Altistin, du hast völlig Recht. Im Rahmen einer Probe oder auch einer Unterrichtsstunde fällt es viel leichter den Alltag und auch die negativen Gedanken zu verdrängen, als ganz allein am Klavier.
Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Bei mir ist ganz genau das Gegenteil der Fall. Wenn ich am Wochenende nachts allein am Synth oder Digi sitze und spiele, bin ich immer dann am Besten, wenn ich überhaupt nichts mehr denke.
Wer das Buch "Die Unendliche Geschichte" von Michael Ende kennt, weiß, was Bastian über das Lesen denkt. Und wer Stephen Kings "Misery" gelesen hat, versteht sicher, was er meint, wenn Paul Sheldon vom "Loch" in der Seite spricht. Wenn ich völlig alleine bin und eine Weile einfach nur vor den Tasten sitze und auf eine Eingebung warte, und sie dann auch KOMMT, ist das wie das Loch in der Seite beim Schreiben - hätte ich Noten auf dem Pult, könnte man sagen, man schaut plötzlich DURCH die Noten auf etwas, das dahinter liegt.
Insofern gehts mir da eher wie Haydnspaß
Aber das wird dir jetzt auch nicht weiterhelfen :|
Nur wird diese positive Stimmung durch jeden falschen Ton/unangenehmes Ziehen im Arm/an der Taste ausgerutsch sein etc. bombardiert. So wird meine Motivation recht schnell zerbombt und übrig bleibt Frust
DAS kann ich natürlich sehr gut nachvollziehen. Ich hatte schon oft Momente, wo ich einfach nur noch meinen Kopf so fest wie es nur geht gegen die Tasten schlagen wollte (oder die Wand, oder was auch immer gerade in der Nähe ist), weil ich auch beim tausendsten mal Bruce Hornsbys verda*tes zweites Pianosolo in "The Way It Is" nicht zustandebringe, aber ... naja, ich schalte dann immer aus oder steh auf und geh einfach weg.
Bei mir legt sich das immer wieder. Manchmal dauerts ein paar Tage, bis ich wieder "normal" bin, und dann mach ich halt das selbe wie immer: wieder weiter, ich kann gar nicht anders. Selbst wenn ich noch so frustriert, zornig, traurig und enttäuscht über meine Unzulänglichkeiten bin, ich könnte gar nicht aufhören.
Über so etwas wie ein "Ritual" vor dem Üben oder Spielen habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Da stellt sich mir die Frage, ob man so etwas überhaupt braucht. Wenn ich gerade zornig bin, weil irgend etwas passiert ist, kann ich mich genauso an die Tasten setzen, als wie wenn ich gerade etwas wundervolles erlebt hätte - der Gemütszustand würde sich dann halt in dem Stück äußern, dass ich dann spiele.