2 Dinge:
1) Maestro412, ich habe das verlinkte Stück und noch anderes aus Deinem Youtube-Channel gehört.
Dabei fällt mir auf, daß Du überwiegend ein Mittel / Konstruktionsprinzip benutzt: nämlich eine nette Akkordfolge zu nehmen und diese dann mit Arpeggien etc. "auszuschmücken". Ich nehme mal an, das hast Du von allen möglichen Popklavierstücken und Popklavierbegleitungen im Ohr.
Du nimmst Dir durch die fast ausschließliche Fixierung darauf aber sehr viel kompositorische Möglichkeiten, und Deine Stücke bekommen leicht etwas Gleichförmiges.
Geh' doch beim nächsten Stück mal nicht von einer Akkordfolge als Anfangsidee aus, sondern von einer Melodie. Diese versiehst Du dann mit unterschiedlichen Begleitungen oder wandelst sie mittels verschiedener Variationstechniken um. Guck' mal, daß vielleicht mal nicht immer dieselbe Akkordfolge im Kreis gespielt wird, sondern sich die Akkordfolge ganz geschmeidig an wechselnde Anforderungen der Melodie anpaßt. Und beschäftige Dich mal mit echter Zweistimmigkeit oder Dreistimmigkeit - d.h., daß die Begleitung auch mal eine echte "Gegenmelodie" zur Hauptmelodie ist.
Auch kann man mal stärkere Kontraste zwischen vollem Klang mit vielen Tönen und ganz sparsamen, "dünnen" Klängen schaffen.
Und man kann mal bewußt die Vorgabe setzen: Ich will mal ein Stück mit ganz anderen Rhythmen oder mit einer anderen Taktart schreiben.
2)Peterk, mit Verlaub, das ist Bullshit!
Die Kreativität erwächst immer aus aufmerksamem Studium dessen, was bereits da ist. Kreativität entsteht niemals "aus dem luftleeren Raum".
Und wenn jemand das, was da ist, nicht vernünftig studiert hat, dann wird seine Kreativität immer amateurhaft bleiben. Daher ist für Pianisten jahrelange Beschäftigung mit klassischen Werken (bzw. für Jazzpianisten das Hören und Nachspielen wichtiger Jazz-Stilisten) unumgänglich.
Alle klassischen Komponisten, die etwas Neues geschaffen haben und deswegen berühmt sind, haben anfangs extrem fleißig und genau die Tradition studiert.
Und alle Jazzpianisten, die heute als kreative Neuerer gelten, haben anfangs die Solos der Großen vor ihnen studiert und geübt.
"Covers" abzuwerten, zeugt von tiefer Unkenntnis des künstlerischen Prozesses; so etwas kann nur von jemandem gesagt werden, der selber musikalisch kaum etwas kann. Man liest aus Deinen Zeilen, Peterk, eine Abwertung handwerklicher Fähigkeiten heraus, und ich wette meine Oma darauf, daß Du noch kein guter Klavierspieler bist.
Richtig ist allerdings, daß im klassischen Bereich die meisten Instrumentalisten immer wieder nur die selben paar Stücke spielen, weil diese am berühmtesten sind oder auch "zum Klavierlernen am günstigsten sind". Viele trauen sich nicht, "Randrepertoire" zu spielen, weil sie ja an der Spitze mitmischen wollen, und das geht wegen der mangelnden Vergleichbarkeit scheinbar mit Randrepertoire nicht. (Wettbewerbe haben hier viel Schaden angerichtet.)
Zuguterletzt muß mal gesagt werden, daß es letztlich vollkommen wurscht ist, ob eine Aufführung aus "Covers" besteht oder nicht; entscheidend ist nur die Qualität und der künstlerische Gehalt. "Neuheit" ist kein Kriterium für die künstlerische Qualität.
Ich für meinen Teil höre lieber einen exzellenten Pianisten Brahms spielen als jemanden eine schlechte Eigenkomposition darbieten.
LG,
Hasenbein