"Für Elise" im Unterricht - ja oder nein?

Oder den Klavierlehrer wechseln, ganz einfach.
 
Fremdgelernte Stücke (ein guter Begriff!) können in der Tat ein Problem sein (schlechte Angewohnheiten...), aber das sollte einen guten Klavierlehrer eher anspornen.
 
Selbstverständlich ist der Klavierlehrer ein „Dienstleister“. Das ist doch nichts Schlechtes, sondern klar definiert: Ich zahle ihn/sie dafür, dass ich dort etwas lerne. Ausschlaggebend für die Stückauswahl ist daher nicht der persönliche Geschmack des KL, sondern das, was lerntechnisch für mich zu dem Zeitpunkt Sinn macht und mir (!) gefällt....
 
... oder braucht einen Vorwand, damit er die Elise mit dir nicht machen muss ;-))

Wobei sein Argument auch nicht von der Hand zu weisen ist. Schließlich haben wir es mit einem Instrument zu tun, für das es Literatur in allen Schwierigkeitsgraden in Hülle und Fülle gibt.
 
Selbstverständlich ist der Klavierlehrer ein „Dienstleister“. Das ist doch nichts Schlechtes, sondern klar definiert: Ich zahle ihn/sie dafür, dass ich dort etwas lerne. Ausschlaggebend für die Stückauswahl ist daher nicht der persönliche Geschmack des KL, sondern das, was lerntechnisch für mich zu dem Zeitpunkt Sinn macht und mir (!) gefällt....
Sehe ich anders. Klar zahlt man in der Regel dem Lehrer etwas. Aber im Gegensatz zu Dienstleistungen, die immer einseitig sind (Handwerker macht ein Dach, erbringt unabhängig vom Kunden eine Leistung, der Kunde zahlt) funktioniert ein Schüler-Lehrer-Verhältnis ganz anders. Die meiste Leistung erbringt der Schüler. Man arbeitet im Gegensatz zu Dienstleistungen gemeinsam und in gegenseitiger Abhängigkeit an einem Ziel.
Und "mir(!) gefällt..." ist auch so ne komische Einstellung. Kein Tennisspieler würde auf die Idee kommen, die Anweisung seines Trainers zu kritisieren, weil einem Bankdrücken oder Japanlauf oder im Kreis rumhüpfen nicht gefällt / nicht sinnvoll erscheint und man doch eigentlich nur Tennis spielen will.
 
Klar. Natürlich arbeitet man in jedem Schüler-Lehrer-Verhältnis gemeinsam an einem Ziel. Aber letztlich ist es doch meine Freizeit, die ich damit verbringe. Im Gegensatz zu jemandem, der beruflich noch etwas mit Musik, Sport etc. erreichen will (und sich da ganz anders reinhängt, einen gewissen "Drill" oder harte Kritik aushalten "muss"), ist das hier meine eigene, freie Entscheidung. Da kann man natürlich gern diskutieren, welche Stücke sinnvoll sind, und auch zwischendurch mal etwas machen, was nicht soooo viel Spaß macht (Tonleitern etc.). Aber wenn ich gern ein bestimmtes Stück lernen möchte, fände ich es schon ein bisschen absurd, wenn der (ja eben letztlich doch von mir dafür bezahlte) Lehrer sagt: "Och nö, xy find ich doof, darauf habe ich keine Lust."

Eine frühere Lehrerin hat mir mal ein Nocturne von John Field "verweigert" mit der Erklärung, Chopin sei doch der wahre Meister, den solle ich spielen. Zu schwer wäre das Stück nicht gewesen. Das würde ich heute nicht mehr so mit mir machen lassen. Es ist nämlich mein Leben, und wenn ich dieses Stück lernen möchte, werde ich das tun. Ob nun mit diesem oder einem anderen Lehrer.... Denn letztlich nehme ich ja vor allem deshalb Unterricht, weil ich bestimmte Stücke/Komponisten spielen möchte!
 
Natürlich ist es albern, wenn sich ein Lehrer bestimmter Literatur verweigert und das nicht nachvollziehbar begründen kann. Das hat jetzt aber nichts mit "Dienstleistung" zu tun sondern schlichtweg mit pädagogischem Unsinn.
Gute Lehrer gehen selbstverständlich auf die musikalischen Vorlieben ihrer Schüler ein und erkennen darin eine Stärke und keine Schwäche.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Elise nie so wirklich total gemocht, musste aber den vereinfachten Heumann Teil mal im Unterricht lernen (bei der Lehrerin die ich auch in dem Tonleitern-Thread erwähnt habe). Fand ich jetzt im Verhältnis zum restlichen Unterricht nicht mal sooo schlimm lol

Klavierunterricht habe ich immer als ein geben und nehmen auf beiden Seiten verstanden, der Lehrer soll jetzt seine pädagogische Linie oder Lehrmethode nicht komplett für mich aufgeben weil ich nur Stücke lernen will die ich mir selbst ausgesucht habe, auf der anderen Seite verlange ich aber auch, dass er relativ oft auf meine Wünsche eingeht, wenn sie denn auch einigermaßen sinnvoll für den Unterricht sind, bei meinem letzten Lehrer war das Verhältnis immer so 50/50, und das hat eigentlich immer ganz gut funktioniert. Wir haben meistens immer beide mehrere Stücke vorgeschlagen, und dann das genommen, was am besten für meine Verbesserung erschien, ab und zu vielleicht auch mal was für meine Motivation. Manchmal fand mein Lehrer die Stücke die ich lernen wollte nicht so toll, aber damit konnte er sich abfinden, und manchmal war ich von seinen Vorschlägen auch nicht 100% begeistert, aber wenn er mir dann erklärt hat, inwiefern mich das Stück verbessern könnte, habe ich auch zugestimmt, und es kam eigentlich auch nur sehr selten vor, dass wir so abweichende Vorstellungen hatten, dass ein Stück was der ein oder andere gar nicht mag durchgenommen wurde. Meistens hat sich unser Geschmack gut ergänzt. Ich habe mich aber auch immer sehr über die Stücke die ich gerne lernen wollte informiert, also geschaut ob sie ungefähr im Schwierigkeitsbereich liegen, den ich bewältigen kann, und dann auch immer nachgeschaut, was man sonst noch so für Alternativen hätte, öfter habe ich auch mal nichts passendes gefunden, und da fand ich es dann auch total in Ordnung, Vorschläge vom Lehrer anzunehmen. Bin also nie der Schüler gewesen, der darauf bestanden hat dieses und jenes Stück JETZT zu lernen.

Bei der Elise sehe ich das so, dass das ja eigentlich ein Stück ist, an dem man sehr viel lernen kann, also sehe ich keinen Grund als Lehrer das abzulehnen, selbst wenn es nur der leichte Teil ist. Ich habs nie wirklich gespielt, aber über Pedalisierung z.B. kann man mit dem Stück bestimmt einiges lernen. Voraus gesetzt, dass der Schüler auch damit zurecht kommt. Wenn mir als Lehrer ein Schüler das Stück nach 2 Monaten vorlegen würde, wäre ich wohl auch alles andere als begeistert (besonders wenn das so 5-100 Schüler im Monat machen), aber wenn der Schüler das lernen kann, würde ich nie nein sagen, bzw hätte ich als Schüler in dem Fall nicht mehr so ein ganz gutes Bild von dem Lehrer wenn er das ablehnt.
 

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