Ach, hier möchte ich aber auch ein paar Thesen beitragen
- Es ist doch auch ein Ansatz, wenn man die Perfektionierung seines Instruments, seiner Stereo - ja: Anlage oder seiner Kameraausrüstung zum Inhalt seiner Freizeitgestaltung macht und das Hörerlebnis auf das Abspielen von Tonleitern bzw. Test-CDs beschränkt oder sich - im etwas offeneren Fall - auf das Abspielen von stockfisch-Vinyls. Das Erlebnis eines perfekten Klangs mit halbwegs erträglicher Musik hat was ...
- Was das Recht auf ein perfektes Instrument angeht, so erwirbt man dieses juristisch gesehen nicht durch ein angemessenes pianistisches Niveau, sondern durch Investieren eines gewissen (nicht unbedingt immer angemessenen) Geldbetrages. Allerdings gibt es Menschen, die diesen Geldbetrag nicht direkt übrig haben und die Ausgabe vielleicht sich selbst gegenüber rechtfertigen müssen. Und da spielen Überlegungen eine Rolle wie "werde ich genug Zeit am Instrument verbringen" oder "kann ich das Instrument überhaupt ansatzweise ausreizen". Der eher rational orientierte Musiker, oder wenigstens der mit einem/r rational orientierten SO (significant other) wird vielleicht diese Fragen mit nein beantworten und das Geld lieber sparen. Der genussorientierte wird sich einen Sch**ss drum scheren und sich in der Zeit, in der er nicht spielt, einfach an der Existenz seines Fetischs erfreuen. Ziel erreicht, letzterer ist zu beneiden.
Und abschließend noch was philosphisches zur Kabeldiskussion
Ich gebe vorab schon mal zu, dass ich zumindest Kabel aus dem Hifi-Laden einsetze und keine aus dem Media Markt. Zudem habe ich tatsächlich eine Endstufe ohne Klangregler. Beim Aussuchen der Anlage und der Kabel war ich tatsächlich der Meinung, verschiedene NF-Kabel (dünne, dicke, etc.) würden verschieden klingen. Ganz sicher bin ich mir heute nicht mehr ...
Ich möchte was erzählen. Als die CD erschien, gab es Leute, dies sagten, ist ja alles digital, 0 ist 0 und 1 ist 1. Die Abspieltechnik mache keinen Unterschied, und die Herstellung der CD auch nicht. Und die Digitalkabel auch nicht. CDs mit Goldbeschichtung, vernünftige Kabel wurden belächelt, und erst recht CD-Player mit plattenspielerartigem Chassis und Einspannen der CD usw. Und doch gab es auch die vermeintlichen Esoteriker, die sagten: "Aber ich hör's doch!".
Irgendwann erkannte man das Phänomen des Jitter, das in der Videowelt niemand wegzudiskutieren versucht und das auch beim Audiosignal auftritt. Jitter kann man messen und es zeigt sich, dass aufwendig beruhigte CD-Laufwerken weniger davon erzeugen, optische Kabel mehr als Koax-Kabel und billig hergestellte CDs mehr als hochwertige. Plötzlich konnte man Effekte nachweisen, von denen viele bis heute meinen, es könne sie ja gar nicht geben.
Ich will damit nur sagen: Wenn man etwas nicht messen kann, heißt das doch noch lange nicht, dass man es nicht hört. Wobei das umgekehrte natürlich auch gilt - wenn man etwas messen kann, muss man es noch lange nicht hören.
Übrigens - um etwas zum Topic zurückzukommen: Es gibt die Fraktion derer, die sagen, Pianisten könnten den Klavierklang ausschließlich durch die erzeugte Hammergeschwindigkeit beeinflussen, was sie auch begründen können. Und es gibt die "Ich hör's doch"-Fraktion, die darüber hinausgehende Einflussmöglichkeiten zu hören glaubt. Nun, vielleicht spinnen letztere, vielleicht hat auch nur noch niemand das entscheidende Bausteinchen für eine plausible Erklärung gefunden!?
Ciao
- Karsten
P.S.: Entschuldigt bitte die Weitschweifigkeit. Aber ich hatte ja lange nix geschrieben, dann darf ich jetzt vielleicht mal etwas mehr ...