Ganz konkret zur Etüde Ges-Dur op. 10,5:
Zuerst eine kleine Vorübung ohne Klavier.
Im Stehen halte man den Unterarm etwa waagerecht und lasse die Hand völlig entspannt hängen. Zwischen Hand und Unterarm wird sich ein Winkel von nicht ganz 90 Grad einstellen, der Zeigefinger deutet leicht gekrümmt zum Boden. Wenn man nun den Arm leicht hin und her bewegt, dann wird die völlig entspannte Hand ebenfalls pendeln, aber mit einer trägheitsbedingten leichten Verzögerung, tendenziell in die Gegenrichtung. Wenn der Arm nach außen geht schaut der Zeigefinger nach innen und umgekehrt.
Dieses entspannte Pendeln ist die Basis zum technischen Erarbeiten dieser - und nicht nur dieser - Etüde.
Mit dieser Vorbereitung können wir uns nun der Etüde zuwenden. Die erste Erkenntnis sollte sein, dass die Metrik (Triolen) mit der Spielbewegung (2-Ton Gruppen unten-oben) nicht zusammen passt. (Bei Chopin sehr häufig, für Anfänger ein Problem, für Fortgeschrittene ein Vorteil!).
Deshalb ist es sinnvoll, zunächst die 2-Ton Gruppen zu üben. Am Beispiel des ersten Taktes mit meinem Fingersatz (der FS ist bei dieser Etüde relativ egal, mein Ansatz geht auch mit anderen üblichen FS) möchte ich das zeigen.
Den dritten Finger stabil und sicher mit dem Arm auf das Ges setzen und mit einer gaanz leichten Bewegung des Armes (wie vorher bei 'Handpendeln') den fünften dazu auf das b stellen. Fühlen, wie sicher die Hand auf dem Doppelgriff ges-b mit 3-5 steht. Mit den Fingern ganz leicht greifen, um das Einknicken im vorderen Fingergelenk zu vermeiden, entspannt kurz stehen bleiben.
Den Arm sanft einige Millimeter heben und den Daumen auf das Des stellen, mit der nun schon bekannten Armbewegung nach außen den fünften auf ges dazu stellen und auf diesen beiden Tasten mit 1-5 stabil stehen und ruhen.
Dieser zweite Doppelgriff (Quarte auf schwarzen Tasten mit 1-5) ist etwas schwieriger im Gleichgewicht zu halten, braucht also auch etwas mehr Geduld.
Dasselbe mit 3-5 auf es-ges, mit 3-5 auf des-ges, mit 2-3 auf b-des und mit 1-5 auf ges-b. Damit ist der erste Takt abgeschlossen. Alle Takte mit dieser Struktur (und das ist in dieser Etüde die überwiegende Mehrheit), also auch der dritte und vierte, können so grrifftechnisch vorbereitet werden.
Erst jetzt sollte man die metrische Dreiergruppen quasi analog angehen.
Also (wieder der erste Takt) den dritten Finger auf ges setzen jetzt mit einer leichten außen-innen Bewegung des Unterarmes b und des mit 5 und 1 spielen (lassen). Der entstehende Rhythmus ist etwa Viertel und 2 Achtel. Nach dem b mit dem Daumen hebt man die Hand leicht ab. Entspannte Pause!
5. Finger auf ges stellen und mit einer leichten innen-außen Bewegung des Armes mit 3 und 5 es und ges spielen (lassen). Alles sonst wie bei der ersten Dreier-Gruppe. Ebenso die beiden folgenden 3-Ton Gruppen.
Diese Art des Übens ist allerdings an einige nicht ganz triviale Voraussetzungen geknüpft:
1. Geduld, Entspanntheit und Ruhe
2. Die Finger müssen bereits über eine gewisse Stabilität verfügen um sicher auf den Tasten stehen zu können
3. Das Zusammenfügen dieser Teile, die dynamische Gestaltung und die Koordination mit der Linken dürfen die so gefundene Choreographie nicht wieder zerstören.