Der Reiz des Unspielbaren

Pollini hab ich bei youtube nicht gefunden, aber Igor Shukov

ein bißchen gewöhnungsbedürftig, aber man hört erstmal, was Chopin da eigentlich komponiert hat :D

http://www.youtube.com/watch?v=OEs3OD_6NzY

lol, das klingt ja wie nach einem Monsterkater

Mein Favorit ist Kissin: http://www.youtube.com/watch?v=iOLwHU31Wc0

Weiss nicht, er spielt ja ultraschnell und es gefällt mir irgendwie...bin ich krank? :D
 
lol, das klingt ja wie nach einem Monsterkater

Mein Favorit ist Kissin: http://www.youtube.com/watch?v=iOLwHU31Wc0

Weiss nicht, er spielt ja ultraschnell und es gefällt mir irgendwie...bin ich krank? :D
Nein, natürlich bist du nicht krank. ;) Geschmäcker sind ja verschieden. Für mich gehört Kissin mit diesem Stück (wie Argerich übrigens auch) aber in die Kategorie "kaputtgespielt". Es ist sicherlich technisch sehr gut gespielt, aber die Strukturen verwuseln sich so, dass die Wirkung und sogar die Wucht des Stücks leiden. Pollini ist übrigens auch nur ein paar Sekunden langsamer als Kissin (ca. 9 sek.), aber was das schon ausmacht!

@Haydnspaß
Die Interpretation von Shukov ist sicherlich auch extrem. Aber auf andere Art. Hab ich so noch nie gehört, das Stück. :)

Grüße von
Fips
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kennt jemand das Prelude Nr.12 mit Pogorelich? Ich finde, sein extrem hohes Tempo perfekt für das Stück.

Leider, leider klingen auch gute Interpretationen, die aber ein "normales" Tempo haben, oft unspektakulär und weniger "gekonnt", weshalb sie zu Unrecht als minderwertiger eingestuft werden.
Ich glaube, das erzeugt bei vielen großen Ärger :)

lg marcus
 
Ich glaube, diese Behauptung ist einfach falsch :D
Oder anders gefragt: Setzt du denn bei allen Stücken, die eine Metronomangabe machen, diese genau um?
Ich glaube, man variiert dies vielmehr als einem bewusst ist. Zu den Kinderszenen gibt es Metronomangaben von R.Schumann und Clara Schumann. Gerade weil schon geringfügige Tempomodifikationen den Charakter eines Stückes eines ändern, fände ich es höchst kurios, wenn hier alle Pianisten dasselbe Tempo fühlen und spielen würden. (Zumal Clara ganz andere Metronomisierungen vorschlägt als Robert, aber ihm gebürt da wohl der Vorrang des Komponisten)
Für die Träumerei gibt Schumann "100 auf die Viertel" an. Ich würde ca.70 nehmen.
Gerade diesen Fall der Träumerei scheint mir ein gutes Beispiel für wirklich "falsche" Metronomangaben zu sein - in dem Sinne, dass sie das Stück entstellen.
Aber wer regt sich darüber auf, dass Brendel nur 69 auf Viertel spielt, statt 100? Ich denke es geht einfach dadurch unter, dass das Tempo wirklich angemessener ist.
Ein weiterer Grund mag sein, dass eben solche wahnwitzigen Metronomisierungen wie 138 auf Halbe im ersten Satz der Hammerklaviersonate (beinahe?) nicht umsetzbar sind. Das ist schon ein Kuriosum und deshalb nimmt man davon eher Notiz.

@topic: Der Reiz von unspielbaren Stücken?
Ich weiß nicht, wie es anderen Menschen da geht, aber mir macht es Spaß, Fähigkeiten "auszuleben" und quasi nach außen zu tragen. Etwas überspitzt gesagt: Ein schönes e-Moll Präludium ist sicher was tolles, aber das Scherzo Op.20 macht trotzdem mehr Spaß und ist aufregender :D

lg marcus

(rolf: Das Zitat, auf das du geantwortet hast, war übrigens von mir, nicht von dir. Ist eigentl klar, aber... )

hallo,

erst mal das letztere: ich finde das Scherzo auch aufregender.

op.106 - ja, Beethovens Metronomzahlen sind seit eh und je ein Ärgernis, und dass sie das immer noch sind, zeigen ja einige der Überlegungen und Reaktionen hier --- also Hut ab vorm grimmen high speed Ludwig :)

Träumerei... beliebt ist sie, wenn sie sehr langsam gespielt wird - aber Schumann träumte sie wohl etwas anders. Meinst du wirklich, dass ein so enthusiastischer Romantiker in SO einem Stück wie der Träumerei und damit innerhalb eines genialen Klavierzyklus irrt??? und Claras Metronomangaben in den Kinderszenen: das ist wohl ihre Interpretation, aber es sind nicht die Kinderszenen. Ich finde das zügigere Schumanntempo sehr kantabel, es lässt erst gar nicht zu, dass die Träumerei in weichlicher Beschaulichkeit schlurft (ok, das war jetzt bissle polemisch formuliert, bitte nicht übel nehmen!)

Metronomangaben umsetzen, wenn sie vom Komponisten sind: ja, das versuche ich meist - und es gibt Fälle, in denen man dann arg zu tun hat: Balakirevs Islamey, manche Chopinetüde, Strawinskis danse russe, Liszts Tannhäuser-Ouvertüre Transkr. usw; und dann gibts welche wie op.106, die einem wie ein Drahtverhau vorkommen, der einen nicht ganz durchlässt.
-- in diesem Kontext: ich finde es problematischer, wenn man nur "allegro" oder "presto" liest und KEINEN metronomischen Fingerzeig vom Komponisten erhält - da könnte man sich eher und produktiver zanken.

Natürlich gibt es den Verdacht, dass jede Ära ihr eigenes Zeit- und damit Tempoempfinden habe - aber seit es das Metronom gibt, haben wir wenigstens ein paar "messbare" oder "verifizierbare" Anhaltspunkte zur Tempovorstellung des Komponisten. Und bzgl. Beethoven hat ja Kolisch einiges ermittelt, was interessant ist (Reihe Musikkonzepte).

Ich gehe nicht so weit, dass man irgendein "Viertel = 144" absolut exakt wie eine Maschine runternudeln sollte, Musik atmet immer und damit schwankt auch das Tempo ein wenig. Ich gehe auch nicht so weit, dass ich geringfügige Abweichungen von "Viertel = 144" verdammen würde, da kann man sicher plus minus zwei-drei Metronomstriche variieren (ungefähr) - aber wenn es sich zu weit entfernt, wirds problematisch: in der fiesen Fuge aus op.106 ist 120 nach meinem Empfinden schon zu weit entfernt von der Intention Beethovens.

---ach ja: wenn manches in sehr hohem Tempo nicht so "schön" wahrgenommen wird wie in einem langsameren Tempo, könnte (Konjunktiv!) doch auch einfach der Hörer (noch) überfordert sein... Mir jedenfalls ist es oft so gegangen, dass ich während der ersten bis zu zehn (10!!) mal anhören von etwas, was ich noch nicht kannte, die Sachen beim hören noch nicht geschnallt und auch nicht gemocht hatte! Chopins Scherzo III hatte ich oft gehört, dann musste ich es üben, und mochte es erst, nachdem ich es spielen konnte... vielleicht ist es um manche Tempowahrnehmungen ähnlich bestellt?---

oh Gott ja, das mit der "Zitierfunktion" hier ist mir ebenso rätselhaft, wie manche non ligato Takte mit 144... :) irgendwie klappt das zitieren bei mir nicht so --- wie macht man das, dass man mehrere Zitate hübsch einfügt und dazwischen selber tippt??

liebe Grüße,
Rolf
 
fast grauenvoll

Nein, natürlich bist du nicht krank. ;) Geschmäcker sind ja verschieden. Für mich gehört Kissin mit diesem Stück (wie Argerich übrigens auch) aber in die Kategorie "kaputtgespielt". Es ist sicherlich technisch sehr gut gespielt, aber die Strukturen verwuseln sich so, dass die Wirkung und sogar die Wucht des Stücks leiden. Pollini ist übrigens auch nur ein paar Sekunden langsamer als Kissin (ca. 9 sek.), aber was das schon ausmacht!

@Haydnspaß
Die Interpretation von Shukov ist sicherlich auch extrem. Aber auf andere Art. Hab ich so noch nie gehört, das Stück. :)

Grüße von
Fips

Ich bin von der Interpretation Kissin´s enttäuscht. Das ist wirklich kaputt gespielt, nicht verstanden und ich bin fast sicher, Chopin würde ihm die weitere Lizenz zum chopin spielen entziehen -
Ich nenne sowas - Mickey Mouse Style- und es :confused:ist unmusikalisch im höchsten Grad.
 

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