Chopin prelude op28,7 - unspielbarer Akkord?

lupin

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18. Nov. 2010
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Hallo zusammen,
Ich bin noch relativ neu hier in diesem informativen Forum und spiele seit lang-jähriger Abstinenz seit kurzer Zeit wieder. Nach einigen leichteren Sachen bin ich nun auf dieses sehr schöne Chopin Prelude gestossen, was auch für einen Anfänger spielbar ist - wenn da nicht dieser eine Akkord wäre: 5.-letzter Takt mit der rechten Hand 5 Noten über eine Dekade. Im Fingersatz meiner Noten steht ich soll ais und cis mit dem Daumen spielen und mit dem 5. bis hoch zum nächsten cis...?! Ich kann vom Handunfang zwar gerade eine Dekade greifen aber kaum anschlagen...
Und der Akkord in der Linken ist auch praktisch unmöglich... - Hat hier jemand vielleicht eine Lösung für mich?
Danke für jeden Hinweis.
 
hi lupin,

also des rätsels lösung ist eigentlich relativ einfach. es gibt oft akkorde, die so notiert sind, dass man sie überhaupt nicht greifen kann, man behilft sich dann, indem man sie arpeggiert, also die töne des akkordes nacheinander anschlägt.

(achso und dir war ein kleiner fehler unterlaufen, du meintest natürlich, dass du gerade so eine dezime greifen kannst, denn dass ein mensch dazu in der lage ist eine dekade zu greifen, das bezweifle ich, er würde vermutlich sehr bald vor erschöpfung vom hocker fallen ;) )
 
(...) Hat hier jemand vielleicht eine Lösung für mich?
Danke für jeden Hinweis.

Chopin setzte sowohl in ruhigem als auch in bewegtem Tempo Dezimenakkorde ein, und er schrieb vor, ob diese arpeggiert oder nicht arpeggiert werden sollten. Dort, wo sie nicht arpeggiert werden sollen, sind sie zumeist auch greifbar (sofern man eine Dezime gerade noch schafft).

Im vorliegenden Fall (Prelude A-Dur) findet sich eine schöne Spezialität von Chopin: eine kleine Terz auf schwarzen Tasten mit quer gelegtem Daumen anzuschlagen. Die rechte Hand spielt ais1-cis2-e2-ais2-cis3, die Terz ais1-cis2 wird mit dem quer gelegten Daumen angeschlagen (das cis quasi mit dem vorderen Daumengelenk), der Rest mit 2-4-5. Einen ähnlichen Fall (dis und fis mit dem Daumen) fordert Chopin im 3. Scherzo im Presto Tempo.
-- bzgl. des Preludes: wenn man rechts cis-e-ais-cis mit 1-2-4-5 greifen kann (das Problem könnte die Spanne e-cis mit 2-5 sein), dann kann man auch ais-cis mit anstelle von nur cis anschlagen (klar: Voraussetzung ist, eine Dezime gerade so mit gestrecktem Daumen berühren zu können)

Was den Griff der linken Hand betrifft, so fordert dieser zwischen 5-2 eine größere Binnendehnung, nämlich die Septime fis-e1, und diese muss vom Zeigefinder fieserweise über die schwarze Taste dis hinweg gegriffen werden können.
-- ein Experiment zum linken Hand:
den Mittelfinger flach und gestreckt auf das cis1 legen: jetzt sind e1 und fis1 mit 2-1 kein Problem; und nun ausprobieren, bis wohin der kleine Finger gedehnt werden kann. Will er das fis nicht erreichen, dann die Hand ganz ruhig nach vorn schieben (3. und 2 Finger werden dadurch passiv gebeugt, "rund gemacht") - wenn man eine Oktave greifen kann, dann wird man so die Position finden, in welcher fis-cis1-e1-fis1 angeschlagen werden kann. Relevant ist, dass das cis mit dem Mittelfinger "die Mitte" der Hand ist, also nichts nach links oder rechts verschieben. Es brint hier nichts, erst die Oktave zu greifen und danach verspannt die beiden mittleren Tasten zu suchen.

Allerdings sind die Voraussetzungen für diesen Akkord: in jedem Fall Oktaven greifen zu können, eine Dezime lediglich berühren können, zwischen 2-5 rechts eine Sexte, links eine Septime zu schaffen. Und wichtig dabei: nichts anspannen, sondern erst mal ganz weich und schlaff die Tasten nur berühren.
 
Hallo Rolf,
Vielen Dank für die aufschlussreiche Antwort. Das mit dem querliegenden Daumen ist gerade so möglich zu greifen, aber anschlagen wird noch Übung benötigen. Die linke Hand scheint mir noch schwieriger aber der Tip den Mittelfinger zu zentrieren ist gut. Nochmals Danke + Gruss, lupin
 

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