Gershwin Summertime

Stuemperle

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Liebe Mitstreiter an den Tasten,
schon wieder eine Nichtbereicherung der akustischen Welt von mir - aber wie heißt es so schön: jeder taugt zu irgendwas, uns sei's nur als schlechtes Beispiel :D. Also kann auch meine Version von "Summertime" noch nützlich sein, selbst wenn's die 111.488ste ist - mehr (sinnvolleres) über die Arie aus Gershwins Oper "Porgy and Bess" unter http://de.wikipedia.org/wiki/Summertime.

[mp3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1218778626.mp3"]summertime[/mp3]

Vielleicht kennt die eine oder der andere hier das Arrangement von Heumann in seinem Heft "Bar Piano" (hallo fisherman, bitte nicht verpetzen, daß ich im Intro zwei Takte verkürzt habe ;-)) und mag mir mit seiner Kritik beim weiteren Feinschliff der Interpretation helfen. Hier was ich selbst davon halte:

Es scheint etwas lahm. Aber summertime ist für mich ein Wiegenlied und tatsächlich läuft dabei für mich ein Film ab von "Schlafanzug und Zähneputzen, dann singe ich Dir noch ein Lied" (gerade dieses Intro könnte jedoch kraftvoller sein und den Zuhörer in der Alltagshektik abholen) bis hin zum letzten Blick durch den Türspalt auf das schlafende Kind.

Ohne Gesang fehlt vielleicht doch ein wichtiges lebendiges Element und eigentlich ist das Lied dafür ganz gut geeignet, aber das wollte ich euch denn doch nicht antun :D

Zur Aufnahme:
Ist mit dem ZOOM H2, das einfach auf dem Klavier steht und mit den rückwärts gewandten Mikrofonen auf die Wand dahinter ausgerichtet ist. Das ist, wie ich zwischenzeitlich herausgefunden habe (s. Thread "Aufnehmen, jetzt mal richtig") noch nicht optimal, der Klang könnte etwas klarer sein. Aber der Unterschied ist nicht so gravierend und die Qualität meines Spiels leider nicht so konstant (nächstes Lernziel), als daß sich eine erneute Aufnahmeserie lohnen würde - denn leider habe ich's erst einige Male spielen müssen, bevor etwas halbwegs präsentables herauskam.

Bin gespannt auf eure Kommentare.

Liebe Grüße
Manfred

PS: Bzgl. Lerndauer:
Das ganze ist sechs Seiten lang, gemäß meiner Faustformel habe ich sechs Monate gebraucht für flüssig von vorn bis hinten. Inzwischen ist es nach dem ersten "Vergessen" die zweite Wiederholung. Manches ist flüssiger, manches schlampiger (was vielleicht hier nicht sooo sehr stört), manche Fehler leider auch hartnäckiger:

ich habe mir vorgenommen daß ich, wenn ich es das nächste Mal wieder aufwärme, sorgfältiger auf den Notentext und weiteren Vorgaben (meine, eure Anregungen, ursprünglicher Fingersatz!) achten werde, anstatt aus der Erinnerung mit immer neuen Anläufen jedes Mal ein Stückchen weiter etwas einzuüben was nur größtenteils dem ursprünglich gewollten und gelernten entspricht und wobei sich leider nicht ausgemerzte und neue Fehler (wie die verkürzten Intro-Takte) einschleichen
 
Danke für Dein feedback, Ubik!

Da gab es mal einen Versuch, in dem sich Testpersonen verschiedene Interpretation von Chopins Erster Etüde anhörten und dann beurteilen sollten, welche Aufnahme die schnellste war. Das Ergebnis war folgendes: Nicht die schnellste Interpretation wurde gewählt, sondern die deutlichste.
Das ist interessant. So etwas ähnliches meine ich auch mit "lahm". Hab' das Tempo nochmal nachgezählt: ich beginne mit ca. 77 und "steigere mich" dann bis auf ca. 85. Deine Empfehlung mit dem Metronom ist also durchaus berechtigt! Empfohlen ist ürigens ein Tempo von 75. Für mehr Lebendigkeit wäre also sowas wie "deutlicheres Spiel" angebracht: weniger Pedal, genaueres Timing, weniger Lässigkeit? Meine Frau meinte übrigens, es wäre "schüchtern" gespielt und tatsächlich spiele ich es zaghafter als sonst, wegen des Aufnahme-/Vorspielstresses (aber ihr macht mich härter :D), nebenbei: wie spielt man anders als man fühlt?

Meinst Du mit "das Stück bricht an manchen Stellen etwas auseinander" die Hakeleien bei z.B. ca. 1:00 und 1:58? Da habe ich krampfhaft versucht, Standardfehler zu vermeiden, leider auf Kosten des Spielflusses... :-(

Ist "gerader Rhythmus" das Gegenteil von swing? Als solcher ist das Arr. aber notiert (zwei Achtel = Triole aus einem Viertel und einem Achtel ). Keine Ahnung, ob das Gershwin-untypisch ist.

OK, das nächste Mal dann mit Gesang.
(Keine Angst, war nur ein Scherz! :p)

Liegrü
Manfred
 
Lieber Manfred!

Erst mal: Klasse! Ich wollte, ich wär so weit. Aber mit deinen "6 Monaten" hast Du mir gewaltig Mut gemacht - da habe ich dann noch 5 vor mir :D. Deine Beschreibung als "Einschlaflied" finde ich sehr gelungen und treffend.
(Ich sehe allerdings die hitze-umwabberte Veranda vor mir und eine pendelnde US-Schaukel - kein Zimmer)

Ganz toll sind die von dir eingefügten "blue notes" -oder täusche ich mich da?
Die benannten Hakeleien stören gar nicht. Das ist m.E. hier ganz anders als bei Barockmusik, wo solche ein Stück schwer "schädigen". Bist Du nicht auch ein Bach-Fan?

Dennoch - auch wenn ich weit von Deinem Können entfernt bin: Ich würde es viel (!!!) langsamer spielen, mit deutlich mehr rubato, klareren Betonungen (pp/ff) und mit viel mehr Herz. Den Süden der USA muß man spüren - diese schwüle Hitze, wo auch mal etwas verschleppt wird (rubato!!!), Dunst in der Luft, Testosteron im Körper! Ich bin aber ziemlich sicher, dass Du das abseits der Aufnahme so machst und führe das teilweise etwas mechanische Spiel (teilweise sollte m.E. die LH etwas betonter arbeiten) auf den Aufnahmestress zurück - ich kenne das zu gut.

Wieso hast Du übrigens die Intro-Takte unterschlagen? Ich halte die Intro-Länge für ganz wesentlich, um die Spannung auf das Thema aufzubauen.

Ganz toll allerdings der Schlußteil, der so improvisiert wirkt.

Ganz lieben Dank nochmals für die Motivation!!!!

Liebe Grüße, von einem, der gerade an "Summertime" seine Grenzen erkennt :D
 
Komm' fisherman, Du bist noch nicht so alt, Du must das in 4 Monaten schaffen (OK, beruflicher Stress: 7 :D )

Herzlichen Dank für das feedback und es freut mich, wenn ich Dich motivieren konnte. Mit diesem Lied kann man sich ruhig länger oder wiederholt beschäftigen und aus dem Arr. von Heumann läßt sich mehr machen als die lieblos gestümperte (jawoll!) Begleit-CD vorgibt, finde ich.

Das Intro habe ich anfangs als "unnötigen Lernballast" empfunden, später hat's halt dazugehört, aber seine Funktion war mir nie so klar, danke für Dein "Ich halte die Intro-Länge für ganz wesentlich, um die Spannung auf das Thema aufzubauen": mit diesem Bewußtsein fällt es leichter, den beim Wiederbeleben eingeschlichenen Fehler der verkürzten Takte zu vermeiden.

"Blue Notes" habe ich nicht wissentlich hinzugefügt, lediglich bei 0:48 und 1:44 einen Schnörkel, kann sein, daß da Blue Notes drin sind.

Ja und der vermeintliche Improvisationsteil am Ende (in Wirklichkeit wortwörtlich nachgespielt): ihn finde ich auch so toll, daß mir da tempomäßig immer der Gaul durchgeht :p . Übrigens, wenn Du mal an der Stelle mit den Triolen bist: "Kalbsleberwurst" hat bei mir den Durchbruch bewirkt - das "ber" kommt dabei auf die beiden Töne LH, zwischen den 2. und 3. Triolenton.

Tja und überhaupt, natürlich würde mich dann auch Deine Interpretation interessieren, mit den Südstaaten-Bildern hast Du mich ganz schön neugierig gemacht!

Also, hau rein und viel Spaß dabei!
Liebe Grüße von Manfred

PS: Bach, ja, Klaviermacher hat mich genötigt (sonst hätte er das Klavier womöglich zurückgestimmt :D), da was in youtube reinzustellen, s. paar Threads vorher: unsere Liga und dennoch hübsch.
 
Ja, Manfred, ich war schon immer ein großer Theoretiker vor dem Herrn ... Du wirst Dich also noch solange gedulden müssen, bis ich es so spielen kann, wie es in meinem Kopf ist. Aber beim Intro klappts schon: Wenn man diese "einsamen zwei Töne" (die Du verkürzt hast), wirklich lange stehen lässt und sehr langsam spielt, da steht dann die schwüle Luft förmlich im Raum (dim... dum.... dim ... dum... dim ... dum usw..).

Ich dachte, diese kleinen "Abpraller" (Verzierungen) nennt man im Klavierjazz "blue notes", weil man echte ja am Klavier nicht spielen kann?

Der blattgetreue Improvisationsteil kommt sehr echt rüber.

Kann mich gerade wenig aufs Klavier konzentrieren - morgen früh bringe ich nämlich unsere 16-jährige zum Flughafen, um sie dann 10 Monate (311 Tage, 7.467 h :D) nicht mehr zu sehen.
 
man stuemperle,
super, ich erinnere mich noch an Deine ersten Beiträge zum Chinesischen Wanderklavier, ist noch nicht sooo lange her, also deine Anfänge, und nun das hier. Habe neulich schon Deine Bach-Aufnahme gehört. Du bist der lebende Beweis, daß man auch in "fortgeschrittenere, Alter" (entschuldige den Ausdruck, aber angesichts der sehr jungen stars hier im Forum...) sehr gut voran kommen kann. Toll, mach weiter so. Wenn Du dann Dein Ziel erreicht hast, und in der Kneipe für Freibier spielst, sach Bescheid, ich komm dann hin und laß mich von Dir zu selbigem einladen.


Cheers,

Pille
 
Ich komm' mit!!!! :D
 
OK, wenn meine Qualität = mein Freibierkonto es hergibt seid ihr eingeladen! Aber nicht, daß ihr noch ein zweites Glas haben wollt und der Wirt zugeben muß "das hat der Manfred aber nicht vorausbezahlt"! :D

BTW: fisherman spielt dann als Einlage "Riders On The Storm" (danke für den Link, ach ja, wäre schön... )
 

Hallo Manfred!

Heute vom Kurzurlaub zurück, habe ich mir gleich Deine neue Aufnahme angehört. Gefällt mir gut - aber etwas zaghafter als ohne Aufnahmestress, wie Du selbst schon gesagt hast. Trotzdem ist sie sehr schön geworden, irgendwie beruhigend.

Chinesisches Wanderklavier?;)
Die Aufnahme verrät nichts davon!

Liebe Grüße
Michael

P.S.: Wenn bei Dir eine Party steigt, vergiss mich nicht....
 
ist mal jemand so lieb und klärt mich bezüglich manfreds chinesischem wanderklavier auf? danke!!!
 
ist mal jemand so lieb und klärt mich bezüglich manfreds chinesischem wanderklavier auf? danke!!!
Naja, meine Frau hat sich damals mangels weiterer Erfahrung das Klavier hauptsächlich nach dem Äußeren gekauft: grau lasierte Erle hochglanz - genau unser Geschmack. Als ich es dann eroberte (oder das Klavier mich?) fiel mir der Hang zum Trommeln auf (1 x drücken = 3 x hämmern) und ich fragte im vioworld-Forum unter dem Thread "Trommelndes Wanderklavier" (wg. Preisklasse Wanderklampfe) nach Informationen (http://vioworld-klassik.de/forum/sh...3341&rub_id=24&r_name=Tasteninstrumente#19662).

Mittlerweile ist der noName-Chinese nach einigen Maßnahmen an der Mechanik (zuletzt durch Klaviermacher, danke nochmals) technisch und klanglich ganz in Ordnung und optisch gefällt er uns immer noch sehr (wenngleich wir uns heute vielleicht eher für ein technisch und klanglich gutes, evtl. überholtes Gebrauchtinstrument entscheiden würden, das als Werkzeug gern äußerlich verratzt sein darf, jedenfalls nicht edler sein wollen sollte als unser Klangprodukt ;)).

Liegrü Manfred
 
Danke, Manfred, für die erhellende Aufklärung. Im Faden ist aber ganz gewaltig der Ing. durchgekommen, den die Lösung eines techn. Problems nicht ruhen lässt. Grau lasiert ist ja wirklich exquisit, da darf das Klavier auch ein wenig "wandern". :D
 
einfach schön

mein Lieblingslied, ich habe es genossen.

Grüsse,
Kasha
 
Hallo Stuemperle,

vielen Dank für Deine Einspielung! Ich finde wirklich, Du könntest Deinen Namen langsam mal ändern. Du spielst schon so gut! Mein noch nicht metronom getaktetes Ohr (spiele erst seit einigen Monaten Klavier) findest das Lied einfach nur schön. Das Arrangement gefällt mir sehr gut. Daher werde ich mir wohl jetzt auch den Band von Heumann kaufen.
Nachdem ich gelesen habe, dass dort Triolen vorkommen, weiß ich aber, dass es wohl noch etwas dauern wird, bis ich das Stück spielen kann. Aber man braucht ja auch Ziele. Vielleicht kannst Du mir dann ja mal Deinen Leberwurstbrot-Trick genauer verraten.

Viele Grüße
Nora
 
Hallo Nora und Kasha,

danke für die Blumen.

Tja, das mit dem Alias... es gab in meiner "Pianistenlaufbahn" eine Phase, wo ich absolut keine Erwartungen, auch nicht von mir selber, leiden konnte :confused:, aus der Zeit stammt der Stümperle, quasi als Schutzschild für ungetrübten Spielgenuß. Natürlich schützt es nicht vor'm Lernen-wollen. ;-) Bald fand ich den Alias blöd, aber in Verbindung mit dem Avatar grad noch erträglich. Mittlerweile ist er ein akzeptierter Teil von mir wie andere Macken auch - und Ablegen von Vergangenheit ist hier wie im realen Leben wohl nicht so einfach möglich (wünschenswert?)...

Zu Summertime: zuerst hatte ich ein anderes Arrangement probiert, das war zu einfach und uninteressant. Das von Heumann finde ich ganz gut,die linke Hand hat aber auch schon ziemliche Ähnlichkeit mit Professionellem (dem Original?): http://www.youtube.com/watch?v=Wl5OppVpM9g

Was die Leberwurst bzw. Triolen betrifft: Es geht hier um "Kalbsleberwurst"! Es gibt Worte, deren Sprachrythmus bei komplizierten Strukturen helfen soll, Kalbsleberwurst ist so eines und hilft bei "3 gegen 2", siehe https://www.clavio.de/forum/klavierspielen-klavierueben/3262-triolen-2.html

Viel Spaß mit dem Lied und Geduld beim Lernen!
Hanfred
 

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