit für eine Weihnachtsfeier vor dem jeweiligen Jahresurlaub.
Das dienstliche Instrument wird ansonsten genutzt, um während der sog. "Präventionslehrgänge" darauf Kinderlieder (z. B. das Ampellied) im Rahmen der Aktionen des "sächsischen Polizeidinos Poldi" intonieren zu können. Damit unterhalten die zuständigen Sachbearbeiter die Kinder in den Horteinrichtungen / Kindergärten und -krippen, die sie aufsuchen, um polizeiliche Tipps und Verhaltensweisen pädagogisch kindgerecht an diese Zielgruppe zu vermitteln.
Ich bin sehr froh, dass wir ein spielbares Instrument nun vor Ort haben (und keine Schrottmöhre mehr), denn das ist nicht wirklich üblich bei der sächsischen Polizei. Hierzu schildere ich mal ein kurzes Erlebnis, das ich im Sommer hatte (ich bin sehr dialektaffin und liebe das Sächsische - für höchsten Genuss bitte laut mitlesen ...):
Am Rande einer Dienstberatung traf ich einen Einheitsführer einer sächsischen Bereitschaftspolizeiabteilung, disloziert im Südwesten des Freistaates. Wir hatten dienstlich öfters gemeinsam zu tun (ich habe für ihn mal vor Jahren ein umfangreiches Führungskonzept für Bereitschaftspolizeieinheiten bei polizeilichen Großlagen (z. B. auch bei Castor-Lagen) konzeptionell entwickelt und wurde dafür erstmalig leistungsprämiert), daher kennt er mich und hatte auch irgendwie "über drei Ecken" vom Klavierspielen (wahrscheinlich wegen Weihnachten im letzten Jahr und meinem Auftritt in unserer Aula) erfahren.
Er: "Nu - was machd de Glahwiehr-Gunst?"
Ich: "Alles bestens - ich lerne selbstorganisiert täglich stressfrei vor dem Einschlafen, ohne mich ggf.
wöchentlich vor einem Lehrer rechtfertigen zu müssen ("Was - den Lauf können Sie immer noch
nicht?" und jetzt habe ich gerade meine schöne Chopin-Etüde (10/3), deren Melodie ich total gern
mag, nach knapp drei Monaten Übezeit abgeschlossen."
Er: "Glasse - das is beschdimmt dodahl schwähr - Nu, äscht schahdäh - häddn mier das frieher gewussd
midd Ihnnn, dass se Glawiehr spieln genn, denn häddn Se missn ooch ma mier bei när Diensdreihsäh
was spieln"
Ich: "Haben Sie denn bei der XXX in YYY ein Instrument?"
Er: "Nu - Scha (ja) - leider hamm mer des letsdn Mohnaht in n Gohndähner nei gehgracht"
Ich: "Wie bitte - entsorgt?"
Er: "Nu, glahr: Des stand im Gorttenraum (Kartenraum) der Obberatiehvabteilung unserer Einsadseinheid
eschal nuhr im Wähge ruhm - gonnte ja geener von uns druff glimpern, näh? ..."
Ich: "Das is ja unglaublich, dass Sie das entsorgt haben. Hätte man doch stehen lassen können."
Er: "Na, ja - nie jähder is jah soh grähatiehv wieh Sieh. Wobei isch das äschd doll findäh. Soh wiehsche-
lande (vigilante) Leudde wieh Sieh, die soh was Gombliehziehrdes derheeme machn genn, die
müssdn mier ooch mähr in unsern bollezeilischen Fiehrungsstähbm hohbm".
Bei so einer Aktion möchte man wirklich mit dem Kopf gegen die Wand rennen, bis es aufhört, weh zu tun. Wie kann man so ein Instrument einfach "wegschmeißen"?
Echt unterirdisch. Aber, man sieht an diesem Beispiel eben, dass das, was wir machen (und was bei uns für dienstlich zulässig erklärt wurde), beileibe anderswo keine Selbstverständlichkeit ist.
Da bin ich dann wirklich froh, wenn ich mich zu Hause nach dem täglichen Dienst an mein V-Piano setzen und fleißig üben kann.
Leider kann ich aufgrund der Wohnsituation keinen Flügel aufstellen, da ich zwar auf 90 qm in zwei Stockwerken (als ETW-Eigentümer) wohne, aber kein Aufzug und "nur nicht flügelkompatible Treppen" vorhanden sind. Auch der Transport über den großen Balkon geht nicht (z. B. per Schrägaufzug), da die entsprechende Straßenfläche (Abladeort) zu weit vom Haus entfernt ist.
Außerdem will ich ja nur für mich üben und auch die anderen Bewohner (überwiegend älter) nicht belästigen. Wenn man abends mal einen donnernden Rachmaninoff spielt - könnte das nämlich einen "kleinen Volksaufstand" zur Folge haben. Als ich das V-Piano neu hatte und abends mal laut spielte, kam am Folgetag dafür gleich die "Quittung" meiner Nachbarin, die unter mir wohnt. Ich hatte Flurwoche und sie kam aus ihrer "Hornzsche" (sächsisch für Wohnung) und sagte zu mir: "Nu - gäsdern wohr ohbr Ihr Radschioh sähr lauhd ...
Ich habe dann nur gesagt, dass ich eine neue digitale Anlage habe (stimmt ja auch irgendwie!) und die erst mal richtig einstellen muss. Ich glaube, alles Andere hätte nur Ärger verursacht.
Außerdem habe ich nicht vor, meinen direkt neben mir wohnenden extrem neugieren Nachbarn (ehem. NVA-Stabsfeldwebel) mit meiner Kunst zu erfreuen, da er mir mal nach dem Genuss mehrerer Schnäpse während eines Hausfestes vorhielt, ich sei "eh nur Einer von der westlichen Besatzungsmacht im Beitrittsgebiet". Solche unterirdischen Leute muss man nicht auch noch belohnen ...
Ich bin sehr tolerant und verhalte mich dann bei solchen Dingen eben entsprechend.
Allerdings wohne ich sehr schön (ländlich) und die anderen Nachbarn im Hause sind nett. Da will man sich das mit ihnen nicht verscherzen.
Gruß
Razo!