Das schwerste Klavierstück

Übrigens zu Langs "Träumerei": Ich denke, dass das ganz offensichtlich ein PR-Trick nach dem Schema "Mann beißt Hund" ist. Auf die Frage nach dem schwierigsten Stück erwartet natürlich jeder, dass jetzt "Scarbo" o. ä. als Antwort kommt, aber nein (surprise, surprise), es kommt ein Werk, das jeder Amateur kennt und schon mal gespielt hat.

PR-Trick ist vielleicht ein bißchen hart, aber auf jeden Fall spricht LangLang einen wichtigen Punkt an: auch technisch "einfache" Stücke können gewaltige Anforderungen an den Spieler stellen.
 
PR-Trick ist vielleicht ein bißchen hart, aber auf jeden Fall spricht LangLang einen wichtigen Punkt an: auch technisch "einfache" Stücke können gewaltige Anforderungen an den Spieler stellen.

Ja, schade nur, dass die meisten Leute - ich rede jetzt vom gewöhnlichen Hobby-Klavierspieler- das nicht verstehen. Die sind dann einfach verwirrt oder halten sich selbst für den Klavierkönig, weil sie des Stück grad spielen oder was weiß ich was.
Was er gesagt hat ist ja schon richtig, aber dann soll er es auch so sagen, dass es jeder versteht.

Wiederum: Vielleicht hat ihn auch die Frage bisschen angenervt, und so hat er sich vielleicht nen Spaß draus gemacht, ne Antwort zu nennen, die richtig ist, aber gleichzeitig auf viele verwirrend wirkt:cool:
 
hallo,

also ich hatte das Thema hier - "schwierigstes" Klavierstück - im Sinne der manuellen Schwierigkeit verstanden (nebenbei ordnet der mal zitierte, mal belächelte Wolters mit seinen 15 Stufen nach überwiegend technischem Schwierigkeitsgrad). Innerhalb dieser spielt die Schumannsche Träumerei nun wirklich keine große Rolle.

freilich ist es nicht leicht, einige technisch unspektakuläre bzw. keine manuellen Hindernisse auftürmende Stücke gut zu spielen: da lassen sich nicht nur die Kinderszenen, sondern auch manches von Janacek, Bach, Mozart usw usw nennen.

im Fall von "manuell schwierigst" wurden hier ein paar Vorschläge genannt (letztlich für die Ausführenden auch eine Art Geschmackssache, sodass man nie ein spezielles Stück auf den Thron der schwierigsten Schwierigkeit wird setzen können)

im Fall von "musikalisch/interpretatorisch schwierig" kann beides vorkommen, also in beiderlei Sinn schwierig (z.B. Goldberg-Variationen, Diabelli-Variationen, op.111 u.a.) sowie "schwierig ohne virtuoses Brimborium" :) (z.B. Kinderszenen, auf verwchsenem Pfad u.a.)

Gruß, Rolf
 
Hallo Rolf,
ich habe Deine Beiträge bezüglich der Ondine gelesen, habe das Stück bis zur un peu plus lent-Stelle auch recht gut im Griff, aber dann. .. . kannst du mir einen Tip geben, wie ich die septolen gegen sextolen üben könnte, wie ich zählen muss, welche Noten links u. rechts zusammen kommen? Eine wirklich heikle Stelle in diesem wunderschönen Stück!
Liebe Grüße

susu
 
bis zur un peu plus lent-Stelle auch recht gut im Griff, aber dann. ..

hallo,

kann ich gut verstehen :) - - - übrigens KLASSE. dass Du offenbar die Doppelgriffkaskaden kannst: die sind auch nicht gerade leicht... kannst Du das alles (bis zu "un peu plus lent") mit Achtel = 120 bzw schneller?

vorab aber mal:
die Frage "Septolen gegen sonstwas" ist sinnlos! die werden sich automatisch ohne nachzudenken spielen lassen (vgl. den Beginn der letzten von 32 c-Moll Variationen von Beethoven)
- man muss die Hände einzeln im Tempo können, und das ohne irgendwas optisch zu fixieren (ich will nicht sagen total blind, aber eben ohne genaues hinschauen)
- die r.H. ist leichter (schematischer, nur Oktavlagenwechsel, dabei schematisch Griffe mit 2 innerhalb der Oktave und mit 3 - - bei den "verrückten Fingersätzen" ist die Oberstimme dieser Stelle gezeigt)
- die l.H. erfordert ein paar "Sondermaßnahmen, für die man etwas Mut braucht
- die Harmonik (moll 9 wechselt mit Dur 7 9 ab) muss klar sein

erst einzeln schnell (und das können!)

dann Stationen mit beiden Händen (Fermate auf jedem Achtel!!)

später kann mans auch langsam und sogar ohne nachdenken 6 gegen 7 und ähnliches gleichmäßig - - aber auf gar keinen Fall irgendwelche nutzlosen Details wie "hier 2 zu 3, danach simultan": das hindert nur am schnellen spielen!!!

Gruß, Rolf
 
Hallo Rolf,

vielen Dank für Deinen Tipp, ja ich denke, mit "mathematischen Berechnungen" komme ich an dieser Stelle nicht weiter.

Liebe Grüße

susu
 
Wie wärs mit der Etüde von Ligeti Nummer 1?
http://www.youtube.com/watch?v=qj9QlWltv8s
Ich hab sie gestern in Literaturkunde kennengelernt.
Meine Lehrerin hält sie für eine der schwersten Etüden, die es gibt.
Der Pianist spielt beidhändig die ganze Zeit akzentuierte Oktaven, zwischen denen Pianissimo-Linien gespielt werden.
Zuerst läuft das parallel, dann haben die Hände die Oktaven versetzt.
Man kann das Stück zweistimmig hören und völlig davon abkommen, was der Pianist mit den Händen macht - man hört ein leises Gemurmel an wilden Läufen und dazwischen eingeworfene Oktaven.
 
Es gibt da noch so ne weitere wahnwitzige Etüde von Ligeti: Coloana infinita (Nr. 14). Wird wohl leider ziemlich selten gespielt..

Ligeti schrieb sie basierend auf der gleichnamigen Skulptur des Rumänen Constantin Brâncuşi: http://en.wikipedia.org/wiki/The_Endless_Column

Die "unendliche Säule" ist eine Skulptur des rumänischen Künstlers Constantin Brâncuşi. Obwohl sie nur 30m hoch ist, sieht sie durch ihre Formgebung aus der Perspektive des Betrachters so aus, als rage sie bis in den Himmel hinein.

Die gleiche Illusion erzeugt György Ligeti in seiner 14. Klavieretüde. Er schichtet kleine melodische Versatzstücke so aufeinander, dass der Eindruck entsteht, die Melodie steige über Minuten hinweig an. In Wirklichkeit tritt sie aber auf der Stelle. Dies tut sie aber mit einer solchen Hast und Agressivität, dass man kaum glauben kann, dass es nicht vorangeht...
Quelle: http://www.sound-library.net/shop/de_DE/products/catalogs/7/1000201/1660899/1260878/show,231607.html

Unter dem gleichen Link findet man auch eine Aufnahme (Lautsprecher-Symbol). Als ich sie das erste mal hörte, hab ich es nicht für möglich gehalten, dass man so etwas auf dem Klavier spielen kann. Leider hab ich noch nirgends ein Video gefunden, in dem das Stück mal aufgeführt wird...
 
Danke für diese Infos, Pitt!!

Ich höre die Etüde jetzt ganz anders. Wirklich interessant, was sich Komponisten so alles einfallen lassen :)

(Ich würde übrigens nicht zu Idil Biret, sondern Pierre-Laurent Aimard raten)

lg marcus
 

Ich glaube das empfindet jeder anders. Manchem grausts vielleciht vorm tempo, anderen vor der Länge, wieder ein anderer greift nicht gerne über...
 
hallo,
noch ein kleiner Nachtrag zu Tausigs Transkription des Wagnerschen Walkürenritts: ich stimme klavigen zu - irgendwie mangelt es dieser sehr virtuosen und enorm schwierigen Transkription an einer wesentlichen Qualität der Vorlage: sie verfügt über keine wirklich massive Klangwucht.
Hier versucht man den Walkürenritt mit 8 Flügeln überzeugend darzustellen :)

http://www.youtube.com/watch?v=EQd2pse-psU

Mir sagt es auch in dieser Version nicht wirklich zu, muss ich zugeben. Ich denke, es ist einfach nicht für das Klavier gemacht.

lg marcus
 

...zu den Grenzen der Religionsfreiheit sind beide Orgelversionen aufschlußreich, wird doch auf der meist in Gotteshäusern aufgestellten Königi der Instrumente heidnisch-dämonischer Spuk (igitt, Walküren... auch noch reitend, statt himmlischem Paradies nur das rusikal saufende Walhall-Ambiente im Kopf) beschworen... man bedenke, was für verfängliches Zeug die marzialischen Damen singen:
-- das ist aus dem Textbuch der Walküre, dritter Aufzug erste Szene: Walkürenritt!!!
...und das auf der Kirchenorgel... ...
:D:D:D
 

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